Eigentlich sind Theorie und Praxis gar keine Gegensätze, wie Manche finden, sondern bloß zwei Seiten der gleichen Medaille, die sich hilfreich ergänzen.
Aber gut, die Leute wollen es praktisch und ready-made, und da ich per PN gefragt wurde, wie man mit dem
Mason Single Strand Steel umgeht, machen wir es also weitgehend praktisch:
Das Zeug ist eine Stahl-Chrom-Nickel-Legierung und daher flexibel, hat aber nicht den Memory-Effekt von Titan. Das bedeutet in der Praxis, dass es etwas knickanfälliger ist als Titan, aber kleinere Knicks lassen sich, wenn durch zwei Finger gezogen, regelrecht "ausbügeln". Zudem ist das Quetschen unkritischer als mit Titan.
Persönlich bevorzuge ich bei meinen Vorfächern eine Länge von mindestens 30cm (ohne Wirbel und Snap gemessen), so dass die Drahtlänge mit etwa 37cm bemessen werden muss, da auf beiden Seiten zwei Quetschhülsen kaskadiert werden.
Die Materialeigenschaften bedeuten auch, dass man die Ösen mit einer Spitz-Rundzange aus dem Elektronik-Handel sorgfältig vorbiegen muss; ein scharfer Knick im Bogen der Biegung zieht sofortigen Materialbruch nach sich.
Verwendet werden
Daiwa Prorex-Quetschhülsen im Format von
1,04mm Innendurchmesser, um die Sichtigkeit möglichst gering zu halten, jeweils zwei Quetschhülsen auf jeder Seite.
Also muss die Öse schlank ausfallen, damit der Draht unterhalb der Öse ganz durch die Hülse geht. Dazu die Öse mit der dünnen Spitze der Zange biegen. Eventuell die beiden Drahtenden mit einer Flachzange ohne Gewalt noch ein Stück aus der Hülse herausziehen, damit die Öse nicht zu lang ausfällt. Die Länge der Biegung sollte ungefähr 3,5cm betragen, damit beide Hülsen gut draufgehen, aber das hat man schnell im Gefühl.
Ich empfehle eine Quetschzange von
Zeck, das ist im "preiswerten" Bereich die derzeit beste.
Darauf achten, dass sich die beiden Drahtenden in der Quetschhülse nicht überkreuzen. Falls das geschehen ist, durch eine Drehung um 180° die Überkreuzung rückgängig machen. Passiert aber nur bei der ersten Hülse, da also genauer hingucken.
Fest zudrücken, bis man merkt, dass die Zangengriffe anfangen, etwas nachzufedern, dann stimmt der Andruck. Fertig gequescht mit zwei Hülsen und einem
Gamakatsu Hyper Swivel mit
133kg Tragkraft bestückt, siehe das so aus:
Falls die beiden Hülsen nach dem Quetschen nicht ganz "nahtlos" zueinander liegen sollten, kann man das mit einer Flachzange leicht korrigieren.
Das überstehende Drahtende abkneifen, auf dem Bild schon geschehen.
Knipex rulez für solche Angelegenheiten, Schrottwerkzeug lohnt sich nicht und wird auch hier teuer unterm Strich.
Abschließend die Hülsen mit einem auf etwa 3cm zugeschnittenen Stück Schrumpfschlauch überziehen, am besten eignet sich einer vom 1mm Innendurchmesser und einer Schrumpfungsrate von 2:1 (
Conrad), der sitzt lückenlos auf dem Draht. Dito auf der anderen Seite, hier passt ein
Stay Lock mit
200lbs Tragkraft.
Einer mit
250lbs Tragkraft wäre zwar mechanisch etwas günstiger angesichts der hier in Frage stehenden Wurfgewichte, ist aber schon so dickdrähtig, dass es bei Kälte oder häufigem Köderwechsel ziemlich unangenehm wird. Besser ist es daher, eine Nummer leichter zu wählen und im Zweifelsfalle einfach öfter auszuwechseln. Kostet ein bisschen mehr, aber der Betrag wird sicherlich noch drin sein, ohne einen in den Ruin zu treiben. Sicherheit geht auch hier vor.
Das finale Resultat sieht dann so aus:
Drahtstärke, wie gesagt, lediglich rund
0,50 mm, wohlgemerkt an einer Combo, mit der bis zu 300g geworfen werden. Nicht schlecht, nicht wahr? Man vergleiche das mit den Drahtstärken von Titan, eindrähtig und mehrdrähtig, oder mit mehrdrähtigem Stahl gleicher Tragkraft. Da werden dann deutlich dickere Quetschhülsen nötig und somit auch deutlich dickere Schlumpfschläuche und aus ist es mit der geringstmöglichen Sichtigkeit. Gibt Gewässer, wo solche Details eine signifikante Rolle spielen. Knoten lässt sich das Mason-Material übrigens nicht.
Soviel in aller Kürze zum Zusammenspiel zwischen Theorie und Praxis.