Fangberichte Prespawn Rollercoaster – The (Holland)trip of a lifetime (Part 1)


Graue Wolken, Wellen, Windkrafträder und ein in Schwimmweste gepresster Fänger mit Fernbedienung um den Hals… und Fuffi in der Hand. Wunderschön. Nicht.

Mein von Social Media geschundenes Auge wurde über die Jahre müde. Müde von der ewig gleichen Szenerie, den ewig gleichen Bildunterschriften (ihr wisst welches Obst und welche Ziffern +UP ich meine…), der ewig gleichen Fischspezies in der ewig gleichen Fischgröße.

Müde von den ewig gleichen Gesichtern, die Barsch für Barsch hochladen und sich dafür abfeiern ihr Boot mit Livegeber zum 200sten Mal an dem selben Fleck positioniert zu haben, nur um zum 200sten Mal das gleiche Bild im selben Winkel zu schießen oder ein lieblos zusammengewürfeltes Reel zu posten. Am Ende sieht der Feed aus, als hätte man 200 Mal auf cmd + C gedrückt. (Außer die niederländische Sonne hat sich an einem der Tage Mal erbarmt die Wolkendecke beiseite zu schieben.)

Pls nicht falsch verstehen. Kein Hate. Im Gegenteil. Ich gönne jedem seinen Dickbarsch und vor allem Spaß am Wasser. Jeder Fisch hat seine eigene Geschichte. Seinen eigenen Leidensweg. Dafür gehen wir raus. Möglicherweise musste man Stunden und Tage hart ackern. Oder man hatte mit seinen Freunden einfach einen geilen Tag. Wir stecken nicht in dem Abenteuer.

Jeder kann und soll tun & hochladen was er möchte. Nur hat dieses Überangebot seinen Preis. Das Gehirn übersättigt. Man sieht zu Vieles zu oft. Oder ich hänge einfach nur zu viel auf Instagram ab. Keine Ahnung. So oder so ist für mich der holländische Dickbarsch (inklusive des Hintergrunds) ein bisschen zum Wahrzeichen für Inflation und Austauschbarkeit geworden. Sehr traurig. Ich weiß. Null böse gemeint. Doch schaut man jeden Tag die gleiche Wand an, wird sie auch nicht weniger weiß. Keine Ahnung, wie es euch geht, aber das womit mein Gehirn in den Angelmedien geflutet wird, wirkt ab einer gewissen Menge irgendwie gegenteilig. Leider wird die mediale Monotonie niemals den Emotionen am Wasser gerecht. Und je mehr ich von ihr konsumiere, desto größer wird meine Abneigung.

Selbstverständlich bringen das Internet bzw. die Vernetzung, Contentproduktion und das Wachstum verschiedener Turnierformate auch Gutes mit sich. Entwicklung, steigendes Ansehen für den (nennen wir es mal) „Sport“ bzw. die Szene, internationale Vernetzung, neue Freundschaften.

Die Downside ist, dass es alles doppelt und dreifa… eh sry… dreihundertfach gibt. Gleichzeitig entstehen um bestimmte Dinge derart riesige Hypes, dass sie den Dingen selbst wahrscheinlich längst nicht mehr gut tun. Und Dinge, die einst im Verborgenen gedeihen konnten und Luft zum atmen hatten, schnell faulen und verrotten lassen.

Egal wer von euch das eben geschriebene für sich wie auffasst: Macht worauf ihr Bock habt. Vor allem aber euer eigenes Ding. Auch wenns Dickbarschpflücken in Holland ist <3…

Und so streckte ich mich in meinem Glashäuschen und warf den letzten Stein gegen die brüchige Fassade. Nachdem was letztes Jahr (Und ebenso die Jahre davor) abgelaufen ist (siehe Bericht: link ) brauchte es 2024 eine Wiedergeburt. Und die beginnt bekanntlich mit einer Reanimation.

5 Monate konnte ich aufgrund gegebener Umstände keine Rute in die Hand nehmen. Die bisher  längste Angelpause meines Lebens. Ich brauchte eine Spritze mitten ins Herz. Neue Gewässer. Neue Gesichter. Neue Memories. Dicke Fische. Nicht viel Cash. Hallo Holland. Dazu noch Primetime.

Insta sei Dank (und damit wären wir beim tatsächlich mal sozialen Aspekt von social Media), haben sich im Laufe der letzten Jahre coole Kontakte und vielversprechende Bekanntschaften ergeben. Bekanntschaften, mit dem Potential, echte Freundschaften zu werden.

Ob die Zusammenarbeit mit Tacklebrands, oder Voicemailmarathons mit Leuten vom gleichen Schlag. Passion attracts passion. Dafür bin ich sehr dankbar. Einer dieser Dudes mit vergleichbarem Psycho-Pegel ist Jakob. (Ein anderer, nicht mein russischer Lieblingsriese aus dem Vorbericht.) aka @fish_in_it. Checkt ihn auf jeden Fall ab und lasst bisschen Liebe da. Top Angler. Top Seele. Passion from head to toe. An vielen Orten gelebt und gefischt. Bringt ebenfalls ne hörenswerte Lebensstory mit.

Wen der Plausch zwischen uns zwei interessiert und wer tiefer in unserer Psyche graben (oder einfach seine Zeit verschwenden) möchte, gönnt sich gerne die erste Folge meines Podcasts „sunkenlips“. Tatsächlich ist der Boy mein erster „Gast“ (Hölle, klingt das Etepetete) und wir babbeln über alles was uns zufliegt. (Und vielleicht ein bisschen über das was ich mir vorher auf den Zettel schreibe…).

