Mythen rund ums Angeln : Das Märchen von der "Rückmeldung durch die Rute"

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blankmaster

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Bald frieren viele Gewässer zu, beißen tut momentan wenig bis nix : Eine gute Gelegenheit, sich mit vermeintlich gesicherten Fakten zu beschäftigen.

Mich beschäftigt seit längerem das Thema "Rückmeldung bei Ruten". Damit ist nicht nur der Anbiss gemeint, sondern auch das berühmte "Aufsetzen am Grund", insbesondere beim Zanderfischen. Viele Fragen im Forum zu Ruten beziehen sich ebenfalls auf dieses Thema. Meine Ideen beziehen sich nur auf den Tock in der Rute, nicht auf den Finger an der Schnur.

Die Theorie
Ein Gummiköder taumelt nach dem Eintauchen ins Wasser langsam zum Grund, setzt dort am Grund (hart) auf und sendet genau dieses Aufsetzen möglichst deutlich über den Rutenblank als haptisches Signal an die Pfötchen des Anglers. Das Gleiche gilt für Bisse in der Absinkphase im Rahmen der nun folgenden Animation des Köders.

Die Realität
- Bodengrund " in echt"
Selten ist der Bodengrund steinhart, häufig ist er lehmig, der Kies mit Schlamm oder Pflanzen überzogen etc pp
- Gewicht
In der Regel ist (Ausnahmen bestätigen diese) ein langsamens Absinken des Köders gewünscht - also wird "so leicht wie möglich" gefischt. Dieser Umstand beißt sich mit der erwünschten Rückmeldung, die ja bei hohen Gewichten deutlicher ausfällt als bei leichten Gewichten. Gesucht wird immer ein Kompromiss.
- Wind
Sobald auch nur ein wenig Wind herrscht, fischen wir mit einem Schnurbogen über der Oberfläche. Dieser verhindert selbstredend den direkten Kontakt zum Köder, der "Tock" durch wen auch immer muss erstmal den Schnurbogen überwinden, bevor ein klares Signal in der Rute ankommen kann. Bei nicht selten stärkerem Wind ist dieser Effekt umso ausgeprägter.
- Strömung
Bei starker Strömung verhält es sich analog zum Windeffekt.

In den letzten Monaten habe ich einige Ruten aus diversen Preiskategorien (probe-) gefischt und auch bei einigen hochpreisigen Ruten einige wenig positive Überraschungen erlebt. (Handgebaute im Sinne von "custom" waren nicht dabei). Natürlich ist es von Bedeutung, dass eine Rute für diese Angelei nicht völlig untauglich ist und zwingend einige Kriterien erfüllen muss. Allerdings glaube ich, dass die o.g. Faktoren, die nichts mit der Rute zu tun haben einen weitauß größeren Einfluss auf die "Rückmeldung" haben als die Rute selbst- sofern sie einige Kriterien erfüllen. Und klar ist auch, dass einige Ruten richtig bocken, und andere vielleicht mit vergleichbarer Rückmeldung überhaupt nicht. Klar ist ebenso, dass ich natürlich eine Rute fischen will, die möglichst präzise und verlustfrei "mit mir spricht", zumal ich das - im Gegensatz zu Wind, Untergrund und Strömung :) - durch die Wahl der Rute beeinflussen kann.

Ich halte jedoch den Einfluss der Rute auf die Rückmeldung häufig für überschätzt und sehe ihren Anteil (einige Grundanforderungen vorausgesetzt) an der Rückmeldung bei unter 50 %.
 
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Kurz und knapp, bei guten Bedingungen gibt es Ruten mit denen ich mit 10g und 4“ eine glasklare Rückmeldung habe und Ruten mit denen ich kaum etwas bzw. weit weniger merke.
(bezogen auf Bodenkontakt)
MMn. liegt das dann schon zu 99% an der Rute.

Je nach Anwendung muss aber der zu fühlende Bodenkontakt nicht immer das Hauptkriterium einer Rute sein.

Vielleicht verstehe ich aber auch nicht so ganz was du meinst. :emoji_thinking:
 

Spin+Fly

Bigfish-Magnet
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Ganz klar beeinflussen die äußeren Bedingungen wie Grund und Wind usw. die Rückmeldung. Aber umso schlechter die Rückmeldung einer Rute umso eher verpufft auch das "Funksignal" bei nicht optimalen äußeren Bedingungen. Die Sache geht also Hand und in Hand und kann nicht einzeln bewertet werden. Daher ist immer eine Rute mit möglichst guter Rückmeldung zu bevorzugen.
.
 

corrttx

Finesse-Fux
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dem sonnigen Süden
Habe jahrelang „günstige“ und vielleicht nicht 100% passende Ruten auf Zander gefischt. Bin dann durch einen guten Kollegen an meine erste NRX gekommen.

