Eigentlich gibt der Arlinghaus-Text doch genügend Anhaltspunkte, um das Thema frei von Vergleichen mit Stierkämpfen und Windschutzscheiben voller Insekten zu führen.
Ich persönlich würde über das Thema gern intensiver, auch in einem Internetforum, diskutieren, nur leider scheitert das oft an dem Nichtloslassen der objektiven Richtigkeit des eigenen Handels (da schließe ich mich explizit ein), sowie der sachlichen Trennung zwischen der moralische Fragestellung, der wissenschaftlich (bzw. beobachteten) Fragestellung und der gesetzlichen. Wären wir doch alle ein bisschen mehr Arlinghaus...
Ich gehe mal davon aus, das der Vergleich mit dem Stierkampf auch den einen oder anderen provozieren soll, mal ne andere Sichtweise einzunehmen. Trotzdem ist das für mich ein bisschen "Äpfel mit Birnen". Zu dem gibts da selbst in Spanien leidenschaftliche Diskussionen, ob man das verbieten soll oder nicht, denen das Angeln (im Sinne des Freizeit- und Sportfischens) hoffentlich niemals ausgesetzt sind.
Was die gesetzliche Fragestellung angeht, schließe ich mich Norberts Resümee an, dass am Wasser mit dem Fisch in der Hand immer der Angler entscheidet, was geschieht und andere höchstens hinterher das Handeln be- bzw. verurteilen können. Daher ist man als Angler ja prinzipiell am Wasser in seinen Entscheidungen autark und das Restrisiko, dass sich mit dem Releasen ein Staatsanwalt oder gar Richter befasst ist verschwindend gering. Die mir bekannten Fälle von Strafverfolgung waren immer verbunden mit Trophäenfischerei (Fotos etc.) und dann irgendwie in "extremer" Form (z.B. über Nacht angeleinter Wels). Kennt ihr jemanden, der mal ernsthaften Konsequenzen ausgesetzt war, weil er/sie einen maßigen Fisch zurückgesetzt hat (ohne vorher irgendwas mit dem Fisch zu veranstalten)? Ich meine diese Frage explizit nicht rhetorisch. Trotz allem bin ich als Angler für eine Anpassung der Gesetze, da ich Sie für nicht mehr zeitgemäß halte und das ich der Meinung bin, dass das Zurücksetzen von gefangenen Fischen nicht kriminalisiert sondern fördert.
In Sachen Moral mag ich das Zitat von Arlinghaus: "Da wirds schnell kompliziert". Da muss wohl jeder seinen eigenen Standpunkt finden. Grundsätzlich glaube ich, dass keiner der vielen Standpunkte, die es dazu gibt, allen anderen überlegen ist. Der moralische Gewinner ist ja gewissermaßen immer der Nichtangler, also gibts da für Angler nichts zu gewinnen. Ich denke, jeder sollte sich seines Handelns und deren Auswirkungen bewusst sein. Weder das Kochtopfangeln noch das strikte C&R sind für mich gangbare Wege. Für mich ist klar, dass ich beim Angeln prinzipiell auch den Tod eines Fisches in Kauf nehme (da dieser durch den Köder entsprechend verletzt werden kann). Wenn ich nicht jeden gefangenen Fisch mitnehmen möchte, gehört für mich dazu, entsprechend schonend zu fischen (z.B. Einzelhaken statt Drilling). Auch wenn ich den gefangenen Fisch verwerte, nehm ich nicht mehr mit, als ich wirklich verwerten (sprich: essen) kann. Ich lehne das Kühltruhenfischen prinzipiell ab.