News Streetfishing und Buhnenangeln: Ultralight vs. Ultraheavy in NL


Nachdem ich im Januar das erste Mal meinen anglerischen Fuß in die Niederlande setzte (siehe Amsterdam Streetfishing Kantikalen Thread), war es anglerisch bereits um mich geschehen. Kein Monat verging, ohne dass ich nicht an diese Stadt und ihren Fischreichtum denken musste. Dazu waren die vier Tage mit Pikehead einfach zu geil gewesen. So kam es auch, dass ich zum Saisonstart nach der Schonzeit für drei Tage und im September nochmals für kurze Zeit dieser wunderbaren Stadt einen Besuch abstattete. Sicherlich ist Amsterdam nicht als ausgemachtes Großzanderrevier bekannt und jeder, der schon mal dort zum Fischen war, weiß, was für Unmengen 35er Minivampirchen sich dort herumtreiben. Letztendlich entwickelte sich für mich der Spaß an der extremen Kurzweiligkeit des Angelns und zudem ein Aufkommen an dickeren Barschen, wovon wir im Februar damals nicht zu träumen wagten.

Der Sucht nachgebend, entschloss ich mich am Anfang dieses Monats den Niederlanden noch ein letztes Mal für dieses Jahr ein wenig meiner dem Fisch vorbestimmten Zeit zu widmen. Nachdem leider ein paar Kollegen von meiner Planung abgesprungen waren, und ich drauf und dran war den fünftägigen Trip auch alleine anzutreten, gesellte sich kurzfristig doch noch mein Heidelberger Homie hinzu. Skipper, der hier leise nur der Knackwurstbarbenpapst genannt wird, war im Finessebereich zu diesem Zeitpunkt noch ein ausgemachter Rookie. Die Zahl seiner gejiggten Fische war schlichtweg übersichtlich. Ohne mich selbst als promovierten Raubfischexperten zu sehen, war es mir dennoch eine Freude, ihm den Spaß am feinen Gummi mit meinen bescheidenen Erfahrungen näher zu bringen. Schnell hatten wir ein strategisch gut gelegenes und bezahlbares Hotel gefunden, das Flixbus Ticket geordert, das Rutentransportrohrarsenal erweitert und bei CAMO glücklich machendes Weichplastik bestellt. Kurzum, die letzten Tage vor der Abreise waren die Hölle. Ich konnte keinen geraden Gedanken mehr fassen, war geistig schon lange 470 km im Nordwesten und an durchgehenden Schlaf war sowieso nicht mehr zu denken. Fisch, Fisch, Fisch. Die körperlichen und psychischen Symptome beim Anstehen von Mehrtägern dürfen weitestgehend bekannt sein.

Im Nachhinein war dies gar nicht schlecht, da ich die 7 Stunden Busfahrt komplett durchschlief. Und als uns in Amsterdam Sloterdijk morgens um 9 die Sonne anlachte, waren wir fit und ausgeschlafen. Schnell hatten wir unsere gefühlten 35 kg Tackle und 2 kg Klamotten im Luggage Store Room des Hotels verstaut und uns die Rüstung der Straßenangler (Bauchgurt, Kescher, Rute) angelegt. Es konnte also losgehen und schon kurze Zeit später machten wir bei chilligen 16 Grad in der Sonne die ersten Brücken unsicher. Als Setup fischte ich in der Stadt meine neue Majorcraft Ajing aus der Firstcast Serie, welche ich mit einer 2000er Rolle und 10er Braid paarte. Während die absolute Mehrheit der Locals das Dropshotten gewissermaßen heiliggesprochen hat, kam es natürlich auch bei uns viel zum Einsatz. Allerdings bin ich auch ein großer Freund des aktiveren, schnelleren und aggressiveren Fischens und dementsprechend war es meinerseits auch vorgesehen viel Hardbaits und klassische Jigs zu fischen. Gerade die Abend- und Nachtstunden wollten wir uns zum Jiggen und Wobblern vorbehalten und den tagsüber inaktiveren Zettis mit geschleiftem Dropshot und eben Hardbaits auf die Pelle zu rücken.

