Fangberichte WPC 2017: Unser Weg zum Titel


Ein Teil von euch ist ja richtig heiß auf die Schilderung der Geschehnisse rund um den WPC-Gewinn vom Angelduo Schöne/Dietel. Ich bin – ehrlich gesagt – noch ziemlich platt und auch ein bisschen uninspiriert. Einfach k.o., weil’s richtig anstrengend war. Körperlich und auch mental. Aber oft fliegen meine Finger wie von Geisterhand gesteuert über die Tastatur und produzieren auch in solchen Zuständen Dinge, die sich dann einigermaßen lesen lassen. Ich will es mal versuchen. Schließlich sind die Eindrücke noch ganz frisch. Und hier auf dem Barsch-Alarm kann ich ins Detail gehen, wie nirgendwo anders. Allerdings: Da wir da nächstes Jahr unseren Titel verteidigen wollen, kann ich jetzt nicht jeden Köder verraten und auch nicht alle Trickse. Also los:

Da Dustin beruflich ziemlich eingespannt ist, stand zwar schon früh im Jahr fest, dass er teilnehmen will. Eine Absage im Frühsommer hätte mich jetzt aber auch nicht groß gewundert. Audi, Porsche, Mercedes, Mini und wie Dustins Klienten alle heißen, wollen halt am liebsten vom Meister selbst bedient werden. Und wenn die einen Werbeclip wollen, muss das Bassboat auch mal länger auf den Einsatz warten, als ihm lieb ist. Aber Anfang Juni war ich mir dann doch recht sicher, dass wir das Turnier zusammen fischen werden.

Und so habe ich ein bisschen trainiert. Nicht in Holland – denn zum gemeinsamen Training vor Ort hatten wir keine Zeit. Aber ich habe mir in Berlin und im Umland so ähnliche Angelsituationen gesucht wie wir sie in Holland vorfinden würden, um mich ein bisschen auf die Flachwasserangelei einzustellen. Das diesjährige Zandertrainingslager im Frühjahr am Embalse de Mequinenza nicht zu vergessen. Das liegt zwar ein bisschen zurück, aber auch die vier Wochen dort habe ich zum Verfeinern meiner Führungstechniken und zur Vertrauensverfestigung in bestimmte Köder genutzt. Dustin war Anfang Juni zehn Tage in Holland. Zwar am Nebengewässer, aber da angelt man eigentlich recht ähnlich wie am Haringvliet. Also: Am Gewässer selbst haben wir nicht geübt. Aber unvorbereitet waren wir nicht.

Flachwasserfischen mit dem Searchbait war eine meiner Trainingsdisziplinen.

Als Dustin am Montag ankam, hatte ich mein Angelgerät schon perfekt zusammengestellt. Alles pikobello: neue Schnüre, neue FC-Leader, frisch geknotet, feinste Titan-Vorfächer mit den besten Wirbeln oben und Einhängern unten. Bestimmt zehn Ruten waren fertig montiert und ca. sechs gut organisierte Köderschachteln, eine Jigkopfbox, ein FC-Vorratstäschchen, eine Hakentüte, eine Mappe mit Austauschvorfächern. Nur das Beste vom Besten. Super-Gummis, Spitzen-Wobbler, Toppies, Spinnerbaits, Premium Offsets. Weighted und unbeschwert…

Ich hatte auch eine Mini-Trainingseinheit mit Willem Stolk absolviert. Am Sonntag war das. Der war aber so platt vom Guiding, dass wir nicht voll durchgezogen haben und uns nur am oberen Zipfel des HV ein paar Stellen angeschaut haben. Fisch habe ich da keinen gefangen. Willi hatte immerhin drei Hechte. Sein Bootspartner Chris einen Zander. Kenne ich aber schon. Beim Training vor dem letzten Jahr habe ich auch nur Seife gekaut und dann im Wettkampf gut gefangen. Am Montagabend wollten wir eigentlich nochmal raus zum Funktionscheck und Plätzegucken. Da war aber dann Captainsdinner und das wollten wir nicht versäumen. (Letztes Jahr fand im Anschluss eine fette und sehr lustige Party statt, die wir in diesem Jahr nicht verpassen wollten.) Da waren wir aber ziemlich brav, so dass wir den Dienstag nutzen konnten, um uns zu erholen und auch Dustins Tackle auf Wettkampfniveau zu bringen. Das Nitro haben wir auch gecheckt. Wir waren also bereit für den Startschuss am Mittwochmorgen. (Auf dem Captainsdinner haben wir erfahren, dass es sehr schwer werden würde, Fische zu fangen. Die Barsche wollten wohl gar nicht, Hecht ging ein bisschen, die Zander bissen eher schlecht.)

