Gänsehaut bei 35 Grad im Schatten – Malediven Angelsafari

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Hecht911

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Kennst Du das Gefühl, wenn sich eine über Monate aufgestaute Spannung endlich entlädt, wenn eine schmerzhaft ungestillte Sehnsucht endlich Befriedigung findet, Deine Seele in totaler Selbstzufriedenheit schwelgt und gleichzeitig die Blutbahn Deines Körpers das freigesetzte Adrenalin pausenlos zwischen Hirn, einem rasenden Herzen und den kribbelnden Fußsohlen hin und her schießen lässt?
Ja, Du kennst dieses Gefühl, weil auch Du von der Leidenschaft besessen bist, Dich in einer traumhaft schönen Landschaft mit kampfstarken Flossenträgern der Ozeane anzulegen, weil auch Dein Geist von der Sucht befallen ist, ein ums andere Mal ein neues Angelabenteuer bestehen zu wollen!
Wenn dieser ekstatische Zustand bisher von Dir noch keinen Besitz ergriffen hat, dann sei versichert, auf einer Maledivensafari wirst Du ihn kennen lernen.

Den Körper vollgeladen mit diesem Glücksgefühl sitze ich in der großen Boing etwa zehntausend Meter über dem türkisfarbenen Indischen Ozean und denke mit Befriedigung zurück an die vergangenen 14 Tage, an den Zauber einer neuen unvergessenen Angeltour.
In etwa 10 Stunden werden wir in Frankfurt landen, dort wo vor zwei Wochen alles begann. Es bleibt also genügend Zeit, um die Erlebnisse noch einmal Revue passieren zu lassen, um ihn gedanklich noch einmal aufzunehmen, den Kampf mit Barracudas, Wahoos, Segelfischen und meinem dickköpfigen Liebling, dem König der Kämpfernaturen, dem Giant Trevally!

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Der Zielfisch – Giant Trevally – 30 kg pure Kraft

Reiseplanungen – wie alles beginnt

Unsere Planungen beginnen i.d.R. ein Jahr im Voraus mit der Buchung des Safaribootes. Dies ist erforderlich, da die Anzahl passender Boote begrenzt ist und die Beliebtheit in den zurückliegenden Jahren stark zugenommen hat.
Die beste Reisezeit für eine Angelsafari auf die Malediven liegt zwischen November und März zur Zeit des Trockenmonsun. In diesem Zeitraum gibt es relativ wenig Niederschlag und vor allem weniger heftige Winde.
Obwohl die größeren Boote Kojen für bis zu 12 Angler bereithalten, liegt die optimale Gruppengröße für mich bei 4, besser 3 Anglern. Wenn sich Gruppen ausschließlich aufs Jiggen verlegen wollen, passt es sicher auch mit bis zu 8 Leuten.

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Die Mas Hibaru – ein Boot der mittleren Kategorie

Wirklich wichtig für eine derartige Tour ist, dass die Chemie zwischen den Teilnehmern passt und alles gut harmoniert! Nichts verdirbt eine Angelsafari so sehr, wie Zank, Streit und Egotrips. Gibt es Ärger in der Truppe, können 14 Tage auf einem 25 Meter langen und 4 Meter breiten Boot verdammt lang werden. Ich mußte das auf meinen Reisen bisher zum Glück nie erleben!

Im Vorfeld der Touren tauschen wir Listen aus, die sicherstellen sollen, dass wir bezüglich der erforderlichen Ausrüstung einerseits die notwendigen Dinge auch wirklich alle an Bord haben, andererseits aber auch kein unnötiges Gewicht mit uns herumschleppen müssen. Dennoch hat jeder von uns stets so um die 50 Kilogramm Gerödel dabei!
Die Safariboote auf den Malediven verfügen in der Regel nur über ein Landegerät (Gaff und/oder Aftco-Tailer). Von der Jigging-, über die Popping- bis zur Trollingausrüstung muss der ambitionierte Meeresangler alles mitbringen.
Darüber hinaus ist jeder Wasserratte dringend zu empfehlen, wenigsten Schnorchel und Maske einzupacken. Wir haben auch immer unsere Flossen dabei und haben bisher ganz sicher kein einziges Gramm davon in unseren Koffern und Taschen bereut, denn die Malediven sind nicht nur oberhalb der Wasserlinie eine Augenweide! Außerdem kann dieses Equipment sehr gut zur Erweiterung des Speiseplans eingesetzt werden, aber dazu später mehr.
 

