Going wild, Kanuurlaub in Nordschweden die zweite

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Waterfall

Barsch Vader
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Tag 2/ Part 2

Unser Kanu war auch nach dieser langen Tour nicht unbedingt der einladendste Ort für eine Mittagspause. Die Mücken in der Bucht waren unglaublich aufdringlich, so dass man keine Minute ruhig sitzen konnte. Auf dem Weg bergab sahen wir aus einiger Entfernung einen kleinen See mit augenscheinlich glasklarem Wasser, kaum 200m von unserem Boot entfernt. Wir waren kaum 5 Minuten am Boot nach unserer Tortur als wir unsere Ruten schnappten und zum Tümpel trotteten. Man muss schon ordentlich einen an der Leitung haben um nach einer 6 stündigen Bergtour sofort ans Fischen zu denken. Statt glasklarem Wasser mit Kiloforellen erwartete uns aber ein völlig zu gekrauteter Moortümpel, dem wir auch schleunigst wieder den Rücken kehrten. Wir sattelten unser grünes Plastikross und fuhren weiter auf dem See, weg von den Mücken. So richtig überzeugte uns der Tümpel aber nicht, so dass wir sicher noch gute 3km flussaufwärts auf dem Vistasälven zurück legten, bis wir auf einer Insel eines größeren Sees unser Lager aufschlugen und uns endlich die verdienten Nudeln mit Pesto in den Bauch stopften. Jetzt wo ich mir dieses ganze Szenario so vor Augen führe, komme ich zu der Erkenntnis, dass wir wohl wirklich richtig einen am laufen haben müssen. Da sich das Wetter wieder von seiner besten Seite zeigte, und es sich nach Sonnenuntergang auch nicht merklich abkühlte, beschlossen wir direkt unter dem freien Himmel zu schlafen. Wir waren einfach zu kaputt um das Zelt auf zu bauen. Die Idee verwarfen wir nach gut fünf Minuten. In Lappland schläft man eben nicht unter freiem Himmel, es sei denn man will sich freiwillig den Mücken opfern.

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Also bauten wir das Zelt doch auf. Bevor wir uns schlafen legten, wollten wir den See aber noch einmal kurz abchecken. Dafür reichte unsere Kraft dann doch noch. Bald bekam ich einen ersten Biss auf Stickbait, welcher irgendwie gar nicht so richtig nach Hecht aussah. Vince starrte mit großen Augen ins Wasser und sichtete einen fetten Barsch, der im flachen seine Bahnen zog. Ganz oldschool fing ich den Kollegen dann mit einem 3er Mepps. Der Spinner war hier oben einfach eine super sichere Nummer.

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Richtig gut, die dicken Barsche hatten wir hier oben nicht so recht auf dem Schirm. Nach ein paar Pikes konnte auch Vincent einen ordentlichen Punk an der Oberfläche fangen.

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Die Durchschnittsgröße der Barsche hier ist schon echt enorm. Dafür fingen wir sie wirklich nur recht vereinzelt. Zufrieden krochen wir dann in unser Zelt. Kurz bevor ich einschlief hörte ich ein verdächtiges Grummeln aus der Ferne. Sofort schalteten alle Alarmglocken in mir auf Dauerton, wie dämlich wir doch waren und unser Zelt mitten auf einer Anhöhe auf einer Insel im See stand, während der nordische Sommer ja auch gut für seine Gewitter bekannt ist. Ich schob kurz etwas Hektik und so warfen wir das Zelt samt Isomatten und Schlafsäcke auf das Kanu und paddelten mit vollem Tempo über den See, um an einem uns bekannten See etwas fluss ab auf einer Sandbank zu nächtigen. Wir hatten Glück, das Gewitter zog vorbei und wir blieben trocken. Aber sicher ist sicher. Ab dem Zeitpunkt achteten wir genau auf die Gewittertauglichkeit unseres Lagers.
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 3

Unsere Lagerstelle der letzten Nacht war wirklich ein Traumspot. Direkt an einem flachen See voller absolut krank beißwilliger Hechte. Keine Riesen. Aber Bisse die man wohl nur in Lappland so bekommt. Teilweise hatte ich Nachläufer von zwei Hechten gleichzeitig auf meinen Stickbait! Wir fingen einige Fische, Vincent verlor einen guten Barsch im Drill und hatten den See auch recht fix durch. Also gings weiter. Das Wetter war traumhaft und so badeten wir noch vorm Frühstück.

