Reisebericht Schweden 2019 - Das Kiefernwasser

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Norra

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Einleitung

Es ist Juni, Sonntagabend um genau zu sein. Ich sitze im ICE nach Hamburg und starre aus dem Fenster. Dieses blöde gegurke nervt allmählich.. war auch so ganz schön viel Stress in letzter Zeit, Sonntags 4-6 Stunden hin fahren, die Woche über büffeln und Freitags wieder 4-6 Stunden zurück dazu noch ein Haufen organisatorischer Käse, und die Wochenenden sind eh immer verplant. Ein Glück bald ist Juli da hab ich Urlaub und dann gehts nach Schweden.... Schweden? SCHWEDEN!!! Scheisse wir wollten doch schon vor Wochen nach einem geeigneten Gewässer Ausschau halten aber irgendwie waren wir beide so eingespannt das sich das nicht ergeben hat. Fuck das ist ja schon in 4 Wochen..

Verdammt, jetzt setz ich mich aber ran, hab eh nix zu tun, ein Glück hat der ICE WLAN...

Ich öffne mir über Google Maps die Schwedenkarte. Wir haben kein bestimmtes Ziel. Wir suchen auch kein Haus. Unser Plan ist wie schon die letzten Jahre mit Boot, Zelt, Schlafsack und nem ganzen Haufen Tackle an ein unbekanntes Gewässer zu fahren, möglichst abgelegen und mit hoffentlich gutem Barschbestand. Nun hat Schweden aber soviele Gewässer das dass mit dem Barschbestand nicht ganz so leicht zu recherchieren ist, und an einen im Angeljournal empfohlenen "Touristensee" haben wir kein Interesse. Einzige Möglichkeit- über Google Maps eine Fläche suchen die sehr grün, also wenig bebaut ist,an der ein abgeschiedener See liegt, am besten mit einem kleinen Flüsschen sodass wir wenigstens einen idyllischen Lagerplatz haben. Das mit den Barschen wird dann wiedermal Glück. Obwohl ich schon drauf achte das der See ein wenig Struktur hat, auf eine 50m tiefe Badewanne haben wir beide auch keine Lust. Glücklicherweise lässt sich wenigstens die Gewässertiefe meistens dann doch recherchieren..

Ich scrolle also verloren auf der Karte umher und spiele mit dem Maßstab herum. Der See sollte nicht zu klein sein, sodass auch ein bisschen Potenzial vorhanden ist aber wiederum auch nicht zu groß unser Anka muss ja da auch noch mitspielen.. optimal wäre was um die 3km Länge.. gar nicht so einfach.. am besten ich ziehe mir nochmal zum Vergleich den See der letzten Tour zu rate. Dieser liegt im Värmland, genau genommen an der norwegischen Grenze im Glaskogen ,einem großen Naturreservat, wirklich eine schöne Gegend dort. Der letzte Urlaub war schon genial... So ein geiles Gebiet, alles grün.. ich gucke mir die Karte nochmal an, und auf einmal sehe ich etwas interessantes.

Ein See, um die 3km lang, keine vorbei führenden Straßen aber dafür 3 Wege von denen 2 am See enden, keine Grundstücke zu sehen, mehrere kleine Zu- und Abflüsse, viele Inseln, ein vermutlich großes Flachwasser areal, eine 100m lange Landzunge die sich unter Wasser fortzusetzen scheint, dazu ein riesiges Seerosenfeld das ich selbst auf dem Satellitenbild erkenne!

So jetzt ruhig Blut, soweit warst du schon 2-3mal.. erstmal Google fragen.. ich finde einen kleinen Wikipedia Eintrag und ein schwedisches Gewässer Verzeichnis. Der See heißt Furuvattnet, was übersetzt das "Kiefernwasser" bedeutet. Hört sich schonmal cool an. Beide geben eine Gewässertiefe zwischen 10-15m an. Der kleine Fluss oben an einem der Wege ist wohl 7km lang und hat einen ökologisch relevanten Status, was auch immer das heißen mag...,. perfekt, vllt können wir ja sogar mal einen Tag auf Forellenpirsch gehn und Krebse fangen so wie letztes Jahr (gekochte Flusskrebse auf Toast sind ein Genuss). Ach Gott, jetzt hab ich soviel im Glaskogen umher gesucht und gar nicht gemerkt das dieser See der direkte Nachbar unseres letzten Sees ist.. na umso besser, falls da dann doch alles Scheiße ist können wir mit Sicherheit an unseren anderen See ausweichen, da wissen wir ja das es geil ist.

Sauber!! Das sieht sehr gut aus, einziger Nachteil: das Flüsschen liegt am Ende des Sees hinter dem Flachwasserabteil, wenn wir dort lagern und zur Landzunge und den Seerosen wollen müssen wir schon ein bisschen Wegezeit einrechnen.. Egal das passt schon. Paket fertig schnüren und @Rästja die Daten schicken, mal sehn was der Strolch dazu sagt...

Die Antwort kommt prompt: "Wo hast du den denn Bitte ausgegraben:hearteyes::smiley:?!?!!!?!!?????!?!!?"

Die Sache ist also geritzt, Fähre buchen und raus hier, aus den Neue Welt Problemen.
 

Norra

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Tag 1- Die Ankunft Teil 1


Nun ist es also soweit. Wir sitzen auf der Fähre, gönnen uns ein kleines Bier und schauen aufs Meer hinaus. Noch 4 Stunden und wir verlassen das Schiff in Richtung Wildnis.

Ich hatte die Tage vorher schon frei, naja, "frei", Listen schreiben, Zeug packen, Essensplanung für 10 Tage Busch, diverses anderes Zeugs zusammen suchen und am schlimmsten: Angelzeug packen. Es darf nichts fehlen, vom Popper zur Drop Shot Larve muss alles in mehrfacher Ausführung vorhanden sein. Wir wissen ja schließlich nicht was uns erwartet also muss auch alles mögliche dabei sein. Dasselbe mit unseren Gebrauchsgegenständen, fehlt etwas kann das ganz schnell lästig werden da draußen. Wir haben einen großen 30l Kanister Trinkwasser dabei, zum waschen, Zähne putzen, Kaffee kochen etc. Eine große Kühlbox, die ist dann für 10 Tage unser Kühlschrank, das funktioniert nur wenn diese randvoll gepackt wird mit z.B. eingefrorenen Wasserflaschen/ Brötchen/ Brot/ Grillfleisch und der ein oder anderen Bratwurst. Solange nicht zu viel Luft in der Box ist hält diese kühl und wir können sogar Wurst mitnehmen. Dazu haben wir natürlich noch Kartoffeln, Gemüse, Dosensuppen, Leberwurst und andere haltbare Sachen dabei. Ein großes Karpfenzelt das die Unwetter abhält, beim ersten Trip mussten wir einen Tag früher nach Hause weil unser damals einfaches Zelt komplett durch und alle Klamotten nass waren. Der Campingkocher mit Ersatz Gaskartuschen, einen kleinen Kugelgrill der auch als Feuerschale nutzbar ist und natürlich unser Boot. Dieses Jahr fahren wir das erste mal mit Bootstrailer statt Anhänger. Ich habe eine große LKW Plane besorgt, welche extra gebaut wurde um einen Anka 4 abzudecken, so können wir das ganze Boot mit Schlafsäcken, Zelt, Liegen etc beladen ohne die Ladungssicherung zu vernachlässigen. Irgendwann hatte auch @Rästja die letzte Prüfung geschrieben und kam von Berlin angedüst. Ein letzter Abend und am nächsten Tag haben wir schon alles beladen und uns pünktlich auf den Weg zur Nachtfähre gemacht. 23.00 haben wir abgelegt und um 3:15 werden wir in Trelleborg ankommen.

Zeit noch ein wenig zu Schlafen.


