Kormoran, Wolf und Veränderungen der Naturlandschaft

  • Hi Gast, Du bist neu hier. Um das Forum übersichtlich zu halten, bitten wir Dich, erst die Forensuche (Lupe oben rechts) zu bemühen, bevor Du ein neues Thema eröffnest. Vieles wird hier schon diskutiert. Vielen Dank fürs Verständnis und viel Spaß hier!

Garrincha

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
16. November 2016
Beiträge
352
Punkte Reaktionen
1.991
Ort
Porto
@blankmaster

Meines Erachtens gibt es große Parallelen zwischen Kormoran und Wolf.

Beide waren über Jahrzehnte sehr stark dezimiert, der Wolf sogar (fast) ausgerottet. Das hat niemanden interessiert und wirklich schlimm war es auch nicht.

Nach der Wende wurde dem Kormoranbestand dann freie Hand gelassen und der Faktor Zeit hat die Bestände sehr stark ansteigen lassen. Dadurch nahmen Probleme nach und nach zu und trotz zunehmender Gegenstimmen wurde nicht reagiert.

Als irgendwann reagiert wurde, waren die Bestände schon so groß, dass man nicht mehr viel machen konnte, zumal aus ideologischen Gründen auch nicht wirklich stark eingegriffen werden kann. Da die Angler gern Fische fangen, finden sie die Kormoranbestände üblicherweise nicht so gut.

Beim Wolf ist es faktisch genauso wie noch vor ein paar Jahren beim Kormoran. Am Anfang gab es nur sehr wenige und das fanden fast alle sehr toll. Die Tierchen fühlen sich aber sehr wohl und vermehren sich sehr gut. Mittlerweile gibt es schon ne ganze Menge und mit deren Zahl nehmen auch die Angriffe auf Nutztiere zu. Das Wild ist dem Normalbürger dagegen ziemlich egal, trotzdem greift der Wolf natürlich merklich in Wildbestände ein. Muffelwild wird in Wolfsregionen faktisch ausgerottet. Der Rest wird auch nicht gerade mehr und ändert das Verhalten spürbar. Ist auch logisch, denn plötzlich gibt es einen Räuber, den es vorher nicht gab und der Wolf ist bei der Jagd nicht zimperlich. Stress pur für das heimische Wild. Es gibt kein Wolfsmanagement, es wird lediglich gezählt und natürlich wird weniger gezählt, als es tatsächlich Wölfe gibt. D.h. der Bestand ist größer als es die offiziellen Zahlen ausweisen. Die paar Einzelfälle, wo mal ein Wolf erlegt werden darf, spielen für den Bestand keine Rolle und auch nicht für das Verhalten der Wölfe.

Für die Stadtbevölkerung sind Kormorane und Wölfe ziemlich egal, sie merken keinerlei negative Auswirkungen. Die Stadtangler merken es natürlich schon etwas mehr, je nach Gewässer. Der Durchschnittsbürger sieht aber nur ein paar schwarze Vögel.

Für gewisse Kreise sind Kormorane ein willkommener Gegner der verhassten Angler und Wölfe sind ein willkommener Gegner der verhassten Jäger. Beides hatte bzw. hat teilweise religiöse Züge. Heimisches Wild ist neuerdings zusätzlich zum Klimaschädling hochstilisiert worden, weil es Knospen und Triebe in den Wäldern frisst. Wenn Regenwald für Sojaanbau vernichtet wird, ist es ok, aber wehe das heimische Reh frisst seine Triebe im Wald. Da wird der Wolf auch gleich noch zum Klimaschützer.

Ist zwar etwas blöd für die Weidetierhaltung und die Pony- und Pferdebesitzer, aber das sind Minderheiten und eigentlich sollen wir ja eh keine Tiere mehr essen und Pferde zum Spaß reiten, ist auch nicht ganz ok. Der Mensch an sich wird sich eher weniger Gedanken um seine Sicherheit machen müssen.

Insofern wird sich so schnell nichts ändern, denn die davon betroffenen Gruppen spielen politisch keine so große Rolle und so wie man sich nicht für die Fische unter Wasser interessiert, so interessiert sich auch fast niemand für Wild im Wald oder Schafe auf der Weide.