Mir gibt‘s noch zu wenig schonungslosen Herzenstalk in unserer Bubble. Will einfach bisschen ungefiltert abladen. Gibt so viele Themen. Und Leute, – insbesondere Freunden und Bekannte fernab des Mainstreams – die es wert sind, gehört zu werden. Dazu gibt es immer was zum von der Seele reden. Ebenso wie jemanden bei dem die gesprochenen Worte Anklang finden. (Oder Abneigung auslösen. Daran kann ich dann „leider“ nichts ändern). Vielleicht gönnt ihr euch den ein oder anderen Talk. Würd mich freuen, wenn paar kleben bleiben & das Ding pushen :*

Startschuss

Back to Business. Anfang Februar. Was wird mein erster Fisch 2024? Keiner aus Holland… So viel Selbstachtung will ich noch wahren! Bereits seit Tagen kribbelt es in den Fingern, nachdem mir ein prallgefressener Mittneunziger Esox in der Nacht mehrmals auf meine Maus nachgelaufen war. Mal war‘s ein Kältedrop, Mal Hochwasser. Irgendwas schien ihn immer gestört zu haben.

Am Abend vor Abfahrt sieht die Sache anders aus. Milde Temps, perfekter Pegel, paar Tage Ruhe. „Heute bist du fällig“… Und sie wurde es. Nach dem 10ten Wurf gongt es knapp über Grund entlang der Steinpackung. Wenig später lichten wir zusammen mit meinem Buddy den ersten Fisch des Jahres ab. Wunderschön gezeichnet und prall gefressen.

Die wählerische Rattenfresserin hat sich bitten lassen. Kennt man den Standplatz eines guten Hechts, ist es oft nur eine Frage der Statistik bis der Einschlag kommt.

Traumtier mit extremem emotionalen Wert. 10 / 10 für meine stellenweise leergeräumten Haushäfen und eine dicke Schicht Eisspray für die Hölle der Vormonate.

Natürlich ist er wie es sich für Deutschland gehört waidgerecht abgemurkst & in der Küche verarbeitet worden. * Hust, hust, Pfeif und verlegen zur Seite guck* (das Waschmaschinenfoto erspar ich euch nur aus ästhetischen Gründen).  Ironie off. (Für den Fall dass es eine von 100 Personen doch in den falschen Hals kriegt.)

Ich war pumped. Das Feuer loderte. Ich war ready für das gelobte Land.


Windy Check in

Mit jedem Kilometer, den ich mich der Grenze näherte, fiel die Last der Realität mehr und mehr von mir ab. Ich hörte Musik, ließ Gefühlen freien Lauf und merkte, wie zunehmend Bilder von fetten Fischen und krummen Ruten über die Hirnrinde fegten.

Mit paar Stunden sunkentypischer Verzögerung (alleine, ohne Freundin an der Seite, Pläne des Morgens Losfahrens in die Tat umzusetzen zu wollen ist maximal naiv) kam ich in Jakobs Wahlheimat an. Die genaue location führe ich jetzt Mal in weiser Voraussicht nicht an die Schlachtbank. So viel Verständnis müsst ihr haben.

  1. Der Holland-Angeltourismus (zu dem wir alle zählen) ufert die letzten Jahre einfach aus.
  2. Die Tournierformate haben bereits unkontrollierbaren Impact auf viele Regionen.
  3. Denkt bitte an die Locals die dort wohnen & angeln.
  4. Ich möchte zum „selber kochen inspirieren, nicht am Herd stehen und kellnern“. Viele sind nicht bereit, selber zu exploren, sondern wollen einfach nur abgreifen und kopieren. Das ist nicht der Spirit. Bei Salzwasserspots und Überseeurlauben ist das entspannter. Als direkter Nachbar befindet sich Holland voll im Kreuzfeuer.

Wir als angelnde Contentcreator haben eine Verantwortung. Der Natur und anderen Anglern gegenüber. Dazu gehört auch verantwortungsbewusst mit Gewässerinformationen umzugehen und den korrekten Grad zwischen Hilfe und Zurückhaltung. Zudem macht es doch einfach Bock, Stellen zu fischen die man nicht 1 zu 1 davor auf dem Foto oder Video gesehen hat. Darin liegt am Ende der Reiz. Oder sollte es zumindest.

Gleichzeitig gibt es nicht DAS EINE Großbarschgewässer. Alle Gewässersysteme mit Anbindung an die großen Flüsse (Maas, Waal, Niederrhein) sind im Spätwinter heiss für Dickbarsch. Kanten und Muschelbänke suchen. Zeit investieren. Die Biomasse an Fisch ist dermaßen hoch, dass so gut wie jeder Swim mit genannten Features, PB Potential birgt.

In diesem Sinne: Viel Spaß beim Entdecken :* Ich entdeckte auch. Meine 10 m2 Zelle in der Butze eines super netten Hosts. Ohne Heizung aber mit Heizdecke. Und einer Matratze die – nach Probeliegen – mehr der Kategorie „Hängematte“ zuzuordnen ist. Seit drum. Schlaftablette wird schon regeln.

Zeug ablegen, Medis im Schnelldurchlauf schlucken, Ab zu Jakob´s Studentenblock. Paar Minuten später treffen sich unsere Blicke & Handflächen das erste Mal. Und es sollte nicht bei diesem einen Highfive bleiben…

„Lass direkt starten, oder Digga?“. Beide brennen. Nachdem mir Jakob sein im Abstellraum auf dem Gang gefaltetes, verdrecktes Belly zeigt und ich einen Blick über die Einrichtung seines Schuhkartons schweifen lasse, die zu 50 % aus Tackleboxen besteht, weiss ich: Hier bin ich richtig.

