Prostaff-Shimano Soft-Twitching: Wobbeln auf die weiche Tour.


Heute möchte ich euch meine aktuelle Lieblings-Kombo zum Barsch-Twitchen vorstellen. Wer häufig auf dem Barsch-Alarm unterwegs ist oder meinen Facebook-Account verfolgt, hat mich in letzter Zeit viel mit einer weißen Rute hantieren gesehen. Dabei handelt es sich dann um eine Shimano Stradic. Und zwar die SSTR61L. Das 1,85 cm lange Modell hat ein Wurfgewicht von 3 bis 15 Gramm und eine schnelle Aktion mit einer relativ weichen Spitze.

Eine weiche Spitze zum Twitchen? Macht das Sinn? Schließlich sollen sich ja die Zupfer aus der Rutenspitze auf den Köder übertragen. Da wäre doch eine glasharte Aktion besser, oder? So habe ich das auch mal gesehen und die Köder brutal durchs Wasser gedroschen. An geflochtener Schnur. Mit null Dehnung. Das habe ich solange getan, bis ich vom Barsch-Twitchen einen Tennisarm bekam und den Orthopäden aufsuchen musste. Ich habe also sprichwörtlich getwitcht, bis der Arzt kam.

So konnte es nicht weitergehen. Anstatt das Wobbeln aufzugeben, habe ich erstmal etwas Druck herausgenommen und die Geflochtene durch Mono bzw. Fluorocarbon ersetzt. Und siehe da, das ging auch gut. Manchmal habe ich mit der sich dehnenden Klarsichtschnur sogar besser gefangen als die Kollegen mit Geflecht. Ob’s wirklich an der durchsichtigen Schnur lag? Oder doch an den abgepufferten Bewegungen des Köders? Vielleicht sind kurze Ausweichmanöver ja viel natürlicher als heftige Ausbrecher, in denen sich der Wobbler fast überschlägt vor lauter Panik. In jedem Fall aber reicht meistens die Andeutung einer Flucht schon aus, um den Schnappreflex beim Barsch auszulösen. Oft muss man auch so defensiv Wobbeln (kurze Bewegungen mit langen Pausen), dass es überhaupt keine Rolle spielt, ob die Rute nun superhart, mediumhart oder etwas weicher ist. Für den Spaß am Dauertwitchen hingegen schon. Da macht sich eine etwas weichere Rutenspitze besser.

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Darüber hinaus gibt’s auch im Drill Argumente für die weiche Rute. Die kurzen Barsch-Fights machen an der SSTR61L nicht nur mehr Spaß. Sie bringt auch mehr Barsch nach Hause UND sorgt dafür, dass sich die Barsche beim Kopfschütteln das Pergament im Maul nicht aufreißen.

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Die mit einem Arztbesuch eingeläutete Umstellung auf Puffer-Tackle, ist inzwischen mit vielen guten Argumenten pro „Softness“ angereichert. Und wenn man sich auf youtube mal Videos von jerkbait-twitchenden Basscracks anschaut, sieht man, dass die softe Wobbel-Nummer so exotisch gar nicht ist. Da werden die Hardbaits teilweise mit Glasfaser-Stöcken animiert. Monofile ist dabei soweiso der Standard. Und wenn ein defensiver Ansatz auf die aggressiven Schwarzbarsche funzt, mögen den unsere Fische auch. Das sehe ich bei so ziemlich jedem Angelausflug.

Zu der feinenTwitchbait-Rute passt am besten eine Rolle mit einer relativ niedrigen Übersetzung, die eine langsame Führung begünstigt. Ich stand vor der Frage, ob es eine 1000er oder 2500er Rarenium sein soll und hatte beide Rollen an der Rute. Die größere hat den Vorteil, dass man etwas mehr Wurfweite erzielt.

2500er_rarenium

Die kleinere ist handlicher und 30 Gramm leichter. Außerdem führt sie die Schnur linear durch den Leitring, so dass die Schnur nullkommanull schlackert. Und weil ich viel vom Boot fische und es bei mir meistens nicht auf ein paar Meter Wurfweite ankommt, habe ich jetzt die 1000er Rarenium an der kleinen Stradic.

1000er_rarenium

Bespult ist die Rolle mit 16er Technium Spinning – also einer Mono. Das Besondere an dieser Schnur ist die relativ geringe Dehnung. Während sich viele Monos um 30 Prozent dehnen (Bruchlastdehnung), dehnt sich die Technium nur um 12 Prozent, so dass das Ködergefühl besser ist und man die Bisse auch auf „Distanz“ besser spürt. Wobei ich beim Wobbeln eh nicht anschlage, sondern nur die Rute anlupfe.

Auf der Ersatzspule sitzt eine 8er PowerPro – die immer dann zum Einsatz kommt, wenn ich mit der Kombo andere Köder fische, bei denen mir der ganz direkte Köderkontakt wichtig ist (z.B. Finesse-Jigs).

Zu 70 Prozent fische ich aber Mono, weil ich mit dieser Rute fast nur wobble. Hier noch ein Blick in meine Rapala/Storm-Box:

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Also: Versucht‘s mal auf die softe Tour! Bis bald.

Johannes