Die Länge oder nun doch die Technik?

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valle

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Guten Morgen zusammen,

Neulich habe ich in einen gut-sortierten Angelladen den Hechköder 4D Pike von Savage Gear gesehen. Und zwar die Version 48cm lang und 750g schwer für stolze 70 Euronen. Mir ist durchaus bewusst, dass der „gemeine“ Esox lucius solch große Artgenossen verspeist. Auch kenne ich von dem ein oder anderen Muskyvideo im I-net Pounder-Köder, die dort mit entsprechenden Gerät auch geschleudert werden.

Nun hatte ich mich selbst gefragt, ab wann ist ein Hechtköder zu groß? Ich habe bisher selbst keine solch großen/langen Köder gefischt. Daher meine Fragen an die Big Bait Experten:
Macht es „Sinn“ mit solchen Schlappen selektiv zu fischen oder ist es reines Marketing (ich trage mit diesem Thread auch noch dazu bei... :oops::confused: AIDA Prinzip = Attention>Interest>Desire>Action) um sich weiter von der Maße abzusetzen? Kann man ~50 cm und 750 g noch vernünftig auswerfen oder sind solche Köder eher zum Schleppen/Trolling konzipiert? Wenn werfen, macht das entsprechende Gerät noch Spaß beim Drill eines 80-90cm Fisches?

Mich würde wahrscheinlich schon bzw. „noch“ abschrecken einen Hechtköder im Wert von 70-80 € in den Karabiner zu hängen. :confused: Es gibt durchaus besondere handgemachte Köder (Jerks, Wobbler, etc.) in kleineren Größen, die soviel oder auch mehr kosten, jedoch hat zumindest meine Vernunft mich davor bewahrt. Mal schauen wie lange noch. :D Denn wenn ich die Summe mancher gängigen JDM Köder auf 750g hochrechne, bin ich ja auch schnell über 100+ €.

Also lasst eure Meinung dazu hören.

P. S. Falls die Fragen bereits durchgekaut wurden, bitte ich um Verzeihung und würde mich über eine entsprechende Verlinkung zum Einlesen bedanken. Konnte leider nichts passendes finden.
 

bvelvet

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Ich habe keine Erfahrung mit dem Köder, konnte mir den aber auch in Natura anschauen. Ich meine die 40er Forelle ist schon echt ein Brocken... Ich kann mir nur vorstellen das es verrückte gibt die damit tatsächlich an einem Topgewässer schleppen. Hab noch niemanden damit fischen sehen
 

theJucken

Gummipapst
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Bei uns im See werden im Frühjahr Forellen und Saiblinge eingesetzt.
Viele davon fallen mit Sicherheit den Hechten zum Opfer (von denen es einige schöne Exemplare gibt).
Ich könnte mir durchaus vorstellen so ne grosse Forelle mal (an normaler Hechtrute) durch den See zu schleppen. Wenn es rappelt dann bestimmt richtig.
Ist natürlich extrem selektives fischen.
Grundlegend würde ich persönlich eher auf die Forellen von ca. 25cm gehen. Aber wenn jemand die Uroma sucht kann man sie damit durchaus finden, denke ich.
 

Heiner

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Es kommt auf das Gewässer und dessen real existierenden Hechtbestand an. Ein 25cm-Shad ist in etwas größeren Gewässern mit einigermaßen guten Beständen ein Bait, den man jeden Tag als Allroundköder fischen kann, denn eine allzu große selektive Wirkung hat der nicht. Man fängt vielleicht ein paar 60er Schniepel weniger, aber das war es es dann auch schon mit der Selektionswirkung.

Von großen Baits würde ich erst ab Formaten von 30cm sprechen wollen, und selbst die fangen noch mehr 70er, als einem lieb sein kann, wenn man gezielt auf Große aus ist. Wenn die der Zielfisch sind, ist es in gut bestückten Gewässern erst einmal das vorrangige Ziel, die kleineren Exemplare so weit wie möglich vom Biss abzuhalten, denn jeder dieser Bisse kostet wertvolle Zeit.