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Wir entschieden uns nicht weiter gegen die Strömung zu paddeln und den Vistasälven zu verlassen, um unsere Tour über die Seen weiter fortzusetzen. Auf dem Weg dort hin überraschte uns jedoch ein recht ordentlicher Regenguss, der sich später in ein kräftiges Gewitter verwandelte. Da unser Zelt und unsere Sachen beim Aufbau total durchnässt geworden wären, baute ich kurzerhand ein kleines Tarp aus der Bauplane, die wir als Zeltunterlage dabei hatten. Wir schauten schon etwas blöd aus der Wäsche, als wir unter dieser löchrigen grünen Plastikplane im Platzregen kauerten. Das ganze schien in naher Zukunft auch nicht auf zu hören, und unser improvisiertes Dach stieß recht schnell an seine Grenzen. In einer kurzen Regenpause bauten wir fix unser Zelt auf, legten uns mit nassen Sachen auf den Zeltboden und fröstelten so lange bis der Regen endlich aufhörte. In solchen Situationen muss man einfach mal improvisieren und durch halten. Gibt schlimmeres.

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Irgendwann hörte der Regen aber auch auf. Kaum kam die Sonne raus, war es wieder warm und schön. Wir nutzten die Sonnenstrahlen und trockneten unsere nassen Sachen und beluden unser Boot. Diese schnellen Wetterwechsel sind absolut typisch für diese Regionen, auch bei bestem Kaiserwetter hatte es sich immer bezahlt gemacht die Regenjacken im Gepäck zu haben.

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So nutzten wir die Gelegenheit und folgten dem Fluss stromabwärts. Wir verabschiedeten uns vom Gebirge und den zahlreichen kleinen Seen und Flussarmen, als wir irgendwann auf dem ersten der vier Seen ankamen.

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Das Wasser war noch deutlich angetrübt durch das Schmelzwasser des Vistasälven. Selbst 500m hinter der Mündung des Flusses war das Wasser derart flach, dass wir mit unseren Paddeln regelmäßig den Sand berührten. Wahnsinn was der Gebirgsfluss an Sediment mit sich trägt. Das große Sandplateau wurde irgendwann von einer deutlich sichtbaren Kante unterbrochen, auf die endlich deutlich klareres Wasser folgte. Natürlich warteten wir nicht lange und fingen an zu fischen. Natürlich fingen wir innerhalb von 10min zwei gute Hechte. Natürlich passierte dann auch eine Stunde nichts mehr.

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Erst als wir an unserem angepeiltem Lagerplatz ankamen und ich den geschleppten Wobbler zügig einholte, knallte mir noch ein guter Pike auf den Wobbler. Der Fisch hing jedoch derart blöd, dass wir uns entschlossen haben an diesem Abend einmal Fisch zu essen. Also bereitete ich die Filets zu einer deftigen, gut scharfen Fischpfanne mit Sahne, Zwiebeln, Knoblauch und Ingwer zu. Ich glaube so satt wie an diesem Abend waren wir selten zuvor.

