Mir ist schon klar, dass der Wolf ein sehr polarisierendes Thema ist und bei den Diskussionen sehr viel an der eigenen Einstellung zu dem Thema hängt. Trotzdem kann man ja zumindest versuchen, es sachlich zu diskutieren.
Beim Thema der natürlichen Feinde geht es darum, dass auch mal Wölfe gefressen werden, aber auch darum, dass diese natürlichen Feinde automatisch dafür sorgen, dass es einen gewissen sonstigen Druck auf die Population gibt.
Wenn das fehlt und wenn auch noch der Mensch die schützende Hand darüber hält, dann passiert auf Grund der Vermehrungsrate und dem natürlichen Verhalten der Wölfe genau das, was die letzten 10-15 Jahre zu sehen ist. Es gibt exponentielles Wachstum des Bestandes. Im gleichen Maße gibt es in D exponentielles Wachstum der Angriffe auf Nutztiere und auch exponentielles Wachstum der getöteten Nutztiere. Dies trotz aller Schutzmaßnahmen. Wenn es angeblich eine unnatürliche, viel zu hohe Bestandsdichte an Wild gibt, warum werden dann überhaupt Nutztiere so häufig gerissen? Und das trotz der Schutzmassnahmen? Und was wird wohl passieren, wenn sich den Bestand in den kommenden Jahren weiterhin vervielfacht? Der Wolf hat keine angeborene Scheu vor dem Menschen und insbesondere die Rudel sind sehr lernfähig. Sobald die merken, dass ihnen nicht viel droht, werden sie immer dreister. Zudem gilt Tollwut in D als ausgerottet, d.h. dadurch wird den Beständen vermutlich nicht viel drohen.
Dabei geht es auch überhaupt nicht um Schuld, sondern schlichtweg um die Auswirkungen.
Mich persönlich wundert dabei, dass man offenbar nicht von den Erfahrungen anderer Länder lernen will. Dort, wo der Wolf auch bejagt wird, da merkt er, dass der Mensch sein natürlicher Feind ist und es gibt deutlich weniger Probleme. Dort richten sogar größere Rudel weniger Schäden bei Nutztieren an als unter gleichen Bedingungen kleinere Rudel, welche nicht bejagt werden.
In Schweden, Finnland, Russland und auch in Polen gibt es viel mehr praktische Erfahrungen als bei uns, aber vieles wird in D aus ideologischen Gründen ausgeblendet. In Schweden werden auch nicht reihenweise Wölfe erschossen, sondern jeder Fall muss angezeigt werden und es wird untersucht, ob das angemessen war. In Skandinavien werden bei Problemen SOFORT Gegenmaßnahmen ergriffen, sofern diese nicht funktionieren, werden diese „Problemwölfe“ umgehend erlegt und zwar so viele, bis Ruhe ist, denn die Tiere sind sehr lernfähig.
Es gab bzw. gibt Rudel, welche sich auf Hunde spezialisiert haben. Die haben Hunde als leichte Beute erkannt und gezielt angegriffen und gefressen.
Selbst wenn in D Problemwölfe erkannt werden und es mal zu einzelnen Abschüssen kommen soll, werden von gewissen Kreisen sofort die Gerichte bemüht, um das zu verhindern. Wenn das nicht gelingt, dann wird halt anders „Druck“ gemacht, denn der Zweck heiligt die Mittel. Das ist letztlich Anarchie.
Ich mag auch die Natur und natürliche Tiere, aber als Angler hat man halt den Kormoran vor Augen (damit begann ja auch das Thema ;-) )
Da gab es geringe Bestände, es gab Schutzmassnahmen für die Vögel, die vermehrten sich stark und dann wurde aber irgendwann verpennt, dagegen zu steuern. Jetzt hat man irgendwann erkannt, dass es problematisch ist, aber jetzt kann man nicht mehr viel machen. Und selbst heute kämpfen viele Gruppen gegen den Abschuss vom Kormoranen. Da wird dann gern argumentiert, dass sich das Wachstum in D zuletzt verlangsamt hat, aber es wird dabei unterschlagen, dass es Wanderbewegungen der Populationen gibt (siehe die temporär extrem hohen Zahlen in MV, wo der Himmel dann auch mal schwarz ist.) und dass sich dann Bestände mehrerer Länder für einige Monate im Jahr auf kleinen Flächen konzentrieren, siehe MeckPomm.
Aber wie schon gesagt, in Zukunft bitte kein Jammern der Angler über die Kormorane. Das reguliert sich irgendwann alles von selbst, wir müssen nur geduldig sein.
PS: Den Schäfern und anderen Nutztierhaltern geht es ggfs. nicht nur ums Geld, sondern es ist vermutlich nicht gerade toll, wenn man regelmäßig das Ergebnis der Wolfsrisse und Attacken bei den eigenen Tieren ansehen muss.
Wir werden sehen, was die Zukunft bringt.