Bei gleichen oder zumindest sehr ähnlichen Bedinungen (Spot, Strömung, Jiggewicht, etc.) ist die fühlbare Rückmeldung exponentiell angestiegen. Nicht unbedingt über die ganze Range aber in gewissen Momenten, wo dann die günstige Rute gar nichts rückgemeldet hat, hat die NRX dann ihre volle Stärke ausgespielt. Teilweise ein Unterschied wie Tag & Nacht. Speziell auf voller Wurfdistanz oder bei etwas weicherem Untergrund.

Ich glaube das die Rute ein großen Anteil an der Rückmeldung ausmacht - es aber irgendwann physikalisch einfach nicht besser geht und die von Dir genannten Faktoren ins Spiel kommen.
 

blankmaster

BA Guru
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Vielleicht verstehe ich aber auch nicht so ganz was du meinst. :emoji_thinking:
:)
Ich meine, dass in der Praxis der Einfluss auf den "Tock" beim Aufsetzen durch viele nicht beeinflussbare Faktoren mitbestimmt wird, die den Anteil der Fähigkeiten der Rute am Anzeigen des Tocks sehr unwesentlich machen können .:rolleyes:

was Rückmeldung angeht hat die Rute definitiv den größten Anteil.
Ja !
Ohne Wind, Strömung, Kraut etc pp. natürlich entscheidend.
Aber unter vielen Bedingungen verhindern äußere Bedingungen diese Fähigkeit der Rute. Und dann ist es manchmal fast -aber nur fast :)- nicht entscheidend, ob die Rute nun "alles" oder nur "vieles" kann.

Eine von den beiden Ruten, um die ich nach teils krankhaft intensiven Testfischen seit einem Jahr (Danke M.!) herumeiere, werde ich mir trotzdem holen - beide kommen von HR.

Edit : Eine NRX konnte ich leider noch nicht probefischen - einer der Gründe, warum ich noch keine HR gekauft habe....
 

Pingelig

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Zwar achte ich drauf ob irgendeine " Rückmeldung" kommt aber oft genug bin ich abgelenkt, man erzählt sich oder anderes. Die beste Rückmeldung ist der Einschlag. Es ist schon richtig über die Schnur erzählt uns das Gewässer einiges aber es braucht auch ne Menge Erfahrung dieses zu deuten.
 

Weichflöte

Master-Caster
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Den eigentlichen Impuls übertragen tut ja die Schnur... die entscheidet also in erster Linie was in der Rute überhaupt ankommt. Da gibt es krasse Dehnungsunterschiede bei den Geflochtenen. Die Rute gibt den Impuls weiter und ich finde auch es gibt da unglaublich große Unterschiede! Ein echter Augenöffner für mich war z.B. eine Rockfish Rute mit hartem Solid Tip im letzten Jahr....
 

Bookwood

Barsch Vader
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Ich persönlich finde man muss sich auch auf jede Rute "einfischen". Die Erkennung bzw. Rückmeldung ist bei fast jeder Rute anders. Bei mir braucht es da ein paar mal fischen mit, ganz wichtig, auch Bissen damit man merkt wie das bei dem jeweiligen Modell gemeldet wird.
 

benwob

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Ich habe bei gleichen Wetter- und Grundbedingungen def. mit einigen Ruten eine deutlich bessere Rückmeldung vom Grundkontakt als mit anderen.
Auch achte ich bei meinen Rutenvergleichen darauf, dass Hauptschnur und Vorfach möglichst gleich oder nur minimal unterschiedlich sind.
Daher kann dann der Unterschied nur vom Blank der Rute kommen.
 

Johnnyw

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Edit : Eine NRX konnte ich leider noch nicht probefischen - einer der Gründe, warum ich noch keine HR gekauft habe....
Dann solltest du das noch dringend tun.. denn ich hab noch nie ne bessere Rückmeldung gehabt.. einzige was für mich bis dato da dran kam war die windbuster
 

Fuchur

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Wenn ich es mal umformulieren darf:

Die Rute spielt eine entscheidende Rolle, wie viel Rückmeldung man bekommt. Aber je nach äußeren Bedingungen kommt unterschiedlich viel an. Trotzdem wird unter gleichen Bedingungen die eine Rute mehr rückmelden als die andere.
Außer die Bedingungen sind so mies, dass selbst die beste Rute nichts mehr rückmelden kann....