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Viel geschlafen haben wir allerdings nicht als es morgens langsam unruhig wird und die Ansage ertönt "Kfz Fahrer bitte zu Ihren Fahrzeugen". Ist uns allerdings auch egal endlich raus auf die Piste. Die Fahrt durch Schweden ist schon immer ein Genuss. So fahren wir noch im dunkeln von der Fähre, und freuen uns auf den Sonnenaufgang.

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Wir kommen gut voran, nach 2-3 Stunden machen wir eine Frühstückspause an einem See. Gestärkt und mit einem frischen auf dem Campingkocher gebrauten Kaffee gehts dann weiter. Ab hier wird die Landschaft nur noch schöner. Für die, die noch nicht Schweden waren, kann man es wie folgt beschreiben: die ersten km sieht es noch so ähnlich aus wie bei uns, ein paar Felder hier, ein paar Häuser da. Irgendwann führt die Straße dann in einen Wald, und aus dem Fährt man nicht mehr raus.. ganz Schweden scheint aus einem Wald zu bestehen. Nur unterbrochen von kleinen Dörfern, Wiesen und der ein oder anderen Stadt. Nach 7 stündiger Fahrt erreichen wir Arjäng. Wir suchen die Touristinfo auf und besorgen uns die notwendige Fiskekort. Die Aufregung brennt jetzt in uns, allerdings nicht so heiß wie die Sonne.. Das Thermometer zeigt 32°C. Das wird noch sehr schweißtreibend alles abzuladen und aufzubauen...

Egal gleich ist es geschafft, nur noch 8km und wir sind endlich da.. Wie lang nur 8km werden können... Wir verlassen die Hauptstraße und biegen in den Waldweg ein. Die Fahrt ist nicht einfach, Schotterstraße und nur Berg- und Talfahrten, mit voll gepacktem Auto + Bootstrailer. Wir fahren immer sachte den Weg entlang, jetzt kommt die Abbiegung nach rechts in einen noch kleineren Waldweg. So ähnlich wird auch der Weg aussehen in den wir rein wollen, nur einer davon führt zum See. Oh Gott was war das denn grade? Da stand doch ein Durchfahrtsverbots Schild?!! Ruhig bleiben wir müssen ja noch ein paar km weiter. Aber auch die nächsten abbiegenden Waldwege sind mit diesen Schildern bestückt. Mir wird schlecht.. so ein Mist sollten wir wirklich so kurz vorm Ziel, an den letzten Metern vor dem See scheitern?

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Wir erreichen die letzte Kuppe, dahinter müssen wir rechts ab.. Jackpott da steht ni.... Doch da steht auch son blödes Schild. Ratlos steigen wir aus und holen erstmal Luft. Was steht da überhaupt drauf? Internet ist schlecht.. Pass auf wir lassen das Auto hier stehen und laufen erstmal runter zum See. Vllt ist ja unterwegs wieder Empfang, und unten angekommen können wir uns wenigstens mal ein Bild von dem Gewässer machen. Wir laufen los, die Sonne brennt, aber sind ja nur 2km..

@Rästja müht sich derzeit ab Empfang zu bekommen. Auf einer kleinen Lichtung haben wir Glück, auf dem Schild steht etwas in der Art wie "Durchfahren nur erlaubt mit gültiger Lizenz". Hm ist eine Fiskekort nun eine gültige Lizenz?

Wir beschließen nochmal in der Touristinfo anzurufen. Die Dame ist zwar hilfsbereit, kann damit aber auch nicht recht was anfangen.. "fragt einfach einen Anwohner, und wenn der nix sagt ist es OK". Haha hier sind ja auch so viele Leute.. zum nächsten Nachbarn fahren und nachfragen fällt auch aus, wer weiß ob der überhaupt versteht was wir von ihm wollen. Jetzt erstmal runter zum See, wir entscheiden danach.

Unterwegs weiter runter sehen wir noch einen Leckstein (Jäger stellen manchmal Salzsteine auf um Wild anzulocken, das Wild bekommt dort wertvolle Mineralsalze, und der Jäger evtl mehr Wild in seinem Revier und einen Braten in der Gefriertruhe). Daneben fällt uns etwas auf, unweit des Salzsteins ist etwas großes schweres durch den leicht feuchten Boden getrottet. Zweifellos ein Elch!!! Geil!! Das wär ja was mal nen Elch zu sehen. Wir waren schon mehrmals in Schweden aber haben erst einmal einen beim vorbei fahren gesehen. Spuren dagegen haben wir schon öfter gefunden. Diese hier ist definitv frisch. Na mal schauen, ein Elch wär schon was, auf einen Bären hingegen können wir auch gerne verzichten. Das Värmland ist als Wolf und Bärengebiet bekannt.

Wir haben es fast geschafft, hinter den Bäumen fängt langsam an Wasser hindurch zu schimmern... Wir sind da. Erster Eindruck? Flacher Sumpf, viele Steine, ein- zwei Inseln. Das ist also das Flachwasserabteil.. Ein alter Angelkahn liegt schonmal da, Fische gibts wohl, einen kleinen Barsch konnte ich auch sehen. Aber als Lagerplatz? Erstmal nicht so berauschend.. los weiter, da vorn soll der kleine Fluss sein. Wir gehen um die nächse Kurve und ja defintiv das hab ich auf der Karte gesehen... nur ist hier kein Fluss.. Zweifellos war hier mal ein kleiner Bach aber der wurde zugeschüttet mit Schutt, als Waldweg für die Forstwirtschaft. Soviel zum Thema ökologisch bedeutender Status.... Vllt haben sie auch unterirdisch ein großes Rohr gelegt und der Fluss läuft nur ein paar Meter unter der Erde bevor er ans Tageslicht kommt, für uns allerdings irrelevant, das wars mit dem idyllischen Lagerplatz.

Wir kühlen unsere Füße im See und schmeißen uns ein paar Hände Wasser ins Gesicht. Und Nu?


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Der Lagerplatz ist nicht berauschend, der Weg dahin evtl. verboten, und dafür den langen Weg durchs Flachwasserarreal auf uns nehmen bis wir endlich beim großen Abteil sind? Wer weiß ob wir da überhaupt durchkommen würden, es ist zu sehen das der See gut Wasser verloren hat..

Fällt aus, wir fahren jetzt zurück und zu Lagerplatz Nr. 2. Der befindet sich mittig des großen Sees und somit unweit der vermeintlichen Hotspots. Die Sonne brennt erbarmungslos auf uns nieder während wir uns an den Aufstieg zurück zum Auto machen.
 

Norra

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Tag 1 - Die Ankunft Teil 2

Wir sitzen wieder im Auto, ich jongliere mit dem Trailer auf der engen Straße umher um zu drehen. Jetzt den ganzen Weg wieder zurück zur Hauptstraße. So verlassen wir irgendwann den Wald und erreichen die Hauptstraße. Wenige km weiter biegen wir wieder ein, fahren zwischen ein paar abgelegen Häuschen hindurch, einen steilen Berg hinauf und erreichen den Wald. Die Waldweg ist hier viel schlechter als der letzte. Am Rand steht ein altes Auto mit aufgebrochenen Fenstern.. auf der anderenSeite eine große alte Scheune mit noch mehr Schrott, sieht aus wie in nem schlechten Horrorfilm. Oh man was treiben wir hier eigentlich schon wieder?

Der Weg wird immer enger und schlechter, er besteht teilweise nur aus lose angehäuften Schottersteinchen- nix mit verdichtet. Eine Kurve jagt die nächste und eine Kuppe die nächste. Wie weit müssen wir denn noch? Das willst du noch nicht wissen erwidert @Rästja kopfschüttelnd.. noch 6,8km... Ich fahre weiter , immer unter Anspannung, die Hügel sind klein aber habens in sich..