Wir fahren zu einem Hafen, den wir uns während unserer Telefonate im Vorfeld über Maps rausgesucht hatten und den Jakob bis dato auch noch nie befischt hatte. Das ursprüngliche Ziel bei Tageslicht erstmal auf Barsch zu angeln und im dunkeln auf Großhecht umzustellen, rückt angesichts meiner um 2 Stunden verzögerten Ankunft etwas in die Ferne. Und weil Wind bläst. Richtig viel Wind. So wie man es von Holland kennt.

Die letzte Expressstunde Jiggen & Twitchen liefert keinen Biss. Nächtlichen Slow Retrieve auf Großhecht fühlen wir bei Sturm beide nicht so.

„Lass Zetti an die Buhnen oder?“ Der Gastgeber lotst uns Richtung Hauptstrom. Ich hake noch sicherheitshalber paar Mal nach: „Und die Laufen jetzt am Hauptstrom ja?“. „Die laufen da immer, Digga“ spricht der (seit ein paar Monaten Zugezogene) Local.

Na gut. Attacke.

Während wir zu den Buhnen laufen, reisst es uns fast von den Füßen. Es bläst aus allen Rohren. Dazu preschen kalte Regentropfen wie Nadeln ins Gesicht. Bedingungen bei denen ich zuhause, nicht mal dran denken würde, den Müll rauszubringen.

Aber Holland ist anders. Was es uns bereits nach den ersten paar Würfen beweist. Vom Buhnenkopf aus kurbel ich meinen Oneten in Zeitlupe die Packung entlang. Ab und zu ein kleiner Stop gefolgt von einem subtilen Twitch.

BOOOM! „FISCH, FISCH!“.  Der erste Niederländische Vampir windet sich wenig später im Kescher. Nichts Großes, aber come on. 3 Minuten Nettoangelzeit.

Highfive Nummer 2 an dieser Stelle.

Nur wenige Würfe später gefolgt von Highfive 3. Als Jakob (, der beim Biss übrigens auch sehr großzügig den Einsatz seines Kehlkopfes fördert) FIIIIIIIISCH durch den Sturm brüllt.

Sein Experiment war geglückt. Eiskalt nen Anfangsechziger auf 17 cm Tiny Clash Swimbait gezogen. Am 0,90 mm Fluo und 3 Oz Pike Kombi. Welcome to Holland…

Steinpackung + Hardbait regelt länderübergreifend
Time for some Testing
Bigger Snack, bigger Fish

Nachdem die ersten Fische abgelichtet und released (schade, auch hier also kein Waschmaschienenbild) worden waren, ging’s weiter. Mit Highfives…

Denn die Zettis hatten Bock. Und zwar richtig. Gefühlt 80 km/h Wind und die Tatsache, dass wir abseits vom Steady Retrieve 0 Köderkontrolle hatten, schienen sie nicht zu stören.

Im Gegenteil. Die Bisse kamen hart & kompromisslos.

Zwar kassierte Jacob fairerweise ein paar Fehlattacken auf seinen Swimbait, fing aber mit seinen zwei Ü60er Fischen dafür entsprechend die größten Exemplare.

Meine Interessenten blieben alle hängen. Überschritten die 60er Marke aber nicht.

Unfassbar lehrreiche Erkenntnis und erneut der beste Beweis dafür, wie effektiv große Köder selektieren können – sofern der Fischbestand stimmt.

Bis man an unseren Hausgewässern derartige Schlüsse ziehen und sich entsprechendes Vertrauen anangeln kann, können Monate, wenn nicht Jahre vergehen.

Am Neckar (Mannheim) fische ich (an guten Tagen) für 1-2 Takes pro Session. Stellenweise fast die ganze Nacht. Die fehlende Fischdichte lässt wenig Platz für Fehler und folglich für Experimente. Wenn man 3 Mal in Folge blankt, kann man nicht mit absoluter Sicherheit sagen, ob es dem eigenen Verschulden oder einfach der Unlust der Fische zuzuschreiben ist.

Ganz im Gegenteil zu Holland. Wir fingen selbst im Buhnenkessel. Meine verkopfte und akkurate Herangehensweise entpuppte sich als ziemlich überflüssig. Zumindest an jenem Tag. Ich musste mir nicht bei jedem zurückgelegten Meter meines Wobblers Sorgen um das perfekte Präsentationspattern machen.

Die Masse an Fischen kompensiert kleine Fehler. Man kann freier, risikofreudiger und deutlich unverkopfter angeln. Eigenschaften, die mich in Deutschland oft als Schneider nachhause gehen ließen.

Das ist der größte Vorteil unseres Nachbarlandes. Man bekommt im Schnitt schneller Antworten, inwieweit die getroffenen Entscheidungen richtig waren (und lernt folglich mehr übers Angeln.)

An jenem Abend waren sie es alle. Als der Regen richtig einsetzte, brachen wir mit einem dicken Grinsen in der Fresse und Adrenalin in den Venen ab. Dabei war der Trip gerade erst AN-gebrochen.

Day 2

Der erste volle gemeinsame Angeltag stand ganz im Zeichen des Dickbarsches. Dazu ging’s an einen See mit Flussanbindung, den Jakob selbst im Vorfeld auch nur einmal kurz befischt hatte.

Die kurze Zeit hatte allerdings gereicht, um ihm ein Endvierziger Double zu bescheren.

