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Amarok

Echo-Orakel
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@Maasspinner super Geschichte. Vielen Dank das Du sie mit uns geteilt hast.

Ich möchte mich vor allem aber auch dafür bedanken, dass dieses Thema - welches mich auch sehr beschäftigt - so gut angenommen wurde. Danke das Ihr alle Eure verschiedenen Gründe aufgezeigt habt, weshalb es Euch ans Wasser verschlägt.

Macht weiter so und ich hoffe sehr, dass mir weiterhin Sinnvolle und Fruchtbare Themen einfallen.

Petri :)
 
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yUkOn

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Ich krame das Ding mal wieder etwas vor hier.

Hatte dieses Jahr auch so das ein oder andere Erlebnis, wo die Motivation mal schwer im Keller war. Möchte mal ein-drei Beispiele etwas näher beschreiben.

Im März war ich das erste Mal an der Flensburger Förde zum Mefo-Fischen. Ein wenig Erfahrung habe ich durch die letzten Jahre, wobei das auch immer schwer durchwachsen war mit den Mefos. Und soweit oben an der Ostsee war ich auch noch nicht. Dieses Mal wollte ich jedenfalls unbedingt eine richtig Dicke haben!
Dafür habe ich dann auch zig Tage lang im eiskalten Ostseewasser gestanden, insgesamt drei Mal mit undichter Wathose (atmungsaktiv, meine alte Greys war nach zwei Tagen richtig fies undicht, die zwei Hart-Wathosen aus dem örtlichen Angelgeschäft habe ich nach je 1-2 Einsätzen wieder zurückgebracht...). Ich habe wirklich stundenlang mit undichten Wathosen bis zum Hals im Wasser gestanden ohne einen einzigen Fisch. Geblinkert und mehreren Jungs dabei zugesehen, wie die immer wieder Forellen auf Sbirolino mit Fliege gefangen haben. Hätte bei mir bestimmt auch geklappt aber ich wollte eben Blinkerrn/Wobbeln.
Irgendwann hat sich dann die erste kleine Mefo erbarmt und meinen Blinker gefressen. Ich war so super glücklich! Dachte der Bann wäre gebrochen und war direkt wieder voll motiviert. Ergebnis: die nächsten zwei Tage in Folge abgeschneidert! ;-)

Und dann kam irgendwann der Tag, an dem ich erst einen brutalen Biss auf den gejiggten Snaps bekomme, der Fisch jedoch nicht hing. Dann keine fünf Würfe später knallt es wieder und ich drille ne richtig kampfstarke Forelle und bin super auf Adrenalin, bloß den Fisch nicht zu verlieren. Stand auf einem richtig großen und hohen Findling und musste mich dann zum Keschern richtig tief Bücken, um an den Fisch zu kommen. Und was passiert - beim Griff zum Kescher schlitzt die Forelle aus. So irgendwas bei 50-55 cm wird sie wohl gehabt haben. Ich war am Ende! Völlig am Ende.
Und wie ich dann so weiterfische und langsam am Strand entlang zurück wate, mich innerlich immer noch verfluche und eigentlich absolut keinen Bock mehr hab, mache ich an einem der letzten Spots noch zwei Würfe und auf einmal knallt es so richtig böse. Der Fisch hatte dann einfach mal 64 cm und damit dicke PB. Wahnsinn, vom absoluten Tiefpunkt zum totalen Glücksgefühl in drei Würfen.

Und so ähnlich ging mein Jahr dann weiter. Nächster Halt: Panama!

Nachdem wir uns einen Tag lang etwas von der Anreise erholt hatten und ein bisschen in den Buchten vor den Mangroven rumgeschniepelt hatten, sollte es dann am ersten richtigen Angeltag direkt 80 km raus zu den Thunen auf den offenen Pazifik gehen. Gesagt getan, alle Mann aufs Boot und ab dafür. Angekommen, überall Delphine, Fregattvögel, Tölpel und darunter vmtl. auch die Thune. Ging aber erst nichts. Dann fängt einer meiner Mitreisenden zwischen gelegentlichen Magenkrämpfen und dem damit verbundenen "Anfüttern" den ersten Yellowfintuna unserer Tour und alle feiern, auch wenn er selbst am Ende der Kräfte ist. Und bei mir steigt zeitgleich die Motivation in irrsinnige Höhen.
Also weiter, immer druff, immer den Delphinen hinterher und mitten rein den Köder. Und dann kracht's und ich bin im Drill. Und im ersten Moment völlig überfordert. Der Thun reißt die Schnur nur so von der Rolle und dann konnte ich irgendwann anfangen zu Pumpen. Läuft auch alles ein paar Minuten ganz gut, dann knallt es auf einmal und meine schwere Popper-Rute hat endlich neue Reisemaße... Farbe hatten wir schon kurz gesehen und dann habe ich entweder einen Drillfehler gemacht (wovon ich bis heute nicht überzeugt bin!) oder der Blank hatte irgendwann mal einen Schlag bekommen oder was auch immer, jedenfalls habe ich den Fisch noch kurz am Leitring "gedrillt", wenn man das denn so nennen möchte und dann war er ausgestiegen. Und ich am Ende mit den Nerven. Wäre vermutlich der größte YFT unserer Tour gewesen. Wobei "groß" relativ ist, zu der Jahreszeit ist Saison und wir haben insgesamt eher kleinere Thune gefangen. Dennoch, es war ganz sicher kein schlechter.

Hilft aber ja alles nichts, der Fisch war weg, meine Laune absolut im Keller und die erste Rute Schrott. Und in die zweite, etwas leichtere, hatte ich eher so bedingtes Vertrauen, auch wen Illex drauf stand. Egal, weitermachen, immerhin ging es mir nicht halb so schlecht wie den anderen beiden Jungs, die sich die Seele aus dem Leib ge***** haben und deshalb kaum angeln konnten.

