Rund um unsere Umwelt

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Meridian

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Trotzdem wird es nie funktionieren wenn Städter aufs Land kommen die Wälder und co. Absperren für Menschen die schon seit 50 Jahren in diesem Wald spazieren gehen um dann jedes Wochenende zwei Bus Ladungen Städter durch zu führen. Wer glaubt das ist die Lösung braucht ernsthaft eine Therapie.
Verstehe ich nicht.
Also inhaltlich Deine Aussage nicht. Musst Du bitte nochmal genauer erklären.

Das aber viele Menschen eine Therapie brauchen...da stimme ich ganz klar zu. Obwohl Ignoranz & Intoleranz aufgrund von Doofheit aber glaube nicht therapierbar ist :)
 

Kajonaut

Barsch Vader
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Trotzdem wird es nie funktionieren wenn Städter aufs Land kommen die Wälder und co. Absperren für Menschen die schon seit 50 Jahren in diesem Wald spazieren gehen um dann jedes Wochenende zwei Bus Ladungen Städter durch zu führen. Wer glaubt das ist die Lösung braucht ernsthaft eine Therapie.
Da gebe ich dir vollkommen recht.
Das ist wie wenn die tollen kosmopolitischen Politiker aus der Großstadt ein Verbot Neuzulassungen von Verbrennungsmotoren fordern.
Wenn man alle 10minuten in die U-Bahn steigen kann, kein Thema...
 

Meridian

BA Guru
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Guten Morgen.

Da kommt allgemein noch viel mehr. Seit genetische Differenzierung diverser Arten, egal ob Flora oder Fauna vorgenommen wird, zeigen sich auch bei lokal eingenischten, aber allgemein flächig verbreiteten Arten genetisch variable Cluster, was zur Einordnung in ein neues Taxa führt. Dies trifft auch zu, wenn diese optisch im Prinzip kaum oder gar nicht variabel erscheinen. Von daher ist dies eher als Differenzierung für die Literatur zu betrachten.

Allerdings findet dies gerade botanisch schon länger statt. REGIO-SAATGUT wird schon bald verpflichtend für gewerbliche Nutzung eingeführt werden. Das heisst, dass z.B. der Kl. Klappertopf zwar in Bayern & Brandenburg den gleichen Namen hat, optisch nicht divers ist, allerdings aufgrund verschiedener klimatischer Bedingungen, nicht zwangsläufig der Bayer auch in Brandenburg erhaltungsfähig gedeihen könnte....& umgekehrt.
 

Kajonaut

Barsch Vader
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Allerdings findet dies gerade botanisch schon länger statt. REGIO-SAATGUT wird schon bald verpflichtend für gewerbliche Nutzung eingeführt werden
In der Forstwirtschaft ist das ja schon länger üblich.
Mal vom massenhaften Einbringen der Douglasie in die Nadelholzbestände abgesehen.

Edit:
Auch mal was nettes hier.
Wir waren zwar zeitig auf dem Wasser aber Familie Biber war früher da.

20170814_142122.jpg

Da kann man sich ganz schön erschreckend wenn die mit einem ordentlichen Schwanzschlag abtauchen :)
 
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Barschbernd

Finesse-Fux
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Ich habe da noch etwas Interessantes zum Müritz-Nationalpark gefunden:

"Der Müritz-Nationalpark

Der Müritz-Nationalpark dient dem Schutz der typisch mecklenburgischen Wald- und Seenlandschaft im norddeutschen Tiefland östlich der Müritz.Die zahlreichen Seen und Moore machen den Müritz-Nationalpark einzigartig unter den 16 deutschen Nationalparks. Er ist auch der größte Waldnationalpark Deutschlands.Jeder kann jederzeit in den Müritz-Nationalpark gehen. Wir Menschen sind jedoch nur Besucher. Zum Schutz der Natur gibt es Regeln, an die wir uns alle halten sollten.

