Going wild, Kanuurlaub in Nordschweden die zweite

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Waterfall

Barsch Vader
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Tag 8

Bevor wir unsere Sachen packten und unsere Tour auf dem Fluss fortsetzten wollten wir die große Bucht gegenüber unseres Lagers erkunden. Das Wasser war hier deutlich tiefer als in den Seenabschnitten, nur vereinzelt durchbrachen große Krautfelder die Wasseroberfläche in Ufernähe. Lange Krautfahnen schlängelten sich durchs Freiwasser zur Oberfläche und schienen der optimale Platz für ein paar zahnige geschuppte Mädels zu sein.

Lange dauerte es auch nicht bis ich den ersten Biss eines guten Fisches auf meinen Softjerk bekam. Leider blieb der Fisch nicht hängen. Mehrmals schoss der gute Mittachziger auf den Gummi, blieb aber nie hängen. So ging es mir oft an diesem Tag, den großen Offset konnte ich mit der leichteren Rute nur schwer durch bringen, allerdings hatte ich auch einen Heidenspaß an den aggressiven Bissen auf Sicht. Vince fischte hingegen mit seinem geliebten Stickbait und war etwas erfolgreicher in der Bissverwertung als ich. Einen 75er sackten wir fürs Mittag ein, ich hatte schon eine sensationelle Idee, die uns wieder Lust auf frischen Hecht machen sollte.. Wir gondelten noch eine ganze Weile in der Bucht rum, bekamen viele Bisse, fingen ein paar mittlere Hechte. Wir wollten eigentlich schon umkehren, als ich den Vorschlag machte die eine flache Bucht noch an zu fischen. Ein paar einzelne Krautfahnen bis 15m vorm Ufer, dann eine deutlich sichtbare Kante ins Tiefe. Vince pfefferte seinen Stick so weit es ging hinaus. Ich war total entspannt und schaute beim Fischen immer mal wieder auf seinen Köder, lief ja schön hin und her das kleine Plastewunder. Genau in diesem Moment spaltete sich das Wasser und ein zahniger Höllenschlund verschlang das hilflos wirkende Fischimitat (ok, ganz so heroisch war es vielleicht nicht, aber der Biss war schon wirklich beeindruckend) mit dem Sound eines ins Wasser fallenden Backsteins. Sofort war klar, dass das ein besserer Fisch sein musste. Irgendwann war der Fisch am Boot und es war klar dass wir unseren Meterfisch sicher hatten. Nach einigem Gehampel im Kanu und ein paar missglückten Landeversuchen (ich brauche einen größeren Kescher), hatten wir den Pike endlich im Boot. Freudenschreie. Maßband raus. 1,04m. So ein fetter Fisch an der Oberfläche, Wahnsinn!

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Überglücklich paddelten wir zurück zum Lager. Viel schöner hätte unser Lagerplatz auch nicht liegen können.

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Wir trafen noch einen jungen einheimischen Angler, der mit Wathose in der Strömung stand und seine dicken Blinker in die Schaumkronen warf. Ich quatschte etwas mit ihm und er erzählte von großen Forellen im Kalix, die auf Grund des warmen Wassers aber sehr schwer zu fangen sein dieses Jahr. Er war hier aber auf Lachse aus. Lachse?! Hier oben? Für ihn schien das eine völlige Selbstverständlichkeit zu sein, wir bekamen aber ganz glasige Augen bei dem Gedanken an den Traum eines jeden Anglers. Auf die Frage wie viele er dieses Jahr hier schon gefangen hat zuckte er nur mit den Schultern. Keinen einzigen. Gesehen hat er aber schon viele. Na gut, das macht nicht gerade Mut.

Endlich sollte es Mittag geben. Ich filetierte den Hecht und schnitt mundgerechte Stücken zurecht. In einer Panade aus Mehl, Milch- und Eipulver frittierten die Fischnuggets im heißen Öl vor sich hin. Dazu Kartoffelbrei. Das war echt lecker und hat uns unser Hechtfresskoma vom letzten Jahr total vergessen lassen. Also: Wer Hecht an sich nicht gerne mag, der sollte dieses Rezept mal probieren. Besser als Fish n´ Chips von Nordsee, ich schwöre!