Noch ein paar Worte zu den WPC-Regularien: Gefischt wird über drei Tage. Jeden Tag können drei Zander, drei Barsche und ein Hecht eingereicht werden. Die Zentimeter werden addiert. (Übermittelt werden die Daten via Spezial-App.) Durch Addition der Tagesplatzierungen wird ermittelt, wer am Ende vorne steht. Die niedrigste Zahl gewinnt. Bei Punktegleichstand entscheidet die Zahl der gefangenen Barsche.

 

Mittwoch: 1. Tag der WPC 2017

Perfektes Angelwetter. Ein bisschen heiß vielleicht (28 Grad). Aber auch ein bisschen windig. Allerdings: Ostwind. Egal. Auf der Fahrt zur Startlinie startet Dustin eine Live-Übertragung auf Instagram. Dort frage ich die Leute spaßeshalber, was für eine Rute ich fischen soll. „Go big gor go home.“, heißt es da. „Fische die 80 Gramm Fireblood.“ Es ist Dustins Fireblood mit meiner Rolle dran. Meine eigene habe ich vor wenigen Minuten beim Aufbauen zerbrochen. Sie muss beim Transport einen Schlag mitbekommen haben. Später wird man sich fragen, ob das der Tribut war, den ich einzahlen musste, um das Glück auf unsere Seite zu lotsen.

Der Startschuss fällt, wir pacen los. Dank mutiger Fahrweise und 250 PS hinterm Bassboat sind wir die ersten am Spot und wohl auch die ersten, die einen Köder ins Wasser werfen. Wie geil wäre es, wenn es gleich beißen würde. Das Problem: Wir haben ja nicht trainiert und wissen nicht, ob überhaupt Fische an unserem Platz sind. Expride MH oder Fireblood? Ich gehe auf Nummer sicher und fische die längere und stärkere Rute. Ich will einfach jeden Fisch verhaften. Nach ca. 45 Minuten der erste Biss. Hängt. Ein Zander.

Nicht groß. Aber egal. Hauptsache ein Zetti.

Es dauert noch ca. eineinhalb Stunden, bis wir die drei Zander zusammenhaben.

Ihr seht: Perfektes Angelwetter. Und: Die Zettis beißen.

Ich fange sogar noch einen vierten. Der war aber kleiner als die anderen und wurde dementsprechend außerbords abgehakt. Und jetzt? Barsch! Also los. Spotwechsel. Wir versuchen es erst auflandig im Kraut mit Spinnerbaits und Chatterbaits. Nix. Also mal an die windgeschützte Seite. (Es war dann doch einigermaßen windig.) Dort fange ich einen 43er auf meinen Lieblings-X-Rap, der mir auf der Spree und in Spanien Barsche ohne Ende gebracht hat.

Geiles Teil. Hoffentlich war’s nicht der letzte…

Er ist mein Flachwasser-Wobbler No. 1. Geil. Jetzt haben wir noch viel Zeit für zwei Barsche und einen Hecht. Es beißt aber nix mehr. Was tun? Wir schmieden einen Plan, schauen aber nochmal ins Leaderboard und sehen, dass unser Teamkollege Willem Stolk einen 120er Hecht gefangen hat.

Chris Bloemert mit einem Hecht von 109 cm. Brutal viele Punkte im Wettkampf…
… die Willem nochmal ausgebaut hat. Mit 1,20 m ist das der bislang größte Hecht im Turnier und sorgt dafür, dass Willi, Chris, Dustin und ich in der Teawertung (zwei Boote bilden ein Team) im Moment auf Platz 1 liegen.

Wir kennen seine Lieblingsstellen. Und jetzt? Bleiben wir bei unserem Plan oder düsen wir in die Willi-Zone? Immer diese Entscheidungen. Los. Wir fahren da hin. Ein Hecht würde uns krass nach oben katapultieren. Wir liegen eh schon nicht schlecht. Tatsächlich hat Dustin ziemlich schnell einen Fehlbiss. Cuts im Köder. Oh nein! Wir probieren es noch lange, aber es will nix beißen. Also nochmal an einen bekannten Barsch-Spot gefahren. Es ist der, an dem an diesem Tag dieses Video entstanden ist, das abends auch noch online ging und am nächsten Tag viele Leute in die Zeitfalle locken sollte.