Management

„Natur Natur sein lassen“ ist der Leitgedanke in einem Nationalpark. Dennoch bedarf es auch hier eines gewissen Managements. In einer Übergangsphase werden beispielsweise noch Wald behandelt oder entwässerte Seen und Moore renaturiert. Spezielle Maßnahmen des Artenschutzes gehören ebenso zum Management wie auf geringer Fläche die Landschaftspflege in Pflegezonen. Besuchereinrichtungen werden geplant, gebaut und regelmäßig instandgesetzt. Forschungsaktivitäten und Monitoring gehören ebenfalls zum Management im Müritz-Nationalpark."
Quelle: http://www.mueritz-nationalpark.de/wissen-und-verstehen/Nationalpark/

Es gibt klare Regeln, Erlaubt & nicht erlaubt, die von Rangern kontrolliert und durchgesetzt werden.
 

yUkOn

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Hallo zusammen,

ich finde es doch immer wieder erstaunlich, was in diesem Forum für Threads existieren, die mit unserem geliebten Hobby im ersten Moment vergleichsweise wenig zu tun haben. Manchmal befremdend, in diesem Fall jedoch außerordentlich erfreulich, da hier ja doch etliche Mitglieder unterwegs sind, die sich Gedanken über den Umgang mit unserer Umwelt und den durch menschliche Ansprüche entstehenden Konsequenzen für eben diese und den Naturhaushalt machen. Ich habe hier nur die ersten Seiten und anschließend die letzten durchgelesen und bin tatsächlich beeindruckt von der entstandenen Diskussion. Ein wenig möchte ich dazu beitragen.

Als Förster ist mir die Diskussion zum Thema Wolf nicht unbekannt, auch wenn ich mich selbst weder ""Wolfsbeauftragter" nennen darf, noch direkt mit dieser Tierart oder intensiv mit den Problemen derer Wiederansiedelung betraut bin. Ein interessantes Sprichwort bzgl. "Wald und Wolf" gibt es jedoch, was mir seit meinem Anwärterdienst nicht mehr aus dem Kopf geht. Es lautet etwa folgendermaßen: "Wo der Wolf jagt, wächst der Wald". Die Bedeutung des ganzen ist einfach - dem Wolf wird nachgesagt, das er bei einer erfolgreichen Wiederansiedelung in nicht unerheblichem Maße unsere heimischen Wildbestände beeinflusst und das in positiver Hinsicht.
Überhöhte Schalenwildbestände (insbesondere beim Reh- und Rotwild) sind zwar für Waldbesucher eine tolle Sache, aus Forstperspektive aber das tägliche Grauen, weil z. B. aus natürlich entstandenen Jungwüchsen stets die selteneren Baumarten herausgepickt und "aufgefressen" werden. Im Klartext heißt das, dass z. B. in einem Naturverjüngungsbestand mit diversen verschiedenen Baumarten, wie z. B. Birke, Eiche, Kiefer, Buche, Kirsche, etc., immer die seltenen und für das Wild wohlschmeckenderen Arten als ersten verbissen werden, bis diese nicht mehr konkurrenzfähig ggü. den verbleibenden Baumarten sind und schließlich verschwinden. Als Beispiel bleibt dann ggf. beim o. a. Jungwuchs noch die Birke, Kiefer und Buche übrig, während gerade die in ökologisch (aber auch in ökonomisch!) wichtiger Hinsicht ebenfalls angesamten Eichen und Kirschen im Laufe der ersten Lebensjahre verschwinden, was schlussendlich zu einer in vieler Hinsicht weniger wertvollen Waldgesellschaft führt.

