Wurfweiten kurze Rute vs. lange Rute

  • Hi Gast, Du bist neu hier. Um das Forum übersichtlich zu halten, bitten wir Dich, erst die Forensuche (Lupe oben rechts) zu bemühen, bevor Du ein neues Thema eröffnest. Vieles wird hier schon diskutiert. Vielen Dank fürs Verständnis und viel Spaß hier!

posi86

Finesse-Fux
Registriert
15. Dezember 2008
Beiträge
1.223
Punkte Reaktionen
1.483
Ort
Plau am See
Moin.
Wie schaut’s aus? Fische ausschließlich kurze Ruten auf Barsch. Bin viel vom Land aus unterwegs und frage mich jedesmal. Würde jetzt eine Längere Rute noch die Meter mehr bringen?
Hatte vor kurzem eine Rute ca. 240cm Wg bis 15gr. Straffe Spitze, also kein Wabbelei. Mit der hab i anhand von einefachen Kurbelumdrehungen den Vergleich mit meiner Edge Master gemacht. Selbes Gewicht (14gr Jig mit 3“ Gummi), selbe Rolle Shimano 3000er Größe, selbe Schnur Stroft E1. Beide Ruten luden sich super bei dem Jig auf.
Ergebnis waren aber im Höchstfall 5 Umdrehungen was grob 3,5-4Meter ergaben. Längere Rute hatte knapp 45cm mehr Länge und i habe echt deutlich mehr Weite erwartet. Also Grundsätzlich 10Meter oder mehr.
Sind meine Erwartungen zu hoch? Sind die wurfweiten doch nicht so unterschiedlich im Vergleich? Was habt ihr so Erfahrungen?

Grüße
 
Registriert
15. Juli 2009
Beiträge
9.767
Punkte Reaktionen
30.974
Ort
Tief im Westen...
Ich denke bis zu 10m (7-8m) sind je nach Bedingung realistisch. Das ist bei mir so wenn ich eine 2,58m Rute gegenüber einer 2,30m Rute mit identischer Rolle/Schnur fische.
 

posi86

Finesse-Fux
Themenstarter
Registriert
15. Dezember 2008
Beiträge
1.223
Punkte Reaktionen
1.483
Ort
Plau am See
Hi, Bedingungen waren bei mir ja auch die selben. Deshalb wundert mich das ja.

Also hast du den Unterschied von 10Meter schon zwischen 258 und 230?
Was Fischt du für eine Rute in 258?
 

d44869

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
17. Juni 2006
Beiträge
366
Punkte Reaktionen
29
in uk sagt man im brandungsbereich "you have to bend it to send it".
will heissen: lade die rute gescheit auf, dann fliegts ...
ich denke, dass beide blanks in etwa gleich viel "ladung" hatten, ergo vergleichbar weit schmissen... die laenge spielt da mMn eine eher untergeordnete rolle.
zum vergleich:
ich habe mich in den letzten jahren sehr intensiv mit dem thema "werfen" auseinander gesetzt.
werfen heisst hier 2teilige brandungsruten und multis, in UK distance casting genannt.
im laufe der zeit habe ich sehr viele hochklassige ruten zwischen 12" und 15" geworfen.
die erzielten wurfweiten hingen nahezu ausschliesslich davon ab, wie ich den blank geladen und vor allem auch technisch sauber geworfen bekam, die laenge der rute war nahezu vernachlaessigbar.
mMn ist es umso schwerer "gut" zu werfen, je kuerzer und haerter der blank ist.
 
Zuletzt bearbeitet:

d44869

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
17. Juni 2006
Beiträge
366
Punkte Reaktionen
29
nachtrag - ein blank laedt bis zum maximum dessen, was er an energie aufnehmen kann, in UK nennt man das lock-up ...
alles, was man darueber hinaus versucht, in den blank zu laden (via "mehr" zu beschleunigender masse, oder anderer wurftechnik), resultiert in splitternder kohlefaser ... nicht in mehr wurfweite...
 