Der erste Tag lief leider etwas sehr gemütlich an. Keine erhofften Tockorgien, keine kochenden Baitballs an der Oberfläche und keine Möwenschwärme beim Feeding Frenzy. Ja, auch hier wollen gute Fische erst mal erarbeitet werden. Nach den ersten vier Brücken erreichten wir eine der vielen äußerst unzugänglichen Brücken im Zentrum. Diese kann man zwar mit einem 6m Spuntwand- oder Teleskopkescher befischen, wir waren allerdings auf einen Watkescher, unsere Stadtkletterskills und den unbändigen Willen reduziert. Normalerweise lassen wir „nicht fischbare“ Stellen dann aus, schlichtweg aus der Vernunft heraus. Aber auch wir sind Menschen und machen manchmal nicht alles richtig. Oder doch? Dieses Mal stand genau unter der Brücke ein Baustellenboot, welches mit Sanierungsarbeiten beschäftigt war. Leider viel zu geil zum Vorbeilaufen. Genau in dem 2 m breiten Spalt zwischen Boot und dem Brückenpfeiler ließ ich also meinen Shad am 5 Gramm Köpfchen absinken. Doch er kam nicht mal zum Grund, also Anschlag und direkt Vollkrümmung am Stöckchen. Der Fisch zog unmittelbar aus dem Mittelwasser in Richtung Grund, wovon ich ihn auch nicht abhielt. (Kleine Anmerkung für den nicht ortskundigen: Die Grachten im Zentrum sind alle zwischen 1,50 und 4 Metern tief). Der erste erwartete gute Fisch entpuppte sich als ein schöner, fetter Stadtbarsch. Allerdings geschah das nicht in einem Traum der letzten Wochen, sondern dies war die reale Gegenwart und genauso real hing er nun knapp 3 Meter unter mir im Wasser. Ich wollte den ersten guten Fisch des Tripps keinesfalls verlieren und auf gut Glück hochheben stand daher nicht im Ansatz zur Debatte. Also übergaben wir uns die Rute am Brückengeländer, entlang der Straßenlaternen und der Litfaßsäule und erreichten so zu zweit einen Bereich, wo man dem Fisch etwas näher war und die Wand weniger steil war. Mit dem angeblich sichersten Griff der Welt (Hand hält sich am Unterarm von Skipper fest und er auf gleiche Weise meinen) seilte ich also meinen lebendigen Teleskopkescher die Schräge ab und nachdem dieser sicher eingenetzt hatte, hob ich ihn mitsamt Fisch wieder hoch. Muss ganz schön spektakulär ausgesehen haben. Jedenfalls fanden wir uns plötzlich mit dem Barsch in der Hand im Blitzlichtgewitter einer asiatischen Reisegruppe, der das Spektakel nicht entgangen war. Schnell gemessen, abgelichtet und auf gleiche Weise wieder ins Nass befördert. Obergeil.

 

Dieser 42er kam auf einen Reins Bubbleshad in grau-beigen Farbton und einer manuell aufgetragenen Schicht Megastrike Squid. „Do you release it?“ „Yes, we do.“
Dieser 42er kam auf einen Reins Bubbleshad in grau-beigen Farbton und einer manuell aufgetragenen Schicht Megastrike Squid. „Do you release it?“ „Yes, we do.“

 

Mit einem guten Fisch Schneiderhausen hinter uns gelassen, ließ es sich doch recht angenehm weiter fischen und nach ein paar Kleinbarschen und ganz vorsichtigen „Ticks“ beendeten wir vorab das Angeln in der Mittagssonne. Im weiteren Verlauf des Tages besorgten wir uns Fahrräder, gingen Nahrungsmittel für die kommenden Tage einkaufen, richteten unserer Tacklewerkstatt im Zimmer ein, knoddelten (süd-west-dt. Fachbegriff für „Binden“) Riggs und studierten ein wenig Google Earth. Nachdem der Plan für die kommenden Tage stand, dämmerte es langsam und wir widmeten uns nachts nochmal den Zettis. Die Riesen waren zwar nicht dabei aber wenigstens wurden aus den Ticks mittlerweile saftige Bisse und so konnte jeder seine ersten kleinen Amsterdam-Zettis fangen. Ob wir vor oder unter den Brücken fischten, spielte keine Rolle. Allerdings waren Stellen in kräftigem Lampenschein erstaunlicherweise fischiger. Nach kurzer Zeit war allerdings klar, dass heute U40 Party war und wir beschlossen, das Feld zu räumen. Auch mehrfache Spotwechsel brachten keine Änderung.

