Fangberichte Kuba: Salzwasser-Tour mit Schwarzbarsch-Guru Samuel Yera Pompa


Nachdem im vergangenen Sommer eine geplante Reise nach Kuba leider missglückte, war es in diesem April endlich soweit. Es stand eine Meeres-Angeltour mit dem kubanischen Meister im Schwarzbarschangeln Samuel Pompa auf dem Programm.

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Gestartet wurde nach einer abenteuerlichen Fahrt im Mietwagen von Santa Clara über die holprigen Straßen Richtung Cayo St Maria an der Marina am südlichen Atlantik. Wer so eine Fahrt im Dunkeln mit- wenn überhaupt- minimal beleuchteten anderen Verkehrsteilnehmern, die aus kutschen, Reitern, Radfahrern Ochsenkarren, gut getarnten LKW und rasenden Bussen glücklich überstanden hat, weiß erst einmal Bescheid! Jetzt wurde das Kleinboot aufgetackelt und die Montagen auf Einfachheit und Stärke überprüft.

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Es war schon jetzt klar, dass die Gegner heute andere waren, als die mir aus dem europäischen Süßwasser bekannten Kandidaten. So kamen 5000er Rollen, starke Spinnruten und geflochtenen 0,28er Stärke, sowie abriebfeste Vorfächer der 100lbs klasse zum Einsatz. Da Trolling weder Samuels, noch meine Tasse Tee ist, legten wir uns auf das reine Wurfangeln fest. Auf Grund des starken Windes war das Fliegenfischen leider nicht möglich, so dass wir es mit Federjigs und einigen Hardbaits probieren wollten. Insbesondere rot weiße Federjigs, die zusätzlich mit einem Twister mit Tintenfischaroma versehen waren, stellten sich als Erfolgsköder dieser Tour heraus. Nachdem wir interessante Strukturen, sprich Plateaus und Abbruchkanten angefahren haben, konnten wir mit den ersten Würfen starten. Auf 4 Meter Wassertiefe haben wir vom treibenden Boot Federjigs mit 14-20 Gramm Köpfen in die Weiten des Atlantiks gefeuert. Während ich noch so vor mich hin sinnierte, dass diese Fischerei mit dem Angeln auf Dorsch mit Gummifischen in der Andrift vergleichbar wäre, bemerkte ich ein kurzes Nuckeln und dann stieg mir der erste Mutton Snapper der Tour mit einer solchen Urgewalt ins Geschirr, dass jeglicher Vergleich mit dem mir bisher bekannten angeln übelst hinkte! „It‘s only a small one!“, ulkte Samuel und das weckte doch deutlich Freude auf mehr! So sollte es auch sein und es gesellten sich dementsprechend noch weitere Snapper zu uns ins Boot.

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Snapper drängen mit allem, was sie haben zum Grund ohne dabei auf weite Fluchten vom Boot weg oder unter das Boot zu verzichten. Da heißt es entweder Rute hoch und irgendwie dagegen halten oder die Rute ins Wasser und unter das Boot! Am ehesten drängt sich mir der Vergleich mit einem Ü-80-Pollack auf, der in die Steinritzen am Grund drängt. Genau davon sollte man die Snapper mit höchst möglicher Kraft fernhalten, wenn man Sieger bleiben möchte.

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Zum Glück gelang es mir, sogar zwei eher seltene Exemplare der 6- und 7kg-Klasse zu fangen, was Angelkamerad Samuel erfreut mit „Look, some Monster Pargo!“ kommentierte.

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Der etwas kleinere der Monster-Pargos mit 66cm Länge biss kurioserweise, nachdem ich einen ähnlichen Gesellen am Grund nach über 10minütigem Drill in voller Entfernung durch Unentschlossenheit mangels Vertrauen ins Gerät verloren hatte “ Push him! Keep him away from the Bottom! If you dont want to lose him ! You must keep him away from the ground!“ Während ich noch dachte “ Talk du nur!“, und den Köder schnellstmöglich ins Boot holen wollte, erschien ein weiterer Schatten, der den anderen Schatten noch in den Schatten stellte. Ohne Scheiß! Dieser nahm den weiß-roten Federjig bei voller Geschwindigkeit und wir dachten zuerst, einen der mächtigen Cubera Snapper am Band zu haben.

Ausnahmsweise hatte ich jedoch aus den vorherigen Fehlern gelernt und verlangte meinem Gerät alles ab. Die aus einem 14er CTS Revo Salt Fliegenblank von mir selbst gebaute Rute federte schlussendlich alle Fuchten ab und hatte genug Rückgrat um den roten Kraftprotz vom Grund zu lösen. Nach dem Fang einiger weiterer äußerst kampfstarker Mutton Snappern kam auf einmal so richtig Leben in die sonst so coole Socke Samuel. Zu mir bisher unbekannten Flüchen hörte ich das berühmte „Tarpon!“ heraus und ein kreischender Rollentest begann. Der Tarpon zeigte sich auch sehr schnell in weiter Entfernung vom Boot durch einen beherzten Sprung und legte zahlreiche weite Fluchten hin. Nach einer gefühlten Ewigkeit konnte Samuel das Duell schließlich für sich entscheiden und den rasanten und ausdauernden Räuber vorsichtig in sein Element zurücksetzen. Das war also ein Tarpondrill!

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Geleitet von den von uns so genannten Indicator-Birds (Einschub Vogelwelt, Fregattvögel, Pelikane, Möwen und Kormorane) fanden wir uns später in der Nähe einer großen Brücke wieder.

