Ob der Abriss bei einem Hänger, beim Auswerfen etc. zustande kommt, ist bei der Frage nebensächlich.
Ich wollte nur wissen um wieviel kg weniger oder anscheinend mehr ihr das Vorfach zur Hauptschnur wählt.
Nee, es ist genau nicht egal und es kommt immer alles auf die Umstände an. Deshalb ist das Leben ja so kompliziert und man kann viele Dinge nicht pauschal beantworten. (Es sei denn es mangelt sehr an Verstand, dann gibt es oft weniger Nuancen von »Wahrheit«, aber eine solche Disposition wünschen wir ja keinem und auch bei Dir vermute ich die nicht.) Frag mal z.B. einen Software-Entwickler ob du lieber Java oder PHP nehmen sollst. Da gibt es dann Pfosten die können nur das eine oder andere und empfehlen jeweils das. Andere haben mehr Überblick und erweitern deine Frage entweder selbst um die möglichen Anwendungsfälle, Anforderungen oder Einschränkungen oder halten die Klappe. Sei also froh um jeden, der deinen Horizont erweitert ohne dafür Geld zu bekommen. Und sei es nur mit seiner persönlichen Meinung.
- Generell gilt ja immer dass man nie zu leicht fischen darf, um die Waidgerechtigkeit zu gewährleisten, das lernt man bei der Prüfung zum Angelschein.
- Habe ich unverhältnismäßig viele Hänger zu erwarten, kann ich versuchen meine Aufwände und Kosten zu optimieren, indem ich Vorfach und Schnur aufeinander abstimme und das ganze so dimensionieren, dass die Reißfestigkeit vom Vorfach leicht unter dem der Schnur liegt. Dann noch mit einem Clinchknoten statt mit einem Uniknoten den Snap anbinden und wir haben die Sollbruchstelle direkt hinterm Köder. Bei einem Hänger verliere ich mein Vorfach nicht, keine Hauptschnur und spare mir die Arbeit ein neues Vorfach zu knoten.
- Sind Hechte oder sehr starke Fische zu erwarten und ich fische mit Wobblern oder Stinger, sollte ich mich fragen, ob ich Hauptschnur UND Vorfach nicht stärker und bissfest wählen sollte. Hierunter leidet die Wurfweite, aber bei Jerkbaits oder großen Gummischlappen ist das ja ohnehin relativ. Dafür erspare ich mir den Anblick eines verendeten Hechtes am Ufer mit einem Wobbler aus meiner Kiste im Maul, oder das dumme Gefühl dass das passiert sein könnte.
- Fische ich Hängerreich ohne große Wurfweiten zu benötigen (Boot oder Buhne) nehme ich gern starke Hauptschnur und starkes Vorfach. Dann kann ich im Zweifel die Haken mit der Schnur aufbiegen und habe einen Jig ruiniert aber mein Gummi, meinen Snap und das Vorfach gerettet.
- Muss ich besonders weit werfen und leicht fischen, kann ich keine allzu dicke Hauptschnur nehmen, hier ist eine Vorgabe. Nun kann ich entweder dickeres Vorfach nehmen, was wohl eine ganz gute Wahl wäre. (Beispiel: Stroft GTP S Typ 06 Hauptschnur mit 4,5 Kilo. Hier wäre ein Vorfach aus FC1 mit 0.22 und 4,2 kg Tragkraft etwas zart, da muss ich wohl dicker fischen.)
- Will ich dünn auf starke Fische fischen, muss ich eine sehr leichte parabolische Aktion und eine gute Bremse haben und längere Drills in Kauf nehmen. Aus Gründen der Risikominimierung auf Seiten des Fisches sollte ich in diesem Fall nur Einzelhaken fischen und am besten die Widerhaken andrücken. Lieber verliere ich einen Fisch der sich abschüttelt oder spitz beißt, habe aber die Gewissheit dass ein abgerissener Köder abgeschüttelt werden kann. (Auch hier gibt es leider keine Gewissheit, nur Wahrscheinlichkeiten.)
- Auch das Werfen von größeren Ködern mit dünner Schnur und harter Rute ist problematisch, da hier häßliche Kraftspitzen bei der Beschleunigung auftreten.
- Dickes FC kann die Absinkphase und den Lauf von insbesondere leichten Ködern stark beeinflussen, will ich das oder nicht?
Es gibt immer so viele Faktoren die für die eine oder andere Wahl eine Rolle spielen, dass man meist keine einfachen Antworten auf unklare Fragen geben kann. Und selbst bei klaren Fragen gibt es Meinungen die voneinander abweichen. Es ist ja nicht wichtig recht zu haben, sondern wichtig sich zu entwickeln. (Das sehen einige Menschen anders und auch mir ist es manchmal wichtig recht zu haben, dann komme ich aber nicht weiter, weil ich die Meinungen anderer nicht mit meinem Wissen abgleiche!)
Alles also doch immer eine Frage von allem, leider ;(