Jetzt stellt sich die Frage, warum es denn überhaupt erst überhöhte Wildbestände gibt, wo doch überall gejagt wird und Großpredatoren wie Wolf und Luchs ja eigentlich gar nicht mehr nötig sind?! Ganz einfach - es wird entweder falsch oder nicht effektiv genug gejagt. Die Gründe dafür sind so vielfältig wie unsere Gesellschaft, auch wenn die wichtigsten wohl in falsch verstandener Hege, Unwissen oder schlichtem Desinteresse vieler Jäger am Gesamtökosystem Wald (die Forstpartie außen vor gelassen!) begründet sind.
Fakt ist - Tierarten wie Wolf und Luchs können nach erfolgreicher Wiederansiedelung dabei helfen, Wildbestände wieder auf ein in sofern erträgliches Level zu bringen, dass das Ökosystem Wald als solches vielfältiger und damit auch wesentlich stabiler wird. Leider ist das ganze im Wald immer eine recht langwierige Angelegenheit (Zeiträume von mehreren Jahrzehnten), was schnelle erfolge oft so schlecht messbar macht und Kritikern in die Karten spielt. Ein gerissenes Schaf ist eben schlagartig tot, die Herde verringert und weniger wert und das ist dann direkt spür- und messbar. Ob sich aber ein junger Waldbestand über die ersten Jahre positiv entwickelt und aus diversen versch. Baumarten zusammensetzt, das ist schon viel schwieriger messbar und der "Wert" dieser hochwertigeren Bestockung wird eben auch nicht so schnell ersichtlich.
Lange Rede, kurzer Sinn - meiner Meinung nach sind wir Menschen es, die sich an neue Begebenheiten am schnellsten und erfolgreichsten anpassen können und genau deshalb sollten wir es dann auch tun. Und wenn das bedeutet, dass Schäfer und andere "Geschädigte" wegen gerissener Schafe, o. ä. entschädigt werden müssen, dann sollte dies auf kurzem und pragmatischem Wege möglich sein. Nur so kann m. E. mittelfristig Akzeptanz für die die veränderte Situation entstehen. Bei Jagdpächtern, die gerne möglichst viel Wild im Revier haben und sehen wollen, weshalb sie dann kaum oder falsch jagen, ist es da schon wesentlich schwieriger diese Akzeptanz herzuleiten...

Nun aber vom Thema Wolf zum Thema Naturschutzgebiete, Wildnisgebiete, Nationalparks u. ä.
All diese und noch viele Bezeichnungen für besonders geschützte Bereiche von Natur und Landschaft gibt es in Deutschland und irgendwo haben sie an der richtigen Stellen und unter den richtigen räumlichen Begebenheiten sicherlich alle ihre Berechtigung. Wichtig dabei ist, dass wir nicht vergessen, dass Deutschland nun mal ein sehr stark besiedeltes und erschlossenes Land ist und dass die Nutzungsansprüche z. B. an den Wald mannigfaltig und hoch sind. Was bringt es also, z. B. für ein ohnehin bereits durch landes- oder bundesrechtliche Vorschriften geschütztes Gebiet (z. B. Naturschutzgebiet) mit festgelegten Nutzungsverzichten u. a. Einschränkungen einen noch höheren Schutzstatus aufgrund neuer EU-Gesetzgebung festzulegen? Die FFH-Gebietsausweisung hat in so erheblichem Umfang für Verwirrung gestiftet und tut es heute noch, dass jeder halbwegs normal denkende Mensch über die sich überlagernden, teils gegenseitig aufhebenden oder verschärfenden Schutzbestimmungen und Ziele nur noch mit dem Kopf schütteln kann.
Noch ein besseres Beispiel sind in NRW die sogenannten "Wildnisgebiete", welche so völlig blödsinnig gelegt wurden, dass z. T. über zig Förstergenerationen gepflegte >= 200 jährige Furnier- und Saatguteichenbestände plötzlich nicht mehr bewirtschaftet werden dürfen, obwohl sich in unmittelbarer Nähe im selben Forstrevier ebenso alte Eichenbestände deutlich schlechterer Qualität, dafür aber ökologisch, durch bereits absterbende Einzelbäume mit deutlich mehr natürlich vorhandenen Habitaten (z. B. Spechthöhlen, etc.), wesentlich hochwertigere Bestände weiter bewirtschaftet werden sollen. Das ist das beste Beispiel für falsch verstandenen und falsch angewendeten Naturschutz mit großflächiger Ausdehnung, wie er in Deutschland durchgeführt wird.
Und von den extremen Uneinigkeiten zwischen und innerhalb der sogenannten anerkannten Naturschutzverbände fange ich lieber nicht an, sonst bekomme ich noch nen Tobsuchtsanfall heute abend. Es kann einfach nicht sein, das Neozoen wie Marderhund, Waschbär, u. ä. vom NABU in SH als Tierarten hingestellt werden, welche sich einem im Wandel befindlichen Ökosystem anpassen, bzw. dieses maßgeblich mitgestalten und das dieses dann in Ordnung sein soll, während sie in anderen Landesteilen (meiner pers. Meinung nach völlig zurecht) stark bekämpft und bejagt werden. Und wenn dann auf einmal der Buchfink als die Ausnahmevogelart hingestellt wird, weshalb ein ganzes Waldsystem nicht mehr nachhaltig bewirtschaftet werden soll, dann muss man sich ehrlich fragen, ob die sogenannten "Naturschützer" entweder keine Ahnung haben oder einfach völlig einen an der Waffel. Ich höre damit aber jetzt wirklich auf, sonst liest das später ohnehin niemand mehr durch.
 

yUkOn

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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*Bitte erstelle einen Beitrag mit nicht mehr als 1.000 Zeichen*... Okay, von mir aus!

