Fangberichte Aland Inseln – Warum kein Winternachtstraum?


Die Liebe für das nördliche Europa liegt wohl in der Familie und so
wurden im letzten Herbst drei Wochen Urlaub in dem finnischen
Inselarchipel gebucht. Die (anglerische) Vorfreude zog dann um 500% an,
als „meine“ Angelzeitschrift von fantastischen Hechte-pro-Stunde-Werten
berichtete. Auch im Internet fanden sich Texte, die frühjährliche
Salmoniden-Sternstunden, herbstliche Hechtträume und extrem fängiges
Eisangeln auf Barsch anpriesen. Zum Sommer gab es nicht ganz so
fantastisches, aber die Fische können ja zum Sommer nicht auswandern,
(oder?).

Als wir nach 2 Tagen Reise endlich unser Haus erreichten, bewunderten
wir erst einmal die Taghelle um Mitternacht (es war genau Mittsommer).
Unser Häuschen hatte Sicht auf eine Bucht, die weitgehend mit Schilf
umrandet war, beim näheren Betrachten stellte sich aber heraus, dass es
überall vor dem Schilf nur 20 cm tief war. Einen Meter Wassertiefe
erreichte man nach ca. 40 Metern waten.

Unsere Wohnzimmeruhr???:


Sicht auf die (zu flache) Bucht:


Naja, es gab ja noch mehr Wasser. Zu unserem Haus gehörten ein Kanu und ein Ruderboot, mit dem wir bald eine Stelle anfuhren, die unser Vermieter (selber bekannter Angelguide) uns empfohlen hatte. Es ging aber überhaupt nichts. Unser Vermieter erklärte uns dann auch, dass er zu dieser Zeit gar nicht ausfuhr, na toll, der kann ja auch das ganze Jahr über hier angeln.

Also nächster Tag, nächster Spot! Wir fuhren zu einem Felsen, der steil ins Wasser fiel, so dass man vom Ufer ausreichende Wassertiefen erreichen konnte. Dieser Spot schien besser zu sein und so gingen ein paar kleine Barsche auf Spinner und driftende Würmchen. Als mein Bruder dann kurz vor dem Ufer einen Hecht verlor, kam auch das Angelfieber endlich aus den Koffern.

Der Spot am Fels:


Inzwischen hatte mein Vater einen 4-PS Motor von unserem Vermieter geliehen, der auch etwas weitere Strecken möglich machte. Am nächsten Tag fuhren wir wieder diese Stelle an und ich konnte mit einem Größe-4-Spinner zwei gute Barsche haken, die nur einen „Kleinkollegen“ vorgeschickt hatten (so gehört sich das!). Mein Bruder verlor leider wieder einen Hecht im Drill.
                      



Da die Barsche weit draußen gebissen hatten, entschieden wir uns am nächsten Tag, ein Stück weit vom Ufer vom Boot aus zu Fischen. Eine gute Entscheidung:


Ein dreißiger und ein fünfundzwanziger Barsch. Man fing aber auch kleinere Stachelträger. Die beiden größeren Stachelritter kamen auf den Grill. An diesem Tag hatte ich das Pech, einen Hecht Zentimeter vor dem Kescher zu verlieren. (Das Glück, meinen ersten finnischen Esox drillen zu können). Der Hecht sprang komplett aus dem Wasser und schüttelte sich den Drilling aus dem Maul. Tags darauf fuhren wir eine Sandbank an, die unser Vermieter uns empfohlen hatte, blieben aber Schneider.

Dann wurde das Wetter schlechter und der Wind frischte auf, was es schwer machte, aufs Meer zu fahren. Als wir dann einen großen Barsch im Hafen stehen sahen, fingen wir an, das Hafenbecken zu befischen. Der Hafen war die Privatanlage unseres Vermieters (also nichts riesiges, aber für eine Privatperson schon erstaunlich).