Das ist nicht der einzige, aber der vielleicht wesentlichste Grund, warum mit möglichst großen Baits gefischt wird von einigen. Macht auf die Dauer natürlich nur dann einen Sinn, wenn das betreffende Gewässer über einen guten Bestand an großen Hechten verfügt.
 
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Streifenspinner

Gummipapst
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Mich würde wahrscheinlich schon bzw. „noch“ abschrecken einen Hechtköder im Wert von 70-80 € in den Karabiner zu hängen. :confused:

Da bin ich voll bei dir, hinter den Bigbaitwahn(sinn) steckt natürlich auch ein nettes Geschäftsmodell. Wenn Raubfischangler reihenweise glauben, dass ihr Traumhecht nur mit Riesenködern zu fangen wäre, haben Hersteller natürlich ein leichtes Spiel Entsprechendes mit saftigen Preisen auf den Markt zu werfen.

Ich orientiere mich da lieber an altbackenen Sichtweisen, über 15cm ist vielerorts gar nicht nötig. Großhechte fängt man, meiner Ansicht und Erfahrung nach, wenn man sie gezielt sucht und nicht mit einem bestimmten Köder, bzw. einer bestimmten Ködergröße. Natürlich sollte der Köder richtig geführt werden (können), daran hakt es leider oft.
Beim Schleppangeln, z.B. auf großen Seen, mag das anders aussehen, damit habe ich allerdings praktisch überhaupt keine Erfahrung.
 

Heiner

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In vielen, wenn nicht den meisten Gewässern ist irgendwas zwischen 15 und 25cm vollkommen ausreichend, und es gibt nicht eben wenige, eher kleine und flache Gewässer mit magerem Beuteaufkommen und entsprechend magerem Hechtbestand, wo 10cm ausreichend sind.

Aber das ist nun mal eine ganz und gar andere Art, auf Hecht zu fischen, als das gezielte Fischen auf große Exemplare in dafür geeigneten, großen und tiefen Gewässern. Das sind zwei völlig verschiedene Paar Stiefel, die daher auch zwei vollkommen unterschiedliche Sicht- und Vorgehensweisen erfordern.

Ausnahmen bestätigen auch hier bloß die Regel.

Sicher macht es wenig Sinn, in eher mittelprächtig bis schlecht bestückten Gewässern permanent oder überhaupt mit Bigbaits zu fischen. Das mache ich auch nicht, wenn ich solche Gewässer besuche. Denn miese Bestände werden natürlich nicht dadurch besser, dass man ihnen 40cm-Baits vorsetzt, auch wenn eine rührige Werbung dergleichen verspricht. (Jedoch wette ich, dass diverse Bigbait-Combos, die deshalb gekauft wurden, in nicht allzu ferner Zukunft unter Rubrik "Verkaufe" zu finden sein werden.)

Andererseits: Wenn ich auf den Großen Plöner See oder auf einen der besseren schwedischen Seen gehe, weiß ich, welche Bait-Formate dort die Chance auf einen Großen signifikant erhöhen. Dorthin werde ich ganz bestimmt keine 10cm- oder 15cm-Baits mitnehmen zum Hechtangeln und meist auch keine von 25cm.

Der praktische Zweck von Bigbaits ist schlicht und einfach, möglichst selektiv auf große Formate zu fischen. Das schließt nicht aus, dass man auch mit einem kleinen Bait mal ein Meterexemplar erwischen kann. Aber in aller Regel werden jene, die mit großen Baits fischen, erheblich mehr davon fangen über einen längeren Zeitabschnitt. Vorausgesetzt nur, sie haben entsprechende Gewässer zur Verfügung, wo diese Art von spezialisierter Angelei überhaupt Sinn macht.

Aber natürlich sind große Baits allein längst nicht die ganze Miete, man muss vor allem anderen das betreffende Gewässer hinreichend gut kennen, sonst wird es eh nix, egal mit welchen Baits.
 
