Going wild, Kanuurlaub in Nordschweden die zweite

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Waterfall

Barsch Vader
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Tag 11

Je weiter wir dem Fluss ins Flachland folgten, desto mehr wandelte sich die Landschaft. Bereits die Tage zuvor bemerkten wir, dass die einst dichten Birkenwälder langsam hoch gewachsenen Nadelbäumen wichen. Für uns ein kleiner Segen. Birkenrinde ist zwar ein sehr dankbarer Zunder und brennt auch in nassem Zustand, das Holz der Birke stellte sich für uns aber als recht zähes Brennmaterial heraus. Nadelholz, am besten mit etwas Harz brennt auch etwas feucht wie die Hölle und vereinfachte uns nun das Feuer machen erheblich. Das sollte noch wichtig werden. Die hoch gewachsenen Wälder erinnerten uns etwas an Kanada, nur dass es hier glücklicherweise keine Grizzlys gibt. Nur Braunbären, die aber vergleichbar scheu sind und sich nie blicken lassen. Dass aber auch größere Tiere die Wälder bewohnen merkten wir spätestens an diesem Morgen, als wir einen großen Elchschädel in der Nähe unseres Zeltes fanden.

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Der Fluss war an diesem Tag so abwechslungsreich wie nie. Mal schlängelte er sich schmal durch dunkle Waldstücke, mal wurde er ganz ruhig und breit, um anschließend das Wasser in einer großen Stromschnelle schaumig zu schlagen. Wir ließen uns wie die Tage zuvor einfach treiben und befischten den Fluss ausgiebig. Die meisten Stromschnellen trieben wir inzwischen völlig unbeeindruckt hinunter, um hinter den großen Steinen ein paar Würfe auf dicke Äschen und Forellen zu machen. Dabei stellten sich wieder der 2er und 3er Mepps, und die kleinen Spinmads als wahre Fangmaschinen heraus, andere Köder brachten nicht einen Biss. Auf einen kleinen Wobbler fing ich den ganzen Urlaub lang keine einzige Äsche oder Forelle.

Wir fingen unglaublich gut in diesem Flussstück. So gut wie jeder Wurf brachte einen Biss, und wenn mal wieder eine 40er Äsche am Haken hing, schüttelten wir die Fische einfach unbeeindruckt im Wasser ab. Wir wollten Forellen! Äschen hatten wir mehr als genug gesehen. Noch dazu sind die Biester so unglaublich schlecht zu halten und zu lösen. Wir fanden irgendwann heraus, dass sie in Rückenlage ganz handzahm wurden, und sich gut vom Haken lösen ließen. Komische Viecher, meine Lieblingsfische sind sie definitiv nicht geworden. Aber schön sind sie. Und groß!

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Wir fingen wirklich eine Äsche nach der anderen, jeder Wurf ein Treffer. Doch auch die Forellen hatten Bock! Vince und ich fingen jeder zwei Trutten an dem Tag, wobei ich mich langsam als inoffizieller Forellenking des Urlaubs mauserte und die deutlich besseren Fische erwischte.

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Wunderschöne Fische, und unglaublich kampfstark! Wer den Hintergrund der Bilder analysiert, wird feststellen dass das Wasser teilweise ziemlich wild ist. Wie ich sagte, treibend die Stromschnellen hinunter, auf der Jagd nach den dicken Fischen..

Der Abschnitt war jedoch auch gespickt von Stromschnellen die uns wirklich gefährlich werden konnten. Eine Stromschnelle der Stufe 4 analysierten wir vorher kritisch um die ideale Route durch die dicken Walzen zu finden. Oder um überhaupt eine Route zu finden. Die Stromschnelle war schwer zu fahren. Dicke Steine versperrten die eine Uferseite bis zur Flussmitte, während kaum 20m dahinter eine richtig dicke Walze die andere Uferseite unpassierbar machte. Wir mussten also innerhalb von 20m einmal die Uferseite komplett wechseln und wieder zurück, in einem schnell strömendem Fluss mit einem komplett beladenen Kanu.