Ab jetzt mache ich es mit den Thunen etwas kürzer, weil ich noch mehr schreiben will und das sonst vmtl. keiner mehr liest. Ich habe noch meine Thune gefangen, keine Riesen und auch nicht in der Anzahl, wie erhofft aber ich habe noch welche gefangen.

Jetzt aber noch zu den Cubera Snappern. Die gab/gibt es nämlich dort auch und auch die kann man beim Poppern fangen, was allerdings ungleich anstrengender ist.
Während man bei den Yellowins mehr oder weniger rausfährt und dann auf Ansammlungen von Delphinen, Wasservögeln, etc. wartet um dann dort zu Fischen, ist das beim Inshore-Fischen auf Cubera Snapper, Roosterfish, etc. wieder ganz anders gewesen.
Da hieß es nämlich Powern! Wir haben gepoppeRt, bis uns die Arme abgefallen sind. Und es galt die Rechnung: dicker Popper = dicker Cubera. Und genau den wollte ich haben, fast noch mehr als nen großen Thun. Also bei 30 °C und 90 % Luftfeuchtigkeit Gas geben, bis zur körperlichen Erschöpfung. Und dann knallt es auf einmal. Und natürlich schlitzt der Fisch, auf den ich den ganzen Tag lang gewartet habe, nach 3-4 Sekunden wieder aus. Zum Heulen!! Motivation im Keller! Gruselig. Aber egal, weitermachen ist die Devise.
Und dann ist der Schatten wieder da. Ein riesiger, rotbrauner Schatten hinter meinem Popper, schwimmt bestimmt 20 m hinterher und dreht doch wieder ab. Und der war richtig groß! Und alle sind am Schreien, Hinterherwerfen, der beißt noch, usw. Ich werfe, Phillipp wirft, er fängt ihn, mit nem viel kleineren Köder, der eigentlich mal so gar nicht Cubera-Style war. Aber er hat ihn dran und dreht ihn auch raus. Und ich gönne ihm den Fisch, allerdings mit einem lachenden und einem weinendem Auge. Eigentlich war es mein Fisch. Die ganze Arbeit mit dem großen Popper, die hatte eigentlich den Tag lang nur ich gemacht.
Der Cubera hatte vermutlich noch mal 10 kg mehr als jener auf meinem Profilbild und das war auch schon kein Schlechter. Wie meine Motivation den restlichen Tag über war, muss ich hier wohl nicht weiter ausführen.

Ich habe meinen Cubera dann ein paar Tage später gefangen, allerdings war das Angeln zu dem Zeitpunkt schon etwas zur Tortur geworden, weil nach mehreren Tagen Poppern einfach alles nur noch wehtat. Das Durchhalten hat sich aber wieder einmal ausgezahlt!

Und nun zum guten Schluss noch zu den Wölfen. Die haben es mir seit dem Sommer nämlich so richtig angetan. Am liebsten würde ich kaum noch auf andere Fische angeln, weil die ganze Angelei so vielseitig ist und Wolfsbarsche m. E. sehr kampfstark sind.
Diesen letzten Teil mache ich nun aber wirklich kürzer, weil mir auch gerade die Augen zufallen. Nur soviel sei gesagt - Ich habe meine Freundin erneut zum Normandie-Urlaub überredet (relativ einfach, sie mag Frankreich), bin zig hundert Kilometer gefahren, habe tagelang Stunde um Stunde mit dem Kajak gegen Wind und Wellen gekämpft, bin gekentert, habe das Iphone gewässert und doch nach dem ersten Anfangserfolg fast nur kleine Fische gefangen. Anzahl okay, Größe mau. Das nagt dann an mir und an meiner Motivation. Und umso schöner ist es, wenn auf einmal beim Twitchen wirklich ein besserer Fisch dranhängt und der nen richtig guten Drill liefert und alles gut geht. Dann ist die Welt wieder in Ordnung der ganze Rummel hat sich einfach nur gelohnt :).

Und so ist das eben beim Fischen, manchmal klappt es sofort und manchmal klappt es gar nicht, wichtig ist nur, dass man dranbleibt und weitermacht. Irgendwann kommt der Erfolg und das verschafft mir persönlich mehr Motivation als alles andere, weil ich immer noch einen Fisch mehr und eine Nummer größer haben will. Und deshalb muss ich immer wieder los ;-).

Gute Nacht zusammen!
 

Fidde

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Jaaa, genau so ist angeln. Aber ein guter Fisch rettet dann mal eben eine ganze Tour.
Gerade bei den Wölfen ist Freud und Leid so dicht beieinander, tagelang suchst du und es geht nichts. Aber irgendwann findest du sie, hast den richtigen Köder und stichst ins Wespennest, dann geht es Schlag auf Schlag und der Urlaub ist gerettet.
 

nord

Hecht-King 2019
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das meinte ich mal in einem alten Bericht von mir mit leidenschft...nur wer diese Leidensachaft zu seinem Hobby hat, geht auch bis an deine Grenzen...
@yUkOn , klasse gescherieben..
 

Amarok

Echo-Orakel
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Sehr coole Story [emoji106]


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Angelspass

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Dennis Knoll

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Sehr geiler Text @yUkOn
An vielen Stellen erkennt man sich wieder und gerade dann, wenn man sich die Podex aufreißt, hat man doch gewisse Erwartungen die einen ziemlich deprimieren können. Wenn es dann aber klappt - dann ist das Gefühl natürlich unbeschreiblich. In dem Sinne ein dickes Petri und danke für den Text.
 

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