Zander Fliegenfischen auf Zander!
Fliegenfischen auf Zander! Oder wie ich es gerne beschreibe: Umständliches Fischen auf umständliche Fische.
Kann man machen, macht auch Freude, ist am Anfang aber auch teilweise sehr frustrierend. Ich hatte z.B. echt Glück, null Plan von der Art, nie drauf geangelt, direkt mit der Fliege probiert und beim zweiten Versuch am Rhein einen massigen erwischt. Danach ging monatelang nichts mehr. Mal vielleicht einen Anfasser oder sowas aber ansonsten keine Chance. Dies veranlasste mich dazu die Spinnrute zu schnappen, Stellen anzusehen und einiges neues auszuprobieren.
Daher hier auch der erste Tipp für Interessierte. Selbe Stellen Anfahren wie bei der Angelei mit dem Wobbler. Da wir etwas Rückraum brauchen gilt es dies im Auge zu behalten. Da wären wir auch schon beim nächsten Punkt. Quasi alles in dem Beitrag hier wird sich um die nächtliche Angelei drehen. Ich wohne und Angel am hessischen Rhein, dieser ist hier normalerweise so klar, dass es tagsüber (vom Ufer) keinen oder kaum Sinn macht, sein Glück dann zu versuchen.
Vom Boot aus auch Tagsüber machbar.
Sehr viel besser läuft es dann eben nachts. Sollte man im Hinterkopf behalten. Auch werden sicherlich einige Kollegen gänzlich andere Erfahrungen gemacht haben als ich, sowie vielleicht auch bessere Tipps geben/haben. Darum geht’s aber hier nicht, ergänzt werden kann das ganze ja im Nachgang immer noch. Was die Gerätschaften, Schnur usw. angeht, halte ich es sehr gerne so unkompliziert wie möglich. Ruten der Klassen 7-9 lassen sich sehr gut verwenden, wobei ich die 9er schon als am absolut oberen Limit empfinde. Die Wahl der Klasse entscheidet sich aber vor allem anhand der zu werfenden Fliegen und der uns umgebenen Verhältnisse. Je größer/schwerer die Fliegen und desto rauer unsere Umgebung sind, sei es Wind/Strömung usw., desto höher gehen wir mit der Rutenwahl.
Da ich sehr gerne leichte und relativ kleine Streamer fische, reicht mir sehr oft die Klasse 7, dabei mag ich besonders gerne meine Scott Flex, die macht einfach Laune. Ist aber absolut nicht notwendig, es geht auch mit deutlich günstigeren wie z.B. von Guidline. Worauf man achten sollte, ist, dass die Rute insgesamt nicht zu straff ist, bin ich gar kein Fan von. Gerade wenn so ein Zander wie so oft vor den Füßen einsteigt, haut man ihm die Fliege gerne aus dem Maul raus. Selbes Prinzip wie bei den Wobbler Ruten. Zumal wir (im Idealfall) den „Anhieb“ mittels Strip Strike setzen und nicht über das Heben der Rute. Sprich man zerrt bei einem Kontakt kräftig an der Flugschnur, besser kann ein Anhieb nicht durchgehen und die Fliegenruten haben auch oft gar nicht den nötigen Bums dafür den Haken im Zandermaul zu setzen. In gut 90% der Fällen wird einem dies aber aus der Hand genommen, da der Biss dermaßen brutal in die Schnur einschlägt, dass die Fische entweder direkt sicher hängen oder nach wenigen Momenten weg sind. Ausnahmen sind dann eben höchstens die Attacken vor den Füßen. Die Einschläge (nicht die vor den Füßen) lassen sich dann auch mit nicht sehr viel vergleichen, wer auf den Biss beim Jiggen steht, sollte unbedingt mal zur Fliegenrute nachts greifen. Durch die Schnur in der Hand und den direkten Kontakt zum Köder hat das Ganze wirklich andere Ausmaße.
Kommen wir zum nächsten Punkt der häufig gefragt wird: Schnur und Vorfach. Lässt sich extrem einfach und schnell beantworten, eine der Rutenklasse entsprechende Schwimmschnur reicht vollkommen, da diese in den dementsprechenden Stärken auch oft schon für die Streamerfischerei ausgelegt ist,, muss man sich da nicht viel umschauen. Ich würde höchstens darauf achten keine zu kurze Keule zu verwenden. Damit lassen sich zwar gerade schwere Fliegen häufig einfacher werfen, allerdings patschen diese auch ganz schnell mal auf die Oberfläche und sorgen dadurch für Unruhe. Gerade an stark befischten Strecken kann das ein Thema sein.