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Diese beiden Stellen galt es tunlichst zu vermeiden. Auf den Bildern wirken die Walzen nur halb so eindrucksvoll, wie sie in wirklichkeit waren. Wären wir da rein geraten, hätten wir wirklich ein Problem gehabt. Wir paddelten auf Hochtouren als wir die Steinfront passierten und ich gab Vincent wild gestikulierend Bescheid, dass die gefährliche Walze wohl zu schnell näher kommt und es eine richtig enge Sache werden würde. Da vorne im Kanu sah ich das Unheil immer als erstes auf mich zukommen und paddelte so gut ich kann um uns aus der misslichen Lage zu befreien. Vincent tat es mir gleich, die Strömung drückte das Boot gegen das Ufer und wir drehten uns genau auf Höhe der Stromschnelle auf die Seite. Ich schwitzte Blut und Wasser, aber irgendwie schafften wir es das Boot wieder gerade auszurichten, kaum eine Sekunde bevor wir die dicken Steine am Ufer touchiert hätten. Das war auch wirklich gut so, denn nach dieser kniffligen Stelle kamen einige größere "Drops", die wir beide schlichtweg erst sahen, als es viel zu spät war. Panisch gab ich Bescheid dass es gleich einen halben Meter abwärts gehen würde, drückte meine Beine gegen das Kanu und legte mich lang um den Schwerpunkt im Boot tief zu halten. Es rumpelte, das Kanu wackelte und wir rutschten über den großen Stein ins Tiefe. Ich wurde nass, aber alles gut. So ein voll beladenes Kanu ist nicht wirklich wendig, dafür aber ziemlich kippstabil. Wir wussten ab jetzt, dass uns auch größere Walzen so schnell nichts an haben konnten, und hatten ab da eine Menge Spaß beim befahren der restlichen Stromschnelle. Eine anschließende Pause mit einer guten viertel Stunde Wasserschöpfen musste dann doch sein.

Wir paddelten an diesem Tag noch bis zu unserem Ziel, einem ruhigen, fast seenartigen Flussabschnitt, an dem wir unser Zelt aufschlagen wollten. Auf dem Weg dorthin passierten wir ein paar ruhige, krautige Buchten, mit direkter Verbindung zum tiefen Flusswasser. Im flachen bekamen wir eine Hand voll Bisse kleinerer Hechte. Ich warf meinen Softjerk an die Kante zum tiefen Wasser, dort wo gerade noch ein paar wenige Krautfahnen die Oberfläche durchbrachen. Eine gewaltige Welle durchbrach die Stille und stoppte den zackigen Köderlauf. Meine Rute war krumm, der Hecht am anderen Ende machte sich richtig schwer und bockte im Tiefen. Irgendwann sah ich ihn unter dem Boot. Ein riesen Vieh! Mindestens einen Meter lang, und ein Kopf so groß wie ein A4 Blatt. Kurz nachdem ich den fetten Fisch gesehen hatte erschlaffte meine Schnur. Der Fisch war weg. Wieder einmal realisierte ich, dass 7/0er Offsets und meine 40g Rute nicht harmonieren. Noch lange befischten wir die Stelle, einmal bekam ich noch einen zaghaften Biss auf einen großen Blinker, mehr sollte nicht gehen. Wir fuhren weiter.

Am Abend machten wir uns auf die Suche nach einem Lagerplatz. Wir waren ziemlich müde, und in der ferne machte eine dicke dunkle Wolke Kurs auf unser kleines grünes Boot. Die Ufer waren unwegsam, völlig ungeeignet zum lagern. Als wir an einer flachen Bucht ans Ufer wollten -ich stand gerade auf, als das Boot über die letzten Meter kaum knietiefen Wassers glitt- platschte es gewaltig am Heck unsere Kanus. Vincent erschrak und ich flog vor Schreck fast aus dem Boot. Das war doch nicht..? Doch wars. Ein etwa 60er Hecht attackierte ein kleines orangenes Stoffstück, welches an dem Seil unseres Bootes etwa 10cm ins Wasser hing. Richtig. EIN HECHT HAT UNSER BOOT ANGEGRIFFEN. Wir waren viel zu perplex um zu verstehen was hier gerade passiert ist. Völlig verrückt. Unsere Stickbaits attackierte der Fisch noch einige Male, bevor er frustriert im Kraut verschwand.

Am Ufer fanden wir keine Stelle zum Lagern. Alles uneben, alles zugewachsen, nichts zu machen. Wir fuhren weiter. Auf einer Anhöhe entdeckten wir eine freie Stelle. Kein guter Platz, sollte uns aber genügen. Wir wollten endlich raus aus dem Boot und schleppten unser Zeug gut 30m den Hang hinauf und errichteten unser Lager. Bei Nudeln und Lagerfeuer tankten wir neue Kraft und beschäftigten uns damit Stöcke zu schnitzen und damit auf morsche Baumstümpfe zu werfen. Ich hätte mir wohl doch ein Buch mit nehmen sollen.

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Der Abend verabschiedete sich mit einem schönen Sonnenuntergang. Sicherheitshalber verstauten wir alles regensicher bevor wir schlafen gingen, was sich auch als gute Entscheidung heraus stellen sollte.

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Barsch Vader
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Tag 12

Zu diesem Tag habe ich gar nicht so viele Bilder, dennoch ist er mir lebhaft in Erinnerung. Das hat einen einfachen Grund: Es hat den halben Tag gegossen wie aus Eimern. Wir verbrachten somit einen großen Teil des Tages im Zelt, lediglich für zwei Stunden trauten wir uns raus um etwas zu fischen. Was in diesen zwei Stunden allerdings so alles passierte, zauberte uns für den Rest des Tages ein dickes Grinsen aufs Gesicht.