Blitch

Echo-Orakel
Registriert
12. Juni 2018
Beiträge
129
Punkte Reaktionen
70
Alter
47
Ort
Rheinland
Wenn ausschließlich Wurfweite als Kriterium herangezogen wird, habe ich zwischen einer 2,1m und einer 2,4m Rute knapp 5m Unterschied - Bei ähnlichen Ruten-. Allerdings sind für mich Hebel beim Anschlag und Winkel zum Köder ebenfalls wichtige Kriterien, welche gerade vom Ufer nicht zu unterschätzen sind.
 

posi86

Finesse-Fux
Themenstarter
Registriert
15. Dezember 2008
Beiträge
1.223
Punkte Reaktionen
1.483
Ort
Plau am See
Ja gut, die Theorie ist mir schon klar. Des entsprechend in der Praxis umsetzten ist auch klar. Also eins, werfen kann i. Bekomme au beachtliche Weiten mit kurzen Ruten hin. Aber habe kaum ein Unterschied zu längeren Ruten feststellen können. Vielleicht hatte meine längere Rute nicht die besten Eigenschaften. Kleiner Startring, 3000 Rolle (kleiner Spulendurchmesser). Denke wenn i mit ner 190cm Edge Master ein 60mm Trigon 62Meter werfe geht das doch schon und liegt nicht an meinen Werfkünsten. Mit der längeren ging es nur maginal weiter... Shads selben Ergebnisse
 
Registriert
15. Juli 2009
Beiträge
9.767
Punkte Reaktionen
30.974
Ort
Tief im Westen...
Hi, Bedingungen waren bei mir ja auch die selben. Deshalb wundert mich das ja.

Also hast du den Unterschied von 10Meter schon zwischen 258 und 230?
Was Fischt du für eine Rute in 258?

Ja, aber das kommt sicher auch auf die zu vergleichenden Ruten an.

Ich fische als "Everyday-Ufer-Arbeitstier" eine Fishing Art Kraag mit 30g.
Die lädt sich gut auf und ist trotzdem noch straff genug.

Als Gegenbeispiel, als ich damals von meiner 2,73er Rocke zur 2,43er Rocke gewechselt bin, war die Wurfweite im Schnitt je nach Köder nicht so unterschiedlich. Ich glaube aber auch, dass ich damals von 0,14er zu 0,12er Schnur gewechselt bin. Das wäre eine Erklärung.
 

alexp

Bigfish-Magnet
Gesperrt
Registriert
30. Juni 2019
Beiträge
1.796
Punkte Reaktionen
1.186
Wenn ich mit einer Kombo bis zu 40m werfe, darf ich bei einer etwas längeren Rute nicht unbedingt ne Steigerung von 10m erwarten.
Bekanntlich kann man noch an der Schnurdicke und Spulengröße optimieren, andererseits mag ich keine sehr dünnen Schnüre, gehe lieber auf Nummer Sicher.
 

tölkie

Barsch Vader
Registriert
6. August 2015
Beiträge
2.165
Punkte Reaktionen
4.946
Ort
Pott
Es gab da mal einen Bericht im F&F oder Blinker. Der Unterschied zwischen 8 und 9f war nur ein paar Meter. Vl die Entscheidenden ....

Will ich weit raus, würde ich sicher eher 8 oder 8,6 f nehmen als 7f. Wenn es nur ein paar Meter zwischen 8 und 9 f sind, dann kommen ganz sicher noch ein paar Meter von 7 auf 9 f dazu.
 

Uzz

Twitch-Titan
Registriert
25. August 2018
Beiträge
51
Punkte Reaktionen
51
Der Unterschied der Reichweite bei verschiedenen Rutenlängen entsteht nicht durch anderes "Aufladen", wenn beide Ruten tatsächlich "ähnlich" aufgebaut sind. Entscheidend für den Unterschied ist, was Bilch in #6 in seinem letzten Satz schreibt: Die anderen Hebelverhältnisse, insb. der längere nutzbare Weg.

Die Beschleunigung des "Projektils" ist technisch begrenzt. Sonst reißt beim Wurf die Schnur oder die Rute bricht. Mit langer Rute kann ich das Projektil jedoch auf einem längeren Weg über längere Zeit hinweg mit der gleichen zulässigen Maximalbeschleunigung beschleunigen und so eine höhere Endgeschwindigkeit erreichen, die zu mehr Wurfweite führt. Das ist vergleichbar mit einem Gewehr mit längerem Lauf aber gleicher Patrone. Nicht die Beschleunigung sondern deren Dauer(und Weg) wird erhöht.

Gute Weitwerfer sieht man beim Wurf einen Schritt nach vorn machen. Auch dabei geht es ums Verlängern des Weges, auf dem beschleunigt werden kann. Der Rückschwung vorm Wurf (Ausholen + Aufladen) wirkt auf gleiche Weise. Die Optimierung der Wurfweite ist also ganz einfach: Lass die zulässige Maximalbeschleunigung konstant und so lange wie möglich(=so weit wie möglich) aufs Projektil einwirken.
 