Hecht911

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Das Tackle – was kann/sollte mit

  • je Angler eine Popper- und/oder eine Stickbaitrute (PE 5 bis 8) mit hochwertigen Rollen in der Kategorie Stella, Saltiga o.ä. inkl. PE Schnur (30 bis 50 lbs.)
  • je Angler mind. 5 Popper und Stickbaits von 100 bis 180 g (Sticks schwimmend und sinkend!); wird viel gepoppert, besser 10 Köder von allem …
  • je Angler 2 Jiggingkombos – eine PE 3 bis 5 und eine PE 5 – 8 mit dazu passenden Rollen und Jigs von 100 bis 250 g
  • insgesamt bis zu 6 Trollingkombos in den Klassen 30 bis 50 lbs (wir nutzen Penn International Ruten und Rollen sowie Shimano Tiagras)
  • mind. 20 – 30 Oberflächenlures
  • 10 Wobbler z.B. Yozuri, Manns Stretch
  • Stahl und Crimptools, Haken, Wirbel und Splitringe von Owner, FC in den Stärken von 80 bis 200 lbs., Messer, Zange, Ersatzschnur, Gummibänder und oder Auslöseclips für Outrigger usw. usw.
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Popperrute – Fisherman Big Jack und Stickbaitrute auf Basis eines Sportex Blanks Carat Strong jeweils mit Stella 10000 FA

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Leichte und schwere Jiggingrute – jeweils Shimano Jigwrex

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Kleine Auswahl an Jigs

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Querschnitt an Poppern und Stickbaits

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Auswahl an Wobblern – Yo-Zuri, Rapala, Mann`s Stretch

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Auswahl an Oberflächenlures



Die Anreise

Direktflüge ab Deutschland nach Male starten wir regelmäßig ab Frankfurt, darüber hinaus gibt es diverse Möglichkeiten, je nach Flughafen über Dubai, Doha oder Abu Dhabi zu fliegen. Der Direktflug dauert, je nach Wetter, zwischen 9 und 10 Stunden.
Die Pass- und Einreisekontrolle wird nicht selten zu einem Geduldsspiel und kann schon einmal 2 Stunden und mehr in Anspruch nehmen. Auch maledivische Beamte sind durch nichts aus der Ruhe zu bringen. ;-)
Am Flughafen Male wird man i.d.R. von einem Crewmitglied des Safaribootes in Empfang genommen und aufs Boot begleitet. Flughafen und Bootsanleger liegen eng beieinander, so dass die Strecke fußläufig absolviert werden kann.
Zur Begrüßung wartet dann eine Erfrischung, nach der unser Körper auch dringen verlangt, denn wir treffen, aus dem deutschen Winter kommend, nach Verlassen des Flughafengebäudes auf eine Hitzewand mit nicht selten 35 Grad im Schatten.

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Perfekt gekühlt – da strahlt er

Nachdem Begrüßung und Erfrischung abgehakt sind, werden die Kabinen bezogen und das Boot nimmt Fahrt auf.
Erste Amtshandlung danach ist das Herrichten und Ausbringen der Trollingruten.
 

Hecht911

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Die Angelei – Trolling

Das Male Atoll, mit Hauptstadt, Flughafen und Müllinsel :mad: liegt fast in der Mitte des Malediven Archipels, welches sich über eine Länge von ca. 800 km von Nord nach Süd erstreckt.
Fast 150.000 Einwohner und deren Abfälle, dichter Boots- und Autoverkehr haben im Verlauf der Jahre auch Spuren an der Unterwasserwelt des Male Atolls hinterlassen. Tote Korallen und wenig Fisch fassen die Situation ganz gut zusammen.
Alle Safariboote sind daher bestrebt, entweder sehr weit in den Norden oder den Süden zu fahren.
Was liegt da näher, als auf dieser Strecke die Schleppköder auszubringen!
Die Boote haben dazu i.d.R. 5 bis 6 fest in die Reling eingelassene Rutenhalter. Wir sichern all unsere Ruten dabei zusätzlich mit Leine und Karabiner gegen ein unfreiwilliges Versenken im Meer.
Die Trollingruten sind schnell montiert. Es kommen insgesamt 6 Kombinationen der 50er und 30er Klasse zum Einsatz. Zunächst wird mit 2 Wobblern und 4 Oberflächenlures geschleppt.
Die beiden Wobbler lassen wir im bzw. kurz hinter dem Schraubenwasser auf 8 bis 10 Meter Tiefe laufen und die Lures darauf abgestimmt im klassischen V. Die beiden äußeren großen Lures laufen dabei ca. 35 bis 40 Meter hinter dem Boot über die Outrigger. Die sonst übliche Orientierung, die Köder auf der 5ten, 6ten ... Welle laufen zu lassen ist bei den Safaribooten der Malediven kaum möglich, da der Rumpf der Boote so konstruiert ist, dass er so gut wie keine Wellen auf der Wasseroberfläche hinterlässt.
Am ersten halben Tag läuft beim Schleppen oft nichts, aber das ist bei der Fahrt durch die Innenatolle nicht außergewöhnlich.
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Trolling Bissanzeiger maledivische Art