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Nach dem Mittag ging es auch endlich los. Endlich auf den Fluss. Der Kalixälven ist einer der wenigen unverbauten wilden Flüsse Europas. Große Stücke des Flusses sind völlig menschenleer und führen durch einsames Wald- und Sumpfgebiet. Unser Abschnitt hatte dazu noch einiges an Wildwasser zu bieten, die Stromschnellen zwischen Stufe I und IV waren auf Grund des niedrigen Wasserstandes nicht einfach zu fahren. Für mich waren es die ersten größeren Stromschnellen mit dem Kanu, Vincent hatte zwar Wildwassererfahrung aus dem Kanusport in seiner Jugend, allerdings war schnell klar, dass ein wilder Fluss doch irgendwie etwas anderes war. Zu großen Teilen floss der Fluss jedoch recht gemächlich dahin, was das paddeln wirklich erleichterte.

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Teilweise wurde das Wasser aber auch etwas wilder. Ich saß vorne und musste Steine und Walzen spotten, gestikulierte dann wild rudernd mit den Armen in eine Richtung, um dann mit vereinten Kräften aus dem Unheil zu paddeln. Blöderweise wurde es langsam spät am Tag als wir die ersten größeren Stromschnellen der Tour erreichten. Das Licht wurde weniger und es war schwierig die großen Steine im Wasser zu spotten. Ich wurde einige male ordentlich nass als das Wasser über die Bordwand schlug und hatte mit dem Schwamm ordentlich zu tun das Wasser wieder aus dem Boot zu bekommen. Ich baute mir einen improvisierten Spritzschutz aus einem Regenponcho, der allerdings auch nur bedingt wasserdicht war. Glücklicherweise waren alle Sachen im Boot mit Seilen gesichert, im Falle einer Kenterung wäre nichts verloren gegangen.

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Wir hatten einige male ordentlich Respekt vor den dicken Stromschnellen, ich wurde nass bis auf die Unterhose, hatte aber irgendwie schon meinen Spaß. Die letzte Stromschnelle des Tages sollte mit Stufe IV auch gleichzeitig die größte des Tagesabschnittes sein. Wir hatten etwas Schiss vor dem sprudelnden Wasser und konnten im schlechten Licht auch keine gute Route spotten. Deshalb entschlossen wir uns das Boot am Ufer entlang zu ziehen. Im Nachhinein war das ganze aber wohl nicht weniger gefährlich. Gut 300m zogen wir das Kanu durchs Wasser, rutschten immer wieder auf Steinen aus und standen bis zur Brust im Wasser. Wir waren komplett nass und erschöpft als wir endlich am Ende der Stromschnelle angelangt waren.

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Glücklicherweise gab es hier einen guten Lagerplatz, an dem wir alle nassen Sachen aufhängen und trocknen konnten. Nach ein paar Würfen versteht sich. Wenn man schonmal im Wasser steht..

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perco

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Ich fieber die ganze zeit mit und hoffe das ihr noch an einen abschnitt mit dicken bachforellen kommt.
 

donak

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Ich bin heute auch erst auf euren Bericht gestoßen, vielen Dank für die Impressionen, macht wirklich Spaß zu lesen. Der letzte Bericht war ja auch schon sehr spannend.
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 9

Der Tag begann erstmal ganz gemächlich. Unser Lagerplatz sah auf Grund ganzen rum liegenden nassen Sachen ziemlich ghettomäßig aus. Glücklicherweise hatte es nachts nicht geregnet, so dass die Sachen in der Mitternachtssonne recht gut trocken wurden.

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Die Lagerstelle war mit der alten Bank und der Feuerstelle schon wirklich sehr luxuriös. Gerne nutzten wir auf unserer Tour solche Plätze, da sie doch einiges an Arbeit ersparen. Wer auch immer sowas errichtet hat, abseits jeglicher Menschen und Häuser... Danke! Mir ging der Gedanke nicht aus dem Kopf, dass wir bereits seit über einer Woche auf einem Gewässersystem mit enormem Potential für dicke Forellen paddeln und bis jetzt noch nicht mal eine einzige Trutte zu Gesicht bekommen haben. Selbst die Strömenden Abschnitte des Kalix brachten bisher nur Äschen. Komisch. War es wirklich so warm, dass die Fische sich nicht überreden lassen?