Uns war klar: Wir haben einen Fehler gemacht. Man muss einfach seinen Plan durchziehen und sich nicht ablenken lassen von den Fängen anderer Leute. Am Abend erfahren wir, dass Willem und Chris fünf Hechte innerhalb einer Stunde gefangen haben. Einer kam sogar auf die tote Rute, während Willi eine Stange Wasser vor der Bordwand abstellte. Hätte der nicht bei uns beißen können? Egal. Wir sind mit vier Fischen Siebter an diesem Tag. Kein ganz schlechter Start. An Nummer eins: Pierre Johnen (der frischgebackene Europameister) zusammen mit Danni Schäfer.

 

 

Donnerstag: 2. Tag der WPC 2017

Windrichtungswechsel um 180 Grad. Westwind statt Ostwind. Leichter Temperaturrückgang. Angst, dass alles anders ist. Wir fahren natürlich erstmal wieder an den Spot, an dem wir am Vortag die Zander hatten. Es dauert eine gefühlte Stunde bis ich den ersten Biss bekomme. Verwandelt. Es ist mein sechster Biss bei dieser Competition. Ausbeute: 100 Prozent. So muss das sein.

Dem sieht man die 61 cm nicht an. Die hatte er aber.

Dann passiert lange nichts mehr. Spotwechsel? Ja! Dustin sagt zu mir: „Komm. Mach noch einen Wurf.“ Ich mache einen langen Wurf, jigge zweimal an. Peng. Anhieb. Hängt. „Ein kleiner Fisch!“ Keine Gegenwehr. Egal. Er hat Maß.

Jetzt bleiben wir natürlich hier. Nach einer halben Stunde fängt Dustin einen 61er. Bingo. Zander voll.

Ein superwichtiger Fisch. Kein Zanderdruck mehr.

Auf zu den Barschen. Auf unserem Spot liegt ein Mann mit einem 100 Jahre altem Kahn, auf dem er wohnt. Er zieht einen Spinner durch, ist sehr nett, gibt uns Tipps. Wir plaudern ein bisschen mit ihm, müssen aber unseren Plan verwerfen, weil er mit seinem 15 m langen Schieber plus hinterhergezogenem Beiboot das Flachwasser „versaut“ hat. Spotwechsel. Wir fischen nun überm Kraut. Ich habe einen Softjerk dran. Das Softjerken stand auf meinem Trainingsplan. Das lief in Brandenburg so gut, dass da auch ein Artikel die Sommerausgabe des ESOX raussprang. Ich werfe  vor eine Sandlücke aufs Kraut. Wassertiefe: Ca. 30 Zentimeter. Ich zupfe den Köder auf den Sand. Da schießt ein großer Barsch aus dem Kraut und auf den Köder. Anhieb. Hängt! Die Expride (aufgrund des inzwischen sehr starken Windes fische ich nur mit meinen Spinnings) biegt sich. Der Fisch flitzt weiter und flüchtet sich ins sehr dichte Kraut. Dort hängt er fest. Keine Panik. Drüberfahren. Warten. „Zur Not springe ich rein und tauche den raus!“ Muss ich nicht. Es wippt in der Rute. Der Barsch kommt frei und wird alsbald vermessen. 48 Zentimeter. Was ein Brocken. Das sind die Dinger, die man braucht, wenn man eine Competition gewinnen will.

Kirsche. Genau zur rechten Zeit. Genial.

Weiter im Konzept. Das funktioniert doch gut hier. Der E-Motor hält uns an der Krautkante. Wir werfen ins Flache und ziehen den Köder an die Kante. „Oh Mann. Nicht ein Zufallsfisch. Zander am Zanderspot. Barsche bei den Barschen. Kann sich nicht mal eine Hechtfritte einklinken, wenn man schon so flach angelt?“ Ja. Kann sie. Zwei Würfe später schraubt sich ein 54er Hecht auf den Softjerk.

Noch nie habe ich mich über einen kleinen Hecht mehr gefreut als über diesen Kameraden hier.

Noch drei Stunden für zwei Barsche. Weiter Flachwasserkantenfischen. Doch dann setzt unser E-Motor auf einem Stein auf. Nur ganz kurz. Es reicht aber, um ihn zu killen. Was ein Mistdreck. Kein Driftsack. Windstärke 5 und wir ohne E-Motor. In den Regeln steht, dass das abankern mit dem normalen Anker verboten ist. Genauso wenig darf mich Dustin mit dem Außenborder am Platz halten. Und so fischen wir noch knapp drei Stunden vom superschnell über den Teich gepeitschten Bassboat. Ich vorneraus mit einem schweren Ocean Spin, Dustin diagonal mit einem schweren Jig. Kein Biss. Nix mehr. Mist. Echt. Und trotzdem: Im Hafen erfahren wir, dass wir auf Platz zwei gelandet sind.