Jetzt ist es nicht mehr viel sagt @Rästja 10min später. Wie weit noch 1,5? Nee 3,6.. Wir fahren eine der Kuppen hinunter, oh man der nächste Hügel hat es in sich und liegt auch noch in einer kleinen Kurve, ich nehme Anlauf um mit dem Gespann genug Anlauf zu haben. Der Untergrund wechselt schon wieder auf diesen ekligen losen Schotter und der Hügel wird immer steiler.

Plötzlich ist es soweit, auf 2/3 des Hügels ist Schluss, die Räder drehen durch, da rutschen wir auch schon mit Trailer und Auto den Hügel hinunter links neben uns ist eine Böschung ich lenke voll dagegen aber habe keinen Einfluss mehr auf das Gespann. Kurz vor der Böschung bekomme ich das Gespann zum stehen, Handbremse rein durchpusten. Wir sind beide Kreideweiß, noch immer stehen wir mitten auf dem Hügel, ich versuche vorsichtig gegen zu lenken um den Trailer von der Böschung zu entfernen- wir rutschen wieder keine Chance. Handbremse wieder rein. Ich gucke @Rästja an, wir müssen den Trailer abspannen das wird so nichts. Scheisse den müssen wir komplett abladen den Halten wir doch nie.. Doch hab Vertrauen wir versuchens mal. Ich spanne den Trailer ab und wir beide hängen uns voll rein gegen den voll beladenen Trailer, ich lenke, wir haben keinen Halt, der Schotter ist zu lose, alles geht sehr schnell. Wir haben es geschafft der Trailer steht unten, das Auto oben. RÄSTJA ist weggerutscht, unter den Trailer gekommen und hat einen faustgroßen blauen Fleck davon getragen.

Puh, wir drehen den Trailer im Gebüsch und stellen ihn dann ab. Ich jongliere das Auto rückwärts den Berg hinunter, wir kommen gerade so am Trailer vorbei. Nur drehen kann ich hier nicht, ich muss also auch die letzte Kuppe rückwärts hoch.... das klappt zum Glück. Oben kann ich das Auto drehen, also die Kuppe wieder rückwärts hinunter... wir spannen den Trailer an und fahren ohne ein Wort den Weg zurück. An der ersten Gelgenheit halte ich an einer kleinen Lichtung. Aussteigen, durchatmen. Ich drehe mir eine Zigarette.

"Alter was war das denn eben für eine Scheisse?" "keine Ahnung bloß weg hier, ich mach 3 Kreuze wenn wir wieder auf der Hauptstraße sind"

Schlechte Wege kennen wir schon und waren auch darauf eingestellt aber das war dann doch ganz schön heftig. "Überleg mal wir wären hier die Böschung runter gefallen.."

"Was machen wir jetzt? Die dritte Stelle ausprobieren?" "Ne man, das hieße nochmal ne Stunde auf unbekannten Waldwegen.. Wir fahren zurück zur ersten Stelle, für heute reichts mit Action!!" "Und was machen wir wegen dem Schild?" "Ach egal, es scheint ja nicht ausdrücklich Verboten zu sein ihn zu befahren, außerdem fährt da sowieso keiner rein. Wenn wir Strafe zahlen müssen dann ist es so, besser als nochmal sone Tour. Der Weg da runter war auch definitv befahrbar den sind wir ja schon abgelaufen..." "Aber kannst du glauben, nach dem ganzen Mist hier, das muss sich einfach lohnen, mehraufwand lohnt sich immer..."

Wir steigen ins Auto und fahren wieder alles zurück. Um 11.00 waren wir im wenige km entfernten Arjäng, als wir den Lagerplatz unten am See erreichen ist es schon 14.00..

Wir springen kurz ins Wasser, erstmal runter kühlen. Wir sind beide komplett durchgeschwitzt. Danach beginnen wir alles abzuladen, das Zelt aufzubauen, Schlafplätze einrichten und schlussendlich das Boot aufzutacklen. Irgendwann ist alles geschafft, das Echolot erwacht zum leben und wir stoßen uns vom Ufer ab - ein Meilenstein...

Beim Baden haben wir schon gemerkt das dass "Flachwasserabteil" keineswegs flach ist. Das Echolot zeigt direkt hinter den Seerosen 8m Tiefe an.. aber wir haben keine Zeit uns jetzt mit dem kleinen See hier zu beschäftigen, wir müssen auf den großen Pütten und erstmal sehen ob wir da überhaupt hin kommen. Und ob hier überhaupt Barsche drin sind die es lohnt zu befischen. Die enge Stelle die ich auf der Karte gesehen habe und die es gilt zu passieren, taufen wir das "Nadelöhr".

Der Weg dahin ist noch weit, wir können nur Rudern, auf der anderne Seite des kleinen Sees ist alles verdammt flach und überall sind Steine, wenn wir da auffahren hat sich das mit dem Motor erledigt. RÄSTJA ruder ich halte die Umgebung und das Echolot im Auge, die Bremsen sind kurz davor uns aufzufressen.

Wir erreichen das Nadelöhr, der Name ist Programm!! Ein sehr schmaler Durchgang durch den unser Anker aber auch gerade so durchzupassen scheint. Randvoll mit großen und kleinen Felsen. Wir stoßen 2-3 mal sachte an aber wir kommen durch. Geschafft!! Sehr geil wir kommen zum großen Abteil, es geht doch wenigstens nicht alles schief.

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RÄSTJA durchrudert das Nadelöhr, wir erreichen eine Flachwasserzone, 20cm tief voll mit Gräsern und Seerosen. Ich schaue mir die Gegend an, der Wald setzt für ein paar hundert meter aus und geht in eine Gras- Sumpflandschaft über.. man sieht das genial aus, so uhrig..

Alter halt mal an, ich glaube da vorne steht ein Elch... Was?!?!? Wir flüstern nur. Die 2 großen schwarzen Steine die ich schon ein paar Momente im Blick habe bewegen sich langsam. Als ich RÄSTJA anspreche hebt das Tier gerade den Kopf hoch und die Steine entpuppen sich als großer Buckel. Ich hatte eigentlich damit gerechnet, so sieht kein Stein aus aber ich wollte die Enttäuschung gering halten. Der Wind steht günstig, der Elch bemerkt uns nicht senkt den Kopf zurück in die Grasmatte und frisst weiter.

Wir sind baff, hier stehen wir nun, mitten in Schweden, irgendwo in der Wildnis und 200m vor uns eines der beeindruckensten Tiere Europas.. Wir halten inne, lassen den Moment auf uns wirken, unbeschreiblich. Ich habe ein kleines Fernglas dabei, wir beobachten das Tier abwechselnd als RÄSTJA die Idee hat ein Foto druch Fernglas zu machen. Hätte ich nicht für möglich gehalten aber es klappt!!

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Wir beginnen langsam dichter zu rudern, RÄSTJA rudert ich versuche ein brauchbares Foto zu machen und sage ihm Bescheid wann das Tier den Kopf hebt und wir kurz Pause machen müssen um nicht entdeckt zu werden. Nach etwa 20min des beobachtens und ran tastens, wir sind mittlerweile auf hundert Metern dicht ran gekommen, bemerkt uns die Elchkuh. Sie dreht sich um und läuft erst langsam, dann ein wenig zügiger in Richtung Wald davon.

Was für ein Tag, freut und leid liegen oft so dicht nebeneinander... Wir durchrudern die nächsten Flachwasserbereiche, es sind noch einige 100m zum großen Abteil. Alle Anstrengung ist auf einmal vergessen, das Erlebnis nimmt uns keiner mehr. Wir sind aufgeregt als wir endlich die große weite des Sees vor uns sehen. Und endlich sind wir da. Der See sieht Hammer aus!!