Also werden Weiden wegen des Wolfsschutzes irgendwann so aussehen, wie Grenzanlagen und die Fische müssen wohl noch etwas schneller schwimmen, wenn die Kormorane aufs Gewässer kommen. Bio-Wildfleisch wird dann halt durch Rind+Schwein ersetzt oder irgendwann gegen Laborfleisch. Also alles halb so wild.

Letztlich darf man diese Dinge nicht aus der Brille von Angler, Fischer, Jäger oder Weidetierhalter betrachten, sondern aus der Sicht des Durchschnittsbürgers und aus dessen Sicht ist es ziemlich egal, ob der Angler noch seine Fische fängt, der Wolf ein paar Schafe oder Wildtiere reißt oder der Jäger weniger für seinen Kühlschrank erlegen kann.

Man merkt ja schon hier, dass Kormorane eher kritisch gesehen werden, aber Wölfe eher unproblematisch. Angler sind halt von Kormoranen betroffen, von Wölfen eher nicht. Dem Jäger sind dagegen die Kormorane ziemlich egal, deswegen hat er auch keine große Lust auf Kormoranjagd.

Oh nein, und täglich grüßt der Problemwolf. Jetzt wiederholen wir wieder die gesamte Diskussion und spätestens zwei Beiträge später postets du Videos von angegriffenen Hunden. Warum ich trotzdem etwas schreibe? Weil man so viel Mist einfach nicht stehen lassen kann. Dein Vergleich hinkt natürlich stärker als Joseph Goebbels, aber was solls, hauptsache mal zwei Tierarten genannt.

Der Rest wird auch nicht gerade mehr und ändert das Verhalten spürbar. Ist auch logisch, denn plötzlich gibt es einen Räuber, den es vorher nicht gab und der Wolf ist bei der Jagd nicht zimperlich. Stress pur für das heimische Wild.

Stress ist ein wesentlicher Faktor in gesunden Ökosystemen in Bezug auf Räuber-Beute-Verhältnisse. Ein tolles Beispiel findet sich in dieser Doku aus dem Białowieża-Urwald:
Vereinfacht gesagt, verändert Stress bei Beutetieren das Fressverhalten und nur so können stabile Ökosysteme überhaupt gedeihen. Du musst dir also um das Wild keine Sorgen machen, Rehe und Wildscheine sind nicht überarbeitet und an harmlose Spaziergänger, Mountainbiker, besoffene Jäger und (nüchterne) Hunde haben sie sich nunmal schon gewöhnt.

Du schreibst, dass es zunehmend weniger Wild in den Gegenden gibt. Genau das zeigt ja, dass es funktioniert. Seit Jahrzehnten wird über zu große Wildpopulationen in Deutschland gesprochen, jetzt werden diese teilweise natürlich dezimiert. Ein wesentlicheres Problem sehe ich darin, dass einige Waffennarren um ihr liebes Hobby fürchten und nun Drohkulissen aufbauen.

@Michael_05er
Ich weiß, dass wir die Diksussion schon mal hatten, aber da du ja wirklich im Thema bist, nochmal die Frage. In Rumnänien verteidigen die Schäfer ja ihre Herden vor allem mit sehr wehrhaften Hütehunden (mancher Trekker/Wanderer hier hat vielleicht schon mal die Ehre gehabt). Ich weiß, dass die Faktoren Erziehung und Kosten immens sind, aber theoretisch ist (zumindest lt. meinen rumänischen Quellen) so ein Hütehund ein sehr effektiver Schutz. Hier in Portugal im Gerês werden die Kosten wohl teilweise vom Staat getragen. Die Population an iberischen Wölfen ist recht dicht, Vorfälle gibt es aber kaum. Schäden werden staatlich ersetzt. Rein theoretisch (von außen) klingt das immer recht okay.
 