Der gefürchtetet Luc Coppens, der hier jeden Stein mit Namen kennt, hat an diesem Tag geblankt. Damit war einer der Favoriten aus dem Rennen. Aber Hybrida-Gregor und sein Mitangler Daniel haben es super gemacht und liegen nach einem dritten Platz am ersten Tag und dem Tagessieg mit nur vier Punkten klar auf Platz eins. Pierre Johnen und Dani Schäfer haben 8 Punkte. Genauso wie das Mercury-Team aus Frankreich. Wir sind mit neun Punkten immerhin Vierter und haben sogar noch kleine Chancen, uns nach ganz oben zu schieben. Aber nur, wenn es bei uns super läuft und bei Gregor gar nicht.

 

 

Freitag: „Ruhetag“

Der Freitag stand ganz im Zeichen der Reparatur des Motors. Der wurde noch am Donnerstagabend abgeholt. Er sollte um 12 Uhr fertig sein. Dustins Werkstatt des Vertrauens liegt allerdings 100 km entfernt, so dass wir die Reparatur nicht live mitverfolgen konnten. Es lag wohl an der Platine. Teuer. Aber egal. Wichtig war, dass wir den Motor bekommen würden. Die Abholung verschob sich mit jedem Telefonat weiter nach hinten. Um 20 Uhr hieß es, Dustin solle sich schon mal schlafen legen. Vor Mitternacht würde das nix werden. Ich durfte durchpennen. Dustin fuhr letztendlich um 1.30 die halbe Strecke und nahm einen Ersatzmotor in Empfang, von dem wir nicht wussten, wie viel Saft er zieht. Aber egal. Hauptsache ein Motor. Wer Dustins Schlafgewohnheiten kennt, kann sich vorstellen, wie gut gelaunt er war, als ich ihn um 6 Uhr aufwecken musste.

 

Samstag: 3. Tag der WPC 2017

Brutaler Wind. Fast schon ein Sturm. Windstärke 5 bis 6. Zum Glück nicht mehr. Sonst hätte man die WPC abbrechen müssen und Gregor, dem wir das alle gegönnt hätten, hätte gewonnen gehabt. Die Startlinie wurde sicherheitshalber auf die windgeschützte Seite verlegt, so dass wir mit dem Wind im Rücken losfuhren. Startschuss. Wir mit Vollgas zu unserem Zanderspot. Apropos Vollgas. An alle, die glauben, so ein Bassboat sei nicht rauwassertauglich: Das stimmt mal so überhaupt gar nicht. Die großen Nitros schießen auch bei Wind und Welle übers Wasser, wenn man sie fahren kann.

Super gefahren, Dustin. Selber würde ich niemals so schnell heizen wollen. Aber ich kann die Todesangst gut wegdrücken und lege mein Schicksal bereitwillig in Dustins Hände. Am Abend bin ich dann dennoch immer froh, das Abenteuer überlebt zu haben. Ich bin auch im wahren Leben kein Rasertyp. Aber für Schnellfahrer ist so ein Bassboat auf jeden Fall eine feine Sache. Und für Wettkämpfe natürlich auch.

Man wird praktisch nicht nass (nur wenn die Welle seitlich kommt) und auch das Angeln ist genial in der Welle. Die 1,5 Tonnen schwere Plattform liegt im Wasser wie eine umgenietete Eins auf dem Tanzparkett. Durch die Breite des Bootes kann man sich mittig hinstellen und der Länge nach umkippen, ohne ins Wasser zu plumpsen. Besser geht’s nicht. Perfekte Angelboote. Cool, dass sich Dustin so eine Schüssel geleistet hat.  Es ist sicher kein Zufall, dass am Ende drei Nitros auf den ersten Plätzen landeten. Aber die Geschichte hier landet jetzt erstmal am Zanderspot. Da tut sich wieder gar nix. Moment. War das nicht ein Biss beim Hochkurbeln vor der Bordwand? Barsche? Am Zanderspot? Tatsache. Wenig später habe ich den ersten. Ein 44er.

Barsch liegt mir einfach.

Klappt ja doch mit den Zufallsfängen. Jetzt noch drei Zander hier und wir liegen gut im Rennen. Dann hat Dustin einen brutalen Biss. Die Rute ist krumm. Die Spitzte wackelt. Das sieht doch aus wie ein superfetter Barsch. Jupp. Tatsache. Ein Fuffi! Und was für ein schönes Tier! Perfekt!