Wir befischten einen kleinen Flussarm neben unserem Lager, dessen etwa 3m tiefe Rinne von kleineren Krautfeldern gesäumt war. Lange dauerte es nicht, bis wir beide unseren ersten kleineren Hecht gefangen hatten, kurz darauf kam noch ein ca. 60er. Auf Grund des Regens machten wir nicht viele Bilder. Auf meinen großen Softjerk bekam ich immer wieder Bisse, die ich aber nicht verwerten konnte. Irgendwann blieb einer der unbekannten Übeltäter hängen. Ein Rudel Barsche stand offensichtich in der Rinne und stürzte sich auf alles was irgendwie nach Beute aussah.

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Mein Softjerk war etwa 20cm lang, da mussten die Barsche die Luke schon weit auf machen. Generell fing ich auf das Ding die meisten Barsche in diesem Urlaub. Vince schaltete schnell und fing auf einen kleinen Squadminnow noch ein paar kleinere Barsche. Das wars aber auch erstmal. Wir paddelten den Flussarm weiter hinauf und gelangten durch eine kleine, flache Verbindungsstelle auf einen kleinen See. Wir dachten erst an mögliche Topwaterhechte, als wir durch die flache Verbindung paddelten, stellten aber schnell fest, dass der kleine See irrsinnig tief ist. Etwa so groß wie ein Fußballfeld war der Tümpel, aber stellenweise sicher tiefer als 10m. Beim Jiggen stellten wir dafür fest: Der See ist voll mit Barsch! Keine Großen, aber eine Frequenz die ich selten so erlebt habe. Teilweise hing der Köder schon zwei Sekunden nach dem Auftreffen auf der Wasseroberfläche schief auf dem Haken. Jeder Wurf brachte Kontakt. Wir fingen einige Fische, fuhren dann aber weiter, da die Durchschnittsgröße doch etwas mickrig war.

Wir paddelten den Fluss wieder einige Meter hinauf, zu einer Stromschnelle die wir den Tag zuvor passierten und noch nicht befischt hatten. Die Stromschnelle selbst war flach und steinig, direkt unterhalb der Rausche erstreckte sich aber ein gewaltiger Pool, welcher auch sicher tiefer als 10m war. Wir ankerten (improvisiert mit einem schweren Stein) an der Strömungskante und jiggten im Tiefen auf ein paar Barsche die wir dort vermuteten. Schnell hatte ich den ersten 30er auf meinen 4" Shad, und auch Vince bekam recht zügig Bisse auf seinen pinken Shaker am 14g Kopf. Wir mussten echt tief runter. Der Regen prasselte mit voller Kraft von oben, und ich stapfte mit meinen Füßen schon lange im nassen. Da ich mit meinem Gummi in der Strömung nicht runter kam, montierte ich einen silbernen 4" Shad am 15g Kopf und feuerte ihn in die Strömung. Keine Chance zum Grund zu kommen. Irgendwo im Mittelwasser zuppelte ich den Shad auf und ab, bis meine Rute irgendwann blockierte. Widerstand, schwerer Fisch! Der Barsch meines Lebens! Dachte ich. Der Fisch machte sich ordentlich schwer, tauchte tief unter dem Boot hindurch, nahm immer wieder ordentlich Schnur von der Rolle. Einen Hecht konnten wir ausschließen, den hätte ich lange am Boot gehabt. Irgendwann ließ sich der Fisch nach oben dirigieren, ich sah einen dunklen Schatten aus der Tiefe kommen, wusste aber nicht was das da für ein Fisch sein sollte. "Äsche! Barsch! Doch ein Hecht!" rief ich durcheinander. Der Fisch kam hoch und zeigte seine Flanke, Panik wurde breit. Ein richtiger Forellenbrecher hatte sich meinen Shad gekrallt. Kaum war der Fisch am Boot sackte Vince ihn blitzschnell mit dem Kescher ein. Perfekte Aktion! Perfekter Fisch. Eine makellose Bachforelle lag vor uns im Boot, keine Ahnung wie groß, wir haben sie nicht gemessen. Ü50 definitiv. Da war sie also, die große Forelle. Endlich! So ein Fisch ist auch hier oben im Norden nicht alltäglich.

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Das Grinsen war an dem Tag nicht mehr aus meinem Gesicht zu bekommen. Wir fischten noch eine Weile, aber Vince seine Regensachen hielten nicht wirklich dicht, so dass wir irgendwann umkehrten. Es war auch wirklich nass und kalt, und wir auch ziemlich hungrig. Wir spannten unsere große Plane mit unseren Seilen zwischen ein paar Bäume und hatten einen kleinen Unterstand, nicht groß, aber genug Platz für ein kleines Feuer. Nun, es hatte die halbe Nacht und den halben Tag geregnet, trockenen Brennstoff zu finden war ein fast hoffnungsloses Unterfangen, ein Feuer nur mit Zündstahl und Wattepads zu machen erst recht. Ich fand an der Bruchstelle einer großen umgekippten Fichte doch etwas halbwegs trockenes Holz, nicht viel, aber für den Anfang reichte es. Ich sammelte ordentlich Harz und tränkte die Wattepads mit unserem Olivenöl, wodurch sie noch etwas länger brannten. Es dauerte tatsächlich nicht lange, bis ich das Feuer zum brennen brachte. Nasses Holz legte ich zum Trocknen an die Seite. Ich war schon etwas stolz, als ich nach einer halben Stunde eine kleine Suppe geköchelt hatte, ohne wirkliche Hilfsmittel mit meinem Feuer im strömenden Regen. Vince freute sich auch sehr über die warme Mahlzeit, er fröstelte ordentlich durch seine nassen Klamotten. Wir verkrochen uns ins Zelt und warteten den Regen ab.

