Besatzverbot von Regenbogenforellen in Thüringen???

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Wolf

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Es tut mir Leid, aber wo hat sich dieser angebliche konkurrenbedingte Verdrängungseffekt denn eindeutig belegt schon gezeigt? In massenhaft Gewässern wurden Regenbogener besetzt und nur in einer verschwindend geringen Zahl haben die sich selbstreproduzierend gehalten. Und in den USA ist das Problem auch eher umgekehrt vorhanden, also ein Konkurrenzvorteil der Bachforelle. Was vermutlich an der größeren Toleranz der Bachforellen gegenüber feinerem Sediment beim Laichen liegt.

Das soll bitte nicht als Plädoyer für Besatz mit Regenbogenforellen verstanden werden. Mir ist da immer nur etwas viel Drohkulisse dabei.
 

Randy_65

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Es geht da wohl eher um den Grundsatz " heimische Art" > " nicht heimisch ".
Bei uns dürfen, per Antrag im Landratsamt, in geschlossenen und verbauten Gewässern immer noch Regenbogenforellen eingesetzt werden. Da wird im Einzelfall darüber entschieden.

Regenbogenforellen waren eben immer die billigste Variante den "Anglern" etwas zu bieten, deshalb wurden die früher überall und meist auch noch als fangfähige Fische eingesetzt.
Nun weiss man mittlerweile nicht nur das, das dumm ist weil die meisten Fische innerhalb von 14 Tagen wieder herausgefangen oder abgewandert sind, es ist auch wirtschaftlich nicht mehr wirklich von Belang. Bachforellen sind genauso leicht zu züchten und deshalb kaum teurer.
Wichtig ist nur das sie möglichst klein (Brut, vorgestr. Brut) eingesetzt werden. Es sind ja immer noch künstlich erzeugten Fischlein, und je länger die sich eingewöhnen können, desto besser werden sie gedeihen.

Für mich sind Refos nur sehr seltene Gäste im Bach weil wir schon seit zig Jahren nur Bafos besetzen, aber wenn, dann sind es meist total unterernährte Gestalten. Deshalb denke ich, das es eine Verdrängung der Bafo, in Strecken mit vielen guten Einständen, nicht gibt.
Die konkurieren eher mit der Äsche, wo es denn noch welche gibt, weil Äschen auch eher gemächlich fließende, offenere Bereiche bevorzugen.
 

Steven163

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Es tut mir Leid, aber wo hat sich dieser angebliche konkurrenbedingte Verdrängungseffekt denn eindeutig belegt schon gezeigt?

Landesforschung (Fischereiforschung) Born a. d. Darß:
"Die schnellwüchsigen und agilen Regenbogenforellen verdrängen Bachforellen durch starke Nahrungskonkurrenz häufig aus ihrem natürlichen Habitat. "

Die Gail (Osttirol):
[h=2][/h]In den 1970er Jahren wurden Regenbogenforellen eingesetzt. Und es dauerte nur einige Jahre, bis sie ins Lesachtal flussabwärts gelangten.
Das Ergebnis war verheerend: 1994 gab es noch 70 Prozent Bachforellen und 30 Prozent Regenbogenforellen. 10 Jahre später hat sich die Regenbogenforelle durchgesetzt und bereits 80 Prozent des Fischbestandes ausgemacht.
 

Steven163

Belly Burner
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Sicherlich kann man das noch nicht 100%ig sagen, aber es wird sich in den nächsten Jahre noch deutlicher zeigen.
Mal abgesehen vom Zutreffen eines Bestandsschadens oder auch nicht. Ich finde es einfach nicht gut, wenn in unsere Gewässer Fische eingesetzt werden, die hier eigentlich gar nicht vorkommen. Irgendwann werden in unsere Seen auch noch Schwarzbarsche eingesetzt, damit man nicht mehr soweit fahren muss...(gibt es in Bayern sogar schon)...so verliert das Angeln doch den Reiz!
 

BarschGuido

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Es können sich auch "fremde" Arten problemlos in ein bestehendes ökologie system einfügen. Siehe Zander.
 

Klausi

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Tjaaaa.... und was wird getan, wenn sich fremde Arten ohne besetzt worden zu sein, ausbreiten?
Ganz konkret zB. die vielgeschmähte Schwarzmeergrundel. Ich fürchte, gar nichts.
 