Michael_05er

BA Guru
Registriert
23. September 2015
Beiträge
2.616
Punkte Reaktionen
9.959
Ort
Obermoschel
@Michael_05er
Ich weiß, dass wir die Diksussion schon mal hatten, aber da du ja wirklich im Thema bist, nochmal die Frage. In Rumänien verteidigen die Schäfer ja ihre Herden vor allem mit sehr wehrhaften Hütehunden (mancher Trekker/Wanderer hier hat vielleicht schon mal die Ehre gehabt). Ich weiß, dass die Faktoren Erziehung und Kosten immens sind, aber theoretisch ist (zumindest lt. meinen rumänischen Quellen) so ein Hütehund ein sehr effektiver Schutz. Hier in Portugal im Gerês werden die Kosten wohl teilweise vom Staat getragen. Die Population an iberischen Wölfen ist recht dicht, Vorfälle gibt es aber kaum. Schäden werden staatlich ersetzt. Rein theoretisch (von außen) klingt das immer recht okay.
Ich gebe zu, dass ich mich mit den Rissregistern etc. verschiedener Länder nicht befasst habe. Insofern kann ich Deiner Aussage, dass es mit iberischen Wölfen kaum Vorfälle gibt, keine Quelle entgegensetzen. Ich finde da auch auf die schnelle nix im Netz. Ich habe aber immer wieder gelesen, dass z.B. in Frankreich der Herdenschutz mit Hunden nicht gut funktioniert und finde da einiges dazu. Hier ist z.B. die Rede davon, dass es bei 500 Wölfen und 3.800 Herdenschutzhunden im Jahr 2018 zu ca. 12.500 Nutztierrissen kam. Das dort erwähnte Youtube-Video ist in meinen Augen auch recht deutlich (edit: ist ein Interview, keine blutigen Kampfszenen). Ich finde außerdem im Netz eine Angabe über eine Erhöhung der Entnahmequote auf 17% der Population. Trotzdem gibt es so viele Vorfälle. Auch für 2019 ist hier von über 10.000 getöteten Schafen die Rede, und das trotz staatlicher Ausgaben von rund 30 Millionen Euro für den Schutz. Von daher glaube ich persönlich nicht an die gerne getroffene Aussage "Im Land XY klappt es doch auch".

Aber abgesehen davon kann man den rumänischen Herdenschutz meiner Meinung nach nicht mit uns hier vergleichen. Zumindest nicht mit unserem Betrieb. Wir leben hier in einer dicht besiedelten Gegend mit jeder Menge Mountainbikern, Wanderern etc. Die Wege gehen zwischen den Koppeln durch. Die Leute wandern da fröhlich herum und gehen gerne mal nach den Schäfchen gucken. Die haben keine Ahnung, keinen Respekt und halten alles für einen Streichelzoo. Unsere Schafe sind drei Monate im Stall, wenn Lämmer zur Welt kommen. Da geht ein asphaltierter Weg dran vorbei, den zahlreiche Spaziergänger mit und ohne Hund entlangwandern. Da geht mehrmals die Woche der örtliche Kindergarten zum Spielplatz lang. Ich kann nicht mehr zählen, wie oft Eltern mit Kindern oder auch Kinder alleine zum Stall abbiegen, um nach den süßen Lämmern zu gucken. Selbst wenn wir vor Ort sind, wird nicht um Erlaubnis gefragt. Die klettern aufs Gatter und filmen Schafe bei der Niederkunft oder heben ihre Kinder übers Gatter, damit die mal ein Schäfchen streicheln können. Ich halte es für absolut ausgeschlossen, dass es beim Einsatz von Herdenschutzhunden nicht binnen kürzester Zeit massive Konflikte und Vorfälle gäbe. Schutzhunde sind keine Maschinen, sondern Individuen, die man nicht zu 100% unter Kontrolle hat. Die arbeiten komplett selbständig und nehmen ihre Aufgabe unterschiedlich ernst. Und wenn einmal einer der Hunde seinen Job zu ernst nimmt, dann gibt es womöglich ein totes oder zumindest nachhaltig verletztes/traumatisiertes Kind. In Rumänien machen die Menschen vermutlich einen großen Bogen um Schafherden mit bellenden Hunden. Hier bei uns würde es Anzeigen hageln, wenn die Hunde nachts anschlagen, weil ein Fuchs rumläuft oder weil mal ein Kind angebellt wurde. Diese Kombination aus "Null Verständnis bei den Mitmenschen" und die Angst vor Vorfällen könnte ich nicht aushalten. Ich könnte dann nicht mehr ruhig schlafen, erst Recht nicht, wenn etwas passiert wäre.