Gegen 17 Uhr klarte der Himmel auf und wir machten uns auf den Weg. Breit, ruhig und tief war der Fluss in diesem Abschnitt.
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Wir paddelten noch etwa eine Stunde, weiter wollten wir nicht mehr. Wir hatten nicht mehr so viel Strecke vor uns, und wollten uns für die letzten 2 Tage noch etwas aufheben. Nach einer großen Stromschnelle wollten wir auf einer Anhöhe lagern. Dies war die einzige mögliche Lagerstelle die wir auf der Strecke fanden. Doch als wir die Stromschnelle passierten, sahen wir bereits vier grüne Plastekanus am Ufer liegen. Mit großen Augen sah uns eine große Gruppe abenteuerlustiger Schweden vom hohen Ufer aus zu, und empfing uns mit einem herzlichen Lächeln. Nach einem kurzen Gespräch entschlossen wir in der Nähe der Leute zu lagern, die ihre Kanus auch bei Sven geliehen hatten, den Kalix aber in nur 3 Tagen paddeln wollten. Zum Fischen wie wir waren sie nicht da. Wir packten recht fix unsere Ruten um noch ein paar Äschen fürs Abendessen zu fangen. Das ganze war ziemlich zäh, und wir beide auch ganz schön kaputt. Irgendwann hatten wir zwei Äschen zusammen, ich lief vor und nahm die Fische aus, Vince blieb zurück und angelte noch etwas weiter. Kaum war ich am Zelt begrüßte mich einer der Schweden und drückte mir zwei Stücken frisch gebackenen Kuchen und eine Tüte mit einer ausgenommen Äsche entgegen. "Entweder seid ihr total verrückte Angler, oder ihr habt Hunger!" Nun, irgendwie hatte er mit beidem Recht. Wir quatschten noch etwas mit der Gruppe, bis wir dann ins Zelt krochen. Diesen Abend gingen wir nicht jedenfalls hungrig ins Bett. Schon nett, diese Schweden.

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Barsch Vader
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Tag 13

Die Erlebnisse dieses Tages kann ich nicht einfach zwischendurch schreiben, deshalb habe ich mir heute wirklich mal eine Stunde Zeit genommen um mich mit einer Tasse Tee dem Bericht zu widmen. Nun denn:

Diesen morgen wurden wir nicht wie sonst von einsamer Stille und den warmen Sonnenstrahlen geweckt. Es war ein freundliches "Hallo", was mich aus dem doch recht festen Schlaf riss. Mit verquollenen Augen lukte ich aus dem kleinen Guckloch unseres Zelts und sah einen älteren Herren mit grauem Haar, dichtem Bart und einem freundlichen Lächeln vor unserem Zelt stehen. Ein Lächeln, wie es wohl nur ein Schwede zum Höhepunkt des Sommers in seiner völligen Zufriedenheit wiedergeben könnte. Grinsend drückte er mir ein paar Dinge in die Hand. "We thought you could need this, we have to much." sagte er, und überreichte mir einen kleinen Topf voll griechischem Joghurt, ein Stück Schinken und zwei Scheiben Graubrot. Die Gastfreundlichkeit der Leute hatte uns schon am Abend zuvor geflasht, aber jetzt waren wir wirklich etwas sprachlos. Dankbar nahmen wir die Lebensmittel entgegen und krochen aus dem Zelt. Auf unserem Packsack lagen noch zwei frisch geschmierte Knäckebrote mit Salami. Überglücklich über diese nette Geste halfen wir der Truppe beim Bepacken ihrer Boote. Lange dauerte es nicht bis ich mit dem alten Herrn über das Angeln ins Gespräch kam. Von Ihm war auch der Fisch, den wir am Abend zuvor noch bekommen hatten. Er selbst war Fliegenfischer und erzählte von Forellen im Kalix, die aber schwer zu fangen seien. Das konnten wir bestätigen. "Maybe you should try it with these ones:" murmelte er und krame aus seiner Tasche eine alte, vergilbte Plastikdose, die eine Hand voll Fliegen enthielt. Dazu holte er einen Spirulino heraus, den er mir direkt in die Hand drückte. "With this thing you can cast the flies, but I don´t like it. Take it with you." Als wäre das Essen nicht genug gewesen, bekamen wir auch nun noch etwas von seinem Angelzeug geschenkt? Dankbar lehnte ich ab, doch er ließ nicht locker und drückte mir das durchsichtige Plasteding erneut in die Hand. Diesmal aber zusammen mit seiner vergilbten Fliegenbox. "Nooooo, no nonono..." stammelte ich, "You can´t give us all your fishingstuff." Ich wusste garnicht was ich sagen soll, denn dieser wildfremde Mann hat uns nicht nur Unmengen an Essen, sondern auch noch ALLE seine selbst gebundenen Fliegen geschenkt die er dabei hatte. Ich hab mich gefühlt wie ein kleines Kind zu Weihnachten, was alle Wünsche erfüllt bekommt obwohl es garnicht artig war. "I did catch my fish, now my package is lighter." sagte er mit einem zwinkernden Auge. Mit fast glasigen Augen nahm ich dem alten Schweden seine Kostbarkeiten ab und wir verabschiedeten die Truppe.

