Moin zusammen,
nachdem ich tüchtig Asche auf mein Haupt gestreut hab, zwinge ich mich mal dazu, die verspätete Kurzfassung des Reiseberichts nachzureichen (beruflich und familiär bedingt war es früher leider nicht möglich)...
So, wir waren also wie bei der Threaderstellung angekündigt mit der ganzen Bande mal jaaanz weit wech in Dänemark. Nachdem meine Holde und ich das Auto gepackt, die drei Sprößlinge angeschnallt und einen Zwischenstopp in Husum eingeplant hatten, konnte der durchaus längere Trip losgehen. Ich war froh, irgendwo in dem Chaos ein Case mit drei Ruten verstecken zu können. Ich war heiß wie Frittenfett:
Auf nach Hvide Sande, dem gelobten Land, wo vor so viele Jahren meine Angelkarriere begann! Alles lief nach Plan, nur das gefrorene Garagendach des Nachbarn machte mich stutzig… es war doch Juni.
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Erster Eindruck nach Ankunft und langer Abstinenz:
Immer noch ein seeehr entspanntes Land. Die Architektur und die Dünen ließen sofort Kindheitserinnerungen wach werden und der ein oder andere Blickwinkel versprach: Das wird eine geile Zeit! Die Sonne schien, das Haus war top, die Nähe zum Strand (rund 100m) fast unschlagbar und ich hatte die EC-Karte im Vorfeld zum Glühen gebracht, damit ich tackle-technisch auch ja auf alles vorbereitet war. Halt dich fest, fieser Butt – jetzt kommt Papa.
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Aber dann:
Meine Miene verzog sich, als ich die ersten Schritte über die Düne wagte. Volle Granate Nord-West mit Wellen, die mich trotz jahrelanger Boots-Erfahrung durchaus mit Ehrfurcht erfüllten. Und DA sollte ich mit der Wathose rein? Die ersten Versuche brach ich als klatschnasser Pudel ab und gönnte mir ein Glas Wein im hauseigenen Whirlpool mit anschließendem Saunagang. Ooch… Schietwetter kann irgendwie auch ganz gemütlich sein.
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Das Problem:
Der Wind blieb so. Und es wurde kalt. Richtig kalt. 9-11° im Juni mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 75km/h machen selbst den Mefo-Angler in mir irgendwann mürbe. Und leider gabs (wenn ich die Köder denn mal ein paar Meter rausbekommen habe) absolut keine Bisse. Ich habe irgendwann gezweifelt, im permanenten Kampf gegen die Brandung das Richtige zu tun. Insbesondere die Berichte der Fischer, dass es seit 2 Wochen so gut wie gar nicht mehr mit den Fischen laufen solle, haben meinem Durchhaltevermögen irgendwie dann doch ein riesiges Bein gestellt… Ich legte das Projekt „Steinbutt“ damit zu den Akten. Abbruch.
Der Lösungsversuch:
Was stand also als an? Das von erfahrenen und hilfsbereiten Forum-Usern empfohlene Alternativprogramm! Dank an euch alle.
Belly hatte ich zuhause gelassen… deshalb zog es mich nach Nymindegab, wo ich die Barschpeitsche rauszog und im Brackwasser einen Versuch mit Carolina-Rig, Dropshot, Jigs und Cranks auf die Stachelritter wagte. Weiterhin starker Wind und nur 9,5°. Sommerurlaub sieht anders aus. Und das Ergebnis im Kescher: Nada. Nix. Kalte Finger, sonst nüscht.
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Am dritten Tag dann ein erster Erfolg im Hafenbecken. Meine Tochter konnte auf der auf Butt ausgelegten, pinken Monsterangel eine stattliches Exemplar einer Strandkrabbe landen. Das Gefühl der stolzen Jägerin in ihr tauchte auf… sie wollte mehr! Also Heringspaternoster an Papas Angel und versucht, ein paar der flinken Silberlinge zu verhaften. Aber: Pustekuchen. Stille. Rien ne va plus – nichts geht (mehr).
Der Hoffnungsschimmer:
Beim Einholen knallt mir dann ein Hornhecht auf das rotierende Heringsblei. Der anschließende Versuch mit einem Savage Gear Sandaal-Imitat brachte dann den lang ersehnten, ersten Fisch: Ein schöner Horni ließ sich landen und wurde vom einheimischen Angler gleich mitgenommen – wir mussten nämlich nach Hause, wo lecker Lasagne auf uns wartete. Und ein einziger Fisch wäre fürs Abendessen dann doch zu wenig gewesen.
Return to reality:
Den nächsten Tag verbrachte ich natürlich den ganzen Tag damit, die Hornhechte zu überlisten. Ihr könnt es euch denken – es blieb bei dem einen Fisch vom Vortag. Ich könnte ausrasten – zumal die Sprüche meiner Frau „Und dafür hast du so viel vorbereitet?!“ irgendwann echt mein Ego trafen. Das konnte doch wirklich nicht wahr sein…
Obwohl ich mir geschworen hatte, mich NICHT vor die Schleuse zu stellen und dort im Kollektiv irgendwelches Stammtischgeschwafel mit der Dose Billigbier zu beprosten, hielt ich es irgendwann nicht mehr aus. Ich wollte Fisch und reihte mich mit ein.
Nachdem ich dann aber das dritte Mal von einem, sagen wir mal SEHR „freundlichem“ und „wurfsicherem“ Opa überworfen und auf Polnisch verflucht worden bin, war ich kurz davor, den im Hafenbecken kreisenden Robben Bestechungsfrikadellen aus der „Hvide Sande Rögeri“ anzubieten, solang sie mir nur die Heringe an den Haken treiben würden. Es kann doch nicht sein, dass ich hier keinen Fisch fange….
Die Erlösung:
Doch dann kam der lang erwartete Moment: Schlagartig war meine Rute krumm und ich fing innerhalb kürzester Zeit 9 schöne Heringe – ich war selig, obwohl meine Angeltage an dem Tag enden sollten und ich nicht damit gerechnet hätte, so einen Frust entwickeln zu können. Die Fischlein haben wir fein angebraten und uns genüsslich mit einem leckeren Weißwein schmecken lassen. DAS hatten wir uns verdient…
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Mein Fazit:
Was für ein toller Ort, was für tolle Erinnerungen – Angeltechnisch für mich aber leider (fast) ein Totalausfall.
Dennoch: Ich besuchte den Strand, an dem ich im zarten Alter von 4 oder 5 Jahren zum ersten Mal eine Angel hielt und genoss ehrfürchtig diesen Moment der Begegnung mit meinem persönlichen „Mekka“ …
Aber es hilft nix: Der nächste Urlaub geht wieder an die Boddengewässer rund um Rügen.
Danke euch allen für die tollen Tipps und die eigentlich echt gute Vorbereitung.
Vielleicht kann ja jemand anderes bald schon Bilder von seinem ersten Steinbutt zeigen…
Bis dann und tight lines