 

UV aktive schnell gejiggte Gummis (ES Green Pumpkin) brachten die meisten Bisse.
UV aktive schnell gejiggte Gummis (ES Green Pumpkin) brachten die meisten Bisse.
Doch auch langsam geschleifte DS Riggs kamen zum Erfolg. Ködergröße und Farbe (4“ Ayu) war an diesem Abend scheinbar irrelevant.
Doch auch langsam geschleifte DS Riggs kamen zum Erfolg. Ködergröße und Farbe (4“ Ayu) war an diesem Abend scheinbar irrelevant.

 

Am zweiten Tag begingen wir zunächst zwei mir bekannte Zanderstellen. Allerdings schienen die Gesellen den Tag mal wieder etwas verhalten zu beginnen und nach ein paar vorsichtigen Zubblern kam dann endlich ein vernünftiger Einschlag. Am Ultralightgerät natürlich Freude pur; die leicht gehobene Amsterdamer Standardgröße.

 

Der Werftpier am Hotelschiff. Ein Klassiker, der erstaunlicherweise trotz massiver Befischung wirklich immer geht.
Der Werftpier am Hotelschiff. Ein Klassiker, der erstaunlicherweise trotz massiver Befischung wirklich immer geht.

 

Trotz des Fisches blieben weitere Bisse erst mal aus und so entschieden wir, uns wieder dem Barsch zu widmen. Immer noch im Norden der Stadt unterwegs, fuhren wir eine Brücke an, wo die Strömung leicht in das offene Ij floss. Skipper fing auf den ersten Wurf mit seinem Minnow gleich einen Barsch.

 

Dies sollte nicht sein letzter gecrancte Streifer der Tour sein.
Dies sollte nicht sein letzter gecrancte Streifer der Tour sein.

 

„Simon, da waren mindestens drei fette Schatten hinterher! Komm ran, der Sport brennt!“ Wer kann da noch stillhalten? Eigentlich war ich im Begriff die Steinpackung neben der Brücke zu befischen, gesellte mich dann doch recht zackig zu Skipper. Angelplatz klauen unter Freunden? Ehrensache! Und so bekam ich auf einen 3“ Pintail nur wenige Zeit später auch einen Biss. Was nun passierte muss ich wirklich konzentriert wiedergeben, da sich die Ereignisse, wie so oft beim Fischen, überschlugen. Das Drillverhalten des Fisches war sehr komisch und steuerte sehr zielstrebig eine Richtung, also die Spuntwand zu meinen Füßen, an. Was sich kurz darauf an der Oberfläche zeigte, war meine erste mit Gummi gejiggte Flunder! Doch nicht nur das, denn sie wurde verfolgt von vier abartig großen Barschen. Ich hielt die Flunder im Wasser und brüllte den etwas überrumpelten neben mir stehenden Skipper an. Das muss in etwa so geklungen haben: „MAAAAAAN, SCHNEEEEEELL, wirf rein, wirf rein, mach schnell, wirf rein! Schneller, wirf dein scheiss Gummi da rein jetzt!!“

Trotz meines gestörten Gebrülls verstand Skipper mein ernsthaftes Anliegen (nach wie vor meinen dicksten Respekt, bei so unkontrolliertem Gebrüll so gut zu reagieren, Alter!). Er ließ seinen G Tail Saturn am DS einfach nur langsam einen halben Meter ab und BAMMMM, schon waren wir im Doppeldrill. Ich kescherte schnell meine Flunder und kurz danach diesen Trumm von Barsch…

 

Bildunterschrift Kuriosität beim Jiggen. Gleichzeitiger Indiz für die hohe Salinität des Ij.
Kuriosität beim Jiggen. Gleichzeitiger Indiz für die hohe Salinität des Ij.
Auf die Hektik folgt die Freude. Skippers zu diesem Zeitpunkt größter Streifenträger und gleichzeitig erste Fisch auf Dropshot. Nicht klassisch gedropshotted, aber immerhin auf Dropshot!
Auf die Hektik folgt die Freude. Skippers zu diesem Zeitpunkt größter Streifenträger und gleichzeitig erste Fisch auf Dropshot. Nicht klassisch gedropshotted, aber immerhin auf Dropshot!