Diesen Morgen frühstückten wir wie die Könige. Griechischer Joghurt mit Nüssen, Honig und getrockneten Früchten, dazu etwas Müsli. Und das bei einem Ausblick, den wir uns nicht besser wünschen konnten.

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Wir verbrachten den Vormittag ganz entspannt, ich saß am Fluss und musste die Eindrücke erstmal irgendwie verarbeiten, während Vincent seine Rute schnappte und den Fluss ein paar hundert Meter hinauf ging. Ich genoss das schöne Wetter und lief ein paar Meter durch den Wald, aß ein paar Blaubeeren und genoss es einfach draußen zu sein. Lange konnte ih mich aber nicht halten und ging dann irgendwann im Fluss baden. Das Wasser war hier schon deutlich kälter, sicher nicht wärmer als 14 oder 15 Grad. Vincent kam auch zurück und erzählte von ein paar Äschen und Forellen die er fangen konnte. Eine Forelle musste er entnehmen. Dann tat auch er es mir gleich und planschte wie eine junge Robbe im kalten Wasser des Kalix. Die Forelle gab es dann als Stockfisch, dazu das Graubrot, welches wir geschenkt bekommen hatten.

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Unsere Tour sollte uns heute auf den letzten Abschnitt unserer Reise führen. Der Kalix mündet hier in den Kaitumälven, einem großen, wilden Fluss, der ebenso wie der Kalix einige Lachse beherbergen soll. Da wir im Kalix aber nie wirklich Lachse zu sehen bekamen verwarfen wir den Traum vom schwedischen Lachs aber recht schnell und widmeten uns den Äschen und Forellen.

Der Kaitum selbst war um einiges breiter als der Kalix, dafür stellenweise deutlich flacher. Große Sandbänke unterhalb der Mündung ließen unser Kanu immer wieder aufsetzen. Stromauf wurde der Fluss etwas tiefer. Dort schlugen wir auch unser Lager auf, etwa 300m von der Mündung des Kalix entfernt. Und natürlich wollten wir hier Angeln.

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Das Ufer des Kaitum war steil und steinig, wodurch wir uns recht laut und dropsig fortbewegten. Anstrengend war das ganze auch noch, die letzten Tage lagen uns schwer in den Knochen und schließlich waren wir bereits fast zwei Wochen hier draußen unterwegs. Da wir auch nach gut 200m Strecke noch keinen Fischkontakt verzeichnen konnten war irgendwie die Luft raus. Vince setzte sich am Ufer auf die Steine, während ich mit letzter Motivation den 3er Mepps in die Strömung peitschte. Ein lautes "Fiiiisch" riss mich aus der Trance, und ich sah Vince mit krummer Rute am Ufer stehen. Forelle? Wieder eine dicke Äsche! Oder doch nicht? Der Fisch verhielt sich anders, nahm mal ein paar Meter Schnur und schoss von links nach rechts. Langsam wurden wir unruhig und nervös, als wir gesehen hatten was Vincent da am Haken seines 3er Kupfermepps hatte war echte Endzeitstimmung. Ein Lachs! W=)?!"Ä"**!Ütf!! So viele vulgäre Ausdrücke sind mir in diesem Moment gar nicht eingefallen wie ich am liebsten in die Wildnis gebrüllt hätte. Hektik, Panik, ich mit der Kamera in der Hand, kaum in der Lage sie ruhig zu halten; Vincent auf der anderen Seite des Bildschirms mit dem wahrgewordenen Anglertraum am Haken. Ich versuchte den Fisch zu landen, immer wieder schoss mir der Lachs zwischen die Beine. Viel zu schnell um danach zu greifen. Vincent hatte die Nase irgendwann voll und strandete den Fisch einfach. Sprachlosigkeit. Da war er. Der Lachs. UNSER Lachs. Überglücklich betrachteten wir den Fisch, die silbernen Schuppen, den charakteristischen Kopf. Wir ließen den Fisch schwimmen und drückten uns, wie sich zwei überglückliche gute Freunde mitten in dem Urlaub ihres Lebens nur so drücken konnten. Nichts konnte den Moment besser abschließen als eine dicke Männerumarmung. Damit hätten wir uns wohl alle unsere Urlaubsträume erfüllt. Dicke Barsche und Äschen, ein Meterhecht, eine dicke Bafo und ein Lachs! Mehr geht nicht. Was soll jetzt noch kommen?