Eine kleine Story dazu, ist es auf jeden Fall wert hier erwähnt zu werden: Nachdem Jakob einen Barsch unglücklicherweise durch Schnurbruch verloren hatte und im weiteren Verlauf ein paar Hundert Meter weitergemoved war, knallte es erneut auf seinen Zelus Craw am Freerig.

Als die Kugel hochkam und anschließend versorgt wurde, konnten die Jungs ihren Augen nicht trauen. Der selbe Fisch, der kurz zuvor paar hundert Meter weiter abgerissen war, hatte sich jetzt den nächsten Krebs reingeballert. Mit dem Köder von vorhin im Maul.

Selbst in Holland eine Ausnahme. Aber wie es scheint möglich. Spricht für den Bait. Und für die Fress- und Schwimmbereitschaft der Tiere an manchen Tagen. Unbelievable.

Liebe Grüße gehen an dieser Stelle raus an @fortyforfishing, der Jakob für die Shortsession damals mit aufs Boot geholt und ihm dieses Ausnahmeerlebnis möglich gemacht hat.

Genannter Dude barschelt als ansässiger NRWler schon länger leidenschaftlich gern in den Niederlanden und ballert Baars für Baars auf die Scale.

Lasst dem Boy gerne bisschen support da. Während ihr diese Zeilen lest, haben wir bereits unseren ersten gemeinsamen Trip absolviert. Auch darauf könnt ihr gespannt sein.

Jetzt erstmal zurück zu Jakob. Und dem verpisstesten Dreckswetter, das man sich zum Barschangeln vorstellen kann: Gestörter Wind aus der (für unsere Casting Direction) ungünstigen Richtung, Regenschauer und Wellen wie am Atlantik.

Rough Love

Aufgrund eingespülter Schlammassen, entsprechend trübes und stellenweise kaffeebraunes Wasser. „Das wird hier nix“ sagte ich. Und sollte Recht behalten.

Hochkonzentriert kratzen wir mit unseren Krebsen jeden Quadratmeter Muschelbank mehrerer Spots ab. An Twitchbaits oder andere Stop and Go Techniken, war bei dem Orkan nicht zu denken. Durchgehender Köderkontakt war obligatorisch. Rettete uns aber auch nicht vor dem geahnten Blank.

Nach 5 Stunden Schnurbogenkrieg und Gegen-den-Wind-Wurfweiten von unter 10 Metern, beschlossen wir, für diesen Tag einen Schlussstrich zu ziehen. Zumindest was Barsche betrifft.

Stattdessen versprach der graue Himmel in Kombi mit ordentlich Welle gute Jagdbedingungen für die Flachwasserkrokodile.

Wie schön das Vispas Prinzip doch ist. Kurz Karte gecheckt. „Sieht Pikey aus, lass probieren“. Kurzer Drive. Kurzer Walk. Erster Cast.

Zweite Kurbelumdrehung BOOOOM!!! Volleinschlag auf meinen Gatorjerk in weniger als einem Meter tiefe. „DICKER FISCH, DICKER FISCH.“ Ich sehe die fette weiße Flanke. Fast wie eine Python beim Erdrosseln eines zappelnden Wasserschweins.

Während dem Drill springt die Rolle aus der Halterung und baumelt ähnlich einem Jo-Jo auf Beinhöhe von Links nach rechts. „FUCK, FUCK, FUCK“. Die Schnur verfängt sich irgendwo zwischen Handle & Sideplate. „VERFICKTE SCHEISSE.“

Wir lachen, schreien, bangen. Jacob geht das Risiko ein und lockert die Verbindung zum Fisch, um Spannung von der Schnur zu nehmen. Alles geht gut. Der Haken sitzt, Die Schnur ist frei. Ich schraub unter Hochspannung hektisch die Rolle zurück in die Halterung. Geh paar Schritte zurück und lass das garstige Krokodil in die Maschen meiner Sportex Kelle gleiten.

YES YES YES! WAS für ne kranke Scheisse? Aus High 5 wurde ein fetter Hug. Und zack sind wir wieder auf Sendung. 5 Stunden Barschflaute. Gewässerwechsel. Erster Wurf. 95er Hecht.

Fetter Schädel, wunderschöne dunkle Färbung. Leider auch keine Kandidatin fürs Waschmaschinenpic.

Black Beauty

Danach geht es Schlag auf Schlag. Verhauene Bisse, gelandete Fische. Alles dabei. Leider verliert Jacob 1-2 schönere Exemplare.

Mit dem Jerkbait scheine ich den Taste of the Day getroffen zu haben. Die Bisse kommen hart und bleiben kleben. Wir laufen den kleinen Waldseenkomplex weiter entlang und werden belohnt. Ich lande einen weiteren Endsechziger, Jakob einen schönen 70+er. Und so weiter und so weiter. Gegen Ende knallt sich nochmal ein fettgefressener Mittachziger meinen Gator Jerk weg.

U-N-G-L-A-U-B-L-I-C-H.

Ca. 8 Fische (darunter Ü 80 & Ü90) in weniger als 2 Stunden Angelzeit in einem uns beiden völlig unbekannten Gewässer.

Spätestens zu diesem Zeitpunkt hatte ich komplett vergessen, was mit mir das letzte halbe Jahr passiert war und welche unschönen Erinnerungen in Deutschland auf mich warteten.

Das Fischfieber hatte uns gepackt. Und wir hatten nicht vor, es zu senken.