 

Wir fischten noch weiter und erwischten noch ein paar dreißiger, während das Adrenalin langsam nachließ. Mittlerweile war es Nachmittag, also Pause mit Kibbeling und Kaffee am Lieblingsfischstand. Der war dringend nötig und wir brauchten einen kleinen Moment, um das zu verarbeiten. Arschgeil, genau so muss es laufen!

 

Bei dem Fischstand dieses Päarchens bin ich mittlerweile Stammgast. Garnelenkroketten und Kibbeling spezial. Neben Kammschuppern ein weiterer Grund ständig hierher zu fahren.
Bei dem Fischstand dieses Päarchens bin ich mittlerweile Stammgast. Garnelenkroketten und Kibbeling spezial. Neben Kammschuppern ein weiterer Grund ständig hierher zu fahren.

 

Was uns anschließend unterlief, bezeichne ich mit einem leichten Schmunzeln gerne als Anfängerfehler. Hatten wir uns doch fest vorgenommen immer nur bis um drei, maximal vier Uhr zu fischen, dann eine lange Pause zu machen um später konzentriert in der Dunkelheit zu fischen. Jedoch siegte die Fischgeilheit wieder und wir schauten uns neue Spots an und fischten und fischten…. Allerdings ging da nur noch recht wenig. Zumal wir tatsächlich noch ne dicke Radtour einbauten. Fisch gab‘s zwar weniger aber durchaus ein paar Fotos von alternative Vorstellungen in der Definition von Urbanität und alternativen „Siedlungsformen“. Als die heiße Zetti-Phase begann, waren wir dann doch etwas platt (wir fuhren laut Routes durschnittlich 27 km pro Tag Fahrrad). Folglich waren wir auch unkonzentriert und schlichtweg zu dünn angezogen. So beschlossen wir nichts zu erzwingen, nichts zu riskieren und beendeten den Abend bei Ziegenkäse, Feigen und Pils und ein paar Videos von Willem Romeijn auf Youtube im Hotelzimmer.

 

Wohnen auf dem Wasser. Suburbane Lebensformen in farbenfroher Ausführung. Autobahnanschluss und Zugang zum fließenden Wasser inclusive.
Wohnen auf dem Wasser. Suburbane Lebensformen in farbenfroher Ausführung. Autobahnanschluss und Zugang zum fließenden Wasser inclusive.

 

Am nächsten Tag wollte ich unbedingt meinen kleinen Wunsch im Hinterkopf erfüllen und endlich meine ersten holländischen Buhnen zu befischen. Zu früher Stunde setzte ich mich aufs Rad, und heizte mit allem was der Bock hergab durch die Straßen Richtung Centraal Station. Irgendwie komisch, im November schon durch Weihnachtsschmuck in den Straßen zu fahren. Egal, ich interpretierte es einfach als meinen mir gewidmeten, dekorierten Weg in einen glorreichen Tag. Für das Fahrrad buchte ich ein extra Zugticket, holte mir noch ne Frikandel und nen O-saft und schon saß ich im Zug. Etwa eine Stunde später kam ich an und bestieg erneut mein Rad. Nach wenigen Fahrminuten, das Zittern meiner Hände übertrug sich sichtlich auf meinen Fahrstil, erklomm ich den Deich und da lag es vor mir: Ein traumhaftes Buhnenfeld mit Wirbeln, Rückströmungen und allem was man sich vorstellen kann!

 

Buhnen, so weit das Auge reicht!
Buhnen, so weit das Auge reicht!