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Nun, kaum fünf Minuten später hatten wir die Antwort auf unsere Frage. Diesmal stand ich mit blitzkrummer Rute im Wasser, gleicher Spot, gleicher Köder, gleiche Fischart. Auch ich sollte meinen ersten Lachs bekommen, auch diesmal wurde kurz Panik breit, lief aber dann insgesamt etwas professioneller ab als vorher. Mit einem beherzten Griff an die Schwanzwurzel hatte ich meinen ersten Lachs in den Händen, geil! Absolute Wunschlosigkeit, einfach glücklich sein über den wahr gewordenen Traum.

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Waterfall

Barsch Vader
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Tag 13 / Teil 2

Was ein Abenteuer. Dabei sollte es jedoch nicht bleiben. Vincent bekam noch einen dritten Fisch, drillte ihn bis zu den Füßen und verlor ihn leider bei der Landung. Egal. Drei Lachse in 15 Minuten? An einem Spot? Was ein Tag!

Der Rest der Strecke brachte leider keine Fische mehr und so drehten wir glücklich um und trotteten zum Lager. Ich machte uns eine dicke Pfanne mit einer Improvisation von Spaghetti Carbonara und wir schlugen uns die Bäuche voll. Was wir uns jetzt noch vor nahmen für den Urlaub? Gesund nach Hause kommen. Mehr kann nicht passieren, besser kann es nicht werden, und versauen kann uns diesen Trip nun auch nichts mehr. Selten hatte ich mich glücklicher und sorgloser gefühlt als an diesem Dienstag Abend, an dem ich mit voll gefressenem Magen in der schwedischen Abendsonne lag, mit Blick auf die absolut wilde und unberührte Landschaft.

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Irgendwann wurde es spät und ich machte etwas Klarschiff am Lagerplatz, schnappte mir die Zahnbürste und sorgte für etwas Körperpflege. Vincent stand neben mir am Wasser und schnappte sich natürlich nochmal die Rute, um mit seinem Toby bis in die Flussmitte zu werfen. Ich wollte mir gerade den Schaum aus dem Gesicht wischen als Vincents Rute nach oben schnellte und die Bremse wieder ihre bekannten Klänge von sich gab. "Verarsch mich nicht" rief ich, "Als ob!". Und doch, so war es. Vincent hatte den VIERTEN LACHS des Tages im Drill. Was zur Hölle ist hier los?! Noch bevor ich die Kamera holen konnte war der Fisch schon wieder im Wasser, schade. Aber nicht weiter schlimm, denn Vincent hatte anscheinend irgendwie über Nacht einen Pakt mit irgendeinem skandinavischem Hokuspokus abgeschlossen und hakte direkt den nächsten Lachs. Deutlich kleiner, aber dafür um so wilder katapultierte sich dieser durch die Luft, schüttelte sich und ließ den Toby vor Vincents Füße plumpsen. Auf die Frage, was das für ein Fisch war, bekam ich nur die Antwort: "Das war ein Lachs, hast' nicht gesehen? Ist doch gesprungen!" Alles klar Lachsprofi, ruhig Blut. Ich stand immer noch mit vollgeschmiertem Gesicht am Fluss, die Zahnbürste im Mund und ungläubig mit dem Kopf schüttelnd, als Vincent direkt im nächsten Wurf den nächsten Fisch hakte. Was ist hier los? Diesen Lachs konnten wir noch zum kurzen Fototermin überreden. Geile Fische! Wieder 3 Fische an einem Spot, in kurzer Zeit.

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Natürlich versuchte ich es auch noch eine ganze Weile, bekam aber natürlich auch keinen Fisch mehr. Ich hatte auch meinen Lachs gefangen. Nicht dass das selbstverständlich wäre, erst recht nicht, dass man 6 Lachse an einem Abend fängt. Absolut nicht. Aber wir fühlten uns schon wie zwei kleine Könige an diesem Fluss, Lachsfischen ist so einfach, wie können andere da tagelang schneidern? Haha. Dachten wir. Wir hatten den nächsten Tag noch eingeplant um den Kaitum ausgiebig zu befischen, und somit legten wir uns rund um zufrieden am vorletzten Abend unserer Reise ins Zelt.

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Dodonik

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Stark! Auch wieder toll geschrieben.
Echt bewundernswert was ihr euch da erfüllt habt. Danke das du uns dran teil haben lässt.

Und Petri zu den Lachsen!
 

