Fangberichte Ausflug in eine bessere (Angel-)Welt?!


Am Wochenende vom 6. und 7. März hab ich wieder mal richtig Kilometer gemacht. Mission: Zanderzuppeln in Holland. Hier war ich mit Dietmar Isaiasch verabredet, den viele von Euch ja sicher aus der Fachpresse kennen. Er hatte mich eingeladen, mir mal anzuschauen, wie die Holländer den Stachelträgern nachstellen.


Klar, dass ich da nicht lang überlegen musste. Das Thermozeug in eine Reisetasche verstaut, noch ne Multi mitgenommen und ab ging es nach Goch an der deutsch-niederländischen Grenze, wo mir Dietmar ein preiswertes Hotel besorgt hatte. Am Sa. hat mich der Weltmeister im Raubfischangeln dann mit Kleinbus abgeholt. Auf dem Trailer ein turbogeiles Boot. Und dann ging es an die Ijssel.

Bevor wir das Boot zu Wasser lassen konnten, mussten wir noch eine gute Stunde durch Holland düsen. Doch kaum war das Boot startklar, schon dümpelten wir (dank 50 PS von Suzuki) auf einem kleinen Baggersee mit Anbindung an die Ijssel. Hier ist das Wasser tiefer und ruhiger als im Strom selbst, so dass die Zander dort im Winter ein chilligeres Dasein fristen können als im kalten Fluss, wo sie zusätzlich zur Kälte ja noch gegen die Strömung ankämpfen müssten. Und was soll ich sagen?


Die Angelei da drüben war eine ganz große Nummer. Mit feinstem Gerät und einer ebenso feinen Technik rücken die Holländern ihren Lieblingen auf die Pelle. Zu zweit fingen wir in den beiden Tagen 31 Zander und einen Barsch. Für Dietmars Verhältnisse maximal ein durchschnittliches Ergebnis. Aber der zweite Tag mit „nur“ 9 Zandern hat uns die Quote etwas „versaut“. Zwar ballern auch öfter mal kleinere Fische auf die Gummis – aber der Durchschnitt lag bei etwa 50 cm. Den größten Fisch (90 cm) schnappte sich der Dietmar.



Doch bevor ich dezidiert beschreibe, wie man beim Zanderangeln im tiefsten Westen zuwerke geht, möchte ich Euch mal etwas über das Angeln in Holland an sich erzählen. Denn da gibt’s himmelweite Unterschiede, die mich schon nach zwei Tagen zum absoluten Holland-Fan werden ließen:


Damit wir gleich loslegen konnten, galt es ja für Dietmar zunächst einmal, mir die Angelpapiere zu organisieren. Das war für ihn – und ist in Holland generell – kein Problem. Denn er brauchte dafür nicht mal Angelschein. Hier darf jeder angeln, der insgesamt 50 Euro auf den Tisch legt. Dafür erhält man eine Angellizenz für ein Jahr, mit der man fast überall in Holland angeln darf! Privatgewässer ausgenommen. Mit dieser bescheidenen Investition stehen einem unzählige attraktiver Gewässer zur Verfügung. Auf diesen kann man sich dann angeltechnisch so richtig austoben. So etwas wie ein Schleppangelverboot zum Beispiel gibt’s da einfach nicht.


Darüber dass da drüben mehr Zander herumschwirren als bei uns, dürften sich alle Experten einig sein. Dietmar führt das darauf zurück, dass bei uns in Deutschland die Gewässer immer klarer werden (z.B. der Rhein) und die Zander dann einfach dahin wandern, wo es ihnen besser gefällt. Und das ist nun mal in den holländischen Gewässern, deren Wasser viele Sedimente mit sich führen und schön trüb sind. Außerdem gibt es viel weniger aktive Berufsfischer und zudem setzt fast jeder Holländer alle seine Fische zurück, so dass der Angelspaß auch für die Zukunft gesichert ist. So kommt auch kaum Fischneid auf, was dazu führt, dass es auf dem Wasser sehr entspannt zugeht. (Schließlich fängt hier auch jeder seine Fische.) Nur auf die Deutschen, die den holländischen Zandern immer zahlreicher nachstellen, werfen die Holländer oft mal einen kritischen Blick, da wir uns hier als Fischräuber schon einen tollen Ruf erarbeitet haben. Wobei es natürlich auch viele Deutsche gibt, die mit den Regeln da drüben keine Probleme haben. Aber leider wirken Negativerfahrungen oft intensiver nach…