Was ein brutaler Fisch. Und davon macht man dann nur so trashige Fotos. Ist doch nicht normal…

Jetzt noch die drei Zander und wir sind richtig weit vorne. Aber: Pustekuchen. Keine Zanderbisse mehr und spätestens als ein Boot viel zu nah an uns ranfährt und dann auch noch über unseren Barschplatz driftet (haben wir uns aufgeregt…), geht hier gar nix mehr. Dann fällt auch noch der E-Motor aus. Batterie leer. Ok. Er hat uns drei Stunden zentimetergenau am Spot gehalten mit der GPS-Anker-Funktion. Aber fünf Stunden ohne E-Motor. Das ist ein Dämpfer. Dustin schaut mal aufs Leaderbord. Da sind wir vorne. Platz eins zum jetzigen Zeitpunkt. Deshalb hält sich auch das Boot mit dem Kameramann in unserer Nähe auf. Geil.

Also Driftangeln. Gut, dass wir gestern den letzten Driftsack von Hellevoetsluis erstanden haben! Krautdriften. So haben wir hier schon viele Zettis gefangen. Die Dinger verstecken sich im Kraut und stehen oft ganz flach. So wie die Hechte bei uns daheim. Wir setzen mehrere Driften an und freuen uns, dass auf unserer Seite niemand fischt. Es fühlt sich gut an, sieht gut aus. Aber: Nix auf Softjerk. Nix auf Spinnerbait. Nix auf Gummi. NIX. Die Zeit rennt davon. Wir entschließen uns zu einem Spotwechsel. Jetzt voll rein in den Wind. Der treibt uns diagonal aufs Ufer zu. Wir fischen eine Flachwasserzone mit einer Wassertiefe von drei Meter auf 70 Zentimeter. Die Driften sind lang. Alles ist perfekt. „Wie auf dem Bodden. Und da klappt das ja auch.“ Ich werfe einen mittleren 360 GT (auch in den habe ich mir vor der WPC Vertrauen erangelt) mit der Fireblood und zwar kerzengerade in Driftrichtung. Ich kurble das Ding schnell übers Kraut und haue es dann wieder auf volle Distanz raus. Highspeed-Mefo-Style. Dustin macht es ganz genauso – nur mit einem anderen Köder. Der Rücken brennt nach zwei erfolglosen Driften. Egal. Noch zwei Stunden.

Wir brauchen unbedingt noch einen Fisch. Dritte Drift: Ich setzte den zehnten Wurf (oder so). Der Köder kommt auf. Der letzte Biss ist lange her (ca. fünf Stunden). Ich kurble an. Peng. Was ein Einschlag. Anhieb. Die Rute ist krumm. Ein schwerer Fisch. Zander? Hecht? Egal! Wir können beides gebrauchen. Ich hole den Fisch ran. Allerdings driften wir auch schnell auf ihn zu. Sobald er in die Abdrift kommt, wird’s richtig hart. Das ist ein großer Fisch. Genial. Der 50.000 Euro-Fisch. YES! Ich hole ihn bis zehn Meter vors Boot. Und dann? NEEEEEEEEEEEEEEEEEEIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIIN. Schlaffe Leine. Der Fisch hat sich verabschiedet. 50.000 Euro weg. Der Titeltraum geplatzt. Mir wird schlecht. Ich könnte jetzt wirklich erbrechen. Ich denke an Videos von Basscracks, die große und entscheidende Fische beim Classic verloren haben und dann im Boot zusammengebrochen sind. Aber ich denke auch an Iaconelli: „Never give up!“ Hilft ja nix. Hier scheint Fisch zu sein. Und der beißt.

Weitermachen. Auch wenn es weh tut und der Kopf gerade leer ist. Und dann fängt Dustin in der selben Drift noch einen 70er Hecht.

Am Hecht müssen wir noch arbeiten. Aber auf die Größe kams diesmal fast nicht an.

„Den hätten wir nicht gefangen, wenn wir den Zander fotografiert hätten, Dustin.“ (Im Gummi waren keine Hecht-Cuts.) „Stimmt. So kann man das sehen.“ Positiv bleiben. Nach vorne denken. Confidence. Hagane Spirit. Und als ich dann bei der nächsten Drift noch einen schönen Barsch fange, sind wir wieder voll da.

Yes! Aber man sieht die Anspannung…

Das Medienboot verfolgt uns. Das bedeutet, dass wir wieder im Rennen sein müssen.