Kurz noch meine Meinung zum Thema Prozessschutz und großräumiger Schutz von Landschaftsbereichen, wie er z. B. bei Nationalparken Anwendung findet.
Wer sich nicht haargenau mit den z. B. in einem Nationalpark vorkommenden Arten und deren Lebensraumansprüchen auskennt, der kann eigentlich gar keine Meinung dazu abgeben, ob der Nationalpark nun räumlich an dieser Stelle richtig ist und ob es dafür sinnvoll ist oder war, andere vorhandenen Nutzungsansprüche hinten anzustellen. Ein völliger Nutzungsverzicht hat eben auch immer Kehrseiten, welche dann ggf. nicht vor der eigenen Haustüre sichtbar sind.
Holz was von unserer Wirtschaft verlangt wird und eben nicht bei uns nachhaltig und unter Berücksichtigung diverser naturschutzfachlicher Kriterien geschlagen wird, wird dennoch seinen Weg in unsere Baumärkte und Wertschöpfungsketten finden.
Wem ist denn mittel- bis langfristig geholfen, wenn in Rumänien weiter die Karpatenurwälder abgeholzt werden, während in der Eifel vor der eigenen Haustüre kein Holz mehr geschlagen werden darf? Diese Denkweise, dass Prozessschutzgebiete mit völligem Nutzungsverzicht im deutschen Wald dazu führen, dass hierzulande auch weniger Holz nachgefragt wird oder nur noch aus verlässlichen, zertifizierten Quellen stammen soll und dann alles gut wird, die hinkt so dermaßen, dass es einem schlecht werden kann. Aber auch das ist eben m. E. irgendwo falsch verstandener Naturschutz, wenn man mal den Blick über den eigenen Tellerrand wagt.

Zu guter Letzt noch meine Meinung zu absoluten Betretungsverboten in besonders sensiblen und schützenswerten Gebieten, wie z. B. Nationalparks.
Es wird uns in anderen Ländern vorgelebt, wie angewandter Naturschutz funktionieren und der Bevölkerung begreifbar gemacht werden kann. Man schaue sich Nationalparks in den USA an, wo jährlich hunderttausende Besucher so gelenkt werden, dass das Ökosystem sich weiterhin positiv entwickeln kann und sich dies dennoch zeitgleich jeder anstehen kann. Wo soweit mir bekannt z. T. sogar geangelt und gejagt (unter verschärften Bedingungen) werden darf! Hier bei uns ist das absolut undenkbar. Hier wird lieber alles, wo Natur direkt erlebbar ist gesperrt und verboten und wenn die Besucher dann die Wege verlassen ist ohnehin nicht genug qualifiziertes Personal da, um wirksam die Regulierungen durchzusetzen. Meiner Meinung nach kann beim normalen, vielleicht nicht unbedingt bereits naturschutzfachlich geprägten Nationalparkbesucher, nur dann das Verständnis und der nennen wir es mal "Schutzgedanke" reifen, wenn er diesen auch sehen und erleben kann. Das spiegelt sich bei mir im Kleinformat bei jeder Waldführung, egal ob mit Kindern oder mit Erwachsenen. Ich könnte stundenlang Bilder zeigen und Vorträge halten und diese noch so humorvoll und interessant gestalten, jedoch wird das ganze nie auch nur ansatzweise das beim Besucher auslösen, was ein kurzer Abstecher in den Wald, gerade auch abseits der befestigten Wege, auslösen kann. Natur muss geschützt aber eben auch erlebbar bleiben.

Und ich gehe jetzt schlafen.
 
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Meridian

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LaNd Of SaNd
@yUkOn ... Erkläre mal bitte das Buchfink-Beispiel, bzw. gib mal Quellen dazu an. Wüsste ich gerne mehr drüber.
Danke


Anbei nochmal was zum Storch, aber auch zum Missmanagement der Truppe von Herrn Vogelsänger

IMG_20170815_113209.jpg IMG_20170815_113223.jpg in Brandenburg:
 

NorbertF

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Flächenerwerb durch eine Naturschutz-Stiftung?