Same Spot, different Fish
Exploring the Swamp
KLEBT
Small but Sexy
Fett & hungrig
Sunken Tree, what else?
Bait of the Day – Gator Jerk in Motoroil Burbot

 

Ein sonniger Tag für die Menschheit, ein düsterer Tag für…

Der dritte (aka zweite volle Angel-)Tag brach an. Und begrüßte uns mit absolute Baba-Barschwetter. Sonne, milde Temperatur und – das war am wichtigsten – WINDSTILLE! Endlich Ruhe. Endlich die Chance, in beliebige Richtungen zu casten und Twitchpausen einzubauen. Beziehungsweise überhaupt die Möglichkeit, einen Twitchbait sauber zu fischen.

Gegen 10 Uhr, schlenderten wir mit unseren Wathosen über den Kies einer überspülten, inselartigen Landzunge. Muscheln, steil abfallende Kanten, Baumwurzeln und ausgiebige Flachwasserzonen. Definitiv ein Hotspot für dicke Baars.

Irgendwas lag in der Luft. So unfängig das Surrounding schien (flach auslaufende, schmutzige Wiesenufer, bräunliches Wasser), so überzeugt waren wir vom Leben unter der Wasseroberfläche. „Der Sturm gestern hat alles aufgewühlt, und die haben nicht gefressen. Heute werden die kahlen. Conditions sind perfekt.“, warf ich Jacob zu.

Jeder Cast geschah mit Liebe und voller Konzentration. Es konnte jeden Moment knallen. Und das tat es auch. Nach ca. 20 Minuten gab mein Buddy ein hektisches „JA, JA MAN, HÄNGT“ von sich. 110er Twitchbait am Ausläufer der Landzunge knapp hinter der Kante. Bilderbuchszenario!

Und Bilderbuchbarsch. Bzw. eher Grouper… Makelloser, fettgefressener Prespawn-Fuffi. Sehr fotogen noch dazu. Dafür waren wir gekommen. Dafür hatten wir am Vortag gelitten.

Graue Kröte. Nicht mehr weit weg vom Bass…

Für mich war klar, ich verlasse den Teich nicht ohne Maschine in den Maschen. Und ebenso war mir klar, dass es sicher nicht bei diesem einen Fisch bleiben würde. Nach einer weiteren halben Stunde wechselten wir die Uferseite und nahmen uns die nächsten Kanten vor.

Twitch, Twitch, Pause. Twitch, Pause, Twitch…

FIIIISCH!!! Und wieder geht Jacobs Rute krumm. Und wieder (fast) gleiches Format. Wie erwartet sind sie aktiv. Geile Sache. Fotos, Hugs, gute Laune. Langsam aber sicher machte sich ein Hauch von Nervosität in mir breit. Nicht viel. Alles easy, war ja noch genug Zeit. Nur gerade so, dass ich mit einer subtilen Anspannung weiter fischte und den leisen Wunsch verspürte, ein Häkchen hinter die Mission setzen zu können, um diesen wunderschönen Tag am Wasser voll auskosten zu können.

Irgendwann hallte das nächste „FISCH!!!“ Über das Wasser. Okay. Okay. Alles gut. Der dritte Fast-Fuffi gleitet ins Netz. Ablichten, freuen, aber die Anspannung nicht mehr verbergen.

Bauchgefühl
Besser kann die Sonne kaum stehen… Petri zum perfekten Licht

Jakob natürlich völlig außer sich. Ich gefangen zwischen zwei Welten. Er irgendwie auch. Wir beide waren endorphinmäßig in unterschiedlichen Sphären unterwegs und doch auf der selben Wellenlänge. Ich machte aus meinem wachsenden Frust keinen Hehl und schaffte es dennoch, mich irgendwie aufrichtig für die Fische zu freuen. Immerhin war der Plan aufgegangen, wir fingen als Team und ein paar Stunden blieben uns noch. Außerdem bekommt man derartige Fischformate in entsprechender Frequenz nicht alle Tage zu Gesicht. Schon gar nicht bei uns zuhause.

„Digga, ich kann nix machen, du weisst..“ Gab er in gedämpfter Freude von sich.

„Digga, alles fresh, ich bin Angler, ich muss da durch.“ Und ich meinte es so.

Seit vielen Jahren habe ich das Leiden lieben gelernt. Sowohl durch meine Erkrankung als auch durchs Angeln. Wenn man sich einmal das Mindset „Pain is the real Joy“ schafft anzueignen und sich darüber bewusst wird, dass jenseits der negativen Erstreaktion des Gehirns (, die zu Beginn immer automatisch eintritt,) die Kraft liegt, völlig willkürlich darüber zu entscheiden, wie man etwas wertet, machen sehr viele Dinge sehr viel mehr Spaß. Oder werden zumindest erträglicher. Es gibt nicht mehr viel, was einen aus der Bahn wirft und man hält deutlich mehr aus. Rückschläge fühlen sich mehr wie Motivationsschellen an.

Abgesehen vom Genussfaktor beim Angeln, hat mir diese Haltung mein Leben gerettet und wird es weiterhin tun. Alles ist nur so schlimm, wie man es selber entscheidet. Selbst wenn die Hölle sich über einem auskotzt. Realtalk. Jene unter euch, die – aus welchen Gründen bzw. in welchen Lebensbereichen auch immer – lange und hart leiden mussten, werden das vlt. bestätigen können. Wär‘s ne leere Kalenderspruchfloskel, würd ich‘s hier nicht droppen. Insofern: Fresst Glasscherben und grinst beim Runterschlucken. Oder geht einfach hart Angeln…

Aber für den Anfang bitte nicht so hart wie ich an jenem sonnigen Tag. Sonst werdet ihr die Rute wrsnl nie wieder in die Hand nehmen… Denn was am Nachmittag folgte, sollte sich – mit zwei jeweils sehr gegensätzlichen Gefühlslagen – für immer in unsere Hirnrinden einbrennen.