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Norra

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Wir kommen genau am ersten vermeintlichen Hotspot raus, dem riesigen Seerosenfeld. Auf unserer letzten Schwedentour waren diese großen Seerosenfelder der Bringer schlechthin. Mit Würmern und Krebschen am DS Rig haben wir gute Barsche gefangen, nur die 40 konnten wir leider nicht knacken. Wir stellen uns mitten rein. Das Wasser ist aber mit 1,5-2,0m etwas zu flach. Wir suchen mit der UL und einem kleinen Wobble Shad die Lücken ab. Wenn hier Barsch drin steht werden wir ihn finden. Aber nichts passiert, nicht mal ein kleiner Hecht. Also erstmal Fehlanzeige, krass das in diesem riesigen Vegetationsfeld kein Fisch steht. Weiter gehts zur Landzung, diese ist nur wenige hundert Meter entfernt. Wir rudern ins tiefere Wasser und können endlich den Motor benutzen.

Aber auch an der Landzunge macht sich Ernüchterung breit, alles rundherum ist flach und keine steile Kante. Ok so leicht wirds wohl doch nicht. Wir fahren weiter raus, auf 4m Tiefe. Ich beobachte das Echolot und entdecke einen kleinen Fischschwarm, wir ankern. Mal sehn ob was kommt. Wir lassen unsere Jigs die Kante hinunter hüpfen und können auch 2-3 kleine Barsche überlisten. Sonst passiert nichts.

Der Fall ist wohl klar, wir müssen heute Strecke machen, hier sind noch soviele Inseln und sicher auch Struktur, wir müssen die Unterstände finden! Bevor wir los fahren probiere ich nocht etwas, eine 3" WS am überbleiten Jig. Schnelles suchen und vllt mögen sie das ja lieber als eine moderate Absinkphase. Auch da nichts, ich drehe mich von der Kante weg und werfe ins offene Wasser, kurz vor dem Boot spüre ich einen aggressiven Ruck in der Rute, schnell den Kescher das ist ein guter Barsch!!! RÄSTJA keschert wie ein Wiesel und wir halten den ersten guten Barsch in den Händen, der Jubel ist groß. "Alter wie geil ist das denn? Hier sind wirklich gute Barsche drin wir können hier bleiben und müssen keinen anderen See aufsuchen!!!

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Mittlerweile ist es 18.00. Der Wind kommt gut, wir lassen uns mit dem Driftsack die Landzunge auf etwa 4-5m Tiefe zurück driften. Den WS lasse ich erstmal dran. Wieder ein Ruck in der Rutenspitze- der Anhieb sitzt und schon liegt der zweite 30er im Boot! Wir sind hin und weg. Das dieser Tag sich noch so dreht? Damit haben wir nicht mehr gerechnet.

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Aber die Drift geht noch weiter, der Wind frischt etwas auf und ich wechsele den WS gegen einen Lipless Crank, 3 Würfe später habe ich die nächste Attacke aber der Fisch bleibt leider nicht hängen. Wir erbeuten noch ein paar Kleinbarsche dann ist die Drift vorbei. Ein bisschen Zeit haben wir noch, wir beobachten unsere Umgebung und entdecken in etwas Entfernung Kleinfische an der Oberfläche vor einem großen Stein. Besser als gar kein Anhaltspunkt, also los. Vor dem Stein ist gut was los, die Kleinfische steigen wie verrückt. Mit einem Popper erwischen wir noch 2-3 Kleinbarscche. Ich klinke wieder den WS ein suche den Grund ab, vor dem Stein ist es sehr flach, danach wird es schnell tiefer. Die ersten Attacken von kleinen Barschen folgen schon beim Auftreffen auf die Wasseroberfläche, ich schaffe es den Jig durch die Kleinbarsche zu führen und erreiche die Kante, der Jig fällt... noch ein Hüpfer und der Jig sinkt immer weiter ins tiefe.... Der nächste Ruck!!! Der Fich will unters Boot, ich drille ihn vom Ankerseil weg, da kommt er... Der dritte 30+ Barsch liegt im Kescher!! Was ist hier nur los??? Sind wir hier an nem Perch Pro Gewässer scherzen wir.

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Diesen Barsch entnehmen wir, heute Abend gibt es Barsch Filet. Wir suchen noch weiter nach Struktur aber die Dämmerung bricht herein. Feierabend für heute.

Glückselig fahren wir zurück ins Flachwasser und durchrudern den langen Weg zurück zum Zelt. Es ist schon spät. Ich mache ein kleines Feuer in unserer Grillfeuerschale und filetiere den Barsch. RÄSTJA schält Kartoffeln. Als das Feuer runter gebrannt ist legen wir die in Alufolie verpackten Kartoffeln in die Glut, auf dem Gaskocher koche ich Gemüse das ich danach in die Brotdose fülle damit es warm bleibt. Das Barschfilet habe ich in Stücke geschnitten, mit Salz, Pfeffer und Zwiebeln gewürzt und brate es nun im Topf an.

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Es riecht köstlich. Alle Anstrengung ist vergessen aber wir sind jetzt platt. Nach dem Essen genehmigen wir uns noch eine Tasse Gin Tonic. Die Mücken fressen uns auf, reicht für heute, wir kriechen in die Schlafsäcke, morgen müssen wir erstmal Ausschlafen die Woche wird noch hart.
 
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Norra

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Tag 2 - Der Sunny Hill

Um 9.00 wachen wir auf, schlafen hat gut getan, pardon, hätte gut getan.... Wir haben wohl gestern Abend zu lange das Zelt offen gelassen das sich dadurch in einen halben Zoo verwandelt hat. Wir waren um 12.00 im Schlafsack und ab da wurden wir von Mücken und Gnietzen erst richtig unter Beschuss genommen. Die kleinen lästigen Stechfliegen finden jede Lücke und wir suchen das Mückenspray vergebens. Nach 2 Stunden plagerei fallen wir endlich ins Koma.

Als ich mir einen Kaffe aufbrühe und wir draußen in der Sonne ein Marmeladenbrötchen frühstücken freuen wir uns fast über die Bremsen. Im Vergleich die angenehmsten Plagegeister. Mücken Platz 2 und Gnietzen Platz 1. Das Mückenspray das ich besorgt habe sowie das Zeug um Stiche zu behandeln blieben verschollen. Ich weiß heute noch nicht wo der Kram abgeblieben ist. Wir genießen die Sonne. Der heutige Tagesplan? Zuerst auf den kleinen See vor unserer Haustür, vllt ist ja hier auch gut Barsch drinne sodass wir nicht immer den langen Weg zum großen auf uns nehmen müssen. Danach aber definitv wieder zum großen, wir müssen heute Strecke machen und Spots suchen..

Nach einem erfrischenden Bad im See, das kühlen des zerstochenen Körpers tut gut, fühlen wir uns wieder halbwegs erfrischt. Schlaf war die letzten beiden Nächte Mangelware. Wir machen uns startklar und fahren auf den kleinen See. Auch dieser zeigt viel Struktur, ist aber zum größten Teil sehr morastig. Wir beangeln eine kleine Insel mit Steinen, vor der eine steile Kante ist, Seerosenfelder am Ufer, den Fuß der Tiefenbereiche.. bald sind wir komplett einmal rum aber was anderes als Mikrobarsche kriegen wir nicht zu Gesicht. . Gut es ist auch schon mittags, die Sonne brennt. Wenn man es wirklich drauf anlegen will muss man hier frühs oder abends angreifen. Uns fällt auf das vor dem vermeintlichen Flüsschen etwas Strömung herrscht, irgendwas haben die Schweden also doch gemacht um den Bach zu erhalten, Vllt schauen wir uns das die Woche nochmal genauer an aber jetzt erstmal Mittag, wir haben ja schließlich noch was vor heute.

Wir tauen eine Packung Bratwurst auf und heizen den Grill an. Frisch gestärkt machen wir uns auf den Weg. Das Nadelöhr ist echt ätzend die Steine sind überall... Ich beobachte wieder die Wiese, keine Elche heute lachen wir. Die Stimmung ist bombig und auch die guten Bremsen können uns nicht schocken. Es riecht nach Sonnencreme, das Thermometer zeigt wieder 28°C. So langsam kommt Urlaubsstimmung auf als wir nur noch in Badehose den Eingang zum See passieren.