Sollte das nicht heissen: grundrechtswidriges Verschenken von Bundesvermögen?
 

yUkOn

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@Meridian: Ich kann Dir keine Quellenangabe liefern, die Sache mit dem Buchfink ist aus einer Situation meines beruflichen Alltags in Diskussion mit dem hauptamtlichen Naturschutz sehr negativ in Erinnerung. Ich wollte damit zum Ausdruck bringen, dass in diesem speziellen Fall eine in unseren Breiten wirklich überall in hohen Stückzahlen vorkommende "Allerweltsart" dazu genutzt werden sollte, einen forstlichen Nutzungsverzicht zu erzielen, was so einfach nicht statthaft und auch völlig unsinnig ist.
Ähnliches kann ich aus meinem Berufsleben über die Diskussion um potentielle Lebensräume für Saatkrähen (i. d. R. Pappelhybridbestände) kontra der allgemeingültigen Verkehrssicherungspflicht für Waldeigentümer berichten. In unserer Region wird diese Vogelart gerne als besonders schützenswerte Art genannt, wenn es darum geht stark stockfaule und überalterte Pappeln aus Verkehrssicherungsgründen zu fällen. Hier muss abgewogen werden, zwischen der Verschlechterung des Lebensraumes für eine oder mehrere (spezielle) Tier- und Vogelarten und andererseits der Gefahr für Leib und Leben der Waldbesucher. Erlebt habe ich es inzwischen mehrfach, dass kein vernünftiger Konsens gefunden wurde...
Ehrlich gesagt führt das an dieser Stelle aber auch zu weit vom eigentlichen Sinn des Threads weg.
 

Meridian

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Schade..hätte bzgl. Buchfink gerne mehr erfahren. Übrigens die häufigste Brutvogelart Mitteleuropas ;)

Zum Thema VERKEHRSSICHERUNGSPFLICHT...ganz ehrlich, ich hasse diesen Begriff. Und zwar weil er zumindest hier in Brandenburg vollkommen zweckentfremdet wird & lediglich Grundlage für den massenhaften Schwund von Alleen & sonstigen Althölzern im, zumeist, öffentlichen Bereich genutzt wird. Ich muss dazu sagen, ich war viele Jahre als Gutachter für Arboristik tätig & ziehe mir das nicht aus den Fingern. Es ist unfassbar, was seit einigen Jahren, vorrangig durch das Landesstraßenwesen, aber auch Gemeinden, an sowohl stand- als auch bruchsicheren Gehölzen entnommen wird. Vollkommen unsachgemäß werden diese beurteilt & weggerazt. Ich frage mich allen Ernstes, ob die in Brandenburg noch alle Tassen im Schrank haben...bin gerade auf Rügen, zuvor Usedom...hier ist die Welt in Bezug auf alte Alleen noch in Ordnung. Hier sind einfach Fachleute am Werk!

Achso...zu den Saatkrähen & dem nicht entstandenen Kompromiss ;)
Insofern in den Pappeln SK nisten, ist eine Sicherung schwierig bis unmöglich. SK sind nunmal eine, mittlerweile zwar wieder aufstrebende, aber zuvor fast ausgerottete Art. Sind allerdings keine Nester dieser o.ä. geschützter Arten vorhanden, wird dazu das Schnittmaterial noch als Benjeshecke belassen & nicht nur wegen der paar Euro zu Hackschnitzeln verknattert, spricht grundsätzlich nichts dagegen, die Bäume drastisch einzukürzen. Insofern es tatsächlich Hybriden & nicht etwa Populus nigra sind ;)
 

Barschbernd

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...Es ist unfassbar, was seit einigen Jahren, vorrangig durch das Landesstraßenwesen, aber auch Gemeinden, an sowohl stand- als auch bruchsicheren Gehölzen entnommen wird. Vollkommen unsachgemäß werden diese beurteilt & weggerazt. Ich frage mich allen Ernstes, ob die in Brandenburg noch alle Tassen im Schrank haben...

