Also ob mein Griff zur BC oder Spinning geht, ist bei mir total situations-, aber auch launenabhängig. Eine Weltanschauung oder gar Religion mache ich aus dieser Frage nicht.
Wann ich zur BC greife:
- beim Jerken (aufgrund der Konstruktion)
- bei Ködern über 100g (tatsächlich besitze ich nur noch eine Spinning in diesem Gewichtsbereich), weil ich's einfach entspannter finde
- wenn ich einfach Bock drauf hab
Was mir an der BC besser gefällt:
- der direktere Kontakt zum Fisch (nur Fliegenfischen ist noch näher dran)
- die Ästehtik des Wurfs
- die Optik (BC-Kombis sehen in meinen Augen einfach geiler aus)
Wann ich zur Spinning greife:
- wenn's mir auf Wurfweite ankommt (für mich als überwiegenden Uferangler ein nicht zu unterschätzender Faktor, aber dazu unten mehr)
- bei leichteren Ködern (alles unter 100g)
- wenn ich einfach Bock drauf hab
Was mir an der Spinning besser gefällt:
- geringerer Wartungsbedarf (hab's nicht so mit Mechanik und Basteleien)
- der größere Variantenreichtum bei Würfen (fische auch viel an wenig zugänglichen Gewässern und muss daher manchmal auch auf unkonventionelle Würfe zurückgreifen)
- die bei mir(!) größere Wurfgenauigkeit
Was die Wurfweite angeht, so muss ich sagen, dass ich persönlich mit BCs definitiv nicht an meine Weiten mit einer vergleichbaren Spinning herankomme. Hohe Wurfweiten zu erreichen ist für mich aber teilweise sehr relevant, da ich hauptsächlich vom Ufer aus angle und z.T. Gewässer befische, bei denen ich die überwiegende Mehrzahl meiner Bisse auf größere Distanz bekomme. Geschuldet mag die größere Reichweite meiner Spinnings auch dem Umstand sein, dass ich hier längere Ruten verwende (zu diesem Zweck gerne 270cm oder (selten) sogar 300cm).
Bezüglich der Wurfgenauigkeit sehe ich mich selbst ebenfalls mit der Spinning vorn, das hat aber auch seine Gründe. Als ich noch ein Jugendlicher war, hat mich mein Vater extrem auf Casting trainiert (mit der Spinning, BCs gab's damals noch gar nicht, höchstens Multis) und auch auf allerlei Turniere geschleppt. Ich hab's zwar gehasst (und dem ganzen dann mit meiner Volljährigkeit ein jähes Ende bereitet), aber was mein werferisches Können betrifft, hat sich die ganze Tortur bis heute ausgezahlt: egal ob überkopf, unterhand, einhand links oder rechts, das mach ich bis heute selbst rotzbesoffen um 03:00 Uhr nachts völlig problemlos und zielgenau. Da ich aber erst vor wenigen Jahren ins Baitcasting eingestiegen bin, kann ich das für diese Disziplin von mir leider nicht behaupten. Hier bin ich wohl ein mittelmäßiger Werfer, abgesehen von Überkopfwürfen, wo ich hinsichtlich Zielgenauigkeit mittlerweile kaum mehr Unterschiede feststellen kann.
Als Fazit meinerseits würde ich aber gerne nochmals Northern Mikes Post aufgreifen (geiler Name, übrigens):
Das jeweilige Arbeitsgerät ist "nur" das Werkzeug und das Werkzeug allein macht erstmal garnichts. Wenn es aber von einem amibitionierten Meister bedient wird, kann etwas Großes entstehen [...].
Dem stimme ich vorbehaltlos zu