Ich habe übrigens auch festgestellt, dass das Vorfach wichtig ist.
Ich hatte mal mit 1,00 mm FC als Vorfach beim Hechtangeln experimentiert. Mit Jerkbaits war das ok. Aber da das Vorfach immer etwas gekringelt war, konnte ich beim Gummifischangeln überhaupt nichts, aber auch garnichts spüren. Das dicke, leicht gekringelte FC hat sämtlichen Bodenkontakt weggepuffert, ähnlich wie eine Federung. Seit dieser Erkenntnis nehme ich zum Jiggen nur noch Stahl....
 

David79539

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Also ich merke den Bodenkontakt mehr über das Absacken der Schnur und den Finger an der Schnur als über den Blank. Fische aber auch keine High end Ruten.
 

Philipp Z.

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Wenn ich es mal umformulieren darf:

Die Rute spielt eine entscheidende Rolle, wie viel Rückmeldung man bekommt. Aber je nach äußeren Bedingungen kommt unterschiedlich viel an. Trotzdem wird unter gleichen Bedingungen die eine Rute mehr rückmelden als die andere.
Außer die Bedingungen sind so mies, dass selbst die beste Rute nichts mehr rückmelden kann....

Ich habe übrigens auch festgestellt, dass das Vorfach wichtig ist.
Ich hatte mal mit 1,00 mm FC als Vorfach beim Hechtangeln experimentiert. Mit Jerkbaits war das ok. Aber da das Vorfach immer etwas gekringelt war, konnte ich beim Gummifischangeln überhaupt nichts, aber auch garnichts spüren. Das dicke, leicht gekringelte FC hat sämtlichen Bodenkontakt weggepuffert, ähnlich wie eine Federung. Seit dieser Erkenntnis nehme ich zum Jiggen nur noch Stahl....
Dann gänzlich ohne FC, also Braid und Stahlvorfach unmittelbar verknüpft? Wie lang ist Dein Stahlvorfach denn? LG
 

Ricus69

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Interessanter Tipp. Habe bisher noch nie was von dieser Marke gehört.

Welche Schnüre verwendest du?
Das ist keine Marke sondern vergleichbar wenn man sagen würde feederrute, matchrute oder spinnrute…

Er könnte aber bspw. Damit Eine Graphiteleader Silverado HS (Hard Solidtip) meinen.

Gruss
Nico
 

dietmar

BA Guru
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Schließe mich da @Kanalbarschjäger an, was Rückmeldung angeht hat die Rute definitiv den größten Anteil.
Nö,

da bin ich anderer Meinung. Entscheidender Faktor ist der Mensch. Ich kenne genug Leute, die haben auch mit einem 50-g-Jig Probleme bei der Bodenerkennung. Die Rückmeldung, einer dieser Mythen die immer wieder für neue Rutenmodelle und als Kaufgrund herhalten müssen.
 

Allround-Angler

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Einmal möchte ich es erleben, dass jemand zugibt:
"Habe mir eine sehr teure Rute gekauft und spüre auch nicht mehr als mit einer mittelpreisigen.";)

Für mich sind die Prioiritäten folgende:
1. Gewässer
2. Wetter
3. Angler
4. Schnur/ Montage/ Gewicht
5. Rute
 

benwob

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Nö,

da bin ich anderer Meinung. Entscheidender Faktor ist der Mensch. Ich kenne genug Leute, die haben auch mit einem 50-g-Jig Probleme bei der Bodenerkennung. Die Rückmeldung, einer dieser Mythen die immer wieder für neue Rutenmodelle und als Kaufgrund herhalten müssen.

Das mag bei dem Empfinden der Rückmeldung einer bestimmten Rute bei verschiedenen Menschen der Fall sein.
Bin mir ganz sicher, dass es Angler gibt die da einfach "feinfühliger" sind und deshalb mehr spüren als andere.
Haben wir beim Vergleichsangeln" schon öfter gehabt, das einer von uns mit einer Rute den Grundkontakt gespürt hat, der andere aber nicht.

Wenn aber ein Angler bei unterschiedlichen Ruten und gleicher Voraussetzung (Wetter, Grund, Schnur, Vorfach, Gewicht und Köder) einen Unterschied bei der Rückmeldung spürt, hat das nix mit einem Mythos zu tun.

Da ist dann einfach bei einigen Ruten die Rückmeldung des Blanks besser als bei anderen!
 

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