Nachdem Jakobs Moppel mit aufgestellter Flosse unbeholfen durchs Flachwasser wieder Richtung Laichgründe flösselte und ich den Fleck noch während seines Drills (sowie kurz danach) in der Hoffnung auf einen Futterneider akribisch mit meinem Vision abgefächert hatte (gerade bei großen Barschen ist Nachwerfen Pflicht!), war ich mir sicher, das Potential der Muschelbank ausgeschöpft zu haben. „Das kann eigentlich nicht sein, dass da jetzt noch Fisch Nummer 4 kommt…“ , köchelte es leise in meiner Gedankensuppe.

Verstand & Bauchgefühl sagten mir, ich solle ca. 80 m zurück zum Spot, an dem Jakob seinen zweiten Fisch gelandet hatte. Der dortige Fang, lag bereits über 45 min. zurück und wir hatten verhältnismäßig wenig Zeit investiert, bevor wir zur nächsten Muschelbank übergegangen waren. Gleichzeitig stand die Sonne im Peak. Kein laues Lüftchen. Ententeich. Gut möglich, dass jetzt der Schalter zum Fressen flächendeckend umgelegt worden war.

Und er war umgelegt worden. Allerdings wohl genau da, wo mein wahlholländischer Kollege sich nach dem Fang der letzten Granate nicht wegbewegt hatte.

Kaum hatte ich die ersten Würfe am neuen (aka alten) Spot gemacht und mich gedanklich resettet, hallte das vierte „FIIIIISCH“ aus der anderen Ecke des Sees.

„Was zur Hölle hab ich euch getan?“, war der gedankliche Opener für den imaginären Dialog mit den gestreiften Kokusnüssen unter der Wasseroberfläche.

Hab ich in meinem früheren Anglerleben vlt. Belugas mit Legeleinen gewildert, ihnen die Bäuche aufgeschnitten, Kaviar ausgeschabt und sie wieder zugenäht? Wahrscheinlich das und Schlimmeres. Denn wie ihr euch denken könnt, blieb es nicht bei Fisch Nummer 4. Ebensowenig bei 5.

Bis zum Abend robbte Jacob 6 Endvierziger aus dem Teich, während ich die Klatsche meines Lebens kassierte. In den letzten 20 Minuten, bekam ich meinen einzigen Biss des Tages auf einen Rubberjig. Direkt beim Anhieb knallte das Fluo an der Muschelbank durch…

Kein Grund sich aufzuregen. Die perfekte Schlussnote für eine sehr, sehr dunkle Sinfonie, deren Klänge ich noch gar nicht so richtig begreifen vermochte. Was müssen die Belugas Schmerzen gelitten haben… Vielleicht nicht so sehr wie ich am Barschteich. Aber sicherlich nah dran.

What the hell did just happen here? Fragten wir uns beide. Mit… – sagen wir mal – unterschiedlicher“ Intention. Zwei Dudes, die auf einer Welle surften und an jenem Nachmittag Weltmeere auseinander lagen. Der eine badete im türkisblauen Wasser unter Kokospalmen. Der andere schlug von unten gegen das arktische Eis und fraget sich, wie er dort hingekommen war.

Nächster Bagger
Krebskiller perfekt serviert
Zwei Würfe, Zwei Fische.
Letzter Fisch im letzten Licht

Ich knipste wie ein Krieger. Gab High Fives und zollte Respekt. Wir nahmen es beide sportlich. Das ist das Game. Das ist der Grind. Das ist die Sunkenschool. Der beste Test, dem man eine neue Bekanntschaft unterziehen kann, um zu wissen aus welchem Holz beide geschnitzt sind. Bei solchen Erlebnissen fällt die Maske. Schnell zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen. Gönnen / Freuen / Leiden / Durchhalten / Helfen / Verzichten. Und am Ende auf Augenhöhe nachhause gehen. Wer das als gestandener Angler durchlebt, wächst zusammen.

Ich versuchte, mich aufrichtig zu freuen und meinen Fokus nicht zu verlieren. Gleichzeitig gab ich präzise meine gewünschten Standplätze vor und Jakob nahm sich maximal zurück. Das Mojo stimmte. Auch wenn eine Seite der Barschwippe irgendwo im Orbit baumelte während die andere am Boden klebte.

Selbstverständlich hatten meine Zahnrädchen seit dem ersten Fisch nie aufgehört zu rattern. „Passt die Größe? Passt die Farbe? Passt der Speed?“

Spätestens nach Fisch 3 wurden die Basisfragen um normalerweise eher zu vernachlässigendere Grübeleien erweitert und nahmen komparativen Charakter an:

„Wie lange lässt du deine Twitchpausen?“ (Wobei diese Frage durchaus berechtigt ist)

„Welche Farbe hat dein Snap?“

„Wie lang sind unsere Fluos im Vergleich?“

„Wie weich ist deine Rod“? Usw. und so fort…

Bei einem 6:0 muss man sich jede erdenkliche Frage stellen. Bis man die Antwort hat. Von einem Zufall kann man bei dieser Fangverteilung nicht mehr sprechen. Selbst bei der halben Anzahl an Fischen wäre es bereits hochverdächtig und investigationswürdig gewesen. Da Twitchen mit zu meinen liebsten, sowie am längsten & am häufigsten praktizierten Techniken gehört, würde ich mich als relativ versierten Hardbaiter einstufen.