 

Schnell hatte ich meine leichtere Rute montiert, stiefelte auf die erste Buhne und warf voller Optimismus meinen Noikie Spoon Tail am 14 gr Kopf an die Strömungskante. Grundkontakt: Fehlanzeige! Also rausgekurbelt, 18 gr Kopf druff und das Spiel erneut gespielt. Immer noch kein Grundkontakt. Alles klar, ich montierte die 30 gr Rute (ich hatte aufgrund der begrenzten Gepäckmöglichkeiten nur eine Reiserute dabei), die ich mit einer 2500er Daiwa mit 10er WFT Strong paarte. Diesmal klappte es, ich hatte mit 28 Gramm endlich Grundkontakt und endlich konnte ich anfangen vernünftig zu fischen! Allerdings kam die Enttäuschung doch recht bald wieder hoch. So geil hier alles aussah, ich bekam einfach keinen einzigen Biss. Carolina, Dropshot und Jig wurden komplett ignoriert. Auch auf meine andere Rute, an der ich zwischenzeitlich mit Hardbaits einen Rapfen oder Ähnliches zu fangen versuchte, bekam ich keine Aktion. So langsam hatte ich erste Zweifel, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte. Zumal aus Amsterdam die Fangmeldung von drei 40 Plus Barsche von Skipper eintrudelte…

Ich entschloss mich kurzerhand Mittagspause zu machten, futtert mein Ziegenkäsesandwich mit Apfel, trank einen Schluck und genoss zumindest die Sonne, die sich in ganzer Herrlichkeit zeigte. War vielleicht sie an meinem Misserfolg schuld? Ich verließ die Buhne und lief flussaufwärts bis ich zwei Gestalten auf der nächsten Buhne entdeckte. Der eine hielt nen Kescher abwartend in der Hand, während der andere mit der Rute in Vollkrümmung an der Buhnenspitze stand. Ich näherte mich, grüßte und als ich sah, dass sie einen Wels im Drill hatten bot ich ihnen auf Englisch meinen Landehandschuh an. „Wir können auch gerne Deutsch sprechen“, sagte Martin.

 

Anders schleimiger Kumpel stieg auf nen MB Stint ein und war der erste nicht Zander ihrer gesamten Tour.
Anders schleimiger Kumpel stieg auf nen MB Stint ein und war der erste nicht Zander ihrer gesamten Tour.

 

Nach kurzem Foto wurde der Wels released und wir kamen ins Gespräch. Martin (Barschalarmer aka. Martinez) und sein Kumpel Andre waren zum Buhnenfischen ein paar Tage in den Niederlanden unterwegs. Wir verstanden uns auf Anhieb und es stellte sich heraus, dass auch sie das erste Mal hier seien und der Waller quasi der erste Fischkontakt nach Stunden war. Also machte ich offensichtlich doch nicht alles falsch. Auch sagten sie mir, dass sie ebenfalls mit 24-28 gr Köpfchen fischen mussten, und sie derlei starke Strömung auch noch nicht erlebt hatten. Wir entschlossen uns, gemeinsam weiter zu angeln und die Stimmung war prächtig, als wir gegen Nachmittag die ersten Bisse verzeichnen konnten. An einer neuen Buhne lief die Rückströmung über einen flachen Steinhaufen und direkt dahinter ging es in ein tiefes Loch. Ich feuerte meinen braunen Gummi ins Flache und ließ ihn kontrolliert ins Tiefe hüpfen. Weite kam er jedoch nicht, denn beim dritten Absinken kam der Einschlag, den ich sofort mit dem Anhieb konterte. Da unten bockte etwas richtig wütend, allerdings mit nervösem Zittern und drückenden Fluchten dazwischen. Da ich in der Strömung bislang keinen Fisch gedrillt hatte, konnte ich es kaum einschätzen, was sich da am Spoon Tail vergriffen hatte. Allerdings war der Fisch mächtig energiegeladen und nahm mehrfach Schnur. Als dann rote Flossen und Streifen auftauchten und Andre mit dem ersten seriösen Kescherversuch einnetzte, entlud sich die Spannung mit lautem Jubelschrei! Was ne Murmel! Mein erster niederländischer Buhnenfisch!

 

Bildunterschrift 45 cm niederländisches Glück und gleichzeitig mein erster Fisch aus der Waal.
45 cm niederländisches Glück und gleichzeitig mein erster Fisch aus der Waal.