Releasen ist in Holland also nicht verboten, sondern fast schon ungeschriebenes Gesetz. Sicher, seine zwei Zander am Tag darf man mitnehmen. Aber das sind dann meist die Fische, die ein Zurücksetzen nicht überstehen würden. Im Winter fischt man z.B. zumeist sehr tief. Wir fingen unsere Fische zwischen 14 und 19 Metern. Wenn man eine Zander von da unten zu schnell nach oben führt, schaut er einen an wie ein kleiner Rotbarsch: mit großen Augen und der Schwimmblase zwischen den Zähnen. Deshalb drillt man sehr behutsam und lässt den Fischen Zeit, sich dem sich mit der Tiefe verändernden Wasserdruck immer wieder anzupassen. Trotzdem schaffen es manche Fische nicht. Und die werden dann mitgenommen. Natürlich wird man auch nicht verhaftet, wenn man jeden Tag die beiden erlaubten Fische abschlägt. Aber im Großen und Ganzen machen das die Holländer eben nicht. Und es sieht nicht so aus, als würde ihnen das Zurücksetzen irgendwelche Schmerzen bereiten.


Auf den Gewässern sieht man dann am Wochenende eine Menge Boote herumschippern. Die meisten davon sind mit einem Benziner, einem E-Motor und mindestens einem Echolot ausgerüstet. Das sind die technischen Voraussetzungen für das Vertikalangeln in holländischer Reinkultur. Mit diesen Geräten kann jeder umgehen, so dass es auch niemand stört, wenn ein anderes Boot mal auf ein paar Meter rankommt. Wie bereits gesagt: Es geht da recht entspannt zu. Und wenn jemand gut fängt, so hält der mit seinem Erfolgsrezept meist auch nicht lange hinterm Berg.



Viele Fische, lockere Bestimmungen, kollegiale Angler, die  eine ausgefuchste Technik anwenden… so habe ich Holland an diesem Wochenende kennen gelernt. Und rein angeltechnisch nervt es mich fast schon an, wieder daheim zu sein. Um so mehr freut es mich aber, Euch in nächster Zeit mit vielen kleinen und größeren Specials in die Welt des Vertikalangelns nach holländischen Vorbild einführen zu können. Schon morgen geht es los! U.a. hab ich natürlich ein megainformatives Interview mit Dietmar für Euch in petto. 


 



 

L
so wie es aussieht hat es dir in unserem Nachbarland gefallen .Mir gefällt angeln in Holland auch :) klasse bericht <br />
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mfg Lachsy
R
Hi jd!<br />
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Schöner Bericht!<br />
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Spann uns bitte nicht so lange auf die Folter, mit welcher Ausrüstung ihr in Holland zu werke gegangen seid!<br />
Mich interessieren besonders Ködergrößen und -farben für trübes Wasser!<br />
(Die Elbe plus Nebengewässer läßt grüßen...)<br />
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Gruß<br />
RS
T
geil. bin gespannt auf teil 2.<br />
wär im letzten jahr auch mit dietmar und nem kumpel dort gewesen. war alles abgemacht. dann kam das eis. alles zugefroren. schade.<br />
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mein neid ist mit dir :)
C
... jaja ... die deutschen Fischräuber ... aber immerhin sind wir ja noch nicht ganz so schlimm wie unsere osteuropäischen Freunde ;-) (wer jetzt lacht, hat versch..., hehe)<br />
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... also immer schön releasen, damit wir (alle) auch morgen noch krumme Ruten haben ...
D
farben: chartreuse und pink. im rhein sogar braun (trotz sichttiefen von gut unter einem meter). ködergrößen: zwischen 8 und 12 cm.
W
schöner bericht. <br />
sieht so aus, als wäre holland auch mal ´ne reise wert. :)o))<br />
F
Hast ein tolles Wochenende gehabt, wie ich immer sage andere Länder andere Sitten.<br />
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Es lebe das " Bewustssein " unter uns Anglern und vor allem unter unseren Berufsfischern.<br />
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Gruß <br />
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fishhunter
B
....ich gebe zu ich bin nur grün vor Neid....und ich weiß das der Autor in dieser Beziehung Vorbildfunktion im Umgang mit Fischen hat.
D
werde mich da jetzt selber intensiver mit beschäftigen und dann nehm ich dich mal mit. allerdings wohl eher auf barsch als auf zander. haben wir hier mehr spaß dabei... zumindest bis zum herbst.
D