Die grundsätzlichen Zweifel an der Richtigkeit solcher Maßnahmen teile ich, jedoch etwas ergebnisoffener
Der Verweis auf die Evolution bzw. den Willen der Evolution finde ich nur teilweise zulässig. Die Evolution will an sich ja gar nichts. Das ist nur ein Wort zur Beschreibung eines Vorgangs, der von tausenden Zufällen bestimmt wird.
Weil ich das gerade an anderer Stelle als Thema hatte: die iberische Halbinsel ist natürlicherweise nahezu raubfischfrei. Sieht man von Forellen ab, ist sie sogar komplett raubfischfrei. Dazu kommen viele Weißfischarten nicht vor, dafür eine gewisse Anzahl nur dort vorkommender Weißfischarten, insbesondere erwähnenswert die 3 Barbenarten, wobei die unsere dort wiederum ebenfalls nicht vorkommt. Grund für diesen Zustand: Eiszeit und Pyrenäen. War das nun Zufall oder Absicht, dass es so gekommen ist? Inzwischen sind dort Hecht, Zander, Wels und Schwarzbarsch angesiedelt und eingebürgert worden. Wie ist das zu bewerten? Wie würden die großen Stauseen aussehen, gäbe es dort diese Raubfische nicht? Welche Verluste gab es bzw. gab es welche?
Dass Hecht und Barsch in warmen Gegenden wie Italien, die klimatisch ohnehin die Randbereiche ihres Verbreitungsgebietes darstellen, gegenüber dem Schwarzbarsch konkurrenzschwächer sind, bezweifel ich gar nicht. Nur möchte ich das nicht zwangsläufig als schlecht bewerten.
Es gibt durchaus Biologen, die der Meinung sind, dass Europa eiszeitbedingt eine relativ artenarme Fischfauna hat, die dadurch immer noch Nischen für neue Arten bietet. Beispiel wäre hier der Bachsaibling, der in sauren Moorbächen erfolgreich aufkommt, wo die Bachforelle bereits ihren Hut nehmen musste. Dass es in den Übergangsbereichen zu Verlusten bei der Bachforelle kommt, mag sein, führt aber nicht zum Aussterben der Art. Vielmehr ist die Bachforelle m.W. unter für sie günstigen Voraussetzungen die konkurrenzstärkere Art, was sich ja auch zumeist gegenüber der Regenbogenforelle zeigt. Die Einbürgerung der Bachforelle hatte in den USA für die heimischen Forellenarten weit negativere Folgen als ungekehrt hier die Einführung der Regenbogenforelle. Schönes Beispiel ist auch die Regenbogenforelle im Bodensee. Hier besetzt sie die Nische, die durch den Verbau der Laichflüsse und dem damit verbundenen Rückgang der Seeforelle größer wurde. Es ist aber keine Verdrängung, sondern ein Besetzen eines anderen Habitats (hier Laichhabitat). Auch hier die Frage: ist das negativ zu bewerten?
Tatsächlich sind die möglichen Parasiten und Krankheiten meiner Meinung nach und wie auch von Betze geschildert die größten Risikofaktoren. Und hier ist es eben praktisch unmöglich, die Risiken einzuschätzen. Das ist der Knackpunkt. Aber - und daher sehe ich das für den Scharzbarsch etwas unkritischer - es existieren ja großräumige Freilandversuche in ganz Südeuropa, die keine negativen Begleiterscheinungen durch Krankheiten oder Parasiten durch den Schwarzbarsch zeigen. Und das über Jahrzehnte!
Wolf