Direkt nach dem Frühstück machte Vince noch ein paar Würfe in der letzten Rausche der Stromschnelle, die wir am Abend zuvor umtragen hatten. Und tatsächlich. Nach kaum merkbarem Widerstand zappelte eine kaum handlange, quirlige Kreatur am Haken seines zweier Mepps, die irgendwie diesmal nicht ganz nach Äsche aussah. "Forelleeeeee!" schrie er, während ich im Vollstoff den Hang runter spurtete um unsere erste schwedische Forelle anzuschauen und zu fotografieren. Wahrscheinlich war es die kleinste Forelle die ich je gesehen habe. Aber egal, die Freude war riesig! Ob unser Bann nun endlich gebrochen war?

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Lange dauerte es jedenfalls nicht bis ich auch meine erste kleine Trutte am Mepps hatte. Das sollte doch ein gutes Zeichen sein.

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Wir packten die Sachen und machten uns auf. Mittlerweile waren wir so gut eingespielt, dass wir uns im stehen den Fluss runter treiben ließen und fischten. Kleinere Stromschnellen durchfuhren wir meistens auch so, oft nach einer kurzen Abstimmung: "Sollen wir das Boot lieber gerade stellen für die Stromschnelle?" - "Öhm, weiß nicht, ich kann eh nicht, ich hab gerade ausgeworfen."

Eine kleine Flussgabelung weckte unsere Neugierde, in dem tieferen Pool hinter der Rausche sollten doch eigentlich auch endlich mal ein paar Forellen stehen. Bei dem guten Wetter dauerte es nicht lange bis wir nur in Unterhose bis zur Hüfte im Wasser standen und kräftig angelten. Nach kaum 10 Minuten passierte es tatsächlich. Fisch. Forelle! Und wieder an Vince seiner Rute. Diesmal endlich eine bessere. Der Bann schien gebrochen.

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Nun, einfach war es trotzdem nicht die Fische zu überzeugen. Jeder Biss war hart erarbeitet und so freuten wir uns über jeden Fisch.

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Und dann passierte es auch bei mir. Hinter einem großen Stein knallte ein guter Fisch auf meinen Spinmad, machte sich deutlich schwerer als die Äschen davor und nahm auch mal drei Meter Schnur von der Rolle. Endlich meine erste bessere Forelle! Die knapp 40er machte gut Radau und sorgte bei uns für breites Grinsen.

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Ich habe ja schon einige Forellen in Deutschland gefangen, auch deutlich größere. Aber dieser Fisch machte mich dann doch schon irgendwie ordentlich stolz. Lange hatte ich daran gezweifelt, dass wir auf dieser Tour noch eine bessere Trutte sehen würden.

An einem breiten Flussstück fanden wir eine gute Stelle für eine kleine Mittagspause. Die Sonne knallte ziemlich vom Himmel und so badeten wir ausgiebig im Fluss. Profitipp: Immer die Crocs an lassen! Sonst hat man schnell blaue Zehen und aufgeschnittene Füße. Zum Mitag gab es dann eine dick Nudelpfanne mit Sahne, Zwiebeln, Knobi und Äsche. Schlecht gings uns nicht.

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So ließen wir uns den restlichen Tag noch über den Fluss treiben, fingen noch einige Fische und ließen die Füße im Wasser baumeln. Allerdings waren die Forellen immer noch sehr selten anzutreffen, wir fingen sicher noch gut 20 Äschen, aber nur eine weitere Forelle an diesem Tag.

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Der Tag wurde dann mit Resten vom Couscous (wird nicht mein Lieblingsessen) und einem tollen Sonnenuntergang beendet.