Das Garmin begrüßt mich mit einem freudigen Piepton und der Motor trägt uns über den See. Die automatische Kartenerstellung mit Quickdraw Contours ist ein Segen wenn man neue Gewässer erkundet. Es weht ein kräftiger Wind. Wir suchen den ganzen Tag, beangeln das Plateau an dem wir gestern 2 der 30er überlsiten konnten, tiefe Kanten, ein riesiges Seegrasfeld, ein paar der Inseln aber mehr als ein 29er Barsch von RÄSTJA kommt nicht dabei heraus. Ein bisschen Zeit haben wir noch. Gegen Abend wollen wir wieder zum Felsen an dem gestern die ganzen Kleinfische waren. Dieser liegt am Ostufer des Sees, genau genommen sieht das ganze Ostufer verdächtig aus, eine fast Durchweg steil abfallende Kante und das ganze Ufer voll Klamotten. Sieht ein bisschen aus wie Hannes seine Spanien Videos vom Mequinenza. Wir beschließen uns das Ostufer vorzunehmen, es ist schon 19.00. Ein sehr Hängerträchtiges Terrain. Mehrmals müssen wir uns aus den Steinen befreien. Bisse bleiben erstmal aus. RÄSTJA montiert einen 4" Rockvibe Saturn am Jigkopf. Der alte Wurmspezi, damit ist er immer erfolgreicher als ich. So auch diesmal.. seine Rute krümmt sich, ich haste zum Kescher aber vergebens, der Fisch ist weg. Verdammt das wär er gewesen der erste gute Barsch. Ich springe auf den Zug des vermeintlichen Erfolgsköders auf aber es bringt nichts. Wir erreichen den großen Stein, die Kleinfische sind auch wieder am Start und noch verrückter als gestern.
Wir verankern das Boot und ich entscheide mich für einen 3" Flash J am 5g Straight Jig Head. Der Wind hat aufgehört. Die langsame Präsentation scheint zu funktionieren, ich fange mehrere kleine Barsche. Als ich es dann doch ins Tiefwasser schaffe und der kleine No Action Shad langsam Richtung Grund sinkt gibt es einen leichten Zupfer, ich hebe die L-Rute an und weiß sofort das ist ein guter Barsch. Bäm auch heute haben wir einen knapp 30er erwischt! Also gleich nochmal, hier stehen garantiert noch mehr davon. 6min später kriege ich wieder einen Biss an der Kante, diesmal aber einen heftigen!!! Der Fisch geht sofort in die Bremse und die MSX biegt sich zum Halbkreis, der Fisch kommt nicht hoch und die dumpfen Schläge sagen mir das ist definitv ein 40er!!!!! Jetzt bloß nicht die Ruhe verlieren...! Aber es kommt was kommen musste, nach einer weiteren heftigen Flucht erschlafft die Schnur.. Der Fisch ist ausgeschlitzt. So ein Mist.. Ich bin am Boden zerstört.. es ist kurz vor 8. Ich mache eine kurze Pause. Scheisse, das wäre der ersehnte 40er gewesen.. Wer weiß ob wir noch einmal einen ans Band bekommen.. nach ein paar Minuten des Trauerns habe ich mich wieder bekobert. Flash J richten und weiter.. Ich lasse ihn wieder die tiefe Kante hinunter gleiten. Echt eine spannende Angelegenheit. Es sind nicht mehr als ein paar Minuten vergangen als ich wieder einen heftigen Einschlag bekomme. Wieder geht der Fisch in die Bremse, ich bin völlig überrascht damit hätte ich nie gerechnet- noch so ein Schiff!!! Der Fisch nimmt Schnur, geht unters Boot, kommt wieder vor, taucht wieder ab, wieder diese dumpfen Schläge... Dann kriegen wir ihn das erste Mal zu Gesicht, das ist kein 40+er, das ist ein 45+er... das Adrenalin kocht in uns hoch, RÄSTJA lauert mit dem Kescher, der Fisch wird müde und kommt hoch, als er wieder abtauchen will stellt RÄSTJA aber die Barschkelle in den Weg. Eingenetzt wir haben ihn!!!!! Wir jubeln und fallen uns in die Arme. Was ist hier nur los??? Ich bin mir sicher das ist mein größter Barsch übehaupt, wir lassen den Fisch im Kescher, machen die Scale nass... 47cm.. Wahnsinn, was ein Tier!!!

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Wir machen noch schnell ein paar Fotos, bevor wir ihn behutsam zurück setzen. Der Fisch befreit sich aus meiner Hand und verschwindet wieder in die Tiefe. Geschafft. Wir pusten kurz durch und RÄSTJA holt 2 kleine Pflaumenschnaps aus der Bootsluke, sind vom Geburtstag übrig geblieben. Wer weiß vllt sehen wir so einen Fisch nie wieder..
Noch völlig hin und weg, in glückseliger Ruhe schicke ich den Flah J wieder auf die Reise... Bup- Anhieb der nächste Fisch im Drill!!! Diesmal nicht ganz so groß. Als wir den 35er wieder in sein Element entlassen schauen wir auf die Uhr, seit dem ersten 30er sind knapp 25min vergangen. Der helle Wahnsinn. "Du bist ein Kunde" meckert RÄSTJA halb ernst gemeint mit einem Kopfschütteln.

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Wieder bekomme ich einen Einschlag!! Naja nicht wirklich, was da dran hängt ist größer... ich hänge wohl in einem versunkenen Baum. Wir lösen den Anker und schaffen es den Hänger zu lösen. Einen Ast habe ich halb abgeknickt und dieser schaut jetzt zur Wasseroberfläche heraus. Damit ist der Baum markiert, so schnell hängen wir da nun also nicht mehr drin.. Wir nutzen die Chance und versetzen das Boot um ein paar Meter. Der Stein bleibt in Reichweite. RÄSTJA ist jetzt auch auf den Erfolgsköder umgestiegen und wirft in Richtung Baum. Der Jig taumelt die Kante herunter... Seine Rute biegt sich nach einem heftigen Ruck schön durch, der Baum ist es nicht, die Fluchten, die Kopfschläge.. wir haben den dritten 40er im Drill!!!! Ich halte den Kescher in der Hand, der Fisch wütet und ehe einer was machen kann ist der Spuk vorbei. RÄSTJA spuckt Galle, schon der zweite heute der ihm durch die Lappen geht... Die Trauer ist groß. Ich versuche ihn aufzumuntern, weiter, vllt kommt noch einer.. aber es passiert nichts mehr.. RÄSTJA wechselt den No Action Shad gegen ein polnisches Laubenimitat und wird mit einem erneuten Biss belohnt!!! Dieser Drill ist aber anders, der Fisch kommt hoch und beginnt sich zu drehen.. ein 60er Hecht wird im Wasser abgehakt.. Schade.

Wir versuchen alles aber es klappt nicht mehr. Was für ein Tag... Noch völlig sprachlos treten wir die Heimreise an. Die Uhr zeigt mittlerweile fast halb 11.

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Wir durchfahren tiefes Wasser von 4-6m als der Grund sich schlagartig anhebt. Motor aus, das Echolot springt von 4 auf 2m, und von 2 auf 0,8m.. ein fetter Barschberg mitten auf dem See! Wir durchrudern ihn nur langsam um den Motor nicht zu beschädigen. Bevor es wieder tief wird fahren wir an einem Haufen versunkener Bäume vorbei. Sowas haben wir schon öfter gesehen, die Schweden legen so gerne künstliche Laichplätze an, da viele ihrer Gewässer wenig Pflanzenbewuchs aufweisen. Dazu nutzen sie das Eis im Winter, dort werden mehrere Bäume aufgestapelt und wenn die Schneeschmelze einsetzt landen diese auf dem Gewässergrund. Ob das an diesem See notwendig ist sei mal dahin gestellt. Auf alle Fälle ein ganz heißes Eisen, Barschberg-Steine-Holz-angrenzendes Tiefwasser... wie gemacht für unsere stachligen Freunde!

