Außer bestimmte "große", aber nicht notwendigerweise übermäßig "schwere" Spinnerbaits und Bucktailspinner.
Es gibt noch einen Anfängerfehler, den ich oben nicht erwähnt habe: Der Gedanke, lieber gleich etwas "heavier" zu kaufen, als ursprünglich geplant, kommt Newcomern natürlich nicht. Aber es kommt nicht eben selten vor, dass sich die neue Combo sehr schnell als zu knapp dimensioniert herausstellt, weil man auf einmal den Wunsch verspürt nach relativ kurzer Zeit, doch noch etwas Schwereres fischen zu wollen.
Denn bei der Köderauswahl, die man ad hoc und ohne jegliche Erfahrung getroffen und danach die Rute gekauft hat, wird es nicht lange bleiben. Dann ist man froh, wenn man von vorn herein etwas Reserve eingeplant hatte. Und wie oben angedeutet: Eine "150g-Rute" ist eher sowas wie eine 130g-Rute im wirklichen Leben, denn die Angaben sind fast immer geschönt.
Also: Das sollte man sich wirklich sehr gut überlegen, denn sonst kauft man am Ende doppelt.
Womit wir bei einem weiteren typischen Anfängerfehler angelangt wären: Der Wunsch, mit der ersten Bigbait-Combo auch die "alten leichteren Sachen" fischen zu wollen, ist natürlich Käse, denn dafür hat man ja die alten Combos, nicht? Der Grund, warum solche Wunschvorstellungen immer wieder kommen: Im Grunde traut man den großen Gummilappen nicht, antizipiert schon diverse Schneidertage und möchte sich dagegen "absichern", indem man im Geiste schon mal ein paar leichte Baits mit einpackt für alle Fälle. Nur: Mit solcher "Rundum versichert"-Haltung wird das garantiert nix.
Stattdessen geht, wer schwerer fischen will, einen Deal ein, der da lautet: weniger Stückzahl für größere Exemplare. Deswegen fischt man ja schwerer, welchen Sinn sollte das sonst machen? Aber das heißt eben auch, dass die bloße Zahl der Fänge deutlich nach unten gehen wird, zum Teil sogar sehr drastisch, je nach Gewässer und Jahreszeit.
Und das hat nun nicht nur was mit der Ködergröße zu tun, sondern mindestens ebenso viel mit der Tatsache, dass mit gewissen Gewohnheiten und "Lieblingsstellen" gebrochen werden muss, weil die großen Exemplare meist ganz woanders stehen, und zwar in erheblich geringerer Zahl als die gewohnte Kundschaft, dazu in der Regel weit weniger oft in Fresslaune als jene, dazu weit verstreut über ein großes Wasservolumen, und zwar ein dreidimensonales und nicht, wie im Flachwasser, über ein eher "zweidimensonales", das obendrein auch noch so schön offensichtlich ist, dass selbst meine kurzsichtige Oma diese Stellen ausmachen könnte.-
Ganz recht, das bedeutet allerdings deutlich mehr Schneidertage und erheblich mehr Würfe - und das um so mehr, wenn man nicht mit einem der wenigen Topgewässer gesegnet ist. Halbherzigkeit funktioniert hier schlicht nicht, man muss voll konzentriert und ohne übertriebene Erwartungen zur Sache gehen, denn Wunder gibt es auch hier keine.
Also: Entweder lässt man sich ganz darauf ein und nimmt auch die weniger angenehmen Aspekte als gegeben in Kauf oder man lässt es besser und fischt ganz einfach so weiter wie bisher.
Kommen wir abschließend noch einmal zur "Definitionsfrage", was ein Bigbait ist. Man kann das ungefähr angeben, wenn man als Kriterium die physische Belastung beim Werfen wählt. Ich behaupte mal: Jeder mit halbwegs intakter Gesundheit, der es wirklich will, gewöhnt sich relativ schnell an das Werfen mit Baits bis zu etwa 130g, das ist noch so viel, wie es einem anfangs scheinen mag. Die Arbeit wird schon schwerer, wenn man sich der 200g-Marke nähert, und darüber fängt es dann langsam an, wirklich "big" zu werden. Irgendwo zwischen 200 und 300g dürfte für die Allermeisten das Ende der Fahnenstange erreicht sein - und wenn es um stundenlanges Werfen im Freiwasser geht, mit Sicherheit noch ein gute Stückchen darunter.
Eine Rute mit (nominal) rund 150g WG dürfte also für die überwiegende Mehrheit der Kandidaten eine ziemlich gute Wahl sein, und bei etwas mehr "Ehrgeiz" alias besseren Beständen kann man vielleicht irgendwann noch eine Rute mit etwa 8oz WG dazu kaufen. Alles darüber wird immer nur ein kleiner Nischenmarkt bleiben. Und wer sich sicher ist, dass Shads bis 20cm auf jeden Fall "big" genug sind, der kommt dann sicher auch mit einer 100g-Rute prima aus.
Und wem das alles zu anstrengend und irgendwie bescheuert vorkommt, der kann ja immer noch Schleppen oder vertikal angeln. Ist zwar, wenn ich das mal einflechten darf, nicht gerade meine Art zu angeln, aber das ändert nichts daran, dass diese beiden Methoden in bestimmten Gewässern und/oder zu gewissen Jahreszeiten deutlich effektiver sind.
Sodass man, wenn man ein kleiner Schelm ist, ziemlich sicher sein darf, dass so mancher "Rekordhecht" gar nicht mit der Wurfangel, sondern beim Schleppen gefangen wurde. Nur dass das halt nicht immer so genau unterm schicken Bildchen steht, nicht?