Zuletzt bearbeitet:

d44869

Dr. Jerkl & Mr. Bait
Registriert
17. Juni 2006
Beiträge
366
Punkte Reaktionen
29
@Uzz
Meine Erfahrungen stammen, wie eingangs gesagt, aus dem Brandungsbereich, sollten sich vermutlich 1:1 auf das Suesswasserangeln uebertragen lassen.

Fuer den Brandungsangler sind verschiedene Ablegewuerfe relevant, die die Rute auf sehr kurzem Beschleunigungsweg maximal, idealerweise bis zum lock-up, aufladen.
Diese Wuerfe sind der Easy Cast und Brighton Cast.
Sie basieren darauf, dass sich das Blei vor Beginn des Wurfes zwischen Werfer und Rutenspitze auf dem Boden befindet.
Man erreicht so eine irre Aufladung des Blanks auf sehr kurzem zurueckgelegten Weg der Rute, die in sehr grossen Wurfweiten resultiert.
Diese Wuerfe funktionieren mit kuerzeren, harten Ruten recht gut.
Gleichwohl sind sie nicht sonderlich freundlich zum Material; duennwandige Blanks kann man so recht zuverlaessig knacken ...
Fall die Theorie dahinter interessiert: John Holden hat sehr gute Infos hiezu verfasst.

Der Hatteras Cast ist als Pendelwurf quasi der in die Luft uebertragene Variante des Brighton Cast.
Ich benutze ihn gerne beim Spinnfischen an der Kueste mit einem langen drop, wenn ich wirklich weit werfen muss [zB beim Wolfsbarschangeln].

Die andere 'grosse' Gruppe der Wuerfe sind die, die eine deutliche Rotation des Werfers um seine Koerperachse beinhalten.
Abgelegt sind das der OTG ('off the ground'), sowie 'airborne' die Pendelwuerfe.

Bei diesen Stilen geht es darum, den Blank ueber Rotation langsam, aber stetig zu laden.
Bis zum lock-up geht es dann unmittelbar vor dem Abwurf ueber die Verlagerung des Koerperschwerpunktes in Wurfrichtung und kraeftiges push-pull beider Arme.
Elementar wichtig ist es, das Blei an gespannter Schnur aussen auf der Kreisbahn zu halten.
Wie gross der Radius des Kreises ist [lies: Rutenlaenge + drop] hat dabei weniger Einfluss auf die Wurfweite, als Du annimmst.

Beispiel:
Ich habe zwei komplett identische Blanks, von denen einer 14" lang und einer auf 13.4" gekuerzt ist.
Stimmte Deine These, muesste ich mit dem laengeren weiter werfen. Ist aber nicht so -> mit dem kurzen werfe ich ein gutes Stueck weiter.
Warum?
- der kurze hat weniger Masse, ich bewege ihn schneller und kontrollierter, werfe also sauberer
- beide speichern identisch viel Energie, haben also das selbe Potential fuer Distanz, den kurzen bekomme ich halt einfach mehr geladen

Wie DU also Ladung in die Rute bekommst, ist Wurscht. Der Blank wirft um so besser, je weiter er geladen ist.
Und das geht halt mit langen, weicheren Ruten einfacher, als mit kurzen, steifen.

Abschliessend noch eine Analogie aus UK - dort gibt es seit Jahren einen Trend weg von den zweiteiligen, ueberwiegend ziemlich straffen beachcastern hin zu laengeren, dreitleiligen "continental" Ruten.
Warum?
Na weil man die langen, weichen Ruten quasi ohne Technik geladen bekommt, wohingegen Du fuer ne 'richtige' Rute schon werfen koennen musst.
Jemand, der es kann, wirft die kuezere, harte Rute weiter, als das lange continental Schlabberstoeckchen.

Auf der Turnierwiese sind seit einigen Jahren Blanks von +/- 15 Fuss der Standard.
Die Akteure haben die Physis und Technik, das Potential 100% auszunutzen.
Ein Durchschnittsangler wird keinen Benefit aus solchen Ruten ziehen, eher im Gegenteil, weil er sie -ungeachtet irgendwelcher Hebelverhaeltnisse- nicht mehr geladen bekommt.

Just my $0.02
 

Oben