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Furiousperch

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Der Kalix hat auch Lachse drinn, und zu der Zeit, als ihr oben wart, sind die Laxe hoch gekommen, dann verziehen sich die Forellen gerne mal in die nebenarme des Kalixes um nicht von ihren grösseren Verwandten eins aufs Dach zu bekommen. Ebenso war dieser Sommer extrem, weniger Wasser als sont und vil zu warm.

Petri zu euren Forellen & Äschen!:)

Edit: Typo
 
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Waterfall

Barsch Vader
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Der Kalix hat auch Lachse drinn, und zu der Zeit, als ihr oben wart, sind die Laxe hoch gekommen, dann verziehen sich die Forellen gerne mal in die nebenarme des Kalixes um nicht von ihren grösseren Verwanten eins aufa Dach zu bekommen. Ebenso war dieser Sommer extrem, weniger Wasser als sont und vil zu warm.

Petri zu euren Forellen & Äschen!:)

Definitiv gibt es Lachse im Kalix, wir haben auch vereinzelt welche springen sehen. Allerdings waren das vielleicht zwei oder drei Sichtungen, auf etwa 60km Flussstrecke. Aber deine Aussage deckt sich in etwa mit unseren Erfahrungen, danke!
 

Furiousperch

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Definitiv gibt es Lachse im Kalix, wir haben auch vereinzelt welche springen sehen. Allerdings waren das vielleicht zwei oder drei Sichtungen, auf etwa 60km Flussstrecke. Aber deine Aussage deckt sich in etwa mit unseren Erfahrungen, danke!


Die grosse Anzahl Laxe kommt meist ziemlich genau ende Juli/ anfang August die Flüsse hoch ins Lappland, an den Killinge Falls sieht man viiile Laxe springen im August:) aber ich habe dieses Jahr leider keinen gehakt bekommen. Dafür schöön gefärbte Lappland Barsche & Hechte :)
Das Lappland macht schon süchtig?;) @Waterfall
 

mefosi

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Wahrscheinlich war es die kleinste Forelle die ich je gesehen habe. Aber egal, die Freude war riesig! Ob unser Bann nun endlich gebrochen war?

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Ich bin nicht ganz sicher, da der Kopf nicht gut zu sehen ist. Anhand der Schwanzflosse würde ich aber Petri zum ersten Lachs sagen, auch wenn es nur ein Parr ist. ;)
 

Phil3489

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Ich bin nicht ganz sicher, da der Kopf nicht gut zu sehen ist. Anhand der Schwanzflosse würde ich aber Petri zum ersten Lachs sagen, auch wenn es nur ein Parr ist. ;)

Schliesse mich an, sieht sehr nach parr aus. Leider ist der Kiemendeckel schlecht sichtbar (sollte beim Lachs nur einen bis max. 4 Punkte drauf haben, Forellen gerne mehr), da die Brustflosse in einem ganz schlechten Winkel ist. Aber trotz dieses Winkels spricht sie wahrscheinlich auch für Lachs, sie wirkt sehr lang.

Sieht man auf irgendeinem Bild die Fettflosse ein wenig besser? Bei so stark gefärbten Forellen sollte diese eingentlich rot/orange enthalten, bei Lachsen hingegen nicht. Auch der Kopf (Kiemendeckel, Maulspalte, Form des Kopfes) enthält gute Erkennungsmerkmale, eine rote Fettflosse wäre aber eindeutig Forelle.
 

Waterfall

Barsch Vader
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Schliesse mich an, sieht sehr nach parr aus. Leider ist der Kiemendeckel schlecht sichtbar (sollte beim Lachs nur einen bis max. 4 Punkte drauf haben, Forellen gerne mehr), da die Brustflosse in einem ganz schlechten Winkel ist. Aber trotz dieses Winkels spricht sie wahrscheinlich auch für Lachs, sie wirkt sehr lang.

Sieht man auf irgendeinem Bild die Fettflosse ein wenig besser? Bei so stark gefärbten Forellen sollte diese eingentlich rot/orange enthalten, bei Lachsen hingegen nicht. Auch der Kopf (Kiemendeckel, Maulspalte, Form des Kopfes) enthält gute Erkennungsmerkmale, eine rote Fettflosse wäre aber eindeutig Forelle.