Beim Vorfach braucht es nicht mal ein gezogenes, durchgehend 0.5mm oder bis runter auf 0.35mm ist vollkommen ausreichend, dieses dann in etwa rutenlang – fertig! Bei Hechten im Gewässer empfiehlt sich dann noch ein Stahlvorfach. Die Jungs bleiben auch gerne mal nachts kleben. Ungewöhnlicherweise sollte man der Fliegenwahl etwas mehr Aufmerksamkeit schenken, als ich das normalerweise tun würde.
Dabei ist weniger das Aussehen als die Funktion wichtig und diese ist, abhängig von unserer Stellenwahl. Angel ich im ruhigen Wasser brauche ich einen kleinen extra Kick an Bewegung bei der unglaublich langsamen Fischerei, verwende ich dieselbe Fliege bei starker Strömung gibt es unweigerlich mehr Fehlbisse. Ich würde daher z.B. niemals wieder in strömenden Bereichen Streamer mit Wiggletail verwenden, die Fehlbissquote ist dermaßen hoch, dass einem der Kopf platzen möchte. In ruhigen Bereichen aber werden die Dinger weggehauen, als gäbe es kein Morgen. Ansonsten steht und fällt das Ganze mit unserer Führung der Fliege, je langsamer desto besser! Aus diesem Grund verwende ich an fast all meinen Fliegen auch kleine Plastikscheiben, die ich beim Binden hinter das Öhr schiebe. Diese sorgen für eine langsamere Drift durch ihren Widerstand und eine wunderbare Bugwelle, welche für mehr Aufmerksamkeit sorgt. So kann man auch mit relativ kleinen Ködern für große Aufmerksamkeit sorgen. Zudem sind sie extrem leicht und billig herzustellen. Einfach aus einem Gummifisch- oder Wobblerblister den Kunststoff kreisrund ausschneiden, je nach Dicke zwei drei übereinanderlegen, eine Nadel heiß machen und in die Mitte ein Loch kokeln, fertig! An und für sich reichen 2 oder 3 Muster verschiedener Funktion, in zwei Farbvarianten, will man es noch weiter runter Brechen reicht genau ein Muster in einer Farbe. Ein schwarzer Bucktail Streamer, die fangen immer und überall ihre Zander. Schwarz hat bei fast jeder Gelegenheit den Größten Kontrast (zum Himmel!), hin und wieder kann aber Weiß oder Chartreuse je nach Lichteinfall den Unterschied bedeuten. Deswegen ruhig etwas Auswahl dabeihaben.
Die Größe variiert je nach Vorliebe des Anglers, von 10 bis 20cm oder mehr ist alles machbar. Da ich selbst lieber gerne unauffällig unterwegs bin, verwende ich eher so 12-15cm lange Streamer. Diese lassen sich, vorausgesetzt spärlich gebunden, auch hervorragend mit der Rutenklasse 7 Werfen.
Wieso aber nun umständliches Fischen auf umständliche Fische? Zum einen ist natürlich, dass Fliegenfischen schon die umständlichste Methode, um den Jungs nachzustellen: Klar, nicht bei der Materialschlacht, da genau das Gegenteil, aber die Methode selber! Man braucht zumindest etwas Freiraum, muss sich an das Werfen im Dunklen gewöhnen und ein Gefühl für das Material entwickeln, was es da so gerade beim Ausholen oder auch im Wasser treibt. Viel einfacher wäre es, zur Spinnrute zu greifen und einen Wobbler in den Wirbel zu hängen. Und zum anderen kann der Zander einfach außergewöhnlich umständlich in seiner Art sein. Da wird brutal geraubt aber der Köder komplett verweigert, weil er falsch über den Standort treibt, da ändert sich irgendeine Kleinigkeit am Wetter und zack schon sind gerade noch top laufende Plätze wie ausgestorben. Wer Zander mit der Fliege fangen will, muss da Bock drauf haben, etwas „Pioniergeist“ besitzen und nicht immer ausgetretene Pfade gehen wollen. Spaß am Experimentieren ist ebenfalls von Vorteil.
Mein neuerster Spleen zum Beispiel ist das „Trockenfliegen“ Fischen auf Zander, quasi genau wie beim Fliegenfischen auf Forellen, „nur geiler“ und eben Stromab statt auf. Selbst wenn bei einem Biss der Zander nicht hängen bleibt, gibt das einen Adrenalinausstoß der Seinesgleichen sucht. Zudem sieht oder hört man jeden einzelnen Biss, was zu ordentlich Vertrauen in die Methode führt. Bleibt dann einer hängen, sollte man die Rute gut festhalten, DIE Einschläge machen wirklich süchtig. Die Fliegen dafür sind zwar nicht die hübschesten, haben sich mittlerweile aber bewährt. Und das Schönste dabei? Es Funktioniert wirklich hervorragend! Hätte ich selber bei den ersten Versuchen so nicht für möglich gehalten.