Wir fingen dort kleine Barsche, Heringe und Plötzen. In der zweiten Urlaubswoche blieb es insgesamt anglerisch eher leise und die Inseln wurden erkundet.  Einer der kleinsten Fische die wir fangen konnten:
 


Der einzige Barsch einer Ausfahrt. Der hat auch nicht gebissen, sondern den Drilling in den Kiemendeckel bekommen. Kiemen waren aber nicht verletzt.


In der letzten Woche kam der Angelhunger wieder und mit ein paar Schweden auch anspornende Konkurrenz. Was ich toll fand war, dass auch die kleinsten Schweden (6 Jahre) mit Spinnruten ans Wasser kamen. In Deutschland hört man viel zu oft so Sprüche wie „Neee, geht mal stippen, da fangt ihr auch was. Dieses Blinkern ist nix!“ (Das nur mal am Rande).

Wir fischten im Hafen und instinktiv entschied ich mich mal, meinen kleinsten Spinner zu testen. Ich warf aus und während ich mich noch darüber ärgerte, dass ich damit bei unserer steifen Brise überhaupt nicht werfen konnte, erschien ein Schatten hinter meinem Spinner, der direkt unter der Oberfläche lief. Der Schatten biss und nach kurzem Drill kescherte mein Bruder einen 35´er Döbel. Die Schweden blieben übrigens Schneider.
 


Ganz schön schleimig, aber ein toller Motivationsschub!

Am nächsten Tag angelten wir im Hafen mit Wurm auf Barsch, weil auf Kunstköder gar nichts ging. Die Barsche blieben alle unter der 20 Zentimeter-Marke doch nach einem Anschlag zeigte sich eine große Flanke. Sie gehörte zu einer 51 cm langen Brasse, meinem mit Abstand größtem Weißfisch.


Der Drill an einer weichen zwei Meter Rute -> Spaß! Der konstant auf „unser“ Ufer gerichtete Wind schien viel Fisch vor dem Ufer versammelt zu haben. Am nächsten Tag ruderten wir nur ein Stück zu einer tiefen Stelle auf unserer Uferseite und die Schinderei gegen den Wind schien sich zu lohnen.


Schöner Dreißiger – Das war der einzige Barsch den wir im ungeschützten Wasser gefangen haben und man erkennt den Seegang, der Barsch ist schon ganz grün.

Am nächsten Vormittag konnten wir aus zeitlichen Gründen nicht rausrudern und hielten deswegen ein paar Würmer an einem bisschen Schnur vom Boot aus ins Wasser. Das Boot lag glücklicherweise überdacht, aber unter dem Dach war kein Platz für Ruten.

Plötzlich tauchte unter dem Heringsschwarm ein Barsch auf. Während der Stachelritter drei Versuche brauchte, bis er den Wurm intus hatte, überlegte ich noch, ob ich den Wurm nicht wegziehen sollte, weil ich Angst hatte, der Barsch könnte das dünne Monofil zerreißen. Doch der Drill begann schon und man konnte den Fisch beobachten, wie er wilde Kreise drehte. Der Barsch hatte 25 cm und mir im Drill richtig Spaß gemacht. Mein Bruder erwischte auch noch einen Barsch dieser Größe vertikal vom Steg, aber der verabschiedete sich mit einem Sprung aus dem Kescher, sobald der Haken gelöst war.

Am Nachmittag fuhren wir wieder zum Spot des vorhergehenden Tages und mein Bruder bekam einen heftigen Biss auf einen roten Spinner von einer ca. 45 cm langen Brasse, die beim Keschern ausschlitzte. Während wir Kunstköder durchs Wasser zogen, ließen wir immer eine Posenrute mit Wurm in unserem Blickfeld driften. Sie „zeigte an“, wo die Barsche standen. Erstaunlich war auch, dass fünf cm Barsche die Pose vollständig verschwinden ließen, doch dann gab es einen sehr zaghaften Biss, der Anhieb saß und heraus kam ein 37´er Döbel.


Ich als Fotograf, das üben wir nochmal.

An unserem vorletzten Angeltag fuhren wir ein Stückchen weiter, blieben aber auf unserer Uferseite. Nach kurzer Zeit, bekam mein Bruder einen Biss auf seinen Spinner und wieder war es eine räuberische Brasse. Das Maßband zeigte 47 cm.