Jetzt noch eine Stunde alles geben und so einen vermaledeiten Zander fangen. Dann schaffen wir es vielleicht. Aber wir fangen keinen Zander mehr und fahren dann in den Hafen. Auf dem Weg dahin jubelt man uns zu. Die Daumen gehen nach oben. Am Steg werden wir interviewt und erfahren, dass wir es zu 95 Prozent geschafft haben. Zweiter sind wir sicher. Oh krass. Und was wenn die fünf Prozent eintreffen. Wie hart muss der Sturz dann sein. Lasst uns in Ruhe! Wir hauen ab, essen Spaghetti Bolognese a la Hannes und sind dann aber doch die ersten Bootsangler bei der Siegerehrung. Schulterklopfer hier. Handshakes da. Wir wollen eigentlich gar keine Gratulationen annehmen, bevor wir die Trophäe nicht in den Händen halten. Es lässt sich aber nicht vermeiden. Auf dem aktualisierten Leaderbord sind wir irgendwann tatsächlich das Team an der Spitze.


Den dritten Tag schlossen wir als Achter ab.

Und als die Franzosen dann aufgerufen wurden, um den Preis für den zweiten Platz in Empfang zu nehmen, steht fest: Wir haben GEWONNEN! Der Hammer. Man kann es gar nicht recht begreifen. Aber es ist wahr. Auf der Bühne müssen wir zum Glück keine Rede halten, stellen uns den Fotografen, posen ein bisschen extrovertierter als wir in Wahrheit sind…

Die glücklichen Sieger Johannes und Dustin eingerahmt von Ross und Christian. #Keepthatsmileonyourface

… und sind einfach nur happy.

Dann wird uns von allen Seiten gratuliert. Offensichtlich gönnt man uns das Ding. Die armen Franzosen haben Tränen in den Augen, als sie uns gratulieren. Ein Fisch mehr und sie hätten gewonnen. (Zwei Zander sind ihnen knapp vorm Boot ausgestiegen.) Das gilt auch für Hybrida-Gregor und Daniel, die an dem Tag nur einen Hecht erwischt haben. So nah liegen Glück und Pech beieinander. Und wenn man so ein Turnier gewinnen will, braucht man halt auch Glück. Das war auf unserer Seite. Ob’s an dem riesigen Scheißhaufen lag, der unseren Steg am Morgen zierte, an der zerbrochenen Fireblood oder daran, dass uns so viele Leute die Daumen gedrückt haben? Positive Energien helfen auf jeden Fall. Und ein bisschen erarbeitet haben wir uns das ja auch.

Für Shimano lief es super an diesem Event. Denn wir haben auch die Teamwertung gewonnen mit Willem Stolk und Chris Bloemert und Willi hat den größten Hecht gefangen. Sehr toll!

Seit ich wieder in Berlin bin, steht mein Telefon nicht still. Facebook explodiert. Der Barsch-Alarm geht steil. Das erste Interview hat die Rute &Rolle schon gelayoutet. Man könnte fast meinen, man hätte was Besonderes geleistet.

Wir gratulieren allen Gewinnern und Teilnehmern und Organisatoren. Super Event. Super Leute. TOP!

Der Gewinner bei den Kayakfahrern: Salah Eddibe aus Marokko. Er ist gekentert, wieder aufgestanden und hat u.a. einen 85er Zander erwischt. Mit seinem Ergebnis vom ersten Tag wäre er bei den Bootfahrern auf Platz 4 gelandet. Allerhöchsten Respekt dafür.
Fabian Gräfe hat das Streetfishing gewonnen. Mit zwie Hechten, von denen der letzte eine halbe Stunde vor Wettkampfende gebissen hat. Auch dafür zollen wir allerhöchsten Respekt. Erster von 150 Teilnehmern. Da kann man was.

Ich schließe mit meinem Facebook-Post vom Sonntag:

„Doch kein Traum. Die Trophäe steht tatsächlich neben mir und ringt mir ein fettes Grinsen ab. World Predator Classic-Champion 2017 steht da drauf. Die Barsche haben’s rausgerissen. Jetzt gilt es, 20 Ruten und Rollen, 10.000 Ködertüten und 30 Köderboxen und so weiter ins Auto zu packen, das Boot rauszuholen, wenn Champion Schöne irgendwann mal erwachen sollte, und den Passat dann sicher auf Wolke 7 nach Hause zu fliegen. Ganz schön geil. Nach wie vor. Ich hab viel Spaß gehabt hier. Vielen Dank für die Glückwünsche der „Konkurrenten“. Eine superfaire Angelegenheit war’s gewesen. Hat mich gefreut, die Bekanntschaften zu vertiefen. Wir sehen uns wieder! Apropos „wiedersehen“: Immer wieder schön, die Höllenritte mit dem Nitro zu überleben. Klasse gefahren, Dustin und top gefischt trotz Dreifachbelastung! Vielen Dank auch ans Shimano-Team (Arend, Marc, Benoit, Willi, Chris, Arthur, Gerard and all the others). Ohne euren Spirit, wäre das nicht möglich gewesen. Danke an Shimano überhaupt für den Support und das geniale Gerät. Tina Turner rulez. (Danke Willem Stolk für die Enthüllungsstories. I love you for all that shit in your brain, dude!) Danke an die Orga, Christian Biereth und Team, für ein großartiges Event. Danke Petri. Danke an alle, die uns positive Energien rübergeschickt haben. Ihr habt ganz stark geholfen. War eine ganz tolle Zeit hier! #Confidence #HaganeSpirit #Shimano #worldpredatorclassic #einfachnurgeil“

Richtig geil geschrieben, richtig packend.

An dieser Stelle nochmal Glückwunsch an euch zwei.
Oh mein Gott!!!
Wie geil ist das denn???
Hammer geschrieben!!!
Ich war eben mit auf dem Nitro!
Danke dafür
Der absolute Wahnsinnsartikel!
Wortporno der Superlative!
WPC2017 Legenden!
Auch auf diesem Wege nochmal: Herzlichen Glückwunsch! Habe seit Mittwoch mitgefiebert und wie viele hier die F5 -Taste zum Aktualisieren der Seite missbraucht :D
Am Samstag selbst hatte ich leider kaum Empfang im brandenburgischen Outback, aber hab natürlich positive Vibes gen Westen geschickt :D
Bis bald mal!
Einfach großartig geschrieben(eigentlich wie immer).
Nochmal Herzlichen Glückwunsch!!!
Bei dem verlorenen Fisch am Schluss hab ich selbst fast geheult. Haha. Wunderbar geschrieben. "posen ein bisschen extrovertierter als wir in Wahrheit sind" Haha.
Herzlichen Glückwunsch zum hart erkämpften Sieg !!!!
Geile Sache !!!!!
Glückwunsch! Sehr schöner Erlebnisbericht. Wer darf das neue Boot fahren?
Herzliche Glückwünsche unbekannterweise auch von hier.
Egal ob da viel oder wenig Glück dabei war, da gehört definitiv auch ne ordentliche Portion Können und Erfahrung dazu, ich hät in den drei Tagen auf dem Boot vermutlich nicht mal nen Anfasser gehabt :-(.
Herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Wie immer ein sehr interessanter Bericht.
sau nice!
Der Bericht hat mich mitgerissen, klasse!
Herzlichen Glückwunsch auch hier noch mal.
O Mann, du solltest öfters uninspiriert schreiben wenn so was raus kommt. Super geschrieben. Als wäre man dabei gewesen. Und natürlich super gewonnen, was anderes hätte ich mir ja gar nicht erwartet ;)
Gratulation! Die Trophähe musst natürlich nun bei jedem BA Treffen mindestens um den Hals tragen, oder zumindest im Boot stehen haben ;)

MfG Matthias
sehr schön geschrieben, großes Kopfkino
Glückwunsch nochmal!
Geil Jungs! Und ich schließe mich meinen Vorrednern an - super geschrieben!
Glückwunsch an euch beiden ?
Auch von mir die besten Glückwünsche und ein großes Petri!
Ach ja. Ein super Bericht.
Also ich reihe mich ein, das ist wirklich packend geschrieben und kommt auch sympathisch rüber, dafür schonmal Hut ab, hat fast was von Perch Pro, was ich verfolgt habe und das war auch meiner Meinung nach ohne Missgunst der "Gegner".

Ich gönne euch beiden das total. Bei dem Bild von dem startenden Nitro im "Sturm" wäre meine Hose als Beifahrer aber höchstwahrscheinlich braun und nass gewesen. @Dietel, da bist du dich bestimmt auch gealtert.