Das wäre natürlich um einiges cooler :D Bessere Bilder habe ich von dem Knirps leider nicht, allerdings fingen wir noch recht viele dieser kleinen Fische. Ich habe mir eben mal einige Bilder angeschaut und es könnte tatsächlich gut möglich sein, dass es sich hier um kleine Lachse handelte.
 

Dodonik

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Stark. Aleine für solche Äschen hätte es sich für mich schon gelohnt. Dann auch noch so tolle Forellen. Mega cool.

Vielleicht solltest du mal so ein kleinen Kochratgeber schreiben :) nur um das I Tüpfelchen aufzusetzen, könntet ihr euch noch schlau machen was ihr so an Wildkräutern essen und finden könnt.

Hoffentlich seid ihr bald wieder unterwegs :)
 

Waterfall

Barsch Vader
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Stark. Aleine für solche Äschen hätte es sich für mich schon gelohnt. Dann auch noch so tolle Forellen. Mega cool.

Vielleicht solltest du mal so ein kleinen Kochratgeber schreiben :) nur um das I Tüpfelchen aufzusetzen, könntet ihr euch noch schlau machen was ihr so an Wildkräutern essen und finden könnt.

Hoffentlich seid ihr bald wieder unterwegs :)

Tatsächlich hab ich lange hin und her getüftelt, was wir auf der Tour essen wollten, Monotonie im Speiseplan ist ein absoluter Killer auf so einer Tour. Vielleicht hänge ich am Ende noch mal einen kleinen Absatz zur allgemeinen Organisation solch einer Tour und dem ganzen Essenskram hinten ran, falls das interessant ist. Von den über 30kg Nahrungsmitteln hatten wir jedenfalls am letzten Tag so weit alles verbraucht, dass wir am Ende nur noch eine Tüte Zucker übrig hatten :D
 

Dodonik

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Ja das fände ich gut!

Ist ja mit das wichtigste an so einer Tour. Und hilft bestimmt am meisten.

Finde die Idee einfach klasse sich "komplett" bei der Natur zu bedienen. Bestimmt ein Erlebnis.
 

Phil3489

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Das wäre natürlich um einiges cooler :D Bessere Bilder habe ich von dem Knirps leider nicht, allerdings fingen wir noch recht viele dieser kleinen Fische. Ich habe mir eben mal einige Bilder angeschaut und es könnte tatsächlich gut möglich sein, dass es sich hier um kleine Lachse handelte.

Kann natürlich auch sein, dass man kleine Forellen und Lachse durcheinander fängt. Die stehen oft an ähnlichen Plätzen, zum Teil auch zusammen.

Ein absolut sicheres Merkmal kenne ich leider nicht, würde aber bei der fehlenden Fettflossenfärbung, idealerweise noch in Verbindung mit tief eingeschnittener Schwanzflosse und kleinem Mund, zu 99% von einem Lachs ausgehen. Würde mich auch nicht wundern, wenn ihr welche dabei hattet, die Biester können äusserst aggressiv sein und knallen in wenig befischten Gewässern ähnlich wie Puffforellen auf alles was sich bewegt:D
 

Waterfall

Barsch Vader
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Tag 10

Der Tag begann eigentlich wie immer. Dicke Luft im Zelt dank knallender Sonne und darum erstmal ein kühles Bad im Fluss. Wir versuchten sogar mittlerweile das Zelt so aufzustellen, dass wir am nächsten Morgen nicht in der prallen Sonne standen, was aber irgendwie nie so richtig funktionierte. Ist ja auch eher ein Luxusproblem hier oben in Schweden.. Jedenfalls sorgte dieser Umstand dafür dass wir nicht immer den halben Tag verpennten, dafür aber um so zerknautschter und ermüdeter aus dem Zelt krochen.

