Sanierung des Arendsees durch Fällung von Nährstoffen

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Walstipper

Finesse-Fux
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Einfacher (und sinnvoller) ist es doch aber sicherlich die Ursache zu beheben...

Weiste, die Frage ist halt wer hier überhaupt was will...

Barschbernd: Angst um sein Gewässer, welche Folgen hat das?

nobo: Diese ganzen Umsetzungen machen weniger Fisch

Boris: Ist das überhaupt Effizient, aber vorallem, WOFÜR?

wrrl: Einhaltung der Richtlinien

Touristenbranche: Klares Wasser, Badespaß, lokalen Fisch in den Restaurants

Fischer: Fisch

Angler: Große Fische, wenig Badegäste und Konsorten

Hier wird beschrieben, weshalb eine Fällung sinnvoll sein könnte: http://www.bwk-bb.de/fileadmin/Dokumente/Service/Mitglied/03_Restaurierung_des_Arendsees.pdf

2,1T P werden jährlich eingetragen, der Wasserkörper speichert aber 25T. Die können anscheinend in einer enormen Fällung eliminiert werden. in einer zweiten Fällung nach 5 Jahren wird nochmal eliminiert. Nachhaltigkeit? Geht so, weil teilweise unbekannte 2,1T Phosphor sind eben ca 1/10 des Seekontingents, welche den See in dem Maße nicht wieder verlassen.
Man Schaue sich mal auf Seite 28 an, welche p-Konzentration die Grundwasserquellen im See haben, da wirds einem schwindlig....

@Barschbernd: Ich vermute, auch wenn sie Fällen, wird der See nie "angelgefährdend" oligotroph. Dazu is einfach zuviel Phosphat drin, als auch zu viele Eintragsquellen. Eventuell bekommen sie den Pond nichtmal auf ein mesotrophes Level ;)

Hätte interessehalber noch zwei Fragen: Hat es viele Wasserpflanzen im Flachwasserbreich, oder könnten sich da noch mehr ansiedeln?? Ist der Zander oder der Hecht dominanter?
 

Stefan_M

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Moin!

Ja, solche Fällungen wurden bereits erfolgreich gemacht und sind auch zielführend. @Barschbernd: Du kannst dir das Ergebnis am Barleber See ja selbst zu Gemüte führen. Literatur müsste sich dazu auch noch finden lassen. Den Fischbestand kann ich mir beim Schnorcheln immer wieder ansehen und der ist großartig!

Wenn eben zu viel P bereits frei verfügbar ist und auch noch im O2-freien Tiefenwasser aus dem Sediment rückgelöst wird, ist es nicht mehr weit bis zu Algenmassenentwicklungen. Und dann hast du auch nicht mehr viel von deinem geliebten Revier. P muss limitierender Faktor bleiben, ansonsten droht der GAU. Klar muss man mittel- bis langfristig das Einzugsgebiet sanieren. Aber den Nährstofffluss stoppt man nicht von heute auf morgen. Da muss man in Jahrzehnten denken.

Der Arendsee wird seit eh und je von Behörden und wissentschaftlichen Einrichtungen begleitet. Und wenn man sich jetzt für solch einen Schritt entscheidet, wird dafür ein guter Grund vorliegen. Da muss man auch mal ein bisschen Vertrauen in die Wasserwirtschaft haben!

Grüße, Stefan
 

Barschbernd

Finesse-Fux
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Erstmal vielen Dank für eure Beiträge, ich bin da jetzt sehr viel weiter als vor dem Wochenende!!! Ist halt auch so, dass ich mit Chemie nie wirklich was am Hut hatte und seit dem Abitur vor 28 Jahren auch keinen wirklichen Kontakt mehr dazu hatte ;-).

Der ganze See wird von einer Schilfkante, die eine Breite von 10 - 30 m hat, umrandet. Die wird nur an Anlegern, Stegen, Badestellen und Privatgrundstücken unterbrochen. Wirklich Flachwasserbereiche gibt es nur am Ost- und Nordostufer. Da sprechen wir dann von 1 bis 2 m Wasertiefe. Hier findet man auch Wasserbewuchs hinter der Schilfkante. Am Südostufer, in Höhe der Anlegestelle der Queen, bilden sich seit einigen Jahren Pflanzenfelder, die jährlich größer werden. Die Pflanze kenne ich nicht, die wächst so in 2 - 4 m Tiefe mit langen Trieben bis zur Oberfläche. Die Blätter sind sehr dick und zäh, so dass man bei einem Hänger in der Regel ganze Stengel ausreist. Außerdem haben die Blätter so eine Art Schicht aus feinem Sand/Kies, jedenfalls fühlt sich das so an. Ein paar Angler haben mir berichtet, dass diese Pflanzen vor einigen Jahren (ich bin jetzt seit 5 Jahren am See) noch nicht da waren.