Ich nutze die Heimfahrt um das Gewässser weiter zu erkunden, ich fahre einen großen Bogen und wir finden noch einen kleinen Barschberg. Ich setze die X-te und letzte Marke an diesem Tag. Dann erreichen wir das Flachwasser und durchrudern unsere Heimatstrecke. Ein schöner lauer Sommerabend in Schweden, dazu so ein Angeltag was gibt es schöneres??

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Vergessen sind alle Alltagssorgen.. Am Zelt angekommen trinken wir noch ein Bier und einen Gin, freuen uns unseres Lebens und beobachten wie die Nacht herein bricht. Wir haben heute wohl einen unserer geilsten Angeltage erlebt.

An Schlaf ist noch nicht zu denken und so Fachsimpeln wir bis in die Nacht. Morgen wird eh erstmal ausgeschlafen, nachmittags ziehen wir dann wieder los. Wir planen die Woche und denken uns Codenamen für die gefundenen Stellen aus. Macht erstens Spaß und erleichtert zweitens die Kommunikation.
Der Felsen wird Sunny Hill getauft.
Das große Plateau vor der Landzunge an dem wir am ersten Tag gefangen haben heißt Oh Wunder: "DAS PLATEAU"
Den kleinen Barschberg vom Ende taufen wir Bibi Barschberg.
RÄSTJAS 29er von heute Mittag Biss an "Stelle 29"
Den genialen Barschberg taufen wir Barschberg Norra. Nein nicht nach mir. Norra bedeutet im schwedischen soviel wie nördlich und ist unsere Abkürzung für den See an dem wir schon 2 mal einen unvergesslichen Urlaub verbracht haben.. An dem See befindet sich ein Barschberg mit ähnlichen Bedingungen.

Die Uhr zeigt Mitternacht als RÄSTJA endlich Autan heraus kramt und wir komplett mit dem Zeug eingenebelt in unser Insektenhotel kriechen. Diese Nacht können wir endlich in Ruhe schlafen.
 

Norra

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Freut mich wenn's gefällt!!!
Ich erlebe hier beim Schreiben auch gerade alles zum zweiten mal, würde am liebsten sofort wieder los:)
 

marco/Hb

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Toller und spannender Bericht.

Vielen Dank, dass du uns an deinen Eindrücken teilhaben lässt.

Gruß Marco
 

Norra

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Tag 3 - Das Wespennest

Es ist Sonntag. Nach unserer Dickbarsch Feier gestern abend haben wir, zwar immer noch von Gnietzen geplagt, endlich eine erholsame Nacht verlebt. Wir lassen den Vormittag ruhig angehen. Ich genieße den Kaffee am noch kühlen Vormittag.

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Morgen früh wollen wir gleich morgens aufs Wasser und unsere Hotspots mal zu den richtig heißen Morgenstunden beangeln. Wir räumen erschreckt die Kühlbox aus der Sonne die schon seit Stunden versucht unsere tief gekühlten Lebensmittel aufzutauen. Kurzer Schreck, aber gegen unsere Kühlbox hat sie keine Chance, noch alles gefroren. Wir holen eine Packung Jagdwurst heraus und essen erstmal ein Brötchen, quatschen dussliges Zeug und beantworten die Nachrichten von zu Hause. Ein guter Angelkumpel konnte an unserem kleinen Vereinssee über Nacht einen 82er Zander verhaften. Eine kleine Sensation. Wir fangen dort zu dritt als aktivste Raubfischangler des Vereins wenns hoch kommt überhaupt 1-2 Zander im ganzen Jahr. Wir berichten von unseren Erlebnissen und haben ein bisschen Mitleid mit @FLAPSI der ohne Urlaub in der Knochenmühle gefangen, lediglich ein paar nach Feierabend in der Oder gefangene alte Gummifische vorweisen kann...

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Gegen Mittag sind wir soweit, heute essen wir draußen auf dem See. Unser umgebautes Boot machts möglich. Wir haben dort im Winter ein großes Castingdeck mit vielen Klappen und Rutenhaltern installiert. Wir angeln auf einem Anka 4, mit 11 Ruten, 2 Angeltaschen, dem Echolot und haben immernoch bequem Platz um den Campingkocher, eine Dose Reis mit Fleischbällchen, den Topf, Toast und Löffel mitzunehmen. Das Angeln von diesem Kahn ist einfach ein Genuss die Arbeit hat sich wirklich gelohnt.

Als wir heute den Weg durchs Flachwasser antreten nehmen wir die Zeit. Wie lange brauchen wir dafür und wie viel früher müssen wir aufstehen um bei Sonnenaufgang am Spot zu sein? Grob haben wir eine dreiviertel Stunde rudern im Kopf, nicht wenig Aufwand...

Endlich angekommen ein bisschen Erleichterung, es sind "nur" 30min...

Das Wetter ist heute etwas anders, stetiger wechsel zwischen Sonne und Wolken und der Wind dreht alle 15min die Richtung.

Wir beschließen am Bibi Barschberg anzufangen, mal schauen ob da vllt der ein oder andere Barsch umher lümmelt.. Wir ankern im tiefen und werfen ins flache, immer die Kante runter. Unten angekommen erhalte ich beim dritten Wurf einen satten Einschlag. Der Junge hat Kraft!! Definitv kein Barsch, das ist ein guter Hecht.. Wir schätzen ihn Anhand der Fluchten größer ein, @Rästja zieht zur Sicherheit den Anker hoch, wenn der Fisch ins Seil zieht werden wir beide nicht glücklich. Als er endlich vor uns liegt sind wir überrascht, ein 85er. Man haben die hier Power!!!! Aufjedenfall ein schöner Start so kann es weiter gehn!! Was ist das nur für ein See jeden Tag ein Highlight..

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Der Fisch ist released, der Anker ist auch wieder an seinem Platz aber Barsch scheint nicht recht da zu sein. Nur die kleinen.. Wir haben die Erfahrung gemacht wenn wir einen Barschschwarm mit der Durchschnittsgröße von 25cm finden, nutzen den Spot auch bessere Exemplare als Unterstand.

Wir verlassen den Spot, den beackern wir noch mal wann anders man kann ja nie wissen... Nächstes Ziel Barschberg Norra.. Wir ankern diesmal recht dicht neben den versunkenen Bäumen. So können wir die flachen Felsen und die Tiefe anwerfen ohne Gefahr zu laufen das Holz aus den Augen zu verlieren und den halben Tag mit Hänger lösen zu verbringen. In den Steinen allerdings hängen wir genauso oft... u.a. einmal mit dem Anker.. Bei dem Wetter ist das kein Problem, durch einen Kopfsprung und einmal tief Luft holen lässt sich das Problem recht schnell erledigen. 28°C - kein Thema.

Uns fällt auf das sich hier verdächtig viel Kleinfisch tummelt. Ein gutes Zeichen wir bleiben erstmal hier. Ich beackere die Schwärme mit einem Trick Shad, ich twitche ihn immer aggresssiv unter den Köderfischen hindurch. Die Adrena macht das sehr gut mit, ich habe die Curado mit Flourucarbon bespult und bin noch am ausprobieren ob mir das zusagt. Den ein oder anderen Barsch und Hechte konnte ich so zu Hause schon mit einem Popper fangen. Spaß macht es aufjedenfall wenn die Anfangsschwierigkeiten der perfekten Bremseinstellung erstmal überwunden sind. Kleine Schlaufen gibt es nicht, kleine Fehler enden in einer halben Katastrophe in der ich die Tuningspule vollständig abspulen und neu aufrollen muss um den Backlash zu lösen. Als Ersatz habe ich nochmal anderes Flouro zum probieren und eine kleine Spule geflochtener dabei falls doch etwas schief geht. Heute läufts gut, die Wurfweite passt und die Combo macht einfach Laune. So angeln wir vor uns hin. Ich twitche ihn aggressiv durchs Wasser, alternativ probiere ich es mal mit aggressivem ankurbeln nach der Twitchpause..Biss!!! Der Anschlag sitzt und sofort merke ich das ich einen guten Barsch im Drill habe. Geil wir haben s doch gewusst das hier Barsch stehen muss!!! Der Drill an Flouro macht wirklich Laune die Dehnung passt echt gut zu Hardbaits!!! RÄSTJA ist wieder zur Stelle. Ein schöner 35er Schwedenbarsch liegt im Kescher, der Trick Shad ist schon raus das war verdammt knapp.. Flouro sei Dank???