Viele verschiedene Modelle hatten zu vielen verschiedenen Situationen die Jahre ihren Weg in meinen Snap gefunden. Und regelmäßig geliefert. Barsche, Zander, Hechte, Bass, Rapfen, Welse. Stimmt man Parameter wie Größe, Laufeigenschaften, Farbe, Sound und Führung in Relation zur Gewässergegebenheit richtig ab, gibts kaum Situationen in denen Hartplastik versagt.

Die Bewegungen und Pause-Patterns, laufen bei mir autonom. Trotzdem achte ich immer wieder bewusst auf kleine Nuancen Irregularität. Hier mal eine Sekunde länger stehen lassen, da mal einen Schlag mehr. Ich folge dem Köder in Gedanken jeden Zentimeter seines Weges. Kleinigkeiten, die gerade an viel befischten Gewässern den Unterschied machen können. Kaum eine Angelei, die so bockt und meinem getriebenen, sprunghaften Gemüt gerecht wird.

Zurück zur Frage, wo nun der Fehler lag. Nach dem 4. Barsch hatte Jakob mir im Anflug von Mitgefühl und Übermut einen Wurf mit seiner Kombi angeboten. „Nimm meine Rute, Digga, ohne Scheiss, die sind hier.“  „Hä, ne man, ich fisch mit meiner weiter. Was soll das denn bringen? Wir fischen den gleichen Bait, gleiches Rating..“

„Ja macht eigentlich keinen Unterschied?“ „Ne. Null.“ Warf ich leicht geistesabwesend nach.

Tja. Der Teufel steckte wie so oft im Detail. Welches im Eifer des Gefechts spurlos an mir vorbeigezogen war…

Während Jakob seine ersten 2 Barsche bei bewölktem Himmel und deutlich weniger Lichteinfall noch auf das gleiche flashige Dekor fangen konnte, wie es bei mir im Snap hing, hatte er zur Mittagszeit auf einen transparenten Fake Oneten von Ali gewechselt.

Ein Move, der bei mir selber obligatorisch ist. Seit vielen Jahren kommen bei Sonne & klarem Wasser (natürlich je nach Fischart, aber Barsch zählt definitiv dazu) fast ausschließlich dezente Ghostdekore (Ghost + Ayu, Wagasaki, Morning Dawn usw.) in den Snap. Zu oft haben sie sich in den Flachwasserzonen meiner überfischten Hausgewässern bei genannten Bedingungen als die bessere Wahl erwiesen. Sieht einfach natürlicher aus und überzeugt vor allem erfahrene Altfische.

Nie wäre ich auf die Idee gekommen, an einem durchschnittlichen (vor allem deutschen), viel befischten Barschwasser einen stark reflektierenden Köder zu angeln. (Auch wenn viele von euch evtl. gegenteilige Erfahrungen gemacht haben.)

Und hätte es auch in Holland bei jener Session nicht getan, wäre ich mir nicht sicher gewesen, dass mein Mitstreiter seinen Vision mit silberner Flanke den ganzen Tag durchgefischt und darauf abgeräumt hätte.

Natürlich waren in meiner Box viele meiner transparenten Favorites am Start, jedoch lief keiner davon in der geschätzt perfekten Tiefe im Bezug auf den Übergang zwischen Dropoff und Flachwasser. Entweder waren es Shallow Runner oder Deepdiver. Die gefragten 1,5 – 2m hatte bis auf meine Oneten+ keiner der Wobbler im Programm.

Die letzten zwei transparenten Versionen davon, hatte ich im Laufe der Vorjahre an Wels und Steinpackung verloren. Und irgendwie nie nachbestellt. (Ihr wisst ja selber, wie das so oft mit dem Preis & der Verfügbarkeit einzelner Dekore von den Dingern ist…) Gleichzeitig hatte ich mich auf den holländischen Wettercharakter & (aufgrund der vorausgegangenen Regenfälle) angetrübtes Wasser verlassen.

Und damit richtig schön an den Dickbaars vorbeigesilbert… Den Rest erledigte Jakobs gutes Timing, sowie die perfekte Kombi aus Skill & Glück.

Bei mir hatten die Zahnrädchen – trotz subjektiv präsenter Angelei – an diesem Tag wirklich so gar nicht ineinander greifen wollen.

Passiert. Und schmerzt. Aber no Pain, no Gain.

Befürchtung war aber: No Gain, when Rain. Und der sollte laut Wetterforecast am nächsten Tag nicht zu knapp ausfallen. In Kombi mit Temperatursturz und Ostwind versteht sich.

Die Uhr tickte. Die Sonne sank. Ich lichtete Jakobs letzten Fisch in der Dunkelheit ab und begann mich mit dem Gedanken abzufinden, an einem der potentiell besten Barschtage meines Lebens auf voller Linie versagt und gleichzeitig – angesichts der sich nähernden Kaltfront – die letzte Chance des Trips einen der Maasmoppel einzunetzen in den Sand gesetzt zu haben. Diese Erkenntnis schmerzte mehr als der Blank selbst.

Zwei gestandene Angler irgendwo im Westen Europas, die beide gar nicht so richtig fassen konnten, was sie soeben zusammen erlebt hatten. Die prägendste Session ihres Lebens. In jederlei Hinsicht.

An dieser Stelle nochmal dickstes Petri an meinen Partner in Crime. Stark gefischt. Fair verhalten. Dankbarkeit, Demut und Verständnis für meine Situation gezeigt. Dieses Erlebnis nimmt uns keiner mehr weg.