Wir verbrachten den Tag wieder damit uns den Fluss hinab treiben zu lassen und ein paar Äschen zu fangen. Diesmal wirklich nur ein paar. An manchen Flussabschnitten waren die Fische extrem zickig, so dass wir kaum welche fangen konnten, während andere Abschnitte bei jedem Wurf einen Fisch brachten. Schon verrückt. Irgendwann lief es aber ganz gut und wir entschlossen uns ein paar Fische mit zu nehmen fürs Mittag. Ich hatte eine ziemlich knallige Idee und jeder der nur halbwegs Ahnung hat wird sich dabei wohl an den Kopf fassen: Äschen Nuggets! Was ein paar Tage mit gutem Hechtfilet gezaubert hatten, wollten ich mir nicht mit der Königin der Salmoniden entgehen lassen. Zugegeben, diese Vorhaben ist wohl an Dekadenz nicht zu übertreffen, aber bei gut 50 Äschen pro Tag kann man schonmal auf dämliche Ideen kommen. So sackten wir zwei gute Äschen ein und lagerten an einer guten Stelle. Zwei Fische sollten uns aber nicht satt machen, und so schickte ich Vince noch ein zwei Äschen fangen. Unter dessen angelte ich auch noch etwas und fing auch noch einen der "Alpenlachse". Das hörte sich leichter an als es war, wir brauchten bestimmt noch eine Stunde ehe wir unsere Fische zusammen hatten. Letzten Endes hatten wir 5 dicke Äschen (keine Ahnung wie ich damals überzeugt sein konnte dass wir easy fünf 45er Äschen essen würden), die ich am Wasser filetierte, während Vince das Feuer vorbereitete.

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Die Schuppen und Eingeweide warf ich vor mir ins Wasser. Mitten beim Filetieren erschrak ich durch ein lautes Schmatzen im Wasser, vielleicht einen Meter von meiner Messerklinge entfernt. Ich schaute mich um und entdeckte ein Rudel dicker Barsche, die sich die Äschengedärme einverleibten und zwischendurch munter in die Kleinfische jagten. Sowas hatte ich noch nie erlebt, die Fische waren völlig unbeeindruckt von mir und auch als ich die Kamera im Wasser positionierte hörten sie nicht auf. Ich hatte tatsächlich ein paar Aufnahmen im Kasten und schnappte mir die Rute, lange kann ich da nicht ruhig bleiben, trotz zwei Wochen absolutem Angelterror. Schnell erwischte ich auch zwei ganz ordentliche Barsche aus dem Schwarm, dann war der Spuk auch schon vorbei.



Pfanne mit Öl aufs Feuer, Kartoffelbrei angerührt und dazu ein Dip aus Tomatenmark, Sambal Olek und Honig. Die Äschennuggets waren ein absolutes Gedicht! Ich glaube ich habe fischmäßig bisher nichts besseres gegessen.

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Die (viel zu große) Portion ließ uns mit dicken Bäuchen am Feuer zurück, der Magen drücke ordentlich, dabei hatten wir nicht mal die Hälfte von allem geschafft. Sollte es dann zum Abendbrot geben. Nach einer kurzen Pause fischten wir nochmal die Stelle an, an der ich die Barsche gefangen hatte. Und tatsächlich konnten wir nach einigen Versuchen noch zwei gute Fische überlisten.

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Blöderweise lief ich mit meinem kleinen Ikiru noch ein paar Meter und warf ihn neben ein Krautfeld, welches verdächtig nach Hecht aussah. So wars dann auch. Mit einem kräftigen Ruck verabschiedete sich mein Hardbait in dem zahnigen Gierschlund eines guten Pikes, ich hatte vor den ganzen Äschen völlig vergessen wieder mein Titan zu montieren, da wir mitten im Fluss nie Hechte fingen.. Mist. Also ab aufs Boot und weiter fahren. Den Fisch wollten wir jedoch nochmal an fischen. Vince und ich fischten parallel mit Softjerks und bekamen beide einige Fehlbisse von dem Übeltäter, bis Vincent ihn schließlich fangen konnte. Vom Ikiru war keine Spur. Ich hab den Fisch dann in die Kamera gehalten, hat sich irgendwie so ergeben. Aber ums klar zu stellen: den hat Vincent gefangen!