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Heiner

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PS: Baits für 70 bis 80 Euro müssen natürlich nicht sein. Ich habe jedenfalls keinen einzigen Bigbait, der auch nur annähernd soviel gekostet hat und werde sowas auch in Zukunft nicht kaufen.

Allerdings haben fertig vorfabrizierte Swimbaits wie etwa der "Posseidon" von Chaostackle (Modelle in 10" und 12", siehe Bild unten) gewisse Vorteile gegenüber Shads: Das Bleigewicht ist nicht ganz vorn konzentriert, was zu besserem Absinkverhalten und zu besseren Wurfeigenschaften führt, und man hat keinen Drahtverhau für die Hakenmontage.

Dafür lege ich gelegentlich auch mal einen guten Dreißiger hin, aber das ist meine Obergrenze. Besser fangen als deutlich günstigere Shads tun die Dinger natürlich nicht, und ihr Nachteil ist die geringere Flexibilität durch die vorfabrizierte Bleibeschwerung, sowie die festgelegte Position der Haken. (Im Gegensatz zu meiner sonstigen Gewohnheit bei 25cm- und 30cm-Shads fische ich den "Posseidon" daher mit zwei Drillingen in der 12"-Version, nicht mit nur einem.)

poseidon.jpg
 
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valle

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Danke für die Rückmeldungen an alle Beteiligten.

@Ruti_Island den verlinkten Thread hatte ich zwischendurch verfolgt. Muss jedoch offen sagen, dass ich nicht wiedergeben kann was alles auf 17 Seiten durchgekaut wird/wurde. Grundsätzlich stelle ich keine Sinnhaftigkeit von BigBaits in Frage und hinterfrage nicht die Vor- und Nachteile. Es macht m. M. n. durchaus Sinn an bestimmten Gewässern selektiv mit Big Baits (30-40cm und nach meinem bisherigen Verständnis ca. 8-15oz) zu fischen.

Jedoch ähnlich wie auch bei der „UL Thematik“ frage ich mich in dem Fall ob es wirklich „Sinn macht“ mit knapp 50cm Bait und 750g auf den heimischen Hecht zu fischen oder ob es reines Marketing ist. Das Gerät muss ja auch entsprechend angepasst sein, selbst wenn der Köder nur gesschleppt wird.

Beispiel: Eine Rute, die effektiv 60-80g WG verträgt würde ich vermutlich auch nicht gezielt zum Barschangeln verwenden. Zumindest ist mir kein Gewässer bekannt, wo es notwendig wäre. o_O

Wir reden hier von heimischen Hechten und keinen Salzwasserspezies oder ähnliches. :confused:
 

Heiner

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Jedoch ähnlich wie auch bei der „UL Thematik“ frage ich mich in dem Fall ob es wirklich „Sinn macht“ mit knapp 50cm Bait und 750g auf den heimischen Hecht zu fischen oder ob es reines Marketing ist.

Wenn das als Patentrezept verkauft wird, ist es Marketing und also Bullshit. Wenn das für Gewässer mit exzellenten Beständen verkauft wird - allzu dicht gesät sind solche Gewässer bekanntlich nicht gerade - kann das Sinn machen.

Allerdings spielt hier das Verhältnis von Angelzeit und Kondition eine nicht eben unwesentliche Rolle. Mit ein bissi was Werfen auf gut Glück für ein gemütliches Stündchen oder so ist es hier offensichtlich kaum je getan. Aber wie viele Leute werfen sowas wirklich über mehrere Stunden im Stück, ohne zu lügen?

Als "Suchbaits" zum Strecke machen im Freiwasser sind solche Bait-Kaliber überhaupt nicht geeignet oder zumeist eine ziemlich schlechte Wahl, außer wenn sie geschleppt werden, vertikal mit Driftsack eingerechnet. Geworfen sind sie viel eher was zum Befischen mehr oder weniger eng begrenzter Hotspots (z.B. Barschberge, dicht beieinander liegende Tiefenlinien in großer Zahl auf der Karte, oder auch ein georteter Beuteschwarm und was dergleichen mehr).