Abgesehen davon sehe ich mich auch nicht in der Lage, Herdenschutzhunde als "Arbeitsmaterial" zu sehen. Die Hunde leben bei der Herde, und man muss immer damit rechnen, dass man morgens hinkommt und die Auswirkungen eines Kampfes mit Wölfen vorfindet. Da sterben auch Hunde im Einsatz. Ich sehe mich ja in der Lage, die Schafe großzuziehen und dann zur Schlachtung zu bringen. Aber selbst da gibt es Fälle, in denen es uns nicht leicht fällt. Ich bin sehr froh, dass eventuelle Flaschenlämmer den Sommer über auf der Weide eine gewisse natürliche Scheu zurückgewinnen, bevor sie im Herbst zum Schlachter gehen. Aber Hunde und Schafe rund um die Uhr in Gefahr durch Wölfe zu wissen würde uns zermürben.

(Und ja, außerdem müssten wir es schaffen, 6-9 taugliche Herdenschutzhunde zu bekommen und zu unterhalten, und das ist nicht nur eine Frage der Finanzen. Es gibt bei weitem nicht genug seriöse Züchter, um alle Schafhalter auszustatten. Aber das ist ein ganz anderes Thema, das hast Du ja auch so gesehen)
Grüße,
Michael

EDIT NACHTRAG: Man muss da auch ganz klar zwischen "Hütehunden" und "Herdenschutzhunden" unterscheiden! Hütehunde haben wir, Australian Shepherds, die haben durchaus auch einen gewissen Schutztrieb. Der große Rüde hat 28kg und hält nebenher sehr zuverlässig unerwünschte Menschen davon ab, unseren Hof zu betreten oder hat auch schon mal einen Mountainbiker zwischen zwei Koppeln angehalten. Koppelgebrauchshunde eben, die passen auch auf Haus und Hof auf, wenn sie sonst nix zu tun haben. Gegen einen Wolf hat der trotzdem keine Chance. Herdenschutzhunde sind ein ganz anderes Kaliber, da reden wir von 60kg+. Und es ist auch nicht leicht, mit Hütehunden an der Herde zu arbeiten, wenn man Herdenschutzhunde hat. Das kann schiefgehen bzw. es kann sein, dass man jedesmal die Herdenschutzhunde einsammeln muss, bevor man mit den Hütehunden die Herde irgendwo hin umtreibt.
 
Zuletzt bearbeitet:

Garrincha

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
16. November 2016
Beiträge
352
Punkte Reaktionen
1.991
Ort
Porto
Danke für deine Ausführungen. Der Gerês ist da auch eine andere Nummer. Eines der dünnst besiedelten Gebiete Europas, sehr überschaubar und dazu ist der iberische Wolf auch eine Nummer kleiner und leichter.
Aber ihr lebt mit euren Schafen dann auch nicht in potentiellem Wolfsgebiet, oder? Ich komme aus der Pfalz, also gar nicht so weit weg, und lese aus der Region zwar von Luchsen aber es gibt wohl keine Stammrudel an Wölfen bei euch, oder?
 