RaubfischRookie

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Vielen vielen Dank.
Wahnsinnig gut geschrieben, ich würde am liebsten direkt meine Kanutour planen.
Habt ihr zufällig eure Strecke per GPS getrackt, würde mich wirklich mal interessieren!
 

Waterfall

Barsch Vader
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Vielen vielen Dank.
Wahnsinnig gut geschrieben, ich würde am liebsten direkt meine Kanutour planen.
Habt ihr zufällig eure Strecke per GPS getrackt, würde mich wirklich mal interessieren!

Getrackt haben wir die Strecke nicht, das würde mich auch sehr interessieren. Wäre eine Option fürs nächste mal, da müsste ich mir aber erstmal die notwendige Technik zulegen :D
 

Waterfall

Barsch Vader
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Smartphone reicht sicher, nur der Akku hält das nicht durch, und ich will im Urlaub auch eigentlich nicht aufs Handy schauen müssen :) Die Route an sich waren etwa 140km, wir sind durch einige Umwege aber sicher an die 200km gepaddelt, was wir zu Fuß zurück gelegt haben kann ich leider nicht einschätzen.
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 14

Nach dem wir den Tag zuvor so sensationell unsere ersten Lachse gefangen hatten, waren wir natürlich voller Motivation. Einen ganzen Tag hatten wir noch am Kaitum, und den wollten wir nutzen um ordentlich Strecke zu machen. Wäre doch gelacht wenn wir hier keinen Lachs mehr bekommen würden. Jeder von uns packte neben dem Angelzeug noch ein paar Utensilien in den Rucksack, darunter auch etwas an Kochmaterial, da wir unterwegs Mittag essen wollten. So gings dann los. Leichtes Gepäck, aber alles was man braucht. So mag ich das. Wir kreuzten mit unserem Kanu den Fluss, um diesmal die andere Seite befischen zu können. Die sah ja am Tag zuvor so viel besser aus. Nun standen wir drüben und das Wasser war hier leider teils deutlich flacher, wir hatten uns wohl getäuscht. Egal. Wir machten ordentlich Meter bis Vince die erste Forelle fangen konnte.

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Auch ich fing immer mal eine kleine Forelle oder Äsche, immer mit dem Gedanken im Hinterkopf einen der dicken Lachse ans Band zu bekommen. Doch es war schwierig. Auf meinen Kupferblinker (den Vincent letztes Jahr am Hornavan gefunden hatte) bekam ich zwar viele Bisse, allerdings waren es immer nur halbstarke Forellen und Äschen, die sich darauf stürzten. Egal, auch gut. Die Landschaft durch die sich der Fluss schlängelt ist wild und unerschlossen. Die Ufer meist steil und steinig, oder aber dicht bewachsen und schwer zugänglich. Dazu völlige Ruhe, der Kaitum war einer der einsamsten Flussabschnitte auf unserer Tour.

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Teilweise mussten wir kleine Flussarme queren, um weiter zu kommen, standen bis zum Bauch im Wasser und kämpften uns voran. Aber so ist das eben. Das Wetter war ja gut und warm, so hatten wir damit keine Probleme. Wir waren gerade an einer relativ schnell strömenden Stelle, als ich einen harten Biss auf meinen Blinker bekam. Der Fisch nahm direkt ein paar Meter Schnur und kämpfte deutlich mehr als die Äschen und Forellen zuvor. Panik kam auf, das konnte nur ein Lachs sein. Ich pumpte den Fisch behutsam heran, und als ich ihn das erste mal sah, war alle Aufregung verflogen. Hecht. Mitten in der Strömung? Hä? Ach man. Egal, schöner Fisch. Wir haben es so tatsächlich geschafft an JEDEM Tag unserer Reise mindestens einen Hecht zu fangen. Auch nicht schlecht.

Zum Mittag fing ich zwei dicke Äschen, die frisch filetiert mit Reis, Kokosmilch, Ingwer, Knoblauch und Tomatenmark zu einer deftigen Reispfanne zubereitet wurden.

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Das tat gut und stärkte uns erneut. Am Ufer gegenüber sahen wir seit längerem mal wieder ein paar Menschen. Eine schwedische Familie, die hier wohl auch zum Angeln draußen war. Allerdings waren sie nicht wirklich erfolgreich. Der Tag zog sich langsam in die Länge, und wir hatten immer noch nicht einen Lachs gesehen. So langsam realisierten wir, welches enorme Glück wir den Tag zuvor gehabt haben. 6 Lachse sind einfach wie ein 6er im Lotto. Die dicken Äschen und Forellen in der Wildnis hier draußen machten uns aber auch ziemlich glücklich. Wir liefen noch ein paar hundert Meter bevor wir umkehren wollten. Das Gras war an dieser Stelle besonders hoch, ich lief voraus und hatte es schwer zu sehen wo genau ich gerade lang lief. Auf einmal raschelte es laut und ein riesiges Rentier erhob sich aus dem Gras, erschrak und rannte in den Wald. Das große Männchen hatte wohl hier im Gras gelegen und wir haben es beim Mittagschlaf gestört. Ich war jedenfalls ziemlich perplex und stand wie angewurzelt da, selbst Vincent der gut 30m hinter mir lief hatte sich ordentlich erschrocken.