MaFu

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Mit der Grundel ist das so'n Ding.
Als Sportfisch uninteressant, essen kann man sie wohl, ökologisch eig. ne Katastrophe, auch wenn die Raubfischbestände momentan noch davon profitieren!
Das ist eher weniger mit einem vernünftig durchgeführten Refo-Besatz zu vergleichen...
Es gibt noch so viel mehr Fische, die hier eig. nicht hergehören, aber trotzdem m.M.n. recht bereichernd sind. z.b. Graskarpfen, Bachsaibling, Namaycush in der Schweiz (der da übrigens mehr als gut funktioniert - auch ökologisch) usw.
Also warum keine Refos, wo sie hinpassen?
 

Randy_65

Echo-Orakel
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Tjaaaa.... und was wird getan, wenn sich fremde Arten ohne besetzt worden zu sein, ausbreiten?
Ganz konkret zB. die vielgeschmähte Schwarzmeergrundel. Ich fürchte, gar nichts.

Die haben einfach die ökologische Nische, die durch das Verschwinden einiger einheimischer Arten enstanden ist, ausgenutzt. Rhein, Main, Donau sind nun mal Schiffahrtskanäle und alles andere als im ökologischen Gleichgewicht.
Die Grundeln sind sozusagen das Paradebeispiel dafür, was passieren kann wenn man kein Auge für die sogenannten Beifische hat.
 

Wolf

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Jeder Neuankömmling verhält sich anders. Tatsache ist auch, dass die Natur kein ausbalanciertes System, sondern ein ständigen Schwankungen unterliegendes Gebilde ist. Ganz konkret ist es bei einer sehr großen Zahl von Neozoen (zumindest im aquatischen Bereich) so, dass es zunächst zu Massenentwicklungen kommt, die dann wieder nachlassen bis hin zum vollständigen Verschwinden. Hier ganz interessant die Berichte zu Forellen- und Schwarzbarschen, die angeblich im sächsischen oder thüringer Raum mal recht verbreitet gewesen sein sollen.

Was nun beispielsweise die Grundeln angeht, sollte man doch auch mal bedenken, dass sie in ihrem "natürlichen" Vorkommensraum zum großen Teil die selben Konkurrenten und Feinde haben wie bei uns. Ähnliches gilt ja auch für den Wolgazander, dessen zeitweiliges (oder noch anwährendes) Vorkommmen im Mittellandkanal große Aufregung erzeugte. Die im Grunde vergleichsweise Artenarmut im europäischen Raum ist eine Folge der Eiszeit und der tektonischen Gegebenheiten (Gebirge, Wasserscheiden, etc.). Sieht man sich mal Nordamerika an, stellt man eine deutlich größere Artenvielfalt fest als hier. Und ein nicht unerheblicher Teil der hiesigen Fischarten kommt dort auch bzw. in mehr oder weniger geringer Veränderung auch vor.

Man muss deshalb nichts forcieren, aber eine rein konservierende Ausrichtung ist mir persönlich zu steif. Schönes Beipiel ist doch der Stör, bei dem man dann irgendwann festgestellt hat, dass sich der Amerikanische Stör bereits vor langer Zeit auch im Ostseeraum verbreitet und den Europäischen Stör verdrängt, ersetzt oder ergänzt hat. Weil dann eben doch mal ein paar über den Atlantik gekommen sind (man bedenke, die Viecher können ja auch schwimmen).
 
D

Dr-Mabuse

Gast
Die Grundel mir einer Regenbogenforelle zu vergleichen halt ich jetzt für überflüssig.
Die Grundel ist eine Invasible Fischart, die sich durch Kanalanbindungen und Balastwasser von Schiffen in unserem System verbreitet haben.
Refos werden von Menschenhand besetzt und gehören wie Karpfen usw meines Erachtens nicht in unsere Gewässer , da sie sich kaum bis garnicht selbstständig reproduzieren können.
 

Camaro

Barsch Vader
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Refos werden von Menschenhand besetzt und gehören wie Karpfen usw meines Erachtens nicht in unsere Gewässer , da sie sich kaum bis garnicht selbstständig reproduzieren können.