Wie gesagt Glückwunsch euch beiden, verdient gewonnen.
Krasssss! Habe mich voll für euch gefreut. Vonn allen Teilnehmern gönne ich es euch auch am meisten!
Wunderbarer Bericht!
Herzlichen Glückwunsch für den verdienten Titel, verdient habt ihr es allemal.
Top!
Jetzt ersteinmal gute Erholung.
Wahnsinn, der Mann schreibt genauso gut wie er fischt!
Respekt, tolle Leistung, toller Artikel!
lG und tl,
Jan Age
P
  • P
    PM500X
  • 27.06.2017
Super klasse! Ich hab es glaub schon 5x auf Facebook und 3x hier geschrieben, aber ich wiederhole mich einfach gerne :) Ihr seid einfach Maschinen!
Genialer Bericht von einem wunderbaren Event! Thumbs up!!!
Aller erste Sahne. Guter Bericht und 1a Leistung
Allein das Lesen hat super Spass gemacht, gönne es Euch von Herzen und finde euch super sympatisch. Freu mich irgendwann mal auf ein persönliches Treffen! Glückwunsch!
E
  • E
    emceeee
  • 27.06.2017
Schöner Bericht hat Spaß gemacht! :)
Ist halt doch kein Kinderspiel die Barsche ans Band zu bekommen, hat das Leaderboard mal wieder ordentlich gezeigt und ihr somit verdient gewonnen! :)
Mega geil geschrieben. Es fesselt einen komplett. Wie BassPunk schon geschrieben hat, als wäre man live dabei gewesen.

Glückwunsch zum Sieg
Gratulation zum einem für den Sieg und die Leistung an Dich sowie Dustin. Und zum anderen zu dem Tollen Bericht. Wurde so gut unterhalten wie schon lange nicht mehr beim lesen. ;-) Gruß Patrick
Herzlichen Glückwunsch! Wer hätte es mehr verdient? Niemand.
Aber mir war eh klar dass ihr das holt :)
Ich bin jedes Mal fasziniert von deinen "uninspirierten" Geschichten ! Du schaffst es, dass man glaubt selbst dabei zu sein. Meinen herzlichsten Glückwunsch und ein dreifaches "Petri"
Gruß Uwe
Hing völlig gefesselt an deinen Worten, was für ein Krimi...
Dicke Gratulation auch von meiner Seite. Den Titel habt ihr definitiv verdient.
Geil! Ich hoffe ihr habt genug Videomaterial von dem Abenteuer zusammengetragen um die packenste und spektakulärste folge BATV zu basteln, die es je gab??
Auch von mir, herzlichen Glückwunsch - und Respekt. Da gehört schon was dazu so ein Event zu gewinnen.
Und der Bericht dazu, aller erste Sahne!
Lieber Barsch-Yoda und mir bislang noch nicht persönlich bekannter junger Jedi-Pilot: Ich huldige Euch! Möge die Macht auch künftig mit Euch sein und: Schön vorsichtig fahren mit eurem neuen Nitro-Raumschiff!
Glückwunsch an Euch.
"Dort fange ich einen 43er auf meinen Lieblings-X-Rap, der mir auf der Spree und in Spanien Barsche ohne Ende gebracht hat."

Ist ja gut! Ich habs verstanden. ;) Super Bericht und Glückwunsch zum verdienten Sieg!
@Machete: Ist ja geil. Stimmt. Daran hab ich gar nicht gedacht. Lustig. Ich wollte ein bisschen für unser Duell üben :-D
:D
Na denn mal dicke Glückwünsche Euch und fettes Petri
Herzlichen Glückwunsch, ihr wart zur richtigen zeit am richtigen Ort. ?
Glückwunsch!
Wenn nicht Dir wem dann würde man es gönnen!
Die Marksteine des Lebens, auf die kommt es doch an wenn man als alter Mann zurückblickt und diesen
hier hast du dir nach jahrelangem Einsatz für das Angeln, für die Angler, redlich Verdient!
Meinen Glückwunsch! Meisterklasse!
P.s. ...und selbstverständlich auch meinen Glückwunsch an Dustin!
Ihr seid ein tolles Team!
Ein wirklich wirklich geiler Bericht.....
Konnte nicht aufhören diesen Krimi zu lesen...
Man hat echt das Gefühl live dabei zu sein...
Grandios Meisterhaft....
Herzliche Glückwünsche zum Sieg.....
Leider Geil.. .mehr fällt einem dazu nicht ein
Well done! Hochverdient und nun auch offiziell geadelt.
Klar kannst du Barsch, Johannes. Du bist der Barschpapst!

"Danke Petri." | Ein toller Demutsgruß an die Fortuna aller Angler, der man solche Erlebnisse zu verdanken hat. Was wäre so ein Sieg ohne Fehlbisse, knapp vorm Boot verlorene Fische und mit haushoher Führung wert?

Logisch, 50.000€ :D Aber die Freude am knappen Sieg, am Glück und daran Pechphasen überwunden zu haben, muss doch ungleich höher sein.
S