Wie Kalikokrebse die Artenvielfalt bedrohen

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Lorenz

Echo-Orakel
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Interessante Zusammenfassung, da scheint ja doch einiges an Untersuchungen stattgefunden zu haben, ...
Da bzw denen ist die Sportfischerei halt auch mehr wert.
Bei den invasiven Flusskrebsarten ist der tatsächliche Schäden deutlich schlimmer meiner Meinung nach....
Weil die ja auch zumindest teilweise ihre Umgebung beeinträchtigten. Das Bild von den vielen Galiziern oben zeigt ansonsten eine Schlammwüste; letztes Jahr ist der Krebsbestand zusammengebrochen, Armleuchteralgen wachsen jetzt bis 10m Wassertiefe und Schleien- und Hechtnachwuchs kommt hoch :)

In der sogenannten Unionsliste (invasive Arten mit europäischer-unionsweiter Bedeutung) stehen viele Krebse, aber bisher nur eine Grundelart.

Und auch da finde ich es seltsam, dass 30 Jahre nach dem Erstnachweis im Rhein jetzt plötzlich die Invasion drohen soll, ...
Kann schon sein. Bis eine Art sich etabliert und eine kritische Menge erreicht kann es dauern und vielleicht hat man die Konsequenzen vorher nicht bemerkt. Das Problem sind ja auch ökologisch wertvolle Nebengewässer, die vielleicht erst angesteuert und erreicht werden wenn die ökologischen Nischen im Hauptgewässer weitgehend besetzt sind.
 

Walstipper

Finesse-Fux
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Ich stehe natürlich jeglicher Verbreitung von Neozoen ablehnend gegenüber, ich habe nur keine Lust die allgemeine Hysterie einfach zu übernehmen, was wurde nicht alles über den angeblichen Bruträuber Grundel geschrieben als die Ausbreitung im Rhein so richtig Fahrt aufgenommen hat, leergefressene Zandernestern und ähnliche Wahnvorstellungen.

Die Grundel als Bruträuber ist intuitiv natürlich naheliegend, heißt aber nicht, dass sie im Vergleich mit anderen Arten schlimmere Laichräuber sind. Beispielsweise gabs früher massenweise Rotaugen & Lauben, haben die auch alle Nester leer gefressen?
Das Problem welches ich bei den Grundeln sehe ist, dass sie alle ähnlich groß sind (Kleinfische eben) und bis ins höhere Alter alle fast das Gleiche fressen. Ein Großteil des gesamten Grundelbestands stellt sich auf Invertebraten einer gewissen Größe ein, erst die großen Grundeln fressen Fisch/Mollusken.
S. 16 im folgenden PDF: https://lazbw.landwirtschaft-bw.de/pb/site/pbs-bw-new/get/documents/MLR.LEL/PB5Documents/lazbw_2017/lazbw_ffs/Dokumente_ffs/Fachforen/Fachforum Angelfischerei Nov 2016/Downloads/3_GrundelnRhein_Gertzen.pdf

Das ist bei Rotaugen bspw. nicht so vermute ich, ein 5-10 cm Rotauge ernährt sich anders als eins mit 20-25 cm. Sie kleben auch nicht alle gleichermaßen am Boden.

Frisst nun also eine ohnehin riesige Biomasse ähnlich Futterquellen, haben alle anderen Arten, die diese dann (zeitweise) auch benötigen, natürlich ein großes Problem. Und genau so ist es wohl bei Barsch & Zander, wo die Jahrgänge noch dazu die gleiche Größe aufweisen. Dann gibt es einen Zeitpunkt, wo sich alle juvenilen Zander, Barsche und die riesige Masse an Grundeln auf die gleichen Bodentierchen einschießen. Und durch diesen "Flaschenhals" müssen Z&B etc. durch, bis die Mäuler größer werden. Auf Seite 28 in der PDF gibts ein gutes Bild hierzu.
Dazu kommt wohl, dass die Steinpackung als perfektes (Schutz)habitat der Grundel dient.
Bei den invasiven Flusskrebsarten ist der tatsächliche Schäden deutlich schlimmer meiner Meinung nach....

Und auch da finde ich es seltsam, dass 30 Jahre nach dem Erstnachweis im Rhein jetzt plötzlich die Invasion drohen soll, für mich ein Fall von Sommerloch, ohne die möglichen Gefahren durch Neozoen irgendwie kleinreden zu wollen.
Wiki hat ja nen Artikel zur Verbreitung der Grundel, wo u.a DNA der Grundelpopulationen verglichen wurde: https://de.wikipedia.org/wiki/Schwarzmund-Grundel#Verbreitung
Auch hier könnte man sich fragen, wo blieb die Grundel 20 Jahre lang entlang der Ostsee oder weiter Donau stromaufwärts. Ich habe bei dem Thema Grundel immer den Eindruck, dass der Aal die Nische der Packung & deren Höhlen eben nicht mehr so deutlich besiedelt, wie das noch in den 80/90ern war. Ich meine Zahlen gesehen zu haben von 50% Anteil Biomasse Aal an allen Fischen im Rhein (Testbefischung). Denn auch die Aale profitierten natürlich von der Packung. Ich kann mir schwer vorstellen, dass sich die Grundeln mit einem intakt hohen Aalbestand das gleiche Versteckspiel leisten könnten.
Was ähnliches trifft auch auf den Krebs zu, der wie in der Doku gesagt in Löcher verduftet. Der Fokus hier aber auf fischfreie Kleinstgewässer, nicht mit dem Rhein + angrenzende Seen/Altarme vergleichbar. Sollte es so sein, dass der Krebs den meisten Feinden innerhalb dieser Löcher ausweicht, wären vielleicht auch hier 1-2 Aale pro Pfütze eine Hilfe. Er kann sich nicht darin vermehren, und wenn so ein Sonderhabitat eh schon von Krebsen zerstört wäre, kann man ja mal testen, ob die Schlängler Krebse fressen, oder zusätzlich gleich das ganze Wasserloch :>
 
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