Das rhythmische Wogen der auflaufenden Flut an den hellen Sandstrand unterbricht die faszinierende Stille dieser Mittsommernacht. Unter die Gischt mischt sich zudem immer mal wieder das ächzende Geräusch der Bremse meiner kleinen Stationärrolle.
An einem 22. Juni morgens um 2 stehe ich hier an einem der einsamsten Plätze dieser Welt etwa 2.500 km von der Heimat entfernt und kann immer noch nicht fassen, was sich in den letzten 60 Minuten an diesem kleinen Strand der isländischen Westküste abgespielt hat.
Die Sonne taucht mit gleißendem Licht bereits wieder hinter den vergletscherten Gipfeln der erloschenen Vulkankette am Horizont auf und verleiht dem auflaufenden Wasser einen schweren bleifarbenen Glanz.
Was für eine Kulisse! Welch tolles Land, dessen Natur trotz der oberflächlich betrachteten Kargheit dem Auge des aufmerksamen Betrachters so viele Farben zu bieten hat. Ja und was für ein dieser Umgebung gerecht werdender Gegenspieler, der mit all seinen Möglichkeiten schon einige Minuten zu verhindern versucht, seinem Element entrissen zu werden!
Der Fisch zieht beharrlich weiter die dünne geflochtene Schnur von der Rolle und der Blank der viel zu leichten Spinnrute nickt bedrohlich bei jedem Kopf- und Schwanzschlag meines Gegenüber.
Ich weiß bereits mit wem ich es am anderen Ende der Leine zu tun habe! Es ist ein etwa 7 Pfund schwerer blanker Silberbarren, der seit einigen Minuten wütend und entschlossen versucht den Haken meines Kunstköders abzuschütteln.
Der schwarze Schatten war meinem silbernen Toby Blinker in pfeilartiger Geschwindigkeit aus tieferem Wasser bis 5 Meter vor die Strandlinie gefolgt und hatte dort ohne ein Anzeichen von Argwohn den Köder genau in dem Moment gepackt als ich ihn aus dem Wasser heben wollte. Die Meerforelle reagierte auf den unerwarteten Widerstand mit drei bis vier spontanen Salti und Schrauben und zog dann ohne jegliche Unterbrechung in einem Augenblick 30 Meter Schnur von der Rolle.
Vollkommen deckungsgleich haben sich schon die fünf anderen Fische verhalten, die ich innerhalb nicht einmal einer Stunde an diesem Meerforellentraumstrand haken durfte.
Während der Fisch weiter um sein Leben kämpft schweifen meine Gedanken weit zurück in die „gute alte Zeit“, als ich vor etwa 30 Jahren, ausgerüstet mit dem neuesten „RilehRex“ Modell, 0,30er „Leska“ Schnur und einem Germina Vollglasknüppel, viele Fische an den Außenküsten der Insel Rügen fing. Doch so sehr ich gedanklich in meinen Erinnerungen wühle, mir fällt beim besten Willen kein auch nur annähernd vergleichbares Angelabenteuer beim Küstenspinnfischen ein! Das hier und jetzt ist etwas ganz Besonderes in meinem Anglerleben!
Lautes Platschen ruft mich zurück in die Gegenwart. Der Fisch stemmt sich oberflächennah mit verzweifelten Schlägen seiner kräftigen Schwanzflosse unmittelbar vor meinen Füßen gegen sein Schicksal. Geduld und Erfahrung während des sanften Drills haben jedoch ihre Spuren hinterlassen und mit geschwundenen Kräften taumelt die schöne Forelle nun benommen in den Wogen der Brandung. Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages werden von der silbernen Flanke des Fisches stark reflektiert und spätestens in diesem Moment wird mir die Bedeutung der Bezeichnung „Silberbarren“ noch einmal bewusst.
Es ist soweit, jetzt volle Konzentration, denn die zweite sehr kritische Phase neben dem unmittelbaren Moment nach dem Anbiss, bei dem sich 90 % der Fische aus dem Wasser schrauben, die Landung kann nun beginnen. Völlig spartanisch ausgerüstet, ohne Wathose, ohne Kescher und mit viel zu leichtem Gerät, welches wie zuvor beschrieben noch durch ein 1,5 Meter langes und 0,22 Millimeter starkes Fluocarbonvorfach ergänzt wird, ist es ein vergleichsweise schwieriges Unterfangen den Fisch zu stranden. Zwei Fische gingen bei dieser heiklen Aktion bereits verloren.
Doch die Brandung, die zuvor noch das Angeln behinderte, weil ich mangels passenden Schuhwerks wegen jeder Welle weit auf den Strand zurückweichen musste, ist jetzt mein Verbündeter. Die nächste Woge rollt heran und deren Schwung ausnutzend ziehe ich mit konstant kräftigem Zug den Fisch hoch auf die Düne!
Das Wasser zieht sich brodelnd und schäumend zurück und gibt den Blick frei auf den prachtvollen Fisch. Angestrahlt von der schräg einfallenden Sonne liegt er ruhig da, der Silberbarren, ein wahrer Schatz für jeden Petrijünger! Einen kurzen Moment lang läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ein triumphales Gefühl ergreift Besitz von mir, nicht zu beschreiben für einen „gesunden“ Menschen, der nicht vom Virus befallen ist.
Doch der menschliche Urinstinkt des „Beute Machens“ weicht blitzschnell dem Verstand, denn es gibt keine Chance, dieses Tier einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Im Kühlschrank warten ja noch einige Verwandte – Bachforellen und Saiblinge, der Fang des Vortages, auf ihre Zubereitung.
Ich befeuchte in der nächsten Welle meine Hände und befreie den Fisch von den zwei festsitzenden Flunken des Drillings. Ohne Rücksicht auf meine bis zu diesem Moment sorgsam vor dem Salzwasser geschonten Schuhe führe ich den Fisch zurück zur Strandlinie und entlasse ihn in sein vertrautes Element.
Jetzt ist es Zeit ins Bett zu gehen, um einerseits dieses Abenteuer zu verarbeiten und um andererseits den offenbar vorhandenen Fressrausch der Meerforellen nicht schamlos und unverantwortlich auszunutzen!
An einem 22. Juni morgens um 2 stehe ich hier an einem der einsamsten Plätze dieser Welt etwa 2.500 km von der Heimat entfernt und kann immer noch nicht fassen, was sich in den letzten 60 Minuten an diesem kleinen Strand der isländischen Westküste abgespielt hat.
Die Sonne taucht mit gleißendem Licht bereits wieder hinter den vergletscherten Gipfeln der erloschenen Vulkankette am Horizont auf und verleiht dem auflaufenden Wasser einen schweren bleifarbenen Glanz.
Was für eine Kulisse! Welch tolles Land, dessen Natur trotz der oberflächlich betrachteten Kargheit dem Auge des aufmerksamen Betrachters so viele Farben zu bieten hat. Ja und was für ein dieser Umgebung gerecht werdender Gegenspieler, der mit all seinen Möglichkeiten schon einige Minuten zu verhindern versucht, seinem Element entrissen zu werden!
Der Fisch zieht beharrlich weiter die dünne geflochtene Schnur von der Rolle und der Blank der viel zu leichten Spinnrute nickt bedrohlich bei jedem Kopf- und Schwanzschlag meines Gegenüber.
Ich weiß bereits mit wem ich es am anderen Ende der Leine zu tun habe! Es ist ein etwa 7 Pfund schwerer blanker Silberbarren, der seit einigen Minuten wütend und entschlossen versucht den Haken meines Kunstköders abzuschütteln.
Der schwarze Schatten war meinem silbernen Toby Blinker in pfeilartiger Geschwindigkeit aus tieferem Wasser bis 5 Meter vor die Strandlinie gefolgt und hatte dort ohne ein Anzeichen von Argwohn den Köder genau in dem Moment gepackt als ich ihn aus dem Wasser heben wollte. Die Meerforelle reagierte auf den unerwarteten Widerstand mit drei bis vier spontanen Salti und Schrauben und zog dann ohne jegliche Unterbrechung in einem Augenblick 30 Meter Schnur von der Rolle.
Vollkommen deckungsgleich haben sich schon die fünf anderen Fische verhalten, die ich innerhalb nicht einmal einer Stunde an diesem Meerforellentraumstrand haken durfte.
Während der Fisch weiter um sein Leben kämpft schweifen meine Gedanken weit zurück in die „gute alte Zeit“, als ich vor etwa 30 Jahren, ausgerüstet mit dem neuesten „RilehRex“ Modell, 0,30er „Leska“ Schnur und einem Germina Vollglasknüppel, viele Fische an den Außenküsten der Insel Rügen fing. Doch so sehr ich gedanklich in meinen Erinnerungen wühle, mir fällt beim besten Willen kein auch nur annähernd vergleichbares Angelabenteuer beim Küstenspinnfischen ein! Das hier und jetzt ist etwas ganz Besonderes in meinem Anglerleben!
Lautes Platschen ruft mich zurück in die Gegenwart. Der Fisch stemmt sich oberflächennah mit verzweifelten Schlägen seiner kräftigen Schwanzflosse unmittelbar vor meinen Füßen gegen sein Schicksal. Geduld und Erfahrung während des sanften Drills haben jedoch ihre Spuren hinterlassen und mit geschwundenen Kräften taumelt die schöne Forelle nun benommen in den Wogen der Brandung. Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages werden von der silbernen Flanke des Fisches stark reflektiert und spätestens in diesem Moment wird mir die Bedeutung der Bezeichnung „Silberbarren“ noch einmal bewusst.
Es ist soweit, jetzt volle Konzentration, denn die zweite sehr kritische Phase neben dem unmittelbaren Moment nach dem Anbiss, bei dem sich 90 % der Fische aus dem Wasser schrauben, die Landung kann nun beginnen. Völlig spartanisch ausgerüstet, ohne Wathose, ohne Kescher und mit viel zu leichtem Gerät, welches wie zuvor beschrieben noch durch ein 1,5 Meter langes und 0,22 Millimeter starkes Fluocarbonvorfach ergänzt wird, ist es ein vergleichsweise schwieriges Unterfangen den Fisch zu stranden. Zwei Fische gingen bei dieser heiklen Aktion bereits verloren.
Doch die Brandung, die zuvor noch das Angeln behinderte, weil ich mangels passenden Schuhwerks wegen jeder Welle weit auf den Strand zurückweichen musste, ist jetzt mein Verbündeter. Die nächste Woge rollt heran und deren Schwung ausnutzend ziehe ich mit konstant kräftigem Zug den Fisch hoch auf die Düne!
Das Wasser zieht sich brodelnd und schäumend zurück und gibt den Blick frei auf den prachtvollen Fisch. Angestrahlt von der schräg einfallenden Sonne liegt er ruhig da, der Silberbarren, ein wahrer Schatz für jeden Petrijünger! Einen kurzen Moment lang läuft mir ein Schauer über den Rücken. Ein triumphales Gefühl ergreift Besitz von mir, nicht zu beschreiben für einen „gesunden“ Menschen, der nicht vom Virus befallen ist.
Doch der menschliche Urinstinkt des „Beute Machens“ weicht blitzschnell dem Verstand, denn es gibt keine Chance, dieses Tier einer sinnvollen Verwertung zuzuführen. Im Kühlschrank warten ja noch einige Verwandte – Bachforellen und Saiblinge, der Fang des Vortages, auf ihre Zubereitung.
Ich befeuchte in der nächsten Welle meine Hände und befreie den Fisch von den zwei festsitzenden Flunken des Drillings. Ohne Rücksicht auf meine bis zu diesem Moment sorgsam vor dem Salzwasser geschonten Schuhe führe ich den Fisch zurück zur Strandlinie und entlasse ihn in sein vertrautes Element.
Jetzt ist es Zeit ins Bett zu gehen, um einerseits dieses Abenteuer zu verarbeiten und um andererseits den offenbar vorhandenen Fressrausch der Meerforellen nicht schamlos und unverantwortlich auszunutzen!