Karpfen gehören nicht in unsere Gewässer? da passt doch eher der vergleich Grundel / Regenbogenforelle als Regenbogenforelle / Karpfen
 
D

Dr-Mabuse

Gast
Ausser in kleinen Tümpeln mit geringer Wassertiefe siehts mir der Vermehrung vom Karpfen wohl schlecht aus.
 

Wolf

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Also mal abgesehen davon, dass Du sicherlich invasive statt invasible Fischart meinst, ist die Art des Auftauchens in einem Gewässer doch eher nebensächlich. Das Kernargument, das auch die Grundlage der Besatzverbote von Fischarten wie Regenbogenforellen etc. ist, ist eben der Umstand, dass Sie hier nicht heimisch sind. Im Grunde leicht nachvollziehbares Hauptargument ist, dass man die Auswirkungen nicht kennt und man daher Experimente unterlassen sollte.

Mir ging es nur darum, die mächtige Panik, die immer gleich losbricht, mal etwas zu dämpfen. Nimmt man mal das Beispiel NOK, dann hat die Ankunft der Grundeln dort für einen enormen Zuwachs beim Zanderbestand gesorgt. Letztlich wird man die Viecher vermutlich ohnehin nicht mehr los, aber es bleibt eben auch abzuwarten, ob sie mittelfristig überhaupt in der Bestandsstärke bleiben und selbst wenn ja, ob das tatsächlich zum Verschwinden anderer Fischarten führt. Ich bezweifle das. In der Donau - wo die ja her stammen - sind auch weder Barsche noch Zander noch was weiß ich was ausgestorben. Aber man wird das notgedrungen sehen müssen.

Im Übrigen gibt es auch bei Karpfen und Regenbogenforellen Beispiele, in denen sie invasiv auftreten. Beim Karpfen reichen ein paar Grad mehr Wassertemperatur schon aus, um ein erfolgreiches Laichen, Schlüpfen und Aufwachsen zu ermöglichen. Die Beispielliste ist lang. Bei den Regenbognern gibt es offenbar auch ein paar Beipiele, wobei die Beispiele nach meiner Kenntnis hauptsächlich aus dem alpinen Raum stammen. Hier sind das wohl hauptsächlich Flüsse/Bäche, in denen es abflussbedingt zu starken Umschichtungen im insgesamt auch gröberen Laichsubstrat kommt. Das macht der Bachforelle erhebliche Probleme, weil viele Eier und Brut hops gehen. Die Regenbogenforelle kann das besser ab. Klassisches Beipiel ist der Alpenrhein. Hier ist es ja sogar so, dass die Regenbogen aus dem Bodensee hochziehen und trotz Schwellbetriebes mit allen Nebenwirkungen erfolgreich laichen, während die Seeforellen zwar auch laichen, aber die Eier und Brut nahezu vollständig verloren geht. Zur Gail kann ich nichts sagen.
 
D

Dr-Mabuse

Gast
Ja schön, aber das ist jetzt Ansichtssache.
Wir reden jetzt hier von Besatzrefos.
Aber da fang ich mir doch lieber ne naturgewachsene Bachforelle.
Bei uns am Stausee werden auch Refos besetzt, wegen der Tageskartenangler (die müssen am Hauptsee ja auch was fangen, ansonsten kaufen die kein Ticket mehr).
Ich befisch lieber den Flusslauf in den Stausee hinein, da wo kein Refobesatz ist. Also ne durchschnitts Bachforelle von 50cm wild gewachsen gegen ne Fischzucht-Refo von 35-40cm?
Was hab ich da wohl lieber?
 

Camaro

Barsch Vader
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Also bei uns vermehren sich dei Karpfen ganz gut
zumindest so gut das seit über 10 Jahren kein besatz notwendig ist aber der Bestand man als sehr gut bezeichnen kann.
 

Lenny

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Ja die Karpfen vermehren sich gut in den verschiedensten Gewässertypen.
Der Vergleich zur Refo hinkt hier arg...

Gruß
 

NorbertF

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Jo. Die Karpfenbrut kommt nicht jedes Jahr hoch, aber oft genug, dass sie sich wirklich von alleine halten und auch große Bestände bilden. Ein Baggersee in dem ich oft fische hat nur einmal (vielleicht auch 2 oder 3 mal) Besatz erhalten, mit recht wenigen Tieren. Das Ding ist jetzt voll mit Karpfen.
Die schönen schlanken godenen, wie sie auch im Ebro sind.
 

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