Ich möchte gern mal meine Perspektive reingeben, nachdem ich die sechs Seiten Thread gelesen habe und noch nichts Ähnliches vorkam:
Ich kaufe Softbaits, Hardbaits und Ruten (und manchmal Rollen) sehr sehr häufig gebraucht. Das funktioniert als Sparmaßnahme ganz sicher nicht für jede Angelei. Wenn man z. B. wenig experimentiert und auf bestimmte Ködermarken bzw. -modelle angewiesen ist, zahlt man je nach aktueller Beliebtheit, Sammelwert etc. gebraucht manchmal sogar drauf. Dieses Problem betrifft mich aber nicht, da ich mich (bis auf konkrete Rollenhersteller) gänzlich von dauerhafter Bevorzugung bestimmter Marken freigemacht habe und im Angelsektor nie nur ein Produkt einer einzigen Firma den jeweiligen Zweck erfüllt.
Meine Überlegung beginnt immer bei einer spezifischen "Aufgabe" oder Angelsituation, die ich mir entweder theoretisch abgeleitet habe (im Sinne von Gedankengängen wie "eigentlich müsste doch in Bereich XY unter Randbedingungen XZ Methode XX funktionieren") oder ich habe am Wasser zufällige Beobachtungen gemacht und daraus gelernt. Generell machen solche Aha-Momente und neue Erfahrungen zum Fischverhalten einen Großteil meiner Angelfreude aus. Frei nach dem Motto: "Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert!"
Natürlich fange ich auch gern weitere ü40er-Barsche (und würde mich über einen ersten ü50er an einem umliegenden Gewässer unheimlich freuen). Allerdings ist der Reiz für mich größer, es auf andere Methoden, an anderen Stellen und auf andere Fischarten zu versuchen als zuvor. Mich langweilt die dauerhafte Wiederholung allzu häufig durchexerzierter Angelei. Verzeiht die ausufernde Einleitung, aber ohne sie erschließt sich die Vorgehensweise nicht.
Aktuell bzw. seit zwei Saisons habe ich beispielsweise erkannt wie erfolgreich konkrete Topwatertechniken unter bestimmten Bedingungen an einem meiner Gewässer funktionieren. Vorher von mir als reine Spaßangelei im Sommer angesehen, weil die Bisse so schön zu beobachten sind, war ich noch nicht spezifisch darauf ausgerichtet, tatsächlich länger über den Saisonverlauf gezielt auf diese Weise zu angeln. Doch auf die Erkenntnis folgte die Tat und ich habe mit meinem vorhandenen Tackle herausgefunden, welche Eigenschaften Rute und Vorfach und Köder für mich haben müssen, damit die resultierende Angelei so fängig wie möglich ist. Auffällig war für mich bereits im Frühjahr, dass die Zielfische massiv Bewegung mit Durchbrechen der Wasseroberfläche wollten, das jedoch auf engstem Raum. Also mussten Köder her, die stark ausbrechen und dabei gleichzeitig maximal bremsen, damit sie sehr lange in der strike zone geführt werden können. Für mich ließ sich das nach einigen Versuchen nur mit sehr schneller Rückstellgeschwindigkeit der Rute über mehrere Stunden am Stück realisieren und natürlich bedingt das Beuteschema konkrete Ködergrößen und -gewichte, weswegen nur bestimmte Rutenklassen infrage kommen.
Zu allen diesen Themen habe ich mich im Forum (nicht beim Händler) beraten lassen sowie bestehende Threads durchgelesen und da dort meistens zig Ideen und Sichtweisen geschildert werden, kommen auch zig Ruten und Köder für den Einsatz infrage. Es sind immer Nischenprodukte dabei oder wenig gehypte bzw. wenig bekannte Sachen, die man aufgrund Desinteresses oder verlorengegangenen Interesses der Massen günstig gebraucht kaufen kann. Wichtiger als viel Kohle zu investieren erscheint mir die Investition von viel Hirnschmalz, um mit kleinen Tweaks den Köderlauf zu optimieren, sein Setup ideal abzustimmen und zur richtigen Zeit am richtigen Ort einen passenden Lure passend zu präsentieren. Die nächste Stufe in Sachen Spezialisierung ist Köderbau. Das mache ich viel mit Softbaits, jedoch noch wenig mit Hardbaits. Gewichtstuning bringt da aber auch schon viel. Mein Hobby im Hobby bleibt vorerst Rollenpflege (spart sehr viel Geld) sowie Rutenreparatur und -optimierung. So habe ich aus einer für 20€ aufgekauften Bruchrute meine derzeit optimalste Topwaterrute im Stall gemacht und mit dieser meinen ersten Popper-Barsch über 40cm gefangen. Ich liebe es eben einfach, wenn ein selbstentworfener Plan funktioniert.
Nachtrag: Die wichtigste Ressource nachhaltig erfolgreicher Angelei ist wohl Zeit und auch Zeit wird weiterhin teurer. Dagegen habe ich leider noch keine Strategie und kein Workaround gefunden.