Frage zum Wurmschaft-Getriebe

[johannabeetle]

Moin zusammen,
habe mal an eine Frage bezüglich des Wurmschaftsgetriebes:

Ist es zutreffend zu sagen, dass diese Getriebeart das beste Wickelbild leistet?

Ich will rollenmäßig kommende Saison etwas upgraden und habe im Rahmen meiner Recherche mit Verwunderung festgestellt, dass auch Rollen im mittleren Preissegment (150 € +-) teilweise nicht über ein solches Getriebe verfügen (z.B. die Daiwa Caldia A).
Zwei von meinen Rollen haben es ganz sicher (Stradic FB, den Namen der anderen darf ich nicht sagen ). Das Wickelbild beider ist hervorragend und darauf kommt es mir zunehmend an.

Für Aufklärung wäre ich sehr dankbar!

Beste Grüße Sebastian

 

[geomujo]

Du meinst wohl ein klassisches Wormshaft-Getriebe wie dieses hier?
http://www.alanhawk.com/reviews/13SW.html (mitte der Seite das Wormshaft-Getriebe)

Quasi alle Daiwa's die für und hier im Forum infrage kommen haben sowas nicht. Stattdessen wird über das sekundär angetriebene OS-Gear (oscillation) der Hub realisiert (wenn ich das falsch beschrieben habe, bitte korrigieren). So ganz 100% verstanden hab ich die Rotations- und Bewegungsmechanik einer Rolle noch immer nicht, wohl auch weil ich noch nie eine auseinandergenommen hab. Man müsste mal ein Modell mit durchsichtigem Gehäuse haben für den Anschauungsunterricht oder ich zerleg mal meine teildefekte Sorön SX60.
http://www.alanhawk.com/reviews/clsh8.html (hier ist das non-Wormshaft-Getriebe, wie es vom Prinzip her PF und Daiwa verwendet)

Auch meine Luvias hat kein solches Wormshaft-Getriebe im klassischen Sinn, auch nicht die Sorön und auch nicht eine Revo (egal welcher Bauart). Die Schnurverlegung ist aber bei allen Modellen 1a bis auf die Mag Pro Extreme (was man ja mit den Plastik-Scheiben ausgleichen kann). Ich würde das nicht unbedingt als Kaufentscheidendes kriterium ansetzen. Vielmehr würde ich drauf achen, dass sie eine gute Lagerausstattung hat (Lager an sinnvollen Positionen). Kugellager im Line-Roller kann die Caldia A nicht bieten, alleine das wäre ein Grund sie nicht zu kaufen - nicht der fehlende Wormshaft.

Thomas aus dem Anglerboard war dazu mal zu Besuch bei Zebco

 

[Zöglfrex]

Entscheidend ist doch, dass eine Rolle sauber wickelt und nicht, welcher Mechanismus am Ende dafür verantwortlich zeigt.
Dabei ist es auch nicht so, dass ein optisch ebenmäßiges Wicklungsbild gleichbedeutend mit einer guten Wicklung ist.
Entscheidender Faktor ist, ob die Schnur sauber kreuzweise verlegt ist, damit die Schnur sauber abläuft und unter Last nicht einschneidet.
Alle Daiwa-Rollen, die ich kenne und viele Shimano-Rollen leisten dies zuverlässig. Bei z.B. Abu habe ich da schon andere Erfahrungen machen müssen.

 

[geomujo]

Entscheidender Faktor ist, ob die Schnur sauber kreuzweise verlegt ist, damit die Schnur sauber abläuft und unter Last nicht einschneidet.

Da muss ich dir doch etwas widersprechen.
Ich kann das am BSP der JDM-Revo ganz gut erklären denke ich. Die Modelle Studious und Yabai benötigen ~0,85 Kurbelumdrehungen um einen Hub zu erzeugen. Deez und LT brauchen eine volle Umdrehung. Folge ist (da alle gleiche Übersetzung) ein etwas andrer Winkel zwischen Auf- und Abwärtshub-Wicklung. Bei Der Deez/LT liegt die Schnur also etwas paralleler. Die Sorön hat nominell einen langsamen Spulenhub von ~1,2 Kurbelumdrehungen. Da sie aber mit 4,8/5,1:1 übersetzt und die Spule so lang ist liegt ein deutlich stumpferer Winkel vor - also die Kreuzwicklung ist eine wirkliche Kreuzwicklung. Die MGX hat ebenfalls eine annähernd parallele Schnurverlegung mit sehr langsamen Spulenhub.

Mit etwas Überlegung wird auch klar, warum.
Parallele Schnurverlegung erzeugt weitere Wurfeiten. Es spult besser ab und erzeugt einen geringere Amplitude des Schnurwurfkegels zum Startring. Und das ist tatsächlich so - ich konnte das nun über Jahre hin beobachten dass parallere Wicklung weiter weil ruhiger wirft.
Die starke Kreuzwicklung die das Einschneiden verhindert macht vor allem dann Sinn, wennn größere Lasten anliegen. Und da kommt die Sorön ins Spiel. Hohe retrieving-power, strarke Bremse und eine sehr lange Spule. Da macht eine parallele Verlegung wenig Sinn. Bei den Finesse-Rollen ist das wiederum anders, es liegt ja weniger Last an. Warum sich Deez/LT und Yabai/Studious nun etwas unterscheiden? Weiß ich auch nicht genau. Die Deez hat 2500er Spule und eine etwas parallere Verlegung - das bedeutet dann wohl etwas mehr Wurfweite als bei der Yabai.

Also man kann nicht so pauschal sagen welche Art von Wicklung besser ist. Es kommt halt drauf an.

Ob aber nun ein Wormshaft oder S-Curve besser ist - so als Mechanik Laie wird ich mich mal zu folgender Aussage hinreißen lassen:
Der Wormshaft bietet eine "Programmierung" über eine längere Strecke und zusätzlich kann der Rückhub anders gestaltet sein als der Raus-Hub. S-Curve ist rein und raus immer das gleiche. Die längere Strecke um einen genaueren Hub zu definieren ist denke ich bei Spulen mit einer für unsere Spinnrollen typischen Höhe von ~2cm noch sehr gut mit einem S-Curve-System umzusetzen. Wenn ich eine richtig lange große Spule wie z.B. beimBrandungsangeln habe, könnte ich mir schon einen Vorteil des Wormshaftes vorstellen. Das S-Curve-System wirkt auf mich aber als das dauerhaftere und weniger anfälligere System - schon konstruktionsbedingt.

 

[Zöglfrex]

Ja Geo, im Kern gibst Du mir doch recht. Gerade bei den ABU Revos habe ich oft das Problem, dass die Schnur unter Last in die unteren Lagen einschneidet und in der Folge dann Perücken entstehen. Bei Daiwa u. Shimano nicht.

 

[geomujo]

Naja - dann hat Abu da gepennt und potentielles Einsatzgebiet nicht auf die Rolle hin angepasst. Die starke Bremse der MGX verstärkt dem Eindruck noch, wie auch bei der LT. Wenn du aber nur 1-2kg-Bremskraft hast und im Drill kaum über 500g hinauskommst (das ist durchaus real), macht die enge Schnurverlegung schon Sinn bzw. äußert sich nicht negativ. Bei Daiwa hab ich das noch nicht genau nachgeprüft - wird nachgereicht.

Insgesamt ein schönes Thema über das man gut diskutieren kann