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Ich kriege noch ein paar Bisse, teilweise von KIeinbarschen und vllt der ein oder andere bessere Aussteiger waren dabei. Ärgerlich. Hänger lösen in den Steinen wird zur Tagesaufgabe und so setzen wir zwangsläufig mehrmals um. Wir stehen jetzt im Tieferen Wasser und ich lasse den Trick Shad die Kante runter tanzen... Wieder ein guter Biss und diesmal hängt er!!!! Die Gegenwehr ist etwas stärker, die Fluchten rasanter, ich öffne die Bremse etwas das der Fisch nicht wieder aussteigt.. RÄSTJA keschert geschickt und wir haben die nächste Kirsche für heute!!! Mit 37 schon ein echt schöner Barsch. RÄSTJA guckt, jetzt fehlt dir noch einer und du hast deinen dreier Schnitt wieder drin.. wenn das so weiter geht angelst du allein 30 große Barsche die Woche..
Er tut mir schon ein bisschen leid, alle guten Barsche die er bis jetzt im Drill hatte sind ausgestiegen.. die paar Hechte und ganzen Kleinbarsche sind da auch kein großer Trost... es ist mir ein Rätsel wie er das macht, er lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, immer gute Laune, ich wäre wohl schon längst durchgedreht..

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Keine Sorge uns bleibt noch ne ganze Woche, das Blatt wendet sich auch noch mal so geht das auf alle Fälle nicht weiter.. meine beiden Schneidertage ,die ich fest einrechne, kommen definitv auch noch. Hab jetzt schon Angst davor..

Die Bisse auf den Twitchbait lassen irgendwann nach und wir Poppern ein bisschen. Die Hechte scheinen das Steuer auf dem Barschberg übernommen zu haben. Wir können 2-3 dingfest machen. Ansonsten Hänger lösen, den Anker frei tauchen und den Baum im Auge behalten aus dem wir uns trotzdem mehrfach befreien müssen. Das Boot dreht sich die ganze Zeit durch den Wind, nicht ganz einfach den Baum im Auge zu behalten.

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Nach einiger Zeit stelle ich wieder auf den Flash J um und suche das tiefere Wasser ab. Selbst im etwas tieferen Wasser ist die Hängergefahr nicht weg, die Steine auf Grund lauern überall. Wenn man irgendwo anstößt muss man sofort anjiggen sonst ist man fest. Als ich wieder gegen einen Stein stoße jigge ich an, der Jig konnte noch gar nicht gesunken sein da gibt es wieder ein leichtes Tock... Steine? NE. Anhieb und hängt! Der Drill ist nicht ganz so haarig. Gespannt messen wir den Barsch- genau 30- Punktlandung! In unseren kleinen Vereinsseen zu Hause sind das richtig gute Barsche für die wir zum Teil richtig ackern müssen. Andere Welt hier oben.

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Norra

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Wir wechseln noch mehrmals die Stelle, aber das Plateau und der Sunny Hill spucken heute nichts mehr aus. Dafür finden wir Barschberg Nummer drei, den wir aufgrund seiner Spitzen Felsen "die Zugspitze" taufen. Auch diesen Spot testen wir an, aber der einzige Erfolg besteht darin wieder den Anker frei tauchen zu müssen. Als aufgrund dessen ein wenig Hektik aufkommt und RÄSTJA vom Castingdeck steigt ratscht er sich den Hacken auf. Es blutet ein bisschen. Nicht weiter wild.

Wir beschließen eine Pause zu machen. Der Wind wird auch stärker. Wir steuern eine Kleine Hütte an. Scheint von einem Schweden als Urlaubsbungalow genutzt zu werden. Echt schön gemacht und eine wunderschöne Lage. Wie geil muss das sein an so einem See eine kleine Hütte zu besitzen.. Freie Sicht auf den See, und hinter dem Haus eine riesige Sumpflandschaft die einfach nur nach Elch schreit. Im Herbst ist das sicher der Hammer hier. Aber die Hütte scheint schon lange verlassen zu sein. Hier war schon ewig niemand mehr. Warum nur? Für uns ein klarer Fall, der Mann hat sicher geheiratet.

Spaß.

Wir setzen uns an den Tisch auf der kleinen Terasse, holen den Campingkocher vom Boot und lassen uns Reis mit Fleischbällchen schmecken. Wir genießen die Ruhe, den Blick auf den See, ich drehe mir eine Zigarette, wir sind im Paradies. Was kümmern uns die Sorgen von zu Hause, die sind hier so weit weg.. der Wind peitscht über den See.. Wir beobachten ein paar kleine Barsche die im Flachwasser die Kleinfische zusammen treiben und ebenfalls zu Mittag essen.

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Es ist 17.00, wir sehen uns nochmal kurz um, an der Rückseite der Hütte hängen ein paar Elchgeweihe. Genau mein Ding.. Auf dem alten Brennholz liegt noch eine alte Schaufel, halb verrotet. Wir überlegen wirklich kurz diese mitzunehmen, vemisst wird die sicher nicht. Aber machen wir nicht, Karma und so. Außerdem hat uns hier auch noch nie einer was gestohlen, selbst wenn es augenscheinlich wertlos ist. Wir machen stattdessen ein paar Fotos und freuen uns.


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Bevor wir weiter fahren muss RÄSTJA nochmal wo hin... Ich warte auf der Terasse als RÄSTJA auch schon wieder zurück gestürzt kommt und sein rotes Ohr in das kühle nass am Ufer taucht. "Wasn nu los" Wespen man, n Riesen Nest." "Ich kann nicht anders als zu lachen, dieser bediente Blick mit dem roten Ohr.. dazu der dicke blaue Fleck auf dem Schienbein und der aufgeschürfte Hacken.. als ich mir die Tränen aus dem Gesicht wische und auch RÄSTJA schmunzeln muss sage ich "siehs positiv, jetzt kann es einfach nur noch bergauf gehn.." Manchmal hat man einfach Pech, das werde ich selber auch noch mal am eigenen Leib erfahren. Was hat der arme Bengel nur verbrochen.

Wir drehen noch eine Runde auf dem Teich, aber keiner unserer Hotspots spuckt noch etwas aus. Um 20.00 machen wir dann Feierabend, morgen früh um 3 klingelt immerhin der Wecker, und dann greifen wir wieder an!
 

Norra

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Tag 4 - Rästjas Auferstehung

Morgens früh um 3 klingelt der Wecker. Etwas verschlafen krabbeln wir aus dem Zelt. Alles schon Routine, Zähne putzen am Wasserbehälter, während der Campingkocher mir das Wasser für einen starken Kaffee zur Verfügung stellt. Brötchen mit Jagdwurst zum Frühstück haben wir gestern Abend noch geschmiert. Mit ein paar frischen Tomaten und Gurken.. Wir werden etwas später Frühstück essen, draußen auf dem Boot nach der ersten Beißphase.. Zeit ist Fisch, scherzen wir, aufgrund der letzten YPC Folge.