Zwei Wochen später haben sich die Bedingungen mal komplett gedreht. Immer noch kein kaltes Wasser aber dafür hoch und gut trübe. Vermutlich würde es sogar zum Jiggen am Tag reichen, da habe ich aber keine Zeit für. Also geht es nach wie vor Abends mit der Fliegenrute los. Am Montag durfte ich endlich wieder meine Lieblingsrute in Empfang nehmen. Eine Wohltat muss ich gestehen, wie irgendwo erwähnt hatte sich meine Kofferraumklappe selbstständig gemacht und den Handgriff zertrümmert. Naja! Hatte dann jetzt ein Kumpel repariert und super gut fertig bekommen. Für mich kein Unterschied feststellbar, besser geht es also gar nicht.
Nun denn also Montag war ich direkt raus, Aufgrund der Sturmboen war da aber nicht wirklich was zu machen und vor allem die Fische waren nicht da. Dienstag war es dann immer noch so windig und ich habe mir die Geschichte direkt gespart. Gestern Abend war es dann aber perfekt, ganz leichter Wind von der richtigen Seite usw.
Allerdings ist das Wasser nun schon so grenzwertig hoch, dass man eigentlich nicht mehr sinnvoll angeln kann. Ich glaube mit dem Wobbler hängt man in Ufernähe instant fest, zudem drückt die Strömung nun auch an den sonst ruhigen Stellen. Ich war also dementsprechend am Hadern mit mir selbst, ob das Ganze so sinnvoll wäre. Als es nun dunkel war, konnte ich tatsächlich ein „Wälzen“ an der Oberfläche beobachten und im Anschluss quasi vor meinen Füßen wegspritzende Fischchen – aber ohne obligatorisches Rauben. Musste also nicht zwangsläufig ein Räuber sein. Ich lases den Streamer einfach einmal kurz vor mir an der Oberfläche lang ziehen, platsch weg war das Ding. Ich den Schock des Lebens bekommen, Fisch direkt wieder weg nach wenigen Sekunden. Tja! Mist aber auch!
Da der Räuber meiner Meinung nach den Haken aber nicht gespürt hatte, ich nen paar Meter hoch um die Stelle besser in Angriff nehmen zu können. Mittlerweile hatte ich auf meine Oberflächen/Topwater Fliege umgestellt. Zwar hohes/trübes Wasser aber egal! Wenn die Jungs die Oberfläche wollen, sollen sie die bekommen!
Erster Wurf in die grobe Ecke, rums Attacke auf die Fliege, nichts zu spüren. 2 oder 3 Würfe später, rums wieder Attacke, wieder nicht gehangen. Dann war mal ein paar Minuten Pause und der Fisch plötzlich wieder auf meine Fliege, dieses mal an etwas höher gelegener Stelle.
Ich daraufhin wieder Spotwechsel ein paar Schritte hoch. Sauber die Fliege abgelegt, zwei, drei Achter Schlaufen gelegt, Rums an der Oberfläche und hing! Yes! Die Zander sind auf jeden Fall noch recht „wild“ unterwegs für ihre Verhältnisse. War jetzt kein Riese mit 50cm, aber gefreut hab ich mich einfach riesig. Die Rute wieder in der Hand, die geilste Methode auf Zander, hatte bei hohem / Trüben Wasser fischt gebracht. Wer sich da nicht freuen würde, weiß ich ja auch nicht.
Also ich muss schon sagen, dieses Zanderangeln an der Oberfläche, das ist schon echt ne Nummer und wenn die Jungs gut drauf sind und die Fliege einfach 3 oder 4-5mal attackieren, geil!
Zurück zum Thema, es gilt Augen und Ohren auf am Wasser. Hört man das typische Schmatzen oder Wegsaugen, gilt es besonders aufmerksam zu sein und die Oberfläche zu beobachten. Sehr oft bleibt es nicht bei diesem einen Mal, sind wir dann in der Nähe kann man unmittelbar loslegen. Dabei sollte man am besten immer oberhalb der potenziellen Beute stehen, befindet sich diese auf derselben Höhe wie man selber, würde ich lieber ein paar Meter Stromauf gehen, als vor den Füßen zu fischen. Das gibt ganz oft nur Fehlattacken oder halbherzige Reaktion. Da fehlt einfach irgendwas.
Was den Zeitpunkt angeht, so funktioniert es das ganze Jahr über, man braucht eben nur Ecken mit Futterfisch an der Oberfläche, dabei, spielt die Temperatur keine Rolle. Auch der Wasserstand ist nicht so wichtig. Ich konnte vor kurzem erst noch bei höchstem Stand und verhältnismäßig trüben Wasser einen schönen +60er so landen.
Also beim nächsten Mal, wenn es im dunklen batscht auch ruhig zu der etwas ungewöhnlichen Methode greifen. Spaß machts auf jeden Fall!
