@cybershot: so ein Beitrag hilft ja nun niemandem. Jedes Element kann im Grunde toxisch sein, auf die Dosis und seine Vorkommensform kommt es an. Exemplarisch mal Chlor (Zitat wikipedia):
...Elementares Chlor wirkt
oxidierend und kann mit pflanzlichem und tierischem Gewebe reagieren. Es ist dementsprechend
toxisch...
...Chlorid ist
essentiell und eines der
häufigeren Bestandteile des Körpers...
...So enthält ein durchschnittlicher menschlicher Körper von etwa 70 kg 95 g Chlorid... [Anm.: Chlorid ist die anionische Form des Chlors, unterscheidet sich vom elemantaren Chlor lediglich durch ein zusätzliches Elektron.]
@Hannes: wie Du weißt, habe ich erhebliche Schwierigkeiten mit "ich habe gehört". Darum argumentiere ich auch nicht, "ich habe aber gehört", sondern werde mich auf Untersuchungen berufen. Diese können natürlich gerne angezweifelt werden, dazu empfehle ich aber
diesen interessanten Artikel.
Zu aluminiumhaltigen Fällmitteln wurden bereits eine Menge Untersuchungen gemacht und auch einige Feldversuche unternommen. Die von Dir geäußerte Befürchtung, es könnte zu fischtoxischen Konzentrationen von bioverfügbarem Aluminium kommen, waren auch Gegenstand einer Klage gegen ein solches Projekt am Zierker See seitens des Fischers vor ein paar Jahren. Dies war Anlass, weitergehende Untersuchungen zu unternehmen, die damit abschlossen, dass die Maßnahme durchgeführt werden kann. So, nun mal zu Zahlen:
Untersuchungen haben gezeigt, dass es kurzzeitig nach Zugabe des Fällmittels zu Konzentrationen von bis zu 2 mg/l bioverfügbaren Aluminiums kommen kann (
Link). Nur ab welcher Konzentration kann man nun von fischtoxisch sprechen? Dazu wurden natürlich auch Untersuchungen unternommen, in denen auch eine Konzentration von 12 mg/l keine Beeinträchtigungen der Vitalität zu Folge hatten (insgesamt interessant, Beispiel des inzwischen in der Sanierung befindlichen Zierker Sees:
Link).
Eins sollte man sich auch mal bewusst machen, selbst wenn es schmerzt. Eine solche Behandlung ist außerordentlich teuer, weil einfach große Mengen mit erheblichen Zeit- und Sachaufwand homogen im Gewässer verteilt werden müssen. Aus diesem Grund kommen Fällmittelverfahren nur selten zum Einsatz und man wägt recht ausgiebig ab. In Frage kommen in der Regel nur Gewässer, deren Belastung schon die Grenze des Erträglichen überschritten haben, also Gewässer, in denen es zu extremen Algenblüten und vor allem auch schon zu mehr oder weniger regelmäßigen sauerstoffmangelbedingten Fischsterben im Sommer bzw. im Winter unter dem Eis kommt.
Das Mittel der Wahl ist eigentlich eine Sedimententnahme. Eine solche ist aber im Grunde unbezahlbar, insbesondere bei Tiefen über 15 m, da es dann schon technisch schwierig wird, überhaupt geeignete Technik zu bekommen. Ich bin im Nassbaggerbereich tätig, ich weiß wovon ich spreche. Die Kosten für ausschließlich organisches Material (ohne chemische Belastungen wie Quecksilber etc.) liegen für Baggern, Konditionierung, Abtransport und Verwertung bei ca. 50 €/m³ - wenn man jemanden findet, der es kostenfrei in näherer Umgebung annimmt, z.B. Landwirte. Sonst liegt man aber auch schnell bei 70 - 90 €/m³.
Fällmittel sind also auf keinen Fall erste Wahl und daher auch nicht das Optimum. Besser als eine Bindung ausschließlich des Phospors als limitierender Faktor am Gewässergrund ist immer der Austrag aller überschüssigen Nährstoffe. Dies würde im Stadium der Eutrophie in allererster Linie eine Entnahme des Sediments (siehe oben) und eine intensive Entnahme von Fisch bedeuten. Im Falles des erfolgten Übergangs zu mesotroph könnte man über das Entfernen der Wasserpflanzen am Ende der Wachstumsphase auch was erreichen. Dies wären dann Maßnahmen über Jahre oder Jahrzehnte. Hier stößt einfach der Wunsch nach der besten Lösung an Kostengrenzen, von den Protesten der Angler (und evtl. auch Fischer) mal ganz abgesehen.
Es gibt aber inzwischen einige Beispiele, in denen Fällmittel angewandt wurden. Diese haben mehrheitlich zu sehr positiven Ergebnissen geführt. Im schlimmsten Fall zu so gut wie gar nichts. Ganz klar ist aber am Ende jeder Sanierungsmaßnahme weniger Biomasse im Wasser - und damit auch weniger Fisch. Gleiches gilt auch für die Veränderungen in der Artenzusammensetzung (egal ob nun bei Fischen, Pflanzen oder dem Kribbel- und Krabbelviechern). Das gefällt den wenigsten Anglern und auch den Fischern nur begrenzt. Eine Änderung vom Zander zum Hecht ist für jeden Berufsfischer schlicht scheiße. Aber darum ist nicht die Entwicklung auch gleich scheiße.
Grüße,
Wolf