Oder auf einen Satz gebracht: Solche Baits sind hauptsächlich was für Spezialisten, und auch die fischen sowas natürlich nicht über die ganze Saison und schon gleich gar nicht überall.

Wenn man 25cm-Shads dazu rechnen will, fällt das Gros aller Bigbait-Combos hierzulande in den WG-Bereich zwischen 5oz bis höchstens 8oz. Alles darüber fungiert unter ferner liefen. Jedoch: Es gibt sie, und aus ihrer bloßen Existenz könnte man ja schließen als Außenstehender, dass sowas nicht nur von Idioten mit Testosteron-Überproduktion gefischt wird. Denn niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, wirft 500g oder mehr bloß aus Daffke und sonst nix.

Oder um abschließend auf die Überschrift dieses Threads zurückzukommen: Die Länge ist einfach eine unter diversen möglichen Techniken zum Fang großer Hechte, nicht mehr und nicht weniger. Ob das nun passt auf eine gegebene Situation oder nicht, muss wie immer jeder selbst herausfinden.
 
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Heiner

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Ich gebe dann noch mal was Aktuelles zum besten zum Thema. Vorgestern hatte ich meinen ersten Angeltag in dieser Saison, heute den zweiten. In beiden Fällen - nach einem guten Fang mache ich prinzipiell Schluss, denn ich halte überhaupt nix von idiotischen "Rekorden"; die sind, mit Verlaub, was für Blödis - war der Angeltag ein recht kurzer, da innerhalb von etwa einer halben Stunde jeweils einer biss, einmal einer ein paar Zentimeterchen unter einem Meter, heute einer einige Zentimeter darüber.

Soweit, so uninteressant für den Rest des Universums.

Aber der Punkt ist: Niemand, absolut niemand kann mir erzählen, er hätte diese beiden genauso gut mit seinen Kleinködern fangen können. Nicht in diesem Gewässer und schon gleich gar nicht in solch kurzer Angelzeit.
 
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valle

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Heiner, nur interesseshalber, von welchen Ködertyp (Gummischlappen? Hybrid/Swimbait?) und welche Ködergröße (Länge und Gewicht?) sprichst du in dem Fall?
 

Heiner

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30cm.

Früher hatte ich zu Saisonbeginn immer klein-klein gefischt, bis ich merkte, dass auf bestimmten Gewässern das genaue Gegenteil richtig ist, wenn man auf die populären Saisoneröffnungs-Randschniepel keinen Wert legt.

Natürlich muss man auch wissen, wo die größeren Exemplare in einem kalten Frühjahr wie diesem in etwa stehen in einem gegebenen Gewässer. Schon mal nicht dort, wo sie im Falle eines sehr warmen Frühjahrs wie dem vorangegangenen standen um diese Zeit, sondern dichter an ihren Laichgebieten.

Übrigens wieder mit einem einzigen Drilling bestückt. die Baits. Nix Fehlbiss, die saßen, wie meistens, sauber gehakt im Mundwinkel. Das ist genau meine Vorstellung von technisch sachgerechtem Angeln, nicht die Hosenscheißer-Methode mit multiplen Drillingen.

Und die zwei Wochen freiwillig verlängerter "Schonzeit" haben sich auch wieder ausgezahlt. Denn erstens war der See schön leer und zweitens waren die Viecher schon gut im Futter und recht kampfkräfig, aber nicht mehr solche saft- und kraftlosen Hungerhaken, wie man sie zu Saisonbeginn öfter zu sehen bekommt - eigentlich ein Zeichen dafür, dass die Schonzeit nicht lang genug war und zu früh endete.

Was ist besser als ein guter Fang? - Ein guter Fang, der ohne Schaden und ohne Anzeichen von Erschöpfung schnell wieder davon schwimmt, ohne dass er überhaupt aus dem Wasser genommen werden musste. Das ist besser und befriedigender als bloß ein guter Fang.
 
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