Jedenfalls waren wir nun an dem Punkt angelangt an dem wir beschlossen wieder umzukehren. Gut 7km sind wir den Fluss hinauf gewandert, die wollten wir nun wieder zurück. Aber am gleichen Ufer zurück fischen? Nö, darauf hatten wir keinen Bock. Aber den Fluss queren? Vielleicht auch nicht die beste Idee.

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Und dennoch, wir entschieden uns dafür den Fluss zu durchwaten. Da der Fluss nie wirklich tiefer als einen Meter war, erschien uns das machbar. Glücklicherweise hatte uns bei der Aktion niemand gesehen, noch jetzt muss ich über das Vorhaben ziemlich lachen. Wir verstauten unsere Klamotten im Rucksack, auch die Angelrute befestigten wir so, dass wir die Hände frei hatten. Durfte ja nix nass werden. Splitterfasernackt machten wir uns so auf den Weg durch den Fluss, nur die Crocs an den Füßen (ohne kommt man hier nicht durch), und einen dünnen Stock als Watstock in der Hand. Die Strömung drückte schon ordentlich, schien aber machbar. etwa 15m vor dem gegenüber liegenden Ufer wurde es aber ordentlich tief, so dass wir uns nicht mehr wirklich in der Strömung halten konnten. Vincent traute sich nicht mehr weiter, ich versuchte es noch mal kurz um nach 30cm Weg feststellen zu müssen, dass es wirklich nicht ging. Dabei verlor ich kurz den Halt, und machte mich einmal in der Strömung lang. Glücklicherweise konnte ich Vincents Watstock greifen, bevor auch der Rucksack völlig nass geworden wäre. Bei dieser Aktion löste sich mein Blinker von der Angelrute, welche wie ein Blitzableiter nach oben stand. Der Köder rotierte nun auf Augenhöhe um mich herum, während ich versuchte mich in der viel zu starken Strömung zu halten. Lange dauerte es nicht bis er sich in einem unlösbaren Knoten um Vincent seine Angelrute schlang und wir mit verhedderten Ruten über unseren Köpfen im reißenden Fluss standen. Das ganze muss ziemlich witzig ausgesehen haben, wir nahmen es mit Humor und ich schaffte es irgendwie das Wirrwarr zu lösen. Wir machten uns auf den Weg zurück, hier war es nicht zu schaffen. Aber vielleicht an einem anderen Flussabschnitt.

Wir liefen ein paar hundert Meter weiter, hier war die Strömung etwas schwächer, und auch insgesamt sah es hier etwas flacher aus. Hier sollte es klappen. Ich lief ziemlich motiviert vor, Vincent suchte noch nach einem passenden Stock. Ich war bereits fast drüben (es klappte wirklich halbwegs gut), als Vincent nach ein paar Metern ausrutschte und wild fluchend ins Wasser fiel. Er hatte einen seiner Schuhe verloren. Ich stand mittlerweile im recht tiefen Wasser und fing an zu frieren, war aber auch fast drüben. Ohne Schuhe kommt Vincent aber keine fünf Meter weit. Umkehren? Jetzt war ich so gut wie drüben. Also erstmal als Ufer. Ich überlegte einen meiner Schuhe rüber zu werfen, es wäre hoffnungslos gewesen, der Fluss war zu breit und der Schuh wäre auch weg. Also entschied ich ohne Rucksack wieder rüber zu laufen (der Hinweg war an manchen Stellen schon wirklich haarig, es war keineswegs einfach), Vincent den Rucksack abzunehmen und wieder ans andere Ufer zu laufen. Er sollte dafür durchschwimmen. Die ganze Aktion dauerte sicher gute 20min, in dem kalten Flusswasser kam es mir vor wie eine Ewigkeit. Irgendwann hatten wir es aber geschafft. Ein riesen Akt.

Und nicht dass es sich wirklich gelohnt hatte. Auch an diesem Ufer fingen wir keinen Lachs, und insgesamt auch nicht wirklich besser als auf der anderen Seite. Eine gute Forelle konnte ich dennoch noch überlisten.

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Wir machten uns zurück zum Lager. Unser Kanu stand ja noch auf der anderen Flussseite, also schwammen wir noch einmal hindurch. Das war allerdings ziemlich schwierig. Mit Schuhen konnte man nicht schwimmen, und ohne konnte man unmöglich auf den spitzen Steinen laufen. Der Fluss war teilweise jedoch stellenweise so flach, dass wir nicht schwimmen konnten. War trotzdem mega witzig, und ein gelungener Tagesabschluss. Zufrieden und völlig geschafft genossen wir unseren letzten Sonnenuntergang unserer Tour, bevor wir uns zu der letzten Nacht in der schwedischen Wildnis schlafen legten.
 

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