Toller Kämpfer und zuhause hab ich fotografieren geübt. Danach blieben die Bisse aus.

Es war unser letzter Angeltag und wir hatten noch keinen Hecht landen können. Ich war mäßig optimistisch, ausgerechnet jetzt einen zu fangen, doch zumindest das Wetter wollte uns unterstützen und schickte uns endlich wieder ein paar Sonnenstrahlen. Wir fuhren an einen Spot, den wir selbst “entdeckt“ hatten und machten ein letztes Mal die Ausrüstung fertig. Der Spot war, mit einer dichten Schilfbank und einem Felsen, der sich bis 10 cm unter die Wasseroberfläche erstreckte, sehr interessant. Wir fischten einige Zeit, aber mit den Wolken am Himmel kam der Pessimismus. Ich beschloss, die interessantesten Stellen noch einmal mit einem großen goldenen Spinner anzuwerfen:

-Schilfkante rechts hinter uns
-Felskante links das erste Mal mit, das zweite Mal ohne Absinkphase
-Felskante links; absinken lassen; BISS! HÄNGT!

Diesmal drillte ich den Fisch ruhig aus, um nicht wieder einen Sprung am Ende des Drills zu haben. Der Hecht ließ sich dann auch ruhig über den Kescher führen. Der Esox ist mit 58 cm kein Riese, wird aber als letzter Fisch des Urlaubs in toller Erinnerung bleiben!


Ein gelungener Abschluss!!!

Wer mal in einer tollen Landschaft Angeln will, für den sind die Alands ein Hit. Und falls ihr einen Guide braucht/wollt, schaut doch mal bei Ulf Rundberg vorbei, er zeigt euch dann bestimmt auch den Gipsabguss seines 23 kg Lachses (Was für ein Geschoss!!!).

Hier sind noch ein paar Impressionen aus dem Urlaub:


Ich wünsche euch einen fischreichen Sommer, PETRI!!!

T
so muss urlaub sein, schönes wetter und fische am haken :)

klar - ein finnischer meterhecht wäre was feines gewesen, aber wenn ihr in eurem alter schon mit meterhechte anfangt, was wollt ihr dann später mal fangen? :wink: man muss sich ja noch steigern können.

danke für den kurzweiligen artikel.
H
schöner artikel, auch ohne meterhechte! :)
weiter so!
C
Toller Artikel :D - Dort wollte ich schon immer mal hin! Kenn dort sogar einen Einheimischen, nur leider kann er mit angeln nix anfangen :roll:
Gruß Claus
W
Schöner Urlaub, netter Bericht. Die Fotos sind doch soweit gut. Und die gefangenen Fische sind dazu zum Teil ganz beachtlich. Vor allem wenn bedenkt, dass die gezeigten Weißfische Alande sind :wink:

Wolf
V
jupp, schöner bericht, auch wenns mit dem meterhecht nicht geklappt hat. aber wie schon wolf sagte, das sind weder bassen noch aitel sondern alles alande :)
K
erstmal vielen Dank für das Lob :)

das mit den Döbeln, die Alande sind stimmt wohl, aber ich hab das auch nur grad mal bei Google angeschaut, ich kannte Alande sonst nur vom hören - kamen in der NRW-Fischerprüfung nicht vor und viel mehr hab ich mich mit Weißfischen nicht auseinandergesetzt :? :lol:
D
jup,die sau...wohnt im paradies dieser banause!!!
S
Im nächsten Sommer bin ich vermutlich auch dort oben.
Wo auf den Åland-Inseln war denn Euer Standort?
M
ich spreche hiermit ein riesiges lob aus wirklich richtig geil gemacht
:D :) :eek:
das nächste mal probiert es mit kleinen twistern und ner feinen spinnrute dann fangt ihr barsche ohne ende :p 8)
M
das ist für mich der eindeutige beweiss das man auch ohne viel schnickschnack und teuren ruten super fische fangen kann ... einfach topp... 8O
M