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Der Tag verabschiedete sich dann mit dem schönsten Sonnenuntergang den wir auf dieser Tour erleben durften. Wahnsinn wie gut das aussah, wahrscheinlich hielt dieses Schauspiel so gut wie die ganze Nacht an. Es wird ja schließlich nicht wirklich dunkel.
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PS: verzeiht dass ich so wenig Fischbilder der ersten Tage habe. Die Landschaft entschädigt hoffentlich dafür. Ich gelobe Besserung! Wer jedoch immer mal ein paar Bilder und auch (krasse) Bissvideos aus dem Urlaub sehen will, der kann gerne mal bei https://www.instagram.com/hooksandfish/ vorbei schauen. Eine andere Möglichkeit fällt mir gerade nicht ein um euch die bewegten Aufnahmen zu zeigen.
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 4

Immer kleiner wurden die Berge, als wir unsere Tour über den ersten Bergsee fortsetzten. Das Wasser des Sees war klar und sauber, generell konnten wir jederzeit das Wasser aus den Gewässern trinken. Dabei sollte man aber gesunden Menschenverstand walten lassen und seine Flasche nicht gerade in einer flachen Bucht mit lauwarmem Wasser füllen. Leider gab es davon auf unserer Tour über den See sehr viele. Generell war das Wasser sehr flach, nur in der Mitte schien eine tiefere Rinne zu verlaufen. Der Großteil des riesigen Sees war nicht tiefer als zwei Meter, wobei der Boden größtenteils von kargen Sand- und Steinflächen geprägt war. Wenig Struktur für dicke Fische, dazu noch strahlender Sonnenschein und Malle-Temperaturen über viele Wochen. Das schlägt auch den flossigen Bewohnern auf den Magen und so fingen wir im Seeabschnitt relativ schlecht. Den ein oder anderen Hecht konnten wir dennoch überlisten.

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Doch bei den Pikes sollte es nicht bleiben. Wir wussten von riesigen Äschen in den Gewässern und Vince gelang es als erstes eine ordentliche Fahnenträgerin in einer flachen Bucht zu erwischen. Worauf? 2er Mepps natürlich..

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Wir fingen dann tatsächlich immer mal wieder eine Äsche in den flachen Abschnitten, und entschieden uns auch mal einen Fisch mit zu nehmen. Schließlich wollten wir schon letztes Jahr am Hornavan mal eine Äsche essen, was uns damals aber nicht gelungen ist. Und Fisch stand eh auf der Speisekarte! (Von daher entschuldigt wenn hier ab und an ein Bild von einem toten Fisch erscheint, auf solch einer Tour gehört es einfach dazu und ist teilweise unumgänglich. Sollte das daneben sein, sagt Bescheid.) Was soll ich sagen, die Äsche hat sich schnell zu einem meiner Lieblingsspeisefische gemausert! Da kann keine Tiefkühlforelle mithalten.

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Wobei man ehrlich sagen muss, dass die Äschen hier oben eine fast unverschämte Durchschnittsgröße haben. 45+ Fische waren eher Durchschnitt als eine Seltenheit!

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Die ganze Paddelei ist allerdings auch recht anstrengend, und so wurden im Laufe des Tages die Pausen länger und die Wege kürzer, bis wir irgendwann einen ganz schönen Lagerplatz an einem kleinen Sandstrand gefunden hatten. Ich hatte bereits am Mittag ordentlich Teig für Stockbrot vorbereitet und so dauerte es nicht lange bis die Teigfladen über dem knisternden Lagerfeuer brutzelten.. Besonders empfehlenswert ist übrigens das fertige Brot ins Wasser zu tunken und mit Rohrzucker zu berieseln, um ihm dann über dem Feuer eine schöne Karamellkruste zu verpassen!

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MikeHawk

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Gerade bei so einer Tour ist es doch das tollste sich selbst zu versorgen und das kann hier MMn. auch gerne mehr hervorgehoben werden. Für mich stände dabei jeden Tag Fisch auf dem Speiseplan.

Für sowas sollte man sich nicht entschuldigen!


Weiter so! Mit der einzig Lesenswürdige Thread hier!
 
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STEINPILZ

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Gerade bei so einer Tour ist es doch das tollste sich selbst zu versorgen und das kann hier MMn. auch gerne mehr hervorgehoben werden. Für mich stände dabei jeden Tag Fisch auf dem Speiseplan.

Für sowas sollte man sich nicht entschuldigen!