Michael_05er

BA Guru
Registriert
23. September 2015
Beiträge
2.616
Punkte Reaktionen
9.959
Ort
Obermoschel
Danke für deine Ausführungen. Der Gerês ist da auch eine andere Nummer. Eines der dünnst besiedelten Gebiete Europas, sehr überschaubar und dazu ist der iberische Wolf auch eine Nummer kleiner und leichter.
Aber ihr lebt mit euren Schafen dann auch nicht in potentiellem Wolfsgebiet, oder? Ich komme aus der Pfalz, also gar nicht so weit weg, und lese aus der Region zwar von Luchsen aber es gibt wohl keine Stammrudel an Wölfen bei euch, oder?
Richtig, bis jetzt ist hier noch kein Wolf gesehen worden. Und ich hoffe, das bleibt so... Luchs hatten wir hier mal einen, aber da hatten wir keine Probleme mit. Der schlimmste Feind unserer Jungschafe ist die gemeine Brombeerranke. Da haben wir vor ein paar Jahren mal vier Stück in kurzer Zeit verloren. Die bleiben hängen, geraten in Panik, wickeln sich ein wie ein Rollbraten und sterben an Kreislaufkollaps. Da kannste zwei mal am Tag gucken gehen und trotzdem zu spät kommen... Alttiere sind gelassener, haben mehr Kraft und wegen der Schur im Juni im Herbst kürzere Wolle als die jungen. Da passiert nix.
 

nocrash

Twitch-Titan
Registriert
20. Oktober 2021
Beiträge
57
Punkte Reaktionen
64
Alter
47
Ort
Hannover
Richtig, bis jetzt ist hier noch kein Wolf gesehen worden. Und ich hoffe, das bleibt so... Luchs hatten wir hier mal einen, aber da hatten wir keine Probleme mit. Der schlimmste Feind unserer Jungschafe ist die gemeine Brombeerranke. Da haben wir vor ein paar Jahren mal vier Stück in kurzer Zeit verloren. Die bleiben hängen, geraten in Panik, wickeln sich ein wie ein Rollbraten und sterben an Kreislaufkollaps. Da kannste zwei mal am Tag gucken gehen und trotzdem zu spät kommen... Alttiere sind gelassener, haben mehr Kraft und wegen der Schur im Juni im Herbst kürzere Wolle als die jungen. Da passiert nix.

Mir wurde von Wolfsfans erzählt, dass ein Esel mit auf der Schafsweide den Wolf zuverlässig vertreibt. Was sagst du als Praktiker zu einem solchen Vorschlag?
 

Michael_05er

BA Guru
Registriert
23. September 2015
Beiträge
2.616
Punkte Reaktionen
9.959
Ort
Obermoschel
Mir wurde von Wolfsfans erzählt, dass ein Esel mit auf der Schafsweide den Wolf zuverlässig vertreibt. Was sagst du als Praktiker zu einem solchen Vorschlag?
Es kann durchaus sein, dass ein Esel einen einzelnen Wolf verjagen kann. Es kann auch sein, dass ein Wolfsrudel bei der ersten Begegnung irritiert ist und sich gestört fühlt. Ansonsten ist in meinen Augen nur die Frage, ob erst der Esel und dann die Schafe gefressen werden oder andersum... Ich finde den Wikipedia-Artikel dazu recht gut. Edit: Auch hier steht dazu was. Da gibts auch noch diverse andere Probleme, z.B. mit dem Futter. Schutz vor einem Einzeltier - möglicherweise. Schutz vor Fuchs, Kojote oder Straßenköter - glaube ich durchaus. Aber ein Rudel Wölfe ist eine andere Liga, sowohl vom Individuum her im Vergleich zu Hund, Fuchs o.ä. als auch durch das Auftreten im Rudel. Die lernen und arbeiten im Team. Deswegen käme man auch nicht mit einem einzelnen Hund hin. Wenn ich als Schäfer im Bauwagen bei der Herde schlafe und mit Schrotflinte in der Hand rausstürme, sobald Hund oder Esel Alarm schlagen, dann mag das gehen. Aber dann muss ich erstens auch dem Wolf eine überbraten dürfen, statt es mit Klatschen und schreien zu versuchen. Und zweitens muss man mich für meine Produkte so gut bezahlen, dass sich diese Arbeit irgendwie lohnt. Und beides ist nicht der Fall...
 

Garrincha

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
16. November 2016
Beiträge
352
Punkte Reaktionen
1.991
Ort
Porto
Mir wurde von Wolfsfans erzählt, dass ein Esel mit auf der Schafsweide den Wolf zuverlässig vertreibt. Was sagst du als Praktiker zu einem solchen Vorschlag?