Darüber hinaus gibt es uns die nötige Zeit, auch unser Popper- und Jiggingequipment zu montieren.
Sobald wir jedoch das Außenatoll mit tiefem und strömungsreichem Wasser erreicht haben, springt oft unmittelbar die erste Leine aus dem Clip am Outrigger und die Bremse der großen Multirolle berauscht uns mit einem Rasseln, dass uns allen eine Gänsehaut zaubert.
Hauptfisch beim Trolling auf den Malediven ist der Wahoo. Ein pfeilschneller Räuber mit echt fiesen, rasiermesserscharfen Zähnen – beim Lösen der Haken ist oberste Vorsicht geboten! Eine lange kräftige Lösezange ist Pflicht! Darüber hinaus ist es oft erforderlich, bei hoher Bissfrequenz von Wahoo und Barracuda, den Lures ein Stahlvorfach vorzuschalten, sonst sind nach drei Tagen alle Köder „verbraucht“.

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Der erste Fisch einer Tour – immer ein tolles Gefühl

Der wohl beliebteste und bei den Anglern begehrteste Fisch beim Trolling auf den Malediven ist der Sailfish. Er zählt für mich zu den schönsten Fischen im Meer. Will man die Chance, einen Segelfisch zu haken, deutlich erhöhen, dann näht man an die Haken der Trollinglures frische Bauchlappen, vorzugsweise vom Bonito.
Segelfische auf den Malediven erreichen Durchschnittsgewichte von 30 bis 50 kg und bieten an einer 30er Kombo im Standup schon sehr guten Sport. Nach dem Biss ziehen diese Fische nicht selten in wenigen Sekunden 100 m und mehr Leine von der Rolle.
Segelfische sind oft in kleinen Gruppen unterwegs und daher kommt es häufig vor, dass man drei Fische gleichzeitig im Drill hat. Dann sollten an Bord alle einen kühlen Kopf bewahren, sich kreuzende Leinen vermeiden und das Deck schnell klar Schiff machen.
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Hook up und Blick auf die eintauchende Schnur – wann zeigt sich der Gegner?

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Ein Sail unter vollen Segeln …

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Der Tanz beginnt … Segelfische sind echte Luftakrobaten

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Nach einigen Fluchten zeigt er sich erstmals in seiner ganzen Pracht am Boot

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Bereit zur Landung

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Nach kurzem Fototermin geht es zurück ins Meer


An guten Tagen haben wir bis zu 7 Segelfische gelandet und etwa 30 Attacken auf unsere Lures beobachtet.
Wenn die Fische sich wirklich beißfreudig zeigten, fingen wir sie sogar auf Wobbler am Stahlvorfach und das, obwohl man Sails eine recht große Vorfachscheu nachsagt.

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Hecht911

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Neben Wahoo und Segelfisch fangen wir beim Trolling auch Barracuda und Mahi Mahi.
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Barracuda, den ein größerer Artgenosse während des Drills am Schwanz packte

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Mahi Mahi Kuh - nach der Landung schillert sie in brillanten Farben

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Das Gegenstück zur Dame – ein halbstarker Mahi Mahi Bulle

Diese Fische gehören nicht nur zu den am schnellsten abwachsenden Meeresbewohnern (nach nur 6 Monaten Lebenszeit bringen sie es schon auf eine Länge von 80 cm!), sie sind auch ganz vorzüglich in der Küche und knallharte Kämpfer an der Angel.


