Rutenspitze gebrochen, eingekürzt, welche Veränderung des Wg.?

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backlash63

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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CONCLUSION
Cutting a blank, either at the tip or at the butt, will make its action more progressive, with a lower angle measured at the tip. However, the action (the curve of the blank under charge) should not be confused with power (its rigidity): by cutting a blank at the tip, you make it more progressive but you increase the feeling of power.

Auch wenn mein Englisch etwas eingestaubt ist, so sehe ich mein Meinung nur bestätigt. Da steht, dass das "Gefühl" von mehr Power erhöht wird (weil halt straffer und härter), aber die Messung haben wohl keine oder kaum Veränderung in der Liftingpower gezeigt. Die Aktion wird insgesamt progressiver. Aber keine Änderung der entgültigen Power der Rute (u.a. oberes WG der Rute).

Das ist ja auch logisch, da ja keine Verstärkung oder mehr Material dazugekommen ist. Und dass die Spitze nicht so einknickt, ist da auch