Fangberichte Auf Gebrigsforellen im Südtirol


Endlich komme ich einmal dazu, Euch meine Erfahrungen vom Fliegenfischen auf Gebirgsforellen zu schildern. Wer diese Seite öfters mal besucht, hat ja evtl. mitbekommen, dass ich Ende Mai eine Woche lang im Südtirol Urlaub gemacht habe. Als passionierten Fliegenfischer kann ich mich nun wirklich nicht bezeichnen und so war ich einigermaßen schockiert als ich ein paar Tage vor der Abfahrt feststellen musste, dass man vor Ort nur mit der Fliege randarf – so zumindest die Auskunft des Tourismusbüro in Meran.


„Auch nicht schlecht…“, dachte ich mir. „… denn es kann ja nichts schaden, neue Erfahrungen zu sammeln. Und irgendwie bekommt man eine Fliege auch aufs Wasser.“ Also ging es in den nächsten Angelladen, wo ich meine Fliegenfischerausrüstung um einige Details ergänzen wollte. Das hat dann natürlich wieder ein halbes Vermögen gekostet. Aber sei’s drum. Man bekommt ja nicht alle Tage die Chance, eine stramme Bachforelle in freier Wildbahn zu überlisten. (Zumindest nicht, wenn man in Berlin wohnt.) Ich rüstete mich für das Angeln mit Nymphen und Streamern – was sich vor Ort als Fehlinvestition herausstellen sollte. Aber dazu komme ich gleich.

Zunächst musste ich auf der Fahrt nach ca. 400 km feststellen, dass ich meine Wathose zu Hause vergessen hatte. Brillant! Also zurück? Das Gesicht meiner Freundin verriet: Lieber nicht. (Abgesehen davon hatte ich da auch nicht wirklich Bock drauf.) Also weiter und auf dem Weg noch mal einen Halt beim Fachversand Stollenwerk gemacht, der direkt an der Autobahn liegt, die einen von Berlin nach Österreich führt. „Eine Wathose bitte! –  Und wie angelt man denn am erfolgreichsten auf Gebirgsforellen mit der Fliegenrute?“ Markus Buchelt, der beim Fachversand Stollenwerk arbeitet und selber ganz gern mit der Fliege angelt, gab mir ein paar Koppenstreamer und meinte: „Versuchs mal damit.“ O.k. Weiter ging’s.


Vor Ort dann erst einmal Erleichterung. An der Rezeption des Hotels (Quellenhof), in dem wir übernachteten, gab es Angelkarten und zwar auch welche für eine Strecke, an der man mit herkömmlichen Kunstködern fischen darf. Sehr gut. Nix wie ran. Mit 15 Euro am Tag war ich dabei. Also rauf aufs Zimmer, die Spinnrute ausgepackt, ein paar Wobbler und Spinner in meine kleine Köderbox sortiert und ab dafür.


Am Wasser angekommen drängte sich unmittelbar eine Frage auf: „Wo zum Teufel soll man denn in dieser Strömung Fische fangen?“ Hintergrund: Die Gletscher waren gerade am abschmelzen und der Wasserstand im Fluss stieg rapide an – und damit natürlich auch die Strömungsgeschwindigkeit. Zunächst versuchte ich mein Glück unterhalb kleiner Wasserfälle, wo sich am Rande eine Rückströmung bildete und eine kontrollierte Köderführung möglich schien. Doch hier tat sich gar nichts. Nachdem ich dann einige km gewandert war, kam ich an einen Abschnitt, an dem die Passer (so hieß der Fluss) etwas ruhiger floss. Zudem leisteten der Strömung hier einige große Steine Widerstand und unterhalb der Steinansammlungen bildeten sich kleine Pools von ca. ein bis zwei Metern Breite und fünft Metern Länge. „Wenn ich eine Forelle wäre, würde ich mich hier hereinstellen, solange der Strömungsdruck so groß ist.“ Also machte ich mich an die „Arbeit“ und knüpfte einen Mini-Wobbler von Salmo (2,5 cm lang) an die 15er Schnur (Mono). Mit meiner kurzen Spinnrute und dem kleinen Köder konnte ich das Feld richtig schön beackern.