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Dort fingen wir als unter anderem einen Bonefish, der mich in höchstes Erstaunen versetzte: wie kann ein Fisch mit der imposanten Erscheinung eines 45 Zanders dermaßen viel Schnur über die hart eingestellte Bremse von der mit 30er Geflecht gefüllten Rolle ziehen?!? Zudem gelang es mir noch einen Jack Crevalle (auch Pferdemakrele genannt) zu fangen, der sich im Drillverhalten von den Snappern dadurch Unterschied, dass sich der Kampf eher im Mittelwasser abspielte. Die mit den berühmten GTs Verwandten Fische gingen ansonsten aber auch ab wie Schmitz Katze.

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Die Jacks ließen sich auch vom Brücken-Ufer mit durchgesackten Blinkern überlisten und boten mir ein weiteres Novum dieser Reise. Nach der Landung, bei der sie bis zuletzt von einem Schwarm begleitet wurden, gaben sie tiefe knurrende Grunzlaute von sich!

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Nach dem Passieren der Brücke ging Samuel dann auf einmal schwer einer ab. Und zwar ein nach eigener Einschätzung 25-30kg schwerer Cubera Snapper! In 200 Metern Entfernung von der Brücke war dem Profi schnell klar: „Can´t stopp it! Its a Cubera about 25-30 Kilos! No Chance!“ So war es dann leider auch und wir konnten nur noch sehen, wie die gelbe Schnur Richtung Brücke zog und dort letztendlich durchschürfte. Kann man nichts machen!

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Höhepunkt der Tour war der Fang eines Barrakudas der die die Metergrenze deutlich überschritt. Während beim gezielten Angeln mit Stahlvorfach auf Barrakudas und Cuberas mit dem Popper, dem Flatshad und dem Svartzonker nur kleinere Barrakudas einstiegen, biss der zahnbewehrte Riese eher unerwartet in der Tiefe auf den Federjig in der beliebten Pommesfarbe.

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Petridank hing der Haken so glücklich im Maulwinkel des furchteinflößenden Esszimmers, dass die hochkonzentrierte Handlandung gelang. Jetzt kam die eigentliche Herausforderung. Wie bitteschön soll man denn einen aggressiv um sich schnappenden und wild mit der Schwanzflosse schlagenden Barrakuda festhalten, um ein akzeptables Foto zu machen? Naja, um den Fisch möglichst schnell wieder zu entlassen, haben wir uns da eher mit Mittelmaß begnügt, aber auch damit war ich schwer zufrieden. Hauptsache keine Finger von den rasiermesserscharfen Zähnen gekappt worden!

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Viel zu schnell verging die Zeit auf dem Wasser und wir fuhren nach dem Putzen des Bootes und ein paar Erfrischungsgetränken zurück nach Santa Clara, wo uns vor dem Filetieren der vorzüglichen Küchenfische im Hause Pompa noch etwas Zeit zum Plaudern blieb. Bei leckerem kubanischen Kaffee erzählte mir Samuel noch einiges über seinen Ausgleich zu seiner Arbeit für die staatliche Kompanie Flora y Fauna und den bis zu 300 Tagen im Jahr auf dem Meer. In seiner Freizeit angelt er im Süßwasser auf Schwarzbarsch und ist dort auch amtierender kubanischer Meister. Dieses gelang ihm schon mehrfach und auch sein Vater war in den 1970er Jahren bereits kubanischer Champion.

In Kuba gibt es keine Preisgelder, es gibt eine Trophäe und ein Erfolg steigert das Renommee. Zudem erhältst du für die Teilnahme an den Competitions Sonderurlaub. Über die Angelei in Europa zeigt sich der perfekt englisch sprechende Samuel übrigens gut informiert und ringt insbesondere den Meerforellenanglern aufgrund ihrer häufigen Leerlaufzeiten höchsten Respekt ab.

Auf die Frage, ob 300 Tage Arbeit nicht ziemlich heftig seien, antwortete er, es sei ein Geschenk, wenn du deine Arbeit liebst und es ist immer noch besser als 300 Tage im Büro zu verbringen. Was soll ich sagen: Da hat er Recht!

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Bis demnächst mal wieder!

Johannes-Franz

Material

– 5000er Rollen, sehr gute Schnur, zB Power Pro 23-28mm
– Fluorcarbon Leader 100lbs, z.B. Trilene  Sea Leader
– Kurze harte Spinruten zum Poppern
– Längere Spinnrute zum Jiggen. Ich hab ne selbstgebaute Spinnrute aus nem  14er CTS  Revo Salt Fliegenrutenblank  benutzt.
– Als Köder Featherjigs, z.B. 14g Marabou Jigs von Williamson. Wichtig ist hier ein absolut scharfer und robuster Salzwasserhaken.
– Als Hardbaits empfehlen sich Popper, der Flatshad, der Svartzonker und auch hier sollte man alle Drillinge unbedingt durch absolut robuste Topware ersetzen!

Hat Spass gemacht zu lesen :) n bisl gemein ist es ja schon, denn ich darf erst wieder im Januar aber dann eine ganze Woche Cuberas und Co. :pund Die Pagos gehn mal ab wie n Zäpfchen.....boah jetzt hab ich wieder Kopfkino :(
Einfach Nice. Bericht, Bilder sowie Fische durchweg super. Daumen Hoch.
Klasse Bericht hatte es ja schon bei Facebook gelesen..
Schöne Bilder.
Immer wieder schön sich die Bilder anzuschauen :D Noch 2 Monate und dann ist es für mich wieder Zeit in die 2.Heimat zu fahren. Hoffentlich kommen wir nen paar mal raus zum Meeresangeln.
P