Weiter so! Mit der einzig Lesenswürdige Thread hier!
Wo Du recht hast-hast Du recht, gilt speziell für den Speiseplan!
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 5

Bereits früh um 6 kroch ich aus dem Zelt. Kaum auszuhalten, in der prallen Morgensonne erreicht das Zelt schnell das Feeling einer übel riechenden Dampfsauna, nicht selten kroch ich völlig durch geschwitzt aus dem Schlafsack und sprang direkt erstmal ins Wasser um mich abzukühlen. Früh um 6! 200km nördlich vom Polarkreis! Was'n hier los. Naja, irgendwie auch besser als der Regen und die 5 Grad Tagestemperatur vom letzten mal, mit mangelnder Körperhygiene sollten wir zumindest diesmal keine Probleme bekommen.

Heute wollten wir den großen See endlich verlassen und uns das kleine Flussstück vornehmen, welches die ersten beiden Bergseen verbindet. Der See wurde immer schmaler, irgendwann tauchten wieder die ersten einzelnen Krautfahnen auf und wurden zu einem einzigen Krautteppich aus smaragdgrün schimmerndem Dschungel, bedeckt von glasklarem Wasser aus den Bergen. Ein Bild wie aus dem Katalog, wir trauten uns fast nicht hier zu angeln so schön sah es aus. Und mitten drin schlängelte sich eine gewaltige schwarze Rinne wie ein Canyon durch das saftige Grün, mindestens 8m tief. Und randvoll mit Fisch!

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Ich montierte erstmal einen fetten Gummi um die Tiefe abzuchecken, ließ das wackelnde Ding zum Grund und wollte es gerade hoch kurbeln. Denkste. Direkt vom Grund muss sich irgend ein fetter Strömungshecht das taumelnde Plastik geschnappt haben, neben ordentlich Gewicht in der Rute gab es auch einige derbe Kopfstöße die mich aus meinem No-Fisch-Trauma der letzten Stunden rüttelten. Ich hab den Fisch nicht gesehen, da er wieder fix ausgestiegen ist, doch das war definitiv keiner der 70er Pikes die wir vorher gefangen hatten. Egal, kann man nicht ändern und Fisch ist mehr als genug da. Kurz darauf pflückten wir die ersten dicken Äschen aus dem Graben, brutal wie die Viecher selbst auf den 18g Spinmad ballern, in der Strömung schlägt das ein wie eine gute Kiezschelle!
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Meine Lieblingsfische sind diese Äschen allerdings nicht geworden. Die Dinger sind wirklich unmöglich zu halten und zappeln mit Vorliebe beim Foto machen und Haken lösen. Irgendwann entschieden wir uns für einen Mix aus Baden und Angeln, standen in Unterhose im Wasser und fingen eine dicke Äsche nach der anderen. So gut, dass wir uns fragten ob man hier überhaupt angeln dürfe. Durften wir. Nach einer riesen Portion Rührei mit Reiscrackern und Stockfisch machten wir noch einmal richtig ordentlich Strecke und überquerten auch den zweiten, kleineren Bergsee. Hier gab es aber so gut wie keinen Fisch für uns, auch hier war das Wasser flach, warm und strukturlos.

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Doch auch der See hatte bald ein Ende und einzelne Krautfahnen kündigten bereits den nächsten Flussabschnitt an. Schon bald fingen wir die ersten Hechte in den Krautfahnen auf Softjerks. Für uns war jetzt völlig klar: Der Fluss bringt Fisch! Als wir über ein ausgedehntes Krautfeld trieben, bekam Vince einen richtig guten Biss auf seinen weißen Softjerk. Wie das aber mit den großen Offsethaken so ist, hing der Fisch auch nach 4 weiteren Fehlattacken nicht. Erst beim fünften Versuch hing der fette 90er am 7/0er Greifer. Fetter Fisch! Wir jubelten und freuten uns wie kleine Kinder über den dicken Pike.