Damit mich die Forellen nicht sehen konnten, fing ich oben an und fischte mich stromabwärts durch diese heiße Zone. Ich bekam auch sofort ein paar Bisse, aber die Fische waren vorsichtig und hingen nicht richtig bzw. verfehlten den Köder und alles, was man von ihnen sah, war ein Schwall an der Wasseroberfläche. Darauf hin änderte ich meine Vorgehensweise. Ich hatte bemerkt, dass die meisten Forellen hinter den Steinen standen. Und zwar bevorzugt dort, wo zwischen zwei Felsen das Wasser wie ein kleiner Wasserfall herunterplätscherte. Hier hatten sie Deckung, Sauerstoff und außerdem spülte die Strömung immer wieder Nahrung herunter. Anstatt meinen Köder auszuwerfen, ließ ich ihn jetzt einfach mit der Strömung den Wasserfall hinuntertreiben und holte ihn ein, nachdem er 1,5 m hinter den Steinen angekommen war. Rumms kam auch schon der Biss. Die minimale Strecke von 50 cm hatte gereicht, einen Fisch zum Biss zu verleiten. So fing ich an diesem ersten Tag vier schöne Saiblinge und war vollauf zufrieden.


Weil ich aber doch ein paar Euros in Fliegen-Tackle investiert hatte, wollte ich es am nächsten Tag unbedingt auch mit der Fliege versuchen. Ich fragte beim Hotel-Manager an, ob es hier im Passeiertal keine Kurse gäbe, an denen man noch auf die Schnelle teilnehmen konnte. Negativ. Aber der Mann hat einen Nachbar. Der heißt Stephan und ist zufälligerwiese der „Obmann“ des ansässigen Fliegenfischeri-Vereins. Mit ihm wurde ich verabredet. Am nächsten Abend sollte ich mit ihm auf der hoteleigenen Golfanlage im dortigen Forellenteich üben. Das war uns aber beiden zu blöd und zu riskant (der durch die Luft sausenden Golfbälle halber). Also machten wir uns an die Passer und nachdem mir Stephan eine passable Wurftechnik bescheinigte, wurde ich dort in die Methoden der einheimischen Fliegenfischer eingeweiht. Tatsächlich fischen die Kollegen dort auch mit Nymphen. Diese wirft man stromauf und lässt sie flussabwärts treiben. Ein kleiner Bollen auftreibender Masse auf dem Vorfach dient als Bissanzeiger. Wenn der abtaucht oder stehen bleibt, ist eine Forelle dran – oder der Köder hat sich an einem Stein verfangen. Diese Angelei hat mich jedoch weniger fasziniert.


Das kann aber auch daran gelegen haben, dass die zweite Methode, die mir Stephan zeigte, sofort Bisse produzierte: das Angeln mit Sedges – Imitationen von Köcherfliegen, die man über das Wasser schlittern lässt. Die Südtiroler fischen sogar noch mit einem Springer, der ca. 30 cm vor der zweiten Sedge sitzt. Somit steigen die Chancen auf eine Attacke. Bei dieser Angelei muss man gar nicht weit werfen. Das Ganze erinnert schon fast ans Stippen: man wirft ein paar Meter aus (ca. 5 m) und zieht die Fliege mit der Rute über die Wasseroberfläche. Dabei wird die Schnur nicht eingeholt, sondern, wie gesagt, mit der Rute über das Wasser gezogen. Das funktioniert am besten abends. Aber auch tagsüber bekam ich von da ab einige Bisse. Abgesehen von einem halbstündlichen Versuch mit dem Streamer (brachte einen kleinen Fisch), fischte ich die nächsten drei Tage nur noch mit der Segde, denn diese Fischerei ist eine der geilsten Angelmethoden, die ich bislang ausprobiert habe. Das Werfen funktionierte immer besser (irgendwann löst sich die Verkrampfung fast automatisch) und am letzten Abend hatte ich den Dreh raus und bekam eine ganze Menge Bisse:


Wieder fing ich von oben an und fischte einen Pool nach dem anderen ab. Gleich im ersten attackierte ein und derselbe Fisch gleich dreimal hintereinander meine Köder, doch die Forelle hing einfach nicht. Dann nichts mehr. Also ein paar Meter weiter. Auswurf. Losschlittern. Und wieder verriet ein Schwall, dass sich ein Fisch mein Angebot angesehen hatte. Und noch einmal. Yes! Kontakt. Noooooooo! Wieder weg. Shit. Also weiter. Biss. Schwall. Kontakt. Weg. Schwall. Kein Kontakt. Biss. Zappeln. Fisch weg… So ging es ca. 25 mal an diesem letzten Angeltag. Das Ganze artete zu einer Art verzweifelten Zweikampf zwischen mir und den Passer-Forellen aus. Wenigstens eine wollte ich fangen und Euch hier präsentieren. Also ließ ich das Abendessen sausen und angelte bis es dunkel war. Am Ende hatten die Forellen echt gewonnen. Ich konnte in dem Urlaub keinen Fisch mit der Sedge landen.


Trotzdem hat es tierisch Spaß gemacht, die Fische dabei zu beobachten, wie sie auf den Köder an der Oberfläche gingen. Nur an der Bissverwertung muss ich noch arbeiten. Doch da kann es sich eigentlich nur noch um ein Detail handeln, das ich falsch angehe. Ob es an der Geschwindigkeit lag, mit der ich die Sedge übers Wasser schlittern ließ? Oder am Zeitpunkt des Anschlags? Oder an der Schlauheit der Forellen, die an den wenigen Stellen, die man zu dem Zeitpunkt befischen konnte, massivem Angeldruck ausgesetzt waren? Ich weiß es nicht – noch nicht…


P.S. Wie man sieht, war der Wathosenärger umsonst. Mit Turnschuh und kurzer Hose hält man es auch eine Weile im erfrischend kühlen Gebrigsflüsschen aus.

C
Schade dass es nix geworden ist mit den sedges...<br />
fische im fliesswasser sind nun mal doch nicht ganz so einfach zu überlisten wie mir die dickdöbel täglich beweisen...hinter einem exemplar über 60cm bin nun seit einem jahr her...<br />
nächste woche geh ich auch&nbsp;wieder auf forellen.hab da einen teich entdeckt indem jemand vor langer zeit jahren karpfen und forellen eingesetzt hat und seither sind die in vergessenheit geraten...
L
ich selbst war 2 mal im Salzburgerland zum Fliegenfischen, genauer gesagt Altmark im Pongau, dort befindet sich in familenbesitz der Zauchensee&nbsp;, in dem&nbsp;befinden sich&nbsp;Saiblingen ,Bachforellen und Regenbogenforellen. Diese kann man sowohl vom Ruder-Boot als auch vom ufer aus fangen. Das grösste erlebnis war ein tag an der bekannten Mur, das angeln mit der fliege machte spaß, und die forellen und Äschen bissen ,bis ein paar urlauber meinten steine ins Wasser zu werfen. Als wir sie drauf aufmerksam machten, das dieses doch nicht sein muss,&nbsp;wurden wir als Tierquäler bezeichnet. &nbsp;
D
das ist ja dann auch immer das erste argument, das solchen menschen einfällt. hast du eine erklärung für meine fehlbisse?
L
Es kann mehere Gründe für deine Fehlbisse geben. Welche Sedges hast du gefischt? Es gibt unterschiede in der Bindeart, das zb die Flügel sehr lang über den hakenbogen stehen, und wenn die Fische spitz beißen, nur in den Flügel packen. Das du zu früh anschlägst, so das die fliege wieder aus dem fischmaul raus ist. Versuche mal eine Sedges rühig zu führen ohne das sie über das wasser schlittert. Sei variabel &nbsp;beim anbieten
D
hab hier leider keine gelegenheit zum fliegenfischen. wobei ich es gern mal auf barsch und rapfen mit dem streamer versuchen würde. aber ob hier was auf sedges geht?
L
versuche es doch einfach mal mit streamer auf Barsch . oder wie wäre es mit einer Brotfliege auf Karpfen? ich wünsche dir viel spaß beim Fliegenfischen<br />
mfg Lachsy
L