Das ist leider nicht nur in BRB so:

"Stadtgrün
Neuer Höchststand bei Baumfällungen


Magdeburg verliert weiter an Stadtgrün. Die Zahl der Fällungen städtischer Bäume hat im Vorjahr einen neuen Höchststand erreicht."
Quelle: https://www.volksstimme.de/lokal/magdeburg/stadtgruen-neuer-hoechststand-bei-baumfaellungen

Im Artikel sind uralte gefällte Bäume an den ehemaligen Festungsanlagen zu sehen, die einer Umverlegung des Magdeburger Rings auf Grund einer neuen Straßenbahntrasse weichen mussten :disrelieved:
 

Meridian

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LaNd Of SaNd
Flächenerwerb durch eine Naturschutz-Stiftung?

Sollte das nicht heissen: grundrechtswidriges Verschenken von Bundesvermögen?
Die Alternative wäre wie gesagt, der Erwerb & die Nutzung durch großlandwirtschaftliche Betriebe. Ebend nicht jene Anliegenden (daher auch die Begründung für deren Ablehnung der Freigebung für den offenen Markt & dem Abgang für alle Ewigkeit). Aktuell würden hiesige Landwirte weiterhin im Zuge von Vertragsnaturschutz gebunden bleiben, Geld verdienen & durch die reduzierte, aber notwendige Mahd auch produktiv wirtschaften. Wem die BVVG Grundstücke verkauft, obliegt schlichtweg der BVVG & der vorgegeben Nutzungsausweisung der Flurstücke ;)
Nochmal...das sind die letzten Schreiadlerstandorte in Deutschland...

An wen sollte die BVVG den Eurer Meinung nach lieber verkaufen?

Was soll aus der Welse & Randow werden, wenn drum herum die Gülle fließt? Sollen die Steinbeißer, Schlammpeitzger, Bitterlinge & zukünftig auch Mefos drüber fliegen? ;)
Legt doch mal eure grundsätzliche Negativhaltung ab & überlegt, was so etwas bringen könnte, wenn die Fläche naturräumlich bleibt & kein Güllesumpf oder nen Schickimickiwohnviertel, oder ne Autobahnroute wird...
 

- Boris -

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Was soll aus der Welse & Randow werden, wenn drum herum die Gülle fließt? Sollen die Steinbeißer, Schlammpeitzger, Bitterlinge & zukünftig auch Mefos drüber fliegen? ;)
Legt doch mal eure grundsätzliche Negativhaltung ab & überlegt, was so etwas bringen könnte, wenn die Fläche naturräumlich bleibt & kein Güllesumpf oder nen Schickimickiwohnviertel, oder ne Autobahnroute wird...

Grundsätzlich spricht für mich nichts dagegen, sofern die Menschen weiterhin uneingeschränkten Zutritt haben - und wenn dieser nicht gewährleistet ist, soll es lieber in der öffentlichen Hand bleiben.

Und mal ganz ehrlich: Ich brauche kein deutsches Disneyland der erneuerbaren Energien und Vogelbiotope, wenn der Rest der Welt runtergerockt wird (häufig mit unserem Zutun).
Ich brauche auch keine Millionen E-Autos deutscher Automobilhersteller, wenn diese gleichzeitig bemüht sind, ein vielfaches dieser Zahl an Dieselfahrzeugen und Benzinern in den USA, China und anderen Ländern zu verkaufen.
Und ja: ich bin ein großer Freund von möglichst geringen Einflüssen auf die Natur, kann die dabei angestrebte Abwesenheit von Menschen nicht befürworten.
 