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Anscheinend blieb unser Erfolg nicht ganz unbemerkt; ein alter Schwede trottete mit Rute und Köderbox zu seinem Motorboot und grüßte uns. Rund um die Flussverbindungen waren immer mal wieder ein paar kleine Siedlungen und Häuser. "Go over there, there are real crocodiles!" rief er uns zu und deutete mit einer ausladenden Handbewegung in eine super Flache kleine Bucht neben seinem Steg, die laut seinem wilden Gestikulieren wohl nur 1,20m+ Hechte beherbergen würde. Wir nahmen die Einladung dankend an, allerdings konnte ich außer ein paar Bissen im knietiefen Wasser keinen Flossenträger für meinen Softjerk begeistern. Die Pikes hatten dann irgendwann keinen Bock mehr, nur die Äschen ließen sich noch weiterhin recht zuverlässig auf die tief laufenden Jigspinner fangen.

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Das war wirklich ein enorm fischreicher Tag, Wahnsinn wenn man so etwas erleben darf! Wer würde nicht gerne die Fische seines Lebens hinter solch einem Panorama fangen?

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Waterfall

Barsch Vader
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Tag 6

Wir verließen den strömenden Flussabschnitt und paddelten über den dritten Bergsee. Mittlerweile war uns bewusst, dass sich die Fische vorwiegend an den Bereichen mit Flussanbindung fangen ließen, und so verweilten wir noch etwas an der strömenden Verbindung. Hier gab es auch Unmengen an Kraut, welches bei unserem Weg über den See wieder völlig verschwinden sollte. Unter den herrschenden Bedingungen hätte man in Deutschland wohl niemals einen einzigen Hecht aus den Krautfahnen gelockt. 25 Grad, ballernde Sonne, Windstille. Wir hatten ordentlich zu tun, dass wir keinen fetten Sonnenbrand bekommen, und so versuchten wir uns mit nasser Mütze, 50+ Sonnenschutz, T-Shirt, Buff und Handtuch zu schützen. Half irgendwie alles nichts, eine ungesunde Bräune nahmen wir beide aus dem Urlaub mit. Auch die Fische bissen recht verhalten während des heißen Wetters. In dem großen Flachwasserbereich konnten wir dennoch ein paar schöne Hechte fangen.

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Allerdings nutzten wir das gute Wetter dann doch lieber ausgiebig zum Baden und Essen. Den Abwasch überließen wir dann den Unmengen von Kleinfischen..

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Wir waren ganz froh als wir den See überquert hatten. So richtig war die Seenpaddelei doch nichts für uns. Die Flussabschnitte waren einfach spannender und Abwechslungsreicher; und so freuten wir uns auf den nächsten Flussabschnitt der kommen sollte. Laut unserer alten Karte ein riesiges Labyrinth aus Flussarmen und kleinen Seeabschnitten. Trotz eigentlich perfekter Bedingungen taten wir uns schwer eine der Äschen zu fangen. Nur eine einzige verirrte sich diesen Tag an Vince seinen Spinner. Umso mehr nutzten wir die Gelegenheit um uns im kühlen Flusswasser zu erfrischen. Vincent rutschte dabei einmal blöd auf einem Stein aus und holte sich einen miesen Cut am Oberschenkel. Dank Pflaster und Verbandszeug war das aber zum Glück kein großes Drama.

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Auf unserer (handgezeichneten) Karte entdeckten wir eine Flussroute über mehrere kleine Seen, die wir unbedingt fahren wollten. Leider schien die Karte nicht besonders genau zu sein, so dass wir zwei Stromschnellen zu viel passierten und unsere Einfahrt verpasst hatten. Wir wollten aber unbedingt dahin. Ich zog also das voll beladene Kanu gut 300m gegen die Strömung, während Vince mit seinem blutenden Bein hinterher trottete. Na wenn das sich mal nicht lohnen würde..

Als wir den Flussabschnitt erreichten fing es auch bereits an zu dämmern. Ruhig und Breit schlängelte sich der Flusslauf hier durch die Landschaft. Große Krautfahnen durchbrachen die Oberfläche, und ausgedehnte Flachwasserzonen sorgten für Abwechslung. Wieder mal ein Spot wie aus dem Lehrbuch!