„Ey vielleicht haben die Zettis heute auch richtig Bock“ sprudelte es auf dem Weg zum Auto aus uns raus und wir begannen uns auf knallharte Tocks entlang der Steinpackung einzustellen.

Pustekuchen. Nach der Sturmschlacht am 1. Abend hatten wir uns unnormal drauf gefreut, die Buhnen endlich akkurat und entspannt abwobbeln zu können.

„Safe drehen die heute hohl, wenn die Barsche schon so Bock haben“.

4 Buhnen. 3 Stunden. 2 Angler. Kein einziger Biss.

Shutdown von 100 auf 0.

Die Antwort war klar. Sie fraßen einfach nicht. Der Wetterwechsel hatte zu hart gekickt. Natürlich hätte man noch ein paar Stunden länger auf Krampf 1-2 Fische zusammenkratzen können. Wär‘s der Einsatz, im Hinblick auf den Ertrag wert gewesen? Auf Keinsten. Lieber wieder kommen, wenn sie richtig rollen.

Derartige Aktivitäts-Amplituden fallen an fischreichen Gewässern viel deutlicher aus und helfen bei darauffolgenden Sessions schneller die richtigen Entscheidungen zu treffen. Gerade als Local hat man irgendwann raus, wann sich ein Ausflug lohnt und wann man die Zeit anderweitig investieren kann. Erkenntnisse, die angesichts des vergleichsweise dünnen Fischbestands in unseren heimischen Gewässern, weitaus längere Zeiträume benötigen.

Was ich hingegen dringend benötigte, waren ein paar Kilo schwarze Streifen auf grüner Flanke.

„Die Conditions sind beschissen, aber ein Fisch muss gehen. Wenn ich bei diesen Bedingungen einen fange ist er für mich genauso viel wert, wie wenn ich gestern 6 gefangen hätte“, gab ich voller Überzeugung von mir.

An dieser Stelle sei gesagt: Holland hält viel großen Fisch. Klar. Sonst würden da nicht alle hinpilgern. Aber auch dort füllt sich der Kescher nicht von alleine. Wetterwechsel, Hochwasser, Angeldruck oder – wie in meinem Fall – viel Pech, können einen ganz schnell wieder auf den Boden holen.

Der entscheidende Unterschied zu Deutschland ist aber, dass der richtige Einsatz früher oder später belohnt wird. Einfach weil der Fisch in ausreichender Menge vorhanden ist. Machen die Barsche quasi für ein paar Tage dicht, steigt mit jedem weiteren Tag die Wahrscheinlichkeit eine Sternstunde zu erwischen. Siehe: Die Diskrepanz zwischen unserer ersten (0 Bisse) und zweiten (8 Fischkonakte, 6 Fische) Barschsession.

Versinken & grinden können muss man trotzdem. Wenn das bedeutet, bei Sturm und Regen stundenlang hüfttief auf einem Fleck im Wasser zu stehen und seinen Krebs voller Überzeugung in Zeitlupe über den Grund zu schaben, dann ist es eben so.

To be continued…

Was soll man sagen: Wie immer nimmst Du uns voll mit in Deine Gefühlswelt. Das machen nur wenige BAler besser als Du. Danke für die Energie, die Du da reinlegst. Man wünscht Dir viele Leser, weiß aber auch, dass es schwer wird, Leute zu finden, die sich noch die Zeit nehmen, so einen langen Text (und wir sind hier ja erst bei der Hälfte) durchzulesen. So einen Tag, an dem nur ein Jakob fängt und man selber leer ausgeht, kennt sicher jeder von uns.

So ganz gecheckt habe ich jetzt nicht, ob Holland nun ok geht oder nicht :-D Sah jetzt nicht ganz verkehrt aus. Und auch hinter vielen NL-Fischen auf Insta steckt ne Story. Ich hatte da auch schon miese Tage. Und auch sehr gute. In den Kescher sind die Fische selten freiwillig gekrabbelt. Das Potential ist halt genial. Für ein paar Ausflüge ist das gelobte Land halt schon keine ganz schlechte Adresse - auch wenn die Niederlande ganz ordentlich nieder gerockt werden von uns Europäern.
Probs gehen raus! Was für ein Unfassbar geiler Bericht! Hoffentlich kommen noch viele weitere Berichte wie dieser hier:D

MfG Christoph
Genialer Bericht. Man fiebert von Anfang bis Ende einfach mit.
Super!!!
Großartig geschrieben! Like it!
Schön geschrieben und tolle Bilder!
Klasse Input!
Einfach nur GEIL kann ich sagen, vielen Dank für Deine 'Zeilen' und Bilder. Die mediale Überflutung und Kommerzialisierung ermüdet mich mehr, tolle Fische mag ich kaum kommentieren, da es irgendwie profan wirkt und es ist nicht so, dass es mich dadurch ans Wasser zieht. Ganz im Gegenteil, überlege eher wo finde ich das Urgefühl oder die Ruhe, die Natur zu spüren und alles sonst um mich herum zu vergessen.
Super Bericht von dir. Freue mich schon auf den zweiten Teil. Mach weiter so.
Such a great read! (even translated in English via Google) Love the pictures and the colorgrading.
Habe Google bemüht, finde aber keinen Podcast!?
Danke für deinen Beitrag
Hätte am liebsten jede Zweite Passage kopiert und meinen Angel-Budys geschickt weil es einfach 1:1 unseren Auf und Abs entspricht!
A