Habe ich auch schon gehört und wird in den Pyrenäen praktiziert. Für die von Michael beschriebenen Umstände allerdings auch unpraktisch.
 

pechi24

Gummipapst
Registriert
28. Oktober 2003
Beiträge
769
Punkte Reaktionen
2.141
Website
www.CAMO-Tackle.de
besoffene Jäger, die auch noch Waffennarren sind

Auf dem Niveau braucht man sich dann auch nicht weiter auszutauschen, ich hatte ja schon geschrieben, dass es religiöse Zuge hat. Du bist ein gutes Beispiel dafür. Konsequenter Weise sollte man dann als Angler aber auch die Kormorane mit offenen Armen empfangen. Schließlich werden aus Gewässern teilweise die Weißfische abgefischt, um sie anschließend zu entsorgen. Mit noch mehr Kormoranen wäre das nicht mehr nötig. Also bitte noch mehr Kormorane, irgendwann reguliert sich deren Bestand von ganz alleine.

Es ist nur eine Frage der Zeit, bis der Wolf im Jagdrecht landen und es ein aktives Bestandsmanagement geben wird.

Dann werden jedoch vermutlich irgendwelche „Aktivisten“ zu recht drastischen Schritten greifen in ihrem fast religiösen Eifer.

Bis dahin werden jedoch viele Schäfer längst aufgegeben haben.

Man wird sehen.
 

Garrincha

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
16. November 2016
Beiträge
352
Punkte Reaktionen
1.991
Ort
Porto
Ich bin weder religiös, noch „Naturaktivist“ und außerdem kennen wir uns ja gar nicht.
Ich finde evidenzbasiertes Handeln ganz interessant und frage mich daher, wie viele Schäfer wegen der Wolfsproblematik in Deutschland bisher aufgegeben haben?

Du springst ständig vom Kormoran zum Wolf und vom Jäger zum Schäfer; hilfreicher wäre ein zu Ende gebrachter Gedanke.

Wenn sich Wildbestände durch Prädatoren wieder zunehmend regulieren, dann ist das doch genau das, von dem jahrzehntelang in Deutschland gesprochen wurde, oder etwa nicht?
Gesunde Ökosystem bestehen u.a. aus komplexen Räuber-Beute-Verhältnissen, oder? Wenn wir diese zunehmend wieder herstellen, ist das nicht ein Gewinn?
Wäre es nicht vorteilhaft, wenn wir weniger Jäger (homo sapiens) in Deutschland bräuchten, die Artenvielfalt steigt und Ökosysteme renaturiert werden?
 

captn-ahab

BA Guru
Teammitglied
Moderator
Registriert
20. Februar 2015
Beiträge
4.002
Punkte Reaktionen
13.931
Ort
Münster
Besoffene Jäger finde ich auch despektierlich. Die Jäger die ich kenne sind durchweg gebildete Menschen mit Niveau, die einen Ausgleich zum Büro suchen, wie wir auch. Mit Waffen haben die eher wenig am Hut, es ist ein Werkzeug wie das Fernglas auch.

Großen Respekt an @Michael_05er . Du bist sicher einer der ganz wenigen betroffenen Menschen hier, hast aber immer eine sehr offene Art in Diskussionen hierzu alle Seiten zu sehen.
 

captn-ahab

BA Guru
Teammitglied
Moderator
Registriert
20. Februar 2015
Beiträge
4.002
Punkte Reaktionen
13.931
Ort
Münster
Gesunde Ökosystem bestehen u.a. aus komplexen Räuber-Beute-Verhältnissen

Genau das wirst du aber in einer Umwelt mit Mensch und menschlichen Einfluss nie wieder hinbekommen. Ohne den Mensch würde es kaum noch Fasan und Hase geben. Das sind eben auch die Jäger, die sich darum kümmern.
 
S

Snotling4149

Gast
Genau das wirst du aber in einer Umwelt mit Mensch und menschlichen Einfluss nie wieder hinbekommen. Ohne den Mensch würde es kaum noch Fasan und Hase geben. Das sind eben auch die Jäger, die sich darum kümmern.
Fasan ist in sofern spannend, dass der eigentlich keine einheimische Art ist.
Wie der Zander im Prinzip.