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Um Punkt 4.00 erreichen wir BB Norra. Noch keine Aktivitäten zu verzeichnen. Egal, wenn sie kommen sind wir bereit. Wir beackern den Spot, eine ganze Stunde. Langsam wird es heller. Diese Ruhe.. nur unsere Popper bewegen das Wasser an der Oberfläche und durchbrechen die Stille.. Es passiert wie aus dem nichts, mein Popper geht einfach unter wie eine Pose und der Tanz beginnt. Ein heftiger Drill an der Adrena, RÄSTJA zieht zur Sicherheit den Anker. Ein dicker Barsch- ohne Zweifel. Ein herrliches Bild als RÄSTJA den Kescher hebt. Was für ein Tier. Als wir ihn messen weiß ich es eigentlich schon, das ist der zweite 40er der Tour und mein größter Topwaterbarsch!!!

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Die Freude ist riesig, Schnaps zum Frühstück? Klar!!! Wir stoßen an und machen uns eine Dose Carlsberg auf. Scheissegal wir haben Urlaub wer fragt danach?!??

Wir verlieren keine Zeit und ackern weiter, zweifellos trudeln grade die Barsche ein. Gedankenversunken bekomme ich fast einen Schreck als RÄSTJA die MC Days nach oben schnellt, ein guter Barsch hat nun seinen Popper attackiert und geht in die aufgedrehte klackernde Bremse. (Ich habe RÄSTJA ein vorläufiges Geburtstagsgeschenk gemacht und ihm einen Click Dragger in die Chronarch eingebaut, als Student hat mans halt nicht so dicke, Geburtstag hat er eigentlich auch erst im Dezember aber egal, ich denke er kann damit leben das er sein Geschenk pünktlich zum Schwedentrip erhalten hat) Zurück in der Wirklichkeit kämpft Rästja gegen den Fisch, er drillt übervorsichtig, gibt dem Fisch immer Schnur, nur nicht noch ein Aussteiger!!! Aber alles läuft tadellos als er den Barsch Richtung Kescher führt und ich ihn aus dem Wasser hebe.

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Wir fallen uns jubelnd in die Arme, endlich hats auch bei ihm geklappt!! Meine Freude ist fast genauso groß wie die über den 40er vor ein paar Minuten. Wir setzen uns erstmal kurz, nippen an unserem Bier und sind einfach nur happy, hat sich das Aufstehen doch wieder gelohnt!

Wir probieren es weiter, die Sonne ist mittlerweile über dem Wald aufgestiegen. Aber der Spot scheint verlassen. Es ist immer noch früh, vllt 6.00? Zu früh zum Ausruhen. Wir fahren hinüber zum Plateau und probieren ein paar Gummis aus. RÄSTJA kramt wieder einen polnischen No Action Shad heraus, ein lang gezogener Barsch mit schimmernder roter Schwanzflosse, die Dinger sehen wirklich verdammt echt aus die kleine Köderschmiede hats wirklich drauf. Er jiggt im nicht allzu tiefen Wasser, 3,5m vllt? Als er einen guten Biss bekommt, wieder klackert die Chronarch los, aber RÄSTJA hat den Fisch unter Kontrolle, sein zweiter 30er gleitet in den Kescher. Jetzt fällt alles von ihm ab. Der ganze Mist der letzten Tage, die kleinen wehwehchen sind vergessen, nur sein rotes Ohr erinnert noch daran. Es kann wohl jeder nachfühlen wie es sich anfühlt, wenn man 3 Tage zusehen muss wie der andere einen guten Barsch nach dem anderen fängt während bei einem selbst nichts klappt und diese Durststrecke dann auf einmal mit 2 guten Fischen durchbrochen wird.

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Einfach nur glücklich machen wir Frühstück. Wie gut so ein Brötchen in der Natur, mitten auf dem Wasser schmecken kann...

Wir suchen den Rest des Vormittags aber es passiert nichts mehr. Wir beschließen die Beißflaute zu nutzen und Heim zu fahren. Mittag essen, kurz Pause und pünktlich zum Nachmittag wieder hier sein. Haben wir nicht gestern Nachmittag richtig abgeräumt? Zu dieser Zeit wollen wir wieder am Start sein.

Am Zelt angekommen heizen wir etwas von unserer Grillkohle an, keine Zeit heute um Feuer zu machen.. Während die Kohle vor sich hin glimmt springen wir kurz in den See. Was für eine Genugtuung bei dem Wetter.. Wir nehmen unser letztes Paket Bratwurst aus der Gefriertruhe. Dazu Folienkartoffeln aus der Glut und Sauerkraut vom Campingkocher. Geniales Essen.

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RÄSTJA beschließt danach sich kurz hinzulegen, ich bin noch fit und motiviert. Ich fahr nochmal auf den kleinen See raus, ruh du dich mal aus, heut Nachmittag gehts wieder zur Sache. Alles klar weck mich 15.00. Mach ich.

Ich genieße die Ruhe auf dem Boot, purer Luxus, hier, genau hier jetzt auf dem Boot zu sitzen. Die Sonne brennt, wieder 30°C. Ich fahre nicht weit, genau links vom Zelt ist ein kleines Seerosenfeld an dem grade ein paar Kleinbarsche geraubt haben. Ich rudere ein paar Meter und mache mich an der Kante fest. Der leichte Wind kommt gerade richtig. Ich montiere einen kleinen Flash J an der L Combo und fange an zu werfen. Vor den Seerosen kann ich ein paar der Kleinbarsche erhaschen. Es macht einfach Spaß. Ich lasse mein Fischchen nun die Kante runter tanzen, ein kleiner Ruck, zapplige Bewegungen und heftigere Gegenwehr, das wird doch nicht etwa??? Nein es ist ein kleiner Hecht, das wär ja auch was gewesen. In 30min muss ich RÄSTJA wecken. Ich werfe noch ein bisschen die Kante an, der Jig gleitet in die Tiefe.. wieder ein Ruck, wieder zappelt was am anderen Ende, aber ganz anders als beim letzten Mal.. Verdammt das ist wirklich ein großer Barsch!! Hastig schnappe ich den Kescher und netze ein. Damit hätte ich nicht gerechnet, ich stehe doch quasi genau vorm Zelt!! Mit nem 38er hätte ich hier aufjedenfall nicht gerechnet. Hammer!!! Ich mache ein schönes Beweisfoto für RÄSTJA, der wird gucken wenn er aufsteht. Der Barsch ist grade wieder weg als schon das Zelt aufgeht und ein verschlafener RÄSTJA raus stolpert.

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Ich lasse ihm ein paar Minuten um klar zu kommen und lege dann am Ufer an. Guck mal was ich hier vorm Zelt gesehen habe, (ich habe das Zelt auf dem Foto heran gezoomt) hier ist das Zelt siehst du? Als ich rauszoome und er meine grinsende Fratze mit dem Barsch sieht schüttelt er nur den Kopf... du oller Kunde das war mir gleich klar dass du hier in der Mittagssonne noch einen raus ziehen musst. Wir grinsen uns an.

Wir laden die ein oder andere Dose Bier in den Kahn, 2 Äpfel und Müsliriegel und schon sind wir wieder unterwegs.

Die Zeit vergeht im Handumdrehen, es beißt zwar nichts aber wir brauchen mehrmals Sonnencreme. Ich werd hier brauner als beim Strandurlaub, den ganzen Tag in der Sonne.. Aber das soll sich wohl ändern, morgen und übermorgen soll heftiger Regen kommen.. Hm sieht überhaupt nicht danach aus.. Naja wir können ja nachher ein paar Vorsichtsmaßnahmen ergreifen, falls doch ein paar Tropfen fallen. Aber jetzt erstmal angeln wir nähern uns der abendlichen Beißzeit. Wir driften, und sind schon sehr flach, unter uns befindet sich die Seegraswiese, Rästja montiert einen Spinnerbait mit Shad Impact und wird mit einem 70er Hecht belohnt!
 

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