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yUkOn

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Die echte Populis nigra ist ja nahezu ausgestorben, bzw. stark davon bedroht. Zumindest in NRW sind wohl nur noch kleine Inselvorkommen vorhanden. Als Auwaldbaumart auf den richtigen Standorten absolut schützenswert und wichtiger Habitatbaum für Pirol, Kleinspecht un co.
Darum geht es ja aber auch garnicht. Wenn hier bei uns im Rahmen von Renaturierungsprojekten seinerzeit Pappelhybriden als Vorwald gepflanzt wurden, was ja durchaus Sinn macht, dann muss trotzdem bei sich ändernden Nutzungsansprüchen und eben nicht mehr verkehrssicheren Bäumen auch die Möglichkeit bestehen, diese zu entfernen. Um die paar Penunsen für den wirtschaftlichen Erlös durch Holzverkauf geht es dabei nicht. Es geht darum, dass z. B. an einem See mit erheblichem Besucheraufkommen und Pappelbeständen an den Hauptwegen m. E. die Sicherheit der Erholungssuchenden vorgeht. Außerdem ist ja ein Kompromiss häufig möglich, wie z. B. das angesprochene Kappen der Bäume oder aber ein Entfernen der innerhalb einer Baumlänge beidseits des Wegs stockenden Pappeln. Gerade dann, wenn dies nur einen kleinen Flächenanteil des verbleibenden Gesamtbestandes betrifft und ausreichend potentielle Habitatbäume erhalten bleiben. Diese können und sollen dann von meiner Warte her gerne bis zur Zerfallsphase auch den Saatkrähen als Lebensraum dienen. Auch wenn ich jetzt nicht gerade der eingefleischte Fan von schwarzen Vögeln (besonder von denen mit langem Hals) bin ;-).
Problematisch ist einfach, dass mögliche Kompromiss zwischen den beteiligten Behörden und Flächeneignern häufig nicht oder nur unzureichend gefunden werden. Das ist jedenfalls meine bisherige Erfahrung.

Der Begriff Verkehrssicherung ist leider tatsächlich oft negativ belegt, was auch nicht von ungefähr kommt. Wenn man sich z. B. bei einer etwas längeren Autofahrt durch unser schönes Land mal rechts und links der Autobahn die Randstreifen anschaut, dann kann einem schon die Laune vergehen. Was die Straßenmeistereien und Landesbetriebe bzw. Autobahnbehörden alles so als Verkehrssicherungsmaßnahmen laufen lassen, dass darf einem nicht mehr gefallen. Zumal sich die Konzepte teils alle paar Kilometer wieder ändern. Wenn da 20-30 jährige Gehölzstreifen so radikal auf den Stock gesetzt oder gemulcht werden, dann muss man sich schon fragen, ob hier wirklich ernsthafte Gefahr für den öffentlichen Verkehr bestand.

Aus diesem häufig negativ hinterlegten Begriff der Verkehrssicherung, welcher im Zusammenhang mit der Verunstaltung des Landschaftsbildes steht, entstehen dann aber Probleme für die wirklich notwendigen Maßnahmen. Denn obwohl es mir manchmal sehr gegen den Strich geht muss auch ich leider hin und wieder Bäume an Straßen und öffentlichen Wegen, sowie teils auch an Forstwegen im Rahmen eben jener Verkehrssicherungspflicht fällen lassen, welche allen Grundflächeneignern obliegt, die Straßenbegleitgrün oder Wald im direkten Umfeld des öffentlichen Verkehrsnetztes besitzen.
Längst nicht jeder Bürger oder jede Bürgerin versteht, dass z. B. die gesamte Eschenallee eben doch schon starke Symptome des Eschentriebsterbens zeigt und dass vielleicht nicht alle aber durchaus einige Bäume aus dieser Allee auch bereits anfangende Stockfäulen durch Hallimaschbefall o. ä. aufweisen. Umweltinteressierte ohne fachlichen Hintergrund sehen nach Baumfällungen dann oft nur was wieder alles kaputt gemacht wurde und nicht, dass dies eben notwendig war, damit sie nach dem Waldspaziergang weiterhin unbeschadet mit dem Auto nach hause fahren können.. Hier hilft nur vorherige Aufkläung und auch damit erreicht man längst nicht jeden.
Und ob finanzielle Mittel in der Form vorhanden sind in jedem Jahr aufs neue das Totholz z. B. aus wegenah stockenden Eschen entfernen zu lassen oder nur Einzelbäume zu entnehmen, dass spielt eben auch einige wichtige Rolle bei der öffentlichen Verwaltung. Ich kann nicht jedes Jahr dieselbe Baustelle aufmachen, obwohl ich genau weiss, dass sich der Zustand der beim letzten Mal erhaltenen Bäume drastisch weiter verschlimmern wird. Erhalten werde ich da doch eher Bäume, die sich soweit im Bestand und abseits der Wege befinden, dass niemand zu Schaden kommt. Hier kann dann gerne Totholz entstehen und die Bäume dürfen auch absterben, soweit dies wirtschaftlich noch irgendwo vertretbar ist.
Sicherlich ist die Esche aktuell ein Extrembeispiel, weil die Absterbeprozesse vielerorts so drastisch verlaufen. Deshalb sollten auch gerade bei dieser Baumart möglichst viele dem Anschein nach vitale Bäume so lange wie möglich erhalten bleiben. In direkter Straßennähe ist das manchmal aber einfach nicht möglich. Und wenn ich dann an die wunderschönen Eschenreihen mitten in der freien Landschaft bei unseren holländischen Nachbarn denke wird mir schon wieder ganz anders, weil dort die Probleme erst noch richtig anfangen werden.

@Meridian: Du hast ja fachlichen Hintergrund und wenn Du gerade auf Rügen unterwegs bist, dann achte vielleicht mal auf die dortigen Verhältnisse beim Straßenbegleitgrün. Ich war im letzten Jahr einerseits positiv überrascht, was dort oben für schöne und prächtige Eschen (mal ganz abgesehen vom wunderschönen Wald im Nationalpark!) noch entlang der Straßen stehen. Andererseits habe ich auch dort und außerhalb der Vegetationszeit schon starke Schäden beobachten können und es ist m. E. eine Frage der Zeit, wann die Sägen laufen müssen...
 

yUkOn

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Grundsätzlich spricht für mich nichts dagegen, sofern die Menschen weiterhin uneingeschränkten Zutritt haben - und wenn dieser nicht gewährleistet ist, soll es lieber in der öffentlichen Hand bleiben.

Und mal ganz ehrlich: Ich brauche kein deutsches Disneyland der erneuerbaren Energien und Vogelbiotope, wenn der Rest der Welt runtergerockt wird (häufig mit unserem Zutun).
Ich brauche auch keine Millionen E-Autos deutscher Automobilhersteller, wenn diese gleichzeitig bemüht sind, ein vielfaches dieser Zahl in den USA, China und anderen Ländern zu verkaufen.
Und ja: ich bin ein großer Freund von möglichst geringen Einflüssen auf die Natur, kann die dabei angestrebte Abwesenheit von Menschen nicht befürworten.

Und genau das meine ich mit dem "mal über den Tellerrand blicken". Unsere Konsumgesellschaft trägt mehr als maßgeblich dazu bei, dass in anderen Teilen des Planeten der Raubbau an der Natur stetig weitergeht oder steigt....

Darüber sollten sich gewisse Naturschutzverbände mal intensivere Gedanken machen, die in Deutschland am liebsten jeden Flecken Natur mit vollständigen Betretungs-, Jagd- und Angelverboten belegen würden!
 

Barschbernd

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Grundsätzlich spricht für mich nichts dagegen, sofern die Menschen weiterhin uneingeschränkten Zutritt haben - und wenn dieser nicht gewährleistet ist, soll es lieber in der öffentlichen Hand bleiben.

Und mal ganz ehrlich: Ich brauche kein deutsches Disneyland der erneuerbaren Energien und Vogelbiotope, wenn der Rest der Welt runtergerockt wird (häufig mit unserem Zutun).
Ich brauche auch keine Millionen E-Autos deutscher Automobilhersteller, wenn diese gleichzeitig bemüht sind, ein vielfaches dieser Zahl an Dieselfahrzeugen und Benzinern in den USA, China und anderen Ländern zu verkaufen.
Und ja: ich bin ein großer Freund von möglichst geringen Einflüssen auf die Natur, kann die dabei angestrebte Abwesenheit von Menschen nicht befürworten.
Ich bin ja gegen das Aussperren der Menschen, aber uneingeschränkt geht das nicht, nicht mal in den großen Nationalparks Nordamerikas. Es gibt nun mal Tiere wie z B den Luchs, die Großtrappe, den Schreiadler oder auch die Alpendohle, die fatal auf die Anwesenheit von Menschen reagieren. Hier sind Schutzzonen gefragt, die dann aber gerne von entfernten Aussichtspunkten durch Bezahlfernrohre oder über Fernglasverleih beobachtet werden können, unter fachlicher Anleitung (Beschilderung, Personal...) versteht sich. Und ein Eintrittsgeld ist in Nationalparks in Übersee auch nicht unüblich.
Edit: Alpenkrähe, nicht Alpendohle
 
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