 

Scheinbar kamen die Fische mit zuziehendem Wetter und fortschreitender Stunde so langsam in Stimmung, den nun gab es minütlich Bisse und wir konnten die ersten kleineren Zettis verhaften. Die Stimmung war am Höhepunkt und Martin, Andre und ich waren in kurzer Zeit so richtig eingeschworen und zelebriertem Team Play auf hohem Niveau. Man tauschte Hängerlösetricks, fachsimpelte über Baits und half sich mit Jigköpfen aus. Im Laufe der Gespräche stellten wir auch fest, dass wir alle noch relativ unerfahren im Umgang mit Wobblern in der Nacht waren aber jeder schon erfolgreiche Gehversuche gemacht hatte. Als es dämmerte sagte Andre, dass er nun mit Wobbler angeln würde. Eine Minute später: „Fiiisch!“ Und da hing er auch schon. Unglaublich, wie gut das ging.

 

Der erste gewobbelte Zander des Abends.
Der erste gewobbelte Zander des Abends.

 

Kaum war der Fisch abgelichtet, war Martin an der Reihe. Er hatte sich für seinen ersten Fisch des Tages gleich ein besonders schickes Exemplar herausgesucht.

 

 Lange Zeit gewartet, hart geangelt und es hat sich gelohnt. Auch dieser Zander biss auf einen langsam geführten Wobbler an der Steinpackung.
Lange Zeit gewartet, hart geangelt und es hat sich gelohnt. Auch dieser Zander biss auf einen langsam geführten Wobbler an der Steinpackung.

 

Ich hatte nur einen Fehlbiss und gegen acht Uhr lösten wir unsere kleine Runde auf. Ich hatte noch eine Stunde Zeit bis zum Zug und entschloss mich noch ein paar Würfe in der Dunkelheit am Fähranleger zu machen. Dort lief die Rückströmung über die Betonrampen und eine einzelne Straßenlaterne beleuchtete sie. Ich warf entlang der Strömungskante aus und kurbelte meinen Wobbler im Zeitlupentempo entlang der Steinpackung. ZACK, Einschlag, Anhieb, kurzer Drill und voilá, auch ich hatte meinen ersten Hardbait-Zander. Scheinbar hatte ich den place-to-be gefunden, denn in den nächsten 20 Minuten fing ich drei weitere Zettis auf den Eigenbauwobbler eines Bekannten, der sich übrigens extremst über die Fangfotos freute.

 

Alle Zander hatten zwischen 45 und 60 cm und bissen auf ein und denselben Flachläufer im Peacock Bass Style. Für das Foto musste nur einer herhalten, alle anderen hakte ich im Wasser ab.
Alle Zander hatten zwischen 45 und 60 cm und bissen auf ein und denselben Flachläufer im Peacock Bass Style. Für das Foto musste nur einer herhalten, alle anderen hakte ich im Wasser ab.

 

Gegen elf Uhr war ich wieder im Hotel. Erschöpft vom langen Tag aber saumäßig glücklich!

Der nächste war zugleich unser letzter Tag und wir fischten unserer üblichen Spots und ein paar weitere Stellen ab, die die Tage schon Fisch gebracht hatten. Erster Fisch des Tages war ein 40er Barsch, der sich den vertikalten Sexy Impact nicht entgehen lassen wollte.

 

Eine langsame Köderführung, wie ich sie vom Renkenzubbeln her kenne, war an diesem Tag Trumpf!
Eine langsame Köderführung, wie ich sie vom Renkenzubbeln her kenne, war an diesem Tag Trumpf!

 

Auch Skipper konnte seinen ersten „besseren“ Zetti dropshotten und die Freude war ihm wirklich anzusehen.

 

 

Eine langsame Köderführung, wie ich sie vom Renkenzubbeln her kenne, war an diesem Tag Trumpf!  Skipper war ob des zerstörten Swing Impact-Schwänzchens zwar etwas traurig, konnte sich dank des schönen Tieres doch gut trösten.
Skipper war ob des zerstörten Swing Impact-Schwänzchens zwar etwas traurig, konnte sich dank des schönen Tieres doch gut trösten.