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Wir hatten uns da nie so und haben auch mal gegenseitig die Fische des anderen präsentiert, wenn es so eben einfacher und schonender zu machen war. Wir fuhren in eine extrem flache Bucht mit maximal 50cm Wassertiefe und fingen noch einige Pikes. Darunter fing ich den zweitgrößten Hecht der Tour bisher mit 96cm, der aber extrem dünn und abgemagert aussah. Kein Wunder dass der so einen Hunger hatte.

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Der Tag neigte sich langsam dem Ende, aber wir wollten noch etwas in der Dämmerung paddeln. Der Fluss wurde ruhig und breit und wir nahmen noch ein paar Buchten mit um ein paar Hechte zu fangen. In der tiefen Rinne in der Flussmitte konnten wir noch ein paar Äschen "jiggen" und ließen uns so völlig zufrieden den Fluss runter treiben. An diesem Abend war es wirklich gespenstisch still. Nur unsere leisen Paddelgeräusche sorgten ab und an für Unruhe, irgendwann ließen wir uns einfach treiben und genossen die absolute Ruhe. Da merkt man wirklich mal wie klein und alleine man da draußen ist. Keine Autos, keine Flugzeuge, keine Motoren, kein Wind, NICHTS. Einfach Stille. Ein Rentier direkt am Ufer entdeckten wir nur weil wir sein Geraschel im Busch schon einige Meter zuvor hörten. Nur eine Sache trieb uns an diesem Abend schier in den Wahnsinn: die Mücken!

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Da hilft nur Vermummen und alle potenziellen Eingänge absichern. An der Stelle mal ein kurzer Exkurs zum Thema "Mücke" in unserem Urlaub:

Generell hatten wir dieses Jahr sehr viel Glück mit den Mücken, die andauernde Hitze tut auch den kleinen Tieren nicht gut und so waren bei knallender Sonne so gut wie keine Mücken unterwegs. Auch bei aufkommendem Wind waren die Stechtiere nicht unterwegs und ließen uns in Ruhe. Lediglich die dicken Bremsen störte die Sonne nicht, die Biester stechen sogar durch dicke Fleecepullis. Miese Teile, die sich aber gut abklatschen lassen. Dann sollte man aber auch durch ziehen. Nicht nur einmal ist eine Bremse "tot" auf dem Rücken im Wasser vor mir gelandet um mich zwei Minuten später wieder in den Rücken zu stechen.
So bald es allerdings etwas dunkler oder kühler wurde, kamen auch die Mücken und ihre gemeinen kleinen Freunde, die Kriebelmücken/ Knots/ Sandflies raus, um sich in fünfzigköpfigen Schwärmen auf uns zu stürzen. Dann hilft echt nur noch ein richtig gutes Mückenmittel (einheimische Mittel oder Antibrum Forte, Autan ist sinnlos) gegen die Biester, sowie einmurmeln und beten. Oder man dreht völlig durch und widmet sich als Opfergabe den kleinen Soldaten des Nordens.

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Davon paddeln kann man jedenfalls nicht, wir habens versucht. Insgesamt war die Mückensituation aber recht überschaubar, das ist man normalerweise hier in ganz anderen Ausmaßen gewohnt. Außerdem: Wir lieben Mücken! Wenn es die kleinen Kollegen nicht geben würde die einem den Urlaub zur Hölle machen können, wäre man wohl im Sommer in Nordskandinavien nicht so alleine in der unberührten Natur unterwegs. Die kleinen Tierchen halten doch den Tourismus gut in Grenzen, und das ist auch gut so. Wer sich mit den Tierchen nicht arrangieren kann hat hier einfach nichts verloren.


Spät am Abend erreichten wir dann unsere Lagerstelle, gut geschützt in einer tiefen Flusskurve, und wieder ein absoluter Deluxe-Lagerplatz mit Feuerstelle und geradem Boden.

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(Da sitze ich mit nassen Haaren am Feuer, auch spät Abends haben wir uns meistens noch ein Bad vorm Schlafen gehen gegönnt. Man musste ja eh ans Wasser zum Zähne putzen..)
 

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