Ich sehe ich hier Parallelen zur Havel.
In Anlehnung an Slidys Beitrag eine Einschätzung von mir zur Oberelbe im Großraum Sächsische Schweiz:
Fisch ist in großer Anzahl vorhanden. Überall direkt an den Ufern stehen Brutfischschwärme. In Rutenlängenentfernung tummeln sich oberflächennah handlange Weißfische und nehmen vorbeitreibende Nahrung auf. Das Wasser ist klar oder leicht milchig, aber keinesfalls kaffeesatztrüb und der Wasserstand entspricht im Normalfall rheinischem Niedrigwasser (man könnte problemlos durch den Fluss laufen, wenn der Strömungsdruck nicht wäre). Grundeln sind auch seit einiger Zeit vorhanden.
Für mich ist Jiggen meistens keine Option – zumindest nicht klassisch hart am Grund, weil die 7, 10, 15, 20, 25, ... Gramm viel zu schnell den Boden erreichen. Bei weniger Gewicht ist der Bodenkontakt nicht spürbar, aber die Absinkphase schön langsam. Das kann man also zumindest gegen die Strömung einleiern und immer wieder mal absacken lassen bzw. im Freiwasser "jiggen". Mit 5g kommt man nicht weit raus und ich vermute die Zielfische tagsüber im Frühling und Sommer eher im Hauptstrom (nahe der Fahrrinne). Buhnen oder vergleichbare strömungsbrechende Hindernisse gibt es hier nahezu überhaupt nicht, weswegen reine "Stillwasserangelei" im Fluss nur in Häfen und Hafeneinmündungen möglich ist.
Demzufolge müssen andere Lösungen zum Einsatz kommen. Ich traue es mich fast nicht zu schreiben, aber kompakte Blinker funktionieren fast immer. Stickbaits funktionieren manchmal. Vorgeschaltete Bombarden können die übrigen Ködertypen auf große Weiten bringen. Generell kommt die Trennung von Bait und Weight infrage: C-Rig oder Kickback-Rig oder DS mit Seitenarm verwende ich sehr gern, weil sie mit relativ hohem Wurfgewicht gefischt werden können, die Köderpräsentation aber nicht darunter leidet und gleichzeitig weniger Abrisse drohen. Die Entkoppelung des Köders sorgt für eine natürlich anmutende Imitation eines verletzten Futterfisches, weil der Softbait immer wieder kurz stehen bleibt und dann ruckartig weiterzuckelt.
Vor allem Barsch und Rapfen sind tagsüber lohnend beangelbar. In der Dämmerung und im Dunkeln sind heute Döbel zu finden, wo früher vor allem Zandern nachgestellt wurde. Jeder Spot, der im Vergleich zum tristen Flusslauf hervorsticht, könnte die Fische anziehen (Licht, Wassereinläufe, Boote und Stege, you name it). Kontrolliert in der Strömung gehaltene Hardbaits sind jetzt das Mittel meiner Wahl.
Fazit: Es ist sicherlich eine ganz andere Angelei als vor zwanzig Jahren, aber für mich trotzdem eine spannende und schöne. Ich freue mich, dass ich auch hin und wieder mal einen selbstgefangenen Fisch essen kann, weil die Wasserqualität akzeptabel ist und seit dem Ende des Eisernen Vorhang kontinuierlich besser wurde. Aland, Barsch, Brasse, Barbe, Döbel, Nase, Rapfen, Wels, theoretisch Hecht (wenn er denn Laichwiesen oder anderen Bewuchs vorfindet, was hier aufgrund des anhaltenden Niedrigwassers leider auch Mangelware ist) scheinen sich behaglich zu fühlen. Dem Zander ist es vielleicht zu hell/klar geworden, oder ihm fehlen die Nährstoffe. Ich bedauere das aber nicht. Einer Population die von menschgemachter Verschmutzung profitierte, möchte ich nicht hinterhertrauern. Vielmehr stelle ich mich auf die neuen Bedingungen und Zielfische ein, wünsche mir noch weniger Nitrat im Wasser und wieder bessere Pegelstände, denn die Hitzeperioden und wenigen Regenfälle sind ein echtes Problem. Der Durchschnittsbarsch ist hier übrigens (vielleicht seitdem die Grundeln da sind?) 5cm größer als früher. Ich kann zwar nicht mit etlichen 40ern glänzen, dafür fange ich aber regelmäßig 30er bis 35er. Vor ein paar Jahren waren es eher 25er und auch darüber habe ich mich schon gefreut.
EDIT: Von Lachsfängen wurde mir aus erster Hand berichtet, weil Wiederansiedelungsprojekte zu funktionieren scheinen. Wie wär's denn, wenn unsere Kindeskinder irgendwann einmal wieder auf Lachs an der heimischen Elbe angeln dürften?