 

Es folgten die üblichen kleineren Großstadtvampire, ein paar Barsche im 30er-35er Format und noch ein 41er aber die Beissfrequenz liess, verglichen mit den ersten Tagen, allerdings deutlich nach.

 

Jigg und Dropshot fingen gleichermaßen gut am letzten Tag.
Jig und Dropshot fingen gleichermaßen gut am letzten Tag.

 

In der Nacht versuchte ich es hausnah erneut und konnte auch endlich meinen ersten 60er Stadtzander fangen. Klassisch gejiggt auf nen 6er Bubbleshad in Motoroil.

 

Einer der letzten Fische unseres Tripps und auch gleichzeitig einer meiner schönsten Gelungener Abschluss!
Einer der letzten Fische unseres Tripps und auch gleichzeitig einer meiner schönsten Gelungener Abschluss!

 

Wieso ich erst nach Jahrzehnten im Angeln auf den Geschmack gekommen bin, ist mir bis jetzt noch unerklärlich. Fakt ist, dass mein erstes Jahr in den Niederlanden einen sehr prägenden Einfluss auf mich hat. Genauso sicher ist es, dass ich wiederkommen werde. Gerade die Flüsse und das tolle Uferangeln ist für unsere Verhältnisse einfach überragend. Auch wenn ich meine Wallis, Barben, Zander, Rapfen und Döbel in Heidelberg nicht missen will, ein paar Ausflüge pro Jahr in die Niederlande, tun der anglerischen Seel schon sehr gut. Absolut empfehlenswert!

Gerne hätte ich noch mehr Fotos hinzugepackt. Aus Respekt den anderen (vor allem lokalen) Streetern gegenüber, möchte ich diese jedoch nicht zeigen. Bitte habt dafür Verständnis.

Bedanken möchte ich mich noch bei den beiden Pike Police Officers Martin und Andre, mit denen ich einen tollen Tag an der Waal verbringen durfte. Auch Luiz aus dem Forum, der mir den Tipp gab, an die Waal zu fahren, bin ich sehr dankbar. Wir fahren dieses Jahr schon nochmal zusammen los ;) Und natürlich bedanke ich mich bei Skipper, der das DS so oft in Frage stellte und mit mir darüber diskutierte, bis er endlich Vertrauen schöpfte und anfing darauf zu fangen. Gerne wieder, mein Freund!

Allen anderen wünsche ich noch eine erfolgreiche Saison und nen tollen Jahresabschluss. Ich flieg dann mal ins Warme und lass von mir hören!

 

 

K
  • K
    kzeitel
  • 09.11.2016
Schöner Bericht, vielen Dank!
LG
Kai
Toller Bericht, hat sehr viel Spaß gemacht zu lesen!
Schöner Bericht...toll zu lesen
Ich werde wohl auch mal los müssen ;)
Kann mich den anderen nur anschließen. Sehr schöner Bericht der das Interesse an Holland weiter steigert.
Mega Simon! Hat riesen Spaß gemacht. Welch Zufall, unter der Woche jemanden aus DE an einer holländischen Buhne zu treffen, der dann auch noch BA'ler ist.

Den Drill gibt es übrigens bei YouTube, aufgenommen mit der GoPro :)

Darf man hier einen Link posten?

Tight Lines,
Martin
<3 fett!
P
  • P
    PM500X
  • 10.11.2016
Sehr schön geschriebener Bericht! Tolle Fotos, coole Jungs und schöne Fische. Läuft!
Super Bericht, macht richtig Bock auf NL! Bald sind wir wieder dort...
Sehr geiler Bericht ...
fesselt beim lesen und schöne Bilder.
Perfekt geschrieben! Macht echt Spaß den Bericht zu lesen. :)
konnte nicht aufhören zu lesen...
Sehr schöner Bericht. Danke dafür
Schöner Bericht!
Das Lesen hat richtig Spaß gemacht.
Man merkt, dass du dir viel Mühe gegeben hast.
Top!
Top Bericht, coole Nummer!
Dankeschön! Aktuell gibt's Großfisch in Südthailand. Wenn ich zurück bin, erfahrt ihr mehr ;) genießt die Räubersaison und dickes Petri euch allen. Grüße aus Koh Lipe
A