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Ab hier ging es Schlag auf Schlag. Schnell fing ich den ersten Hecht auf Softjerk (ich hatte einen wirklich enormen Verschleiß an Softjerks in diesem Urlaub, so dass ich selbst meine beiden Shaker zerschneiden musste). Später dann einen richtig guten Barsch am Kraut. Und auch Vince erwischte einen fetten Gestreiften.

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Dazu kamen noch unzählige Hechtbisse. Einmal verfolgte ein etwa 70er Hecht einen von mir gedrillten 50er Artgenossen, schoss immer wieder auf den kleineren Fisch. Dabei hätte er den nie fressen können. Vince fing ihn dann auch direkt auf Spinnerbait. Wir ließen uns von der Strömung treiben und konnten so gut alles abfischen. Im glasklaren Wasser direkt unter unserem Boot sah ich auf einmal einen riesen Torpedo, grüne Punkte, lang gestreckt und ein Kopf so groß wie eine Dose Pringles. Ein wirklich verdammt fetter Hecht stand da genau unter unserem Boot. Sicher 1m+, sicher noch größer. Als ich ihn anwerfen wollte verschwand er mit einem kräftigen Flossenschlag im grünen Nichts. Auch ausdauerndes Werfen an dieser Stelle sollte ihn nicht überzeugen. Nun gut. Wir konnten uns nicht beklagen. Schließlich gab es an dem Tag noch einiges an Fisch. Müde und zufrieden fielen wir abends auf unsere Isomatten und träumten noch immer vom dicken Meterhecht..

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SlidyJerk

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Jetzt kann ich nicht mehr schlafen, so spannend und schön geschrieben. Super Tour, geile Gegend und traumhafte Angelerfolge. Danke für die Berichte!
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 7

Ich stöbere gerade so durch die ganzen Bilder und versuche diesen Tag zu rekonstruieren, was mir zugegebenermaßen ziemlich schwer fällt. Ich hab einfach kaum Bilder von diesem Tag. Vince schien jedenfalls einen schönen Barsch gefangen zu haben. Zu dem Bild hab ich leider diesmal keine Story im Kopf.

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Was ich aber noch weiß:

An diesem Tag wollten wir den letzten See überqueren. Im Gegensatz zu den letzten Tagen blies der Wind mit voller Kraft von vorn in unsere Gesichter, die Wellen waren nicht unerheblich groß und weiße Schaumkronen die gegen unser Kanu schlugen bremsten unsere Fahrt auf das Schritttempo meiner Oma beim Einkaufen. Jedenfalls kamen wir kaum voran und jede kleine Pause trieb uns wieder zurück. Ätzend. Wir spekulierten kurz woher der Wind kam und überlegten auf welcher Seite des Sees wir wohl fahren sollten. Vince schlug vor den See zu kreuzen (wo wir eigentlich her kamen) und vermutete Windschatten auf der anderen Uferseite, während ich darauf beharrte an der linken Uferseite zu paddeln, da das der kürzere Weg zu sein schien. Wir waren irgendwie ziemlich bedient von der ganzen Situation, und als der augenscheinliche Ausgang des Sees nur eine große Bucht war, mussten wir den Tümpel doch noch kreuzen. Hatte Vince wohl doch irgendwie recht. Wir paddelten auf Hochtouren über die gesamte Breite des Sees, nach einer guten halben Stunde kapitulierten irgendwann Arme und Schultern, so dass wir eine Pause auf einer Insel einlegten. In einer ausgiebigen Kochsession kam dann auch ein sehr schmackhaftes Gemüsecurry mit Reis heraus, was uns neue Kraft gab.

