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HI!
Ich habe dort mal angefragt und folgende Antwort erhalten:
Walter Trampf
Deutscher Wetterdienst
Geschäftsbereich Klima und Umwelt
Abteilung Agrarmeteorologie
Referat Fachleitung Produktion und Vertrieb
(...)
Guten Morgen,
unter Mitarbeiter herr Dr. Müller hat folgende Antwort formuliert:
Lassen Sie mich auf Ihre Frage zum Anglerwetter, insbesondere zu den Beißindices, eingehen.
Mit der Frage "Wann eigentlich beißt der Fisch?" berührt der DWD das wohl heikelste Thema des Angelsports. Neben einer fundierten Wettervorhersage und Tabellen mit den wichtigsten Wetterelementen (einschließlich nächtlicher Mondscheindauer) wird der Sportfischer in dem für 63 Regionen Deutschlands täglich herausgegebenen Wetterfax für Angelsportler mit Informationen über das Beißverhalten für 16 verschiedene Fried- und Raubfischarten durch Beißindices von 0 (fast aussichtslos) bis 10 (bestmögliche Erfolgsaussichten) für jeden einzelnen Tag des fünftägigen Vorhersagezeitraumes versorgt, gilt es doch als erwiesen, dass die Beißlust der Fische in starkem Maße von den Witterungseinflüssen bestimmt wird. Die betrachteten Fischarten können von Region zu Region unterschiedlich sein. Das an der ehemaligen DWD-Dienststelle in Halle (heute mit Sitz in Leipzig) entwickelte Modell zur Bestimmung der Beißlust ermöglicht auf der Grundlage der prognostizierten Wetterdaten eine Berechnung der Beißindices für die wichtigsten 34 hierzulande anzutreffenden Fischarten.
Dem Modell zur Bestimmung des Beißindexes für insgesamt 34 Fischarten liegen mittlere monatliche Beißzeitgüten (schlechte = 2, mittlere = 4, gute = 6, beste = 8 ), die auf langjährigen anglerischen Erfahrungen beruhen und für die einzelnen Fischarten unterschiedlich sind (Anglerjahrbuch 1963), zugrunde. Diese werden in Abhängigkeit von Luftdruckverhalten, Bewölkungsverhältnissen, Windrichtung, Temperaturverhalten gegenüber dem Vortag, Niederschlagsverhalten, Wasserstand am zu prognostizierenden Tag und Nachthelligkeit (Mondschein) durch elementbezogene Zu- oder Abschläge erhöht oder verringert. So bestand die Möglichkeit, eine Skala der Beißlustkennziffern (Beißindices) von 0 bis 10 zu entwickeln.
10 - bestmögliche Aussichten
9 - ausgezeichnete Aussichten
8 - sehr gute Aussichten
7 - vielversprechende Aussichten
6 - gute Aussichten
5 - eingeschränkt gute Aussichten
4 - mittlere Aussichten
3 - befriedigende Aussichten
2 - schlechte Aussichten
1 - sehr schlechte Aussichten
0 - keine (hoffnungslos schlechte) Aussichten
Streng genommen gibt es aber kein Wetter, bei dem überhaupt kein Fisch beißt (alte Anglerweisheit). Die Skala der Beißlustkennziffern findet auch in den unter
www.wetter.com veröffentlichten Karten Berücksichtigung. Die angegebenen Kennziffern stellen einen Mittelwert für die Gewässer der betrachteten Region dar. Eine Unterscheidung zwischen fließenden und stehenden Gewässern erfolgt dabei nicht. Wind aus östlichen Richtungen, starker Lufttemperaturrückgang und gering bewölkter Himmel verringern im allgemeinen die Beißlust des Fisches. Bei Raubfischen hat der Angler nach mondhellen Nächten am Folgetag in der Regel etwas schlechtere Karten, da beispielsweise Hechte, Zander, Welse, Barsche usw. das Mondlicht zur Jagd nutzen und sich satt fressen. Anglerreime wie "Weht der Wind aus Osten, fängt der Haken an zu rosten" oder "Weht der Wind aus Ost und Nord, bleib vom Wasser lieber fort" unterstreichen den Windrichtungseinfluss auf das Beißverhalten. Ein Anglerspruch besagt: "Scheint die Sonne auf den nassen Pfahl, beißt nicht der Barsch, sondern der Aal". Der Reim ist nicht von der Hand zu weisen, da bei Schauer- und Gewitterlagen (Wechsel von Sonnenschein und Niederschlagsereignissen) in der warmen Jahreszeit der Aal nicht nur nachts, sondern auch tagsüber an den Haken geht. Wind aus Südwest, bedeckter Himmel, leicht ansteigender Luftdruck, sanfte Temperaturzunahme und mittlerer Wasserstand erhöhen die Erfolgschancen des Anglers. Der Erfolg des Sportfischers hängt natürlich auch von seinen Fähigkeiten (Zusammenstellung des Gerätes, Köderwahl, Wahl der Angelart, Verhalten am Fischwasser usw.) ab. Diejenigen, die sich über viele Jahre dem Zauber des Fischwassers hingegeben haben und passionierte Angler sind, wissen dass diesem Aspekt auch eine nicht zu unterschätzende Bedeutung zukommt, der sich allerdings modellmäßig nicht erfassen lässt.
Was beispielsweise den Beißindex für den Karpfen angeht, werden Sie merken, dass mit dem Ende der Laichzeit des Karpfens im Sommer und der ansteigenden Wassertemperatur dieser allmählich auf höhere Werte steigen wird. Seine Maximumwerte pflegt der Beißindex für den Karpfen unter normalen Bedingungen in den Monaten September und Oktober zu erreichen. Während seiner Laichzeit pflegt der Karpfen verhaltener zu beißen. Danach kommt seine Beißfreudigkeit erst so richtig in Schwung. Als "Vater" des vom DWD herausgegebenen Wetterfaxes für Angler habe ich über viele Jahre selbst geangelt und mich auch mit ichthyologischen Fragestellungen befasst. Für Anregungen sind meine Kollegen und ich jederzeit dankbar.
Dr. Jurik Müller
Angelsportbegeisterter Meteorologe
So, hoffe, damit könnt Ihr was anfangen ...
Grüße, DD[/align]