Auf jeden Fall sind Hecht und Barsch die dominanten Raubfische. Zander gab es meiner Kenntnis nach noch nie. Der Besatz von Zandern wurde immer wieder gefordert, aber vom Fischer nie umgesetzt. Deshalb hat man ihm vermutlich vor ein paar Jahren Welse vor die Nase gesetzt. Von denen wurden in den letzten zwei Jahren immer wieder kleine Exemplare beim Posenangeln mit Wurm gefangen. An Weißfischen gibt es viele Brassen in Durchschnittsgröße und Plötzen, Rotfedern und Güstern in rekordverdächtigen Maßen. Das Brutfischaufkommen war in den letzten drei Jahren gigantisch, bei ruhigem Sommerwetter ist der gesamte Uferbereich einfach schwarz von den Schwärmen.

Das der Barleber See früher Probleme hatte, weiß ich auch. Ich dachte bisher jedoch, dass man die Probleme mit den Umwälzpumpen am Südwestufer in den Griff bekam. Anglerisch bin ich da erst in den letzten 3 Jahren hin und wieder unterwegs, sehr klares Wasser mit einem guten Hecht- und Barschbestand ;-). In den Achtzigern war ich fast ausschließlich an den Altwassern in Ostelbien, daher kenne ich die Lage dort in dieser Zeit nicht wirklich. Nur am Neustädter See waren wir noch hin und wieder zum Zanderansitz (die gibt es da heute leider nicht mehr).

In der PDF vom Walstipper sind ja auch einige Zeitungsberichte und da habe ich ein paar Leute gleich erkannt...habe jetzt also für das Frühjahr gleich ein paar Ansprechpartner.

Nochmal besten Dank, René
 

Walstipper

Finesse-Fux
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Auf jeden Fall sind Hecht und Barsch die dominanten Raubfische. Zander gab es meiner Kenntnis nach noch nie.

Danke für die Info, hatte ich umgekehrt vermutet. Da hat der See fast 200 µgP/L, aber keine Zander, schon skurril. Wurden die denn nie besetzt? Ist der See doch noch zu klar?
 

Stefan_M

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Moin!

Jop, nur die Tiefenwasserableitung hätte am Barleber nicht geholfen. Darum wurde P ausgefällt. Es wurde sogar mehr Fällmittel im Barleber ausgebracht als rechnerisch nötig. War der DDR-Planwirtschaft geschuldet. Lieber mehr ordern, um dann die Menge zu bekommen, die man braucht. Nur wurde dieses Mal alles geliefert. :shock: Naja, was tun? Das "Zeug" war ja nun mal da. Nachgerechnet und letztendlich entschied man sich fürs verteilen im See. Damit wurde eine Depot-Wirkung erzielt, die bis heute anhält. Anstiege an Al-Konzentrationen oder toxische Wirkungen sind nicht bekannt bzw. nachgewiesen. Und der Barleber ist gut untersucht!

Ach ja: Al ist das dritthäufigste Element auf unserem Planeten und das häufigste Element in der Erdkruste. :wink:

Grüße, Stefan
 

Barschbernd

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Danke für die Info, hatte ich umgekehrt vermutet. Da hat der See fast 200 µgP/L, aber keine Zander, schon skurril. Wurden die denn nie besetzt? Ist der See doch noch zu klar?

Ich habe zu danken, auch @Stefan_M!!!
Zander wurden nie besetzt, sollte aber grundsätzlich funktionieren. Naja, Hauptfische der Bewirtschaftung sind nun mal Kleine Maränen und Aale, da sind Zander verständlicher Weise als zusätzlicher Konkurrenten nicht unbedingt willkommen ;-).

Der Fischer vom Arendsee

Nun, die erfolgreiche Sanierung des Barleber Sees macht mir nun wieder Mut
 
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Barschbernd

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Fischer "...Wilfried Kagel. Wenn die im Ruhrgebiet so ein Trinkwasser hätten wie wir hier im See haben, wären sie froh“, sagte er."

Quelle: http://www.az-online.de/altmark/arendsee/gehts-ueberleben-1269647.html

Würde mich mal interessieren, ob da etwas dran ist ;-). Der Wilfried ist eine Seele von Mensch und vor allem ein humorvoller und lustiger Zeitgenosse. So sollte man das Zitat auch einordnen ;-). Wer mal am See vorbei kommt, holt sich ja i.d.R. ne Karte bei ihm, ein Erlebnis! und Geselle Fabian hat eigentlich immer einen Tipp zum Barschangeln parat.
 

Stefan_M

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Moin!

Bitte, immer wieder gerne.

Bzgl der Trinkwassernummer: Da bin ich raus. Bin Wasserbauer. Kann dir nur sagen, dass in Colbitz erstklassiges Wasser für MD gewonnen wird. Die zweite Fassung für MD - in Lindau - ist nicht viel schlechter. Was in MD aus der Leitung kommt, kann man bedenkenlos trinken. Kann mich nur schwer erinnern, wann ich das letzte Mal Wasser gekauft habe.

Grüße, Stefan
 

Walstipper

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Fischer "...Wilfried Kagel. Wenn die im Ruhrgebiet so ein Trinkwasser hätten wie wir hier im See haben, wären sie froh“, sagte er."

Quelle: http://www.az-online.de/altmark/arendsee/gehts-ueberleben-1269647.html

Würde mich mal interessieren, ob da etwas dran ist ;-). Der Wilfried ist eine Seele von Mensch und vor allem ein humorvoller und lustiger Zeitgenosse. So sollte man das Zitat auch einordnen ;-). Wer mal am See vorbei kommt, holt sich ja i.d.R. ne Karte bei ihm, ein Erlebnis! und Geselle Fabian hat eigentlich immer einen Tipp zum Barschangeln parat.

http://warl.de/index.php?modul=ModulService&action=HandleWasserlexikon#fluorid Schau dich mal hier um. Phosphat ist erst ab extrem hohen Mengen schädlich.

Was in MD aus der Leitung kommt, kann man bedenkenlos trinken. Kann mich nur schwer erinnern, wann ich das letzte Mal Wasser gekauft habe.

Von dieser Meinung bin ich längst abgekommen. Nicht weil das Wasser an der "Quelle", also einem See etc. einen schlechten Gütegrad hätte, sondern weil ich nicht weis inwiefern Wasser aus der Leitung in uralten Rohrleitungen, in welchen es hunderte Meter steht, vor sich hin rottet. Ich wüsste auch nicht wann jemand die Qualität hier im Block am Ende eines Hahns mal geprüft hätte. Aber das wird zu viel Offtopic :)
 

Walstipper

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Denn was mich etwas stutzig macht ist, dass das Phosphat mit Aluminium gefällt werden soll, während die Wissenschaft mittlerweile die Giftigkeit von Aluminium diskutiert.

http://warl.de/index.php?modul=ModulService&action=HandleWasserlexikon#alu

Aber Vorsicht, welche Aluminiumverbindung in Wasser (mg/L)? Bei Aluminiumsulfat entsteht, wenn nach der Phosphatfällung überschüssig, Aluminiumhydroxid und Schwefelsäure, falls ich mich da ned irre.
 

Barschbernd

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So, zum Problem der Phospharkonzentration im See habe ich nun noch eine Quelle gefunden:

"Im Vergleich mit anderen potentiellen Eintragspfaden (z. B. landwirtschaftliche Dränwässer) sei das Grundwasser sogar für mehr als 50 Prozent der Phosphor-Last des Sees verantwortlich. Bisher galt Phosphor als schwer löslich und damit im Grundwasser als nicht mobil. Umso überraschender ist deshalb das Ergebnis der Wissenschaftler."...
...""Was die Ursache für die starke Belastung des Grundwassers mit Phosphor ist, lässt sich im Moment noch nicht sicher sagen. Das lässt das Land Sachsen-Anhalt derzeit intensiv untersuchen", erklärt Dr. Michael Hupfer, der sich seit 1994 intensiv mit dem Arendsee beschäftigt. Die Werte legen nahe, dass die potentielle Quelle der hohen Nährstoff-Konzentrationen mit den Siedlungsanlagen in Verbindung steht."

Quelle: http://www.analytik-news.de/Presse/2015/550.html
 

Stefan_M

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Moin!

Der Eintragspfad ist ja echt interessant. Wenn du da mehr hörst, bitte posten.

Grüße, Stefan
 

Barschbernd

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Finesse-Fux
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Edit: Gibt es eigentlich so etwas wie Limnologie für Einsteiger? Ich denke, sonst komme ich da nicht wirklich weiter.

Wenn du kein extremer Chemielaie bist, ist das überhaupt kein Hexenwerk. Da wird sich was finden lassen. Richtig schwer wirds in dann in der Limnologie, wie generell in der Ökologie, wenns genauen Vorhersagen bedarf, weil so ein System eben komplex ist. Es gibt dabei für gewisse Gebiete eine gewässerphysikalische Sparte (aus allgemeinen Physikern), weil die Physik des Biologen nicht ausreicht.
Für die tiefere allgemeine Limnologie brauchts noch etwas Mikrobiologie, für die Basics aber nur bedingt notwendig.

Versuchs doch mal hier klassisch mit der alten Schule (1930) :mrgreen: https://books.google.de/books?id=6A...woAZwQ6AEIIzAB#v=onepage&q=limnologie&f=false

Bei Fragen gerne PN!
 

Barschbernd

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Na, ein extremer Chemielaie bin ich nicht, liegt aber alles, wie schon gesagt, 28 Jahre zurück. Auf dem Abi-Zeugnis stand aber immerhin ne zwei und mein Sohn (9. Klasse, Abiturstufe) ist da noch besser drauf als der alte Herr ;-). Da habe ich also auch Unterstützung.

Ich hatte das hier im Blick: Einführung in die Limnologie

Am besten ich gehe mal bei Gelegenheit in eine Buchhandlung.
 

Barschbernd

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Heute mal wieder ein paar Bilder von meinem geliebten Teich ... Freitag

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und heute

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...Wassertemperatur an der Oberfläche derzeit 7° C ...ab 5 Meter wahrscheinlich im Bereich der Anomalie, es dauert wie immer etwas länger als an anderen Gewässern...selbst der Fischer findet die Barsche noch nicht :)

Edit: Sichttiefe mindestens 5 Meter :lol:
 
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