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Nach einem kurzen Nickerchen sattelten wir die Pferde (ok, wir beluden das Kanu..) und paddelten weiter. Wir angelten die ganze Zeit nicht, erst als wir am Ende des Sees angelangt waren, begannen wir zu fischen. Ich habe leider von diesem Abend kein einziges Angelbild, dafür aber haufenweise Videos von Livebissen an der Oberfläche. Die große Bucht war gesäumt von Wasserpflanzen, großen Steinen und einer ganzen Menge Fisch. Wir fingen zwar größtenteils recht kleine Hechte, allerdings bissen diese teilweise in einer unglaublichen Aggressivität auf unsere Stickbaits. Neben den Pikes bekamen wir auch einmal einen richtigen Barschtrümmer zu Gesicht, der einen 70er Hecht im Drill verfolgte. Allein dieses Verhalten ist so anders als das was ich von den heimischen Barschen gewohnt bin. Leider brach mir an diesem Abend meine schwere Globetrotter, so dass ich nur noch die leichte Rute übrig hatte.. Ich hab anscheinend einfach kein Glück mit den Reiseruten, Vince hat seine schließlich schon seit Jahren. Naja, jetzt im Fluss würde ich die schwere Rute eh nicht brauchen, und auf Hecht kann ich auch mit der "leichten" ganz gut fischen.

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Direkt am Beginn des Flusses schlugen wir unser Lager auf und aßen noch eine dicke Reispfanne aus den Resten vom Mittag. Allerdings ließen wir uns noch die Option offen, am nächsten Tag eine große Bucht gegenüber unseres Lagers zu befischen.

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Markuspike

Angellateinschüler
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Danke für diesen unglaublich geilen Bericht! habe schon den ersten Teil 2mal gelesen :) bitte weiter so!
 

Ronnie

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Moin,
ja, dass mit den (ganz schweren) Globetrottern ist bei mir noch schlimmer:
Sowohl ausm Philippinenurlaub als auch aus Mexico kam die jeweils mit ner Teilung mehr heim als hin....
beide male praktisch an der selben Stelle gebrochen, drittes Teil.
Wobei ich mir da selber den Großteil der Schuld gebe, ich sollte die vielteiligen Dinger echt besser behandeln,
ich geh mit denen im Urlaub um wie mit meinen Zweiteiligen zuhause....

Inzwischen liegt also die dritte bei mir zuhause, plus zwei Cases mit "Ersatzteilen" die aber nix bringen wenn die Ruten immer an der selben Stelle brechen....:D.

Jepp, und danke für die viele Mühe die du dir mit den Berichten machst, gerade durch das tageweise einstellen bleibt man da echt dran und hofft für euch immer auf besondere Fische & Vorkommnisse :emoji_thumbsup:.
 

südlicht

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Moin,
ja, dass mit den (ganz schweren) Globetrottern ist bei mir noch schlimmer:
Sowohl ausm Philippinenurlaub als auch aus Mexico kam die jeweils mit ner Teilung mehr heim als hin....

Ich habe auf den Seychellen auch schon zwei "sterben" sehen... Aber trotz (oder gerade wegen) 30cm Einkürzung hat sie den Drill eines Ü40kg GT bestanden.
 

D.ner

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Irgendwie sind die Dinger schon empfindlich. Klar ist da häufig Selbstverschulden dabei aber mir hats auch schon eine MH beim Drill eines Stachelrochens zerlegt..wurd wohl minimal der Winkel ungünstig.
Dafür wars aber problemlos an Ersatzteile zu kommen. Hab glaub 18€ für ein Segment gezahlt.
 

Waterfall

Barsch Vader
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Meine ist gleich zwei mal gebrochen, beim Wurf eines 14 Gramm Jigs. Naja, bei 50€ für den Stock tat das jetzt auch nicht soooo weh, ich finde die Teile trotzdem klasse!
 

D.ner

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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@Ronnie

Also bei mir war das Spitzenteil an der Steckverbindung gebrochen. Hab dann Spro kontaktiert und gefragt ob das einzeln bestellbar ist. Die haben mich dann an nen regionalen Spro-Händler verwiesen. Dort konnt ich dann bestellen, hat glaub 2 Wochen gedauert.
 

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