Immerhin sind wir den Zander am Rhein fast wieder los. Hessen geht da gut vorran.:tearsofjoy:
 

Garrincha

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
16. November 2016
Beiträge
352
Punkte Reaktionen
1.991
Ort
Porto
Würde der Satz „Ohne den Mensch würde es viel mehr Fasane und Hasen geben“ nicht viel mehr Sinn ergeben?
Ich glaube, die Idee der Renaturierung in Mitteleuropa ist super interessant und zugleich auch herausfordernd; sie sollte aber nicht am Märchenglauben und der Jägerlobby scheitern.
Michael ist ja nun so direkt betroffen auch wieder nicht. In der Gegend wird aller Voraussicht nach so schnell kein Rudel auftauchen; und gegen Brombeerhecken wird bislang wenig Stimmung gemacht.
 

Nick Adams

Echo-Orakel
Registriert
24. April 2020
Beiträge
233
Punkte Reaktionen
324
Ort
FFM
Genau das wirst du aber in einer Umwelt mit Mensch und menschlichen Einfluss nie wieder hinbekommen. Ohne den Mensch würde es kaum noch Fasan und Hase geben. Das sind eben auch die Jäger, die sich darum kümmern.
Na ja, ohne den Menschen würde es gar keine Fasane hier geben, denn die wurden nur für die Jagd aus China eingeführt.
Aber grundsätzlich kann ich dein Argument schon nachvollziehen und stimme ihm auch größtenteils zu.
 

Machete

BA Guru
Registriert
7. August 2013
Beiträge
5.798
Punkte Reaktionen
11.859
Ort
Hölle (Saale)
Im dichtbesiedelsten Land Europas, mit seinen stark veränderten Kulturlandschaften und dichter Nutztierhaltung, nach hundert Jahren Abstinenz, einen großen Beutegreifer wie den Wolf ohne jedes erkennbare Maß wieder anzusiedeln, ist einfach nur bekloppt. Zumindest ohne wirklich spürbaren Bejagungsdruck und logisch gesetzter Prioritäten. Dabei ist es völlig schnurz, ob die Jäger nun weniger Wild erlegen oder der Wolf angeblich irgendwelche Bestände reguliert. Der Wolf ist ein reines Politikum und Wunschkind, diverser Interessenverbände. In Deutschland hat der Wolf eigentlich kaum echte Freiräume und verfügbaren Lebensraum. Dieser wird der Gesellschaft unter Zwang abgerungen und verlangt, dass sich diesem Experiment alles unterordnet. Ob das lange gut geht, wird die Zeit zeigen.
.
Die Probleme werden auf jeden Fall zunehmen und irgendwann wohl auch aus dem Ruder laufen, genau wie bei Kormoran, Biber & Co. Dann gucken alle betröppelt und haben das nicht kommen sehen. Zumindest darauf ist wohl Verlass.
 
Zuletzt bearbeitet:

Machete

BA Guru
Registriert
7. August 2013
Beiträge
5.798
Punkte Reaktionen
11.859
Ort
Hölle (Saale)
Ich glaube, die Idee der Renaturierung in Mitteleuropa ist super interessant und zugleich auch herausfordernd; sie sollte aber nicht am Märchenglauben und der Jägerlobby scheitern.

Renaturierung Mitteleuropas? Bei Überbevölkerung, Zersiedlung und weltweit, zunehmenden Platzmangel und Ressourcenknappheit? Da wiehern ja die Einhörner. :tearsofjoy:

Und natürlich sind alle Jäger Lobbyisten und saufende Proleten, schießwütig und gemeingefährlich. Da kann man dann schön einen Deckel drauf machen und muss sich mit sachlicher Kritik oder Argumenten, nicht weiter auseinandersetzen.
Gehören Angler eigentlich auch in diese Schublade? Frage für einen Freund.
 
Zuletzt bearbeitet:

Oben