Ein insgesamt großes Ärgernis auf den Malediven, dass an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben soll, ist die Vermüllung des Meeres und der Inseln der Einheimischen.
Auf einer individuellen Safari hat man als Gast auch die Möglichkeit, die Crew auf ihre Heimatinseln zu begleiten und dort den Familien hallo zu sagen.
Einige dieser Inseln stehen praktisch im Müll. Wahrlich kein schöner Anblick und ganz sicher auch nicht gesundheitsfördernd!
Auf einer Touristeninsel wird man das nicht erleben, da die Küste dort in jeder Nacht von hunderten fleißiger Hände gereinigt wird.
Beim Trolling entpuppt sich nicht selten ein vermeintlicher Biss als Müllsack oder Stofffetzen.
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Hier hat der Wobbler Reste eines Fischernetzes inkl. Leinen und Bootstank gefangen
 
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Hecht911

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Die Angelei – Jiggen

Obwohl die Kapitäne der Safariboote ihre Reviere sehr gut kennen, sehe ich beim Jiggen die größten Verbesserungspotenziale. Die Boote verfügen in der Regel nur über kleine und schwache Echolote und so wird das Ansteuern verheißungsvoller Riffe und Kanten immer wieder zu einem Glücksspiel.
Dennoch hatten wir auch beim Jiggen immer wieder gute Fische im Drill. Das Jiggen in Tiefen von 30 bis 120 Metern Tiefe bietet neben dem Nachtangeln mit Naturködern auch die abwechslungsreichste Auswahl an Fischarten. Neben GT, Snappern, Amberjack, Emperor, Dogtooth tuna und etlichen Zackenbarscharten haken wir auch immer mal Haie, die allerdings in der Vielzahl nach kurzer Zeit das Vorfach kappen.
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Etwa 2 Meter langer grauer Riffhai an der leichten Jigge

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Der hatte den Ködern nicht überbissen und musste zum Abhaken an Bord

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Vor und während des Abhakens der Fische wurde das Deck stets feucht gehalten …

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Rusty Jobfish

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Jiggen in der Nacht funktioniert auch super – White Snapper

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eine von vielen Zackenbarscharten
 
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Hecht911

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Die Angelei – Popper- und Stickbaitangeln

Die Oberflächenangelei mit Poppern und Stickbaits ist im warmen Salzwasser meine Lieblingsdisziplin.
Hauptfischarten bei dieser Angelei sind GT und Bluefin Trevally, seltener Red Snapper und Dogtooth Tuna. Wir haben aber auch schon Barracuda, Haie und sogar einen Manta Rochen bei dieser schweren Spinnangelei gehakt.
Die besten Erfolge versprechen die Morgen- und Abendstunden. Zudem ist es zu diesen Tageszeiten auch einigermaßen erträglich in der prallen Sonne zu stehen und mit dem ca. 1,5 kg schweren Spinngerät zu hantieren.
Der Kapitän steuert dabei das Boot im Standgas im Abstand von etwa 80 bis 100 Metern parallel zum Riff. Die relativ großen Boote mit ihren hohen Aufbauten und dem kräftigen Dieselmotor haben schon eine recht große Scheuchwirkung, so dass es für den Fangerfolg aussichtslos wäre noch näher ans Riff zu fahren.
Da die GT und Bluefin Trevally in der Regel direkt an der Riffkante patrouillieren, kommt es also auf große Wurfweiten an! Daher sollten zum Poppern keine Ruten unter 2,40 Meter Länge genutzt werden. Auch bei der Schnur muss man einen guten Kompromiss zwischen akzeptabler Tragkraft und einem möglichst geringen Durchmesser finden.
Das Vordeck der Safariboote ist eine brauchbare Plattform, um die Popper etwa 50 bis 80 Meter weit an die Riffkanten zu katapultieren.
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Wurfweite zählt und ist oft der entscheidende Erfolgsfaktor

Während der ersten Versuche eines Tages muss man jeweils zunächst herausfinden, wie die Fische „ticken“ – manchmal wollen sie lieber rasend schnell geführte Stickbaits, an anderen Tagen eher langsam eingeholte Popper, manchmal ist schwarz die Farbe des Tages, am anderen dann wieder eher hellere Farben.
Es gibt auch bei der Oberflächenangelei Tage, an denen läuft gar nichts, dann sollte man es mit sinkenden Sticks versuchen …
Sind die Fische in Beißlaune, dann ist der Adrenalinausstoß bei den brutalen Bissen und Drills dermaßen stark, dass einem fast die Adern platzen!
Einfach ein tolles Gefühl für einen leidenschaftlichen Spinnangler sich mit dem König der flossentragenden Kämpfer messen zu können!


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Dazu eine Anekdote – Nachdem ich für etwa 15 Minuten einen großen Popper erfolglos über die Oberfläche geschlagen hatte, wechselte ich den Köder und griff zu einem gelben Stickbait.
Ich platzierte in gewohnter Routine zunächst vier bis fünf etwa 60 Meter weite Würfe in die Brandung vor der Riffkante, ohne dass sich etwas tat.
Was dann beim darauffolgenden Wurf geschah, hat sich für die kommende Zeit tief in meine Erinnerungen eingebrannt.
Wie zuvor setzte ich den Stickbait vor der Riffkante ab und begann damit, den Köder in schnellem Tempo über die Wellen springen zu lassen. Plötzlich tauchte wie aus dem Nichts etwa 2 Meter hinter meinem Köder ein großer dunkler Schatten auf, durchbrach die Wasseroberfläche und verfolgte über eine Strecke von sicher acht bis zehn Metern in rasanter Geschwindigkeit mit aufgerissenem Maul den Köder! Von der erhöhten Decksposition aus hatte es für mich den Anschein als würde der riesige Fisch über das Wasser schweben.
Geschätzte 20 Meter vor der Bordwand schlossen sich dann die gewaltigen Kiefer des großen GT und rissen mit einer unbeschreiblichen Kraft meinen Stickbait in die Tiefe.
Er lieferte einen sehr schönen kraftvollen Kampf und riss mehrfach in einem Zug um die 50 Meter Schnur von der Spule der 10000er Stella und das obwohl die Bremse nach
menschlichem Ermessen bis an die Grenze der Schnurbelastbarkeit geschlossen war.
Nach 15 Minuten Kampf auf Biegen und Brechen konnte die Crew den Fisch erfolgreich landen. Wenn Du so einen Fisch nach spannendem Drill dann endlich im Arm hältst, dann bekommst Du als Vollblutangler zwangsläufig eine Gänsehaut! Irgendwie wähnt man sich dann am Ziel all seiner anglerischen Träume und Wünsche. Für einige Minuten scheint die Leidenschaft gestillt zu sein. Aber es dauert nicht lange, dann durchdringt dieser unbändige Wunsch erneut Körper und Geist und Du bist beseelt, dieses Erlebnis wieder und wieder genießen zu wollen!
Ja, ich habe eine unheilbar kranke Seele, sie ist infiziert von einem Fisch namens Giant Trevally!

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Natürlich wurde dieser Fang am Abend mit einigen kühlen Getränken gefeiert und die spektakuläre Attacke des GT beschäftigte mich auch noch in den Träumen der
darauffolgenden Nacht.

GT mit einem Gewicht über 30 kg sind auf den Malediven eher die Ausnahme, aber es gibt sie!
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Neben den GT fängt man an der Oberfläche auch die schon erwähnten Bluefin Trevally – wunderschöne Fische, die in der Sonne wie Opale funkeln.

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Hecht911

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Die Angelei – Nachtfischen

Wenn sich am Abend die Sonne dem Horizont zuwendet und die Angler von hunderten Würfen und aufregenden Drills langsam ermüden, steuert der Kapitän einen ruhigen Ankerplatz an.
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Nach einer erfrischenden Dusche und einer stärkenden Mahlzeit folgt dann eine nächste hochspannende Art der Angelei, das Nachtfischen.
Während GT und Segelfische ausnahmslos released werden, wandern Wahoo, Barracuda und Tuna in die Küche. An Bord gibt es eine Kühltruhe, in der neben dem Essen für Crew und Angler auch die Schnittabfälle der verwerteten Fische aufbewahrt werden.
Diese Schnittabfälle sind hervorragende Köder beim Nachtfischen. Wir nutzen hierzu das schwere Trollinggerät mit Blei und Seitenarmmontage (Stahl).

Bei einer lauen Sommerbrise und einem Bier an Deck im Liegestuhl zu hocken, mit den Kumpels zu schnacken und völlig passiv auf einen Biss zu warten hat auch was!

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Wenn es als Snack noch leckeres Sashimi vom Tuna gibt – Herz was willst Du mehr!

Tja und warum wir dazu relativ schweres Gerät verwenden, zeigen die nachfolgenden Bilder …

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50 Pfund Rute und Rolle unter Volllast

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Der Gegner war in diesem Fall ein Rundkopfgeigenrochen

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Rochen sind beim Nachtfischen die häufigste Fischart

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dazu gesellen sich auch Haie – hier ein Zebrahai

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oder ein 60 kg schwerer Ammenhai

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... aber auch Snapper und Zackenbarsche
 

Hecht911

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Was sonst noch so geht …

Natürlich steht für leidenschaftliche Angler das Angeln absolut im Zentrum aller Aktivitäten.
Allerdings ist vor allem in der Zeit der großen Mittagshitze auch das Schwimmen und Schnorcheln sehr zu empfehlen. Ganz nebenbei bedeutet das auch für die Crew mal 2 Stunden Pause, u.a. für ein Mittagsschläfchen (das wirkt sich sehr gut auf die Stimmung der Besatzung aus!).
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Die Unterwasserwelt der Malediven ist wirklich bezaubernd!

So sind uns beim Schnorcheln u.a. Delfine und Mantarochen begegnet.

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Wenn der versierte Schnorchler am Riff auf 5 bis 10 Meter abtaucht, kann er zudem auch noch etwas Abwechslung in den Speiseplan bringen.

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Sog. Crawfish schmecken nicht ganz so gut wie Hummer, sind aber im Salat sehr lecker

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Darüber hinaus empfehlen sich Landausflüge auf die Inseln der Einheimischen. Bereitwillig wurden uns soziale Einrichtungen, wie Krankenhäuser und Schulen gezeigt (inkl. kurzer Teilnahme am Unterricht :) ), aber auch die privaten Häuser der Crew.
Das geschäftige Treiben der Fischer in einem kleinen Hafen kann auch ganz unterhaltsam sein.
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Nach so einer Tour sind auf jeden Fall meine Akkus wieder voll aufgeladen und meine Sinne geschärft für all die Dinge die für mich zählen und die mir wichtig sind. Obwohl der „Lebensstandard“ auf den Malediven im Vergleich zu Deutschland deutlich geringer scheint, sind die Menschen dort sehr freundlich und friedlich. Überall wurden wir herzlich begrüßt und empfangen, nie haben wir uns unwohl gefühlt.
Und die Herzen der Jugend hatte man ohnehin gewonnen, wenn man am Abend mal auf dem Fußballplatz mit ihnen gebolzt hat und dann als Gastgeschenk den Fußball vor Ort gelassen hat.

In knapp vier Wochen ist es wieder soweit, ich bin reif für die Inseln. Die Vorfreude steigt und beim bloßen Gedanken daran, was mich erwartet, bekomme ich Gänsehaut!

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Nicht jeder kann auf die Malediven fahren aber auch nicht jeder kann, wenn er das Glück dazu hatte, so einen geilen Bericht schreiben.
Story und Fotos sind gaaanz großes Kino und Danke dafür !!! :emoji_muscle::emoji_thumbsup::emoji_thumbsup:
Gefühlt würde ick Dir dafür gerne so um die 50 Kekse spendieren..............aber naja.....geht ja nicht mehr.:emoji_worried:
 

DrGonzo

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Klingt nach einem echten Traum! Danke für den geilen Bericht.
Habt ihr über einen Veranstalter gebucht oder selbst organisiert?
 

captn-ahab

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Hey,
wärst Du damit einverstanden, wenn dein Bericht auf der Startseite steht? Dann kümmer ich mich mal drum.
Simon
 

Fuchsinger

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Toller Bericht von einem Traumurlaub! Absolut packend und literarisch/stilistisch toll geschrieben!
Ich war bisher nur zum Surfen auf den Malediven, aber zum Angeln hats nicht gereicht.
Danke fürs Teilen!
 

BAssterix

Bigfish-Magnet
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Wahnsinn!!! Vielen Dank für das Teilen deiner Erfahrungen und für deine Mühe diesen fesselnden Bericht zu verfassen. Respekt!:cool::emoji_thumbsup:
 

Hecht911

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Klingt nach einem echten Traum! Danke für den geilen Bericht.
Habt ihr über einen Veranstalter gebucht oder selbst organisiert?
Wir buchen nur das Boot seit 2008 über "mabaz trade and travel", die haben insgesamt 3 Boote in ihrer Flotte ... es gibt aber auch Alternativen. Die Flüge buchen wir selbst ...
 
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wollebre

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Sehr schöner Bericht. War schon drei Mal auf den Malediven. Jedenfalls der Hot Spot wenn es im Kurzurlaub nur ums Angeln geht.
Wenn es ein längerer Urlaub mit mehr Abwechslung (auch für die nichtangelnde Ehefrau) werden soll, stehen Bali und Nachbarinseln für mich an erster Stelle.
In diesem Jahr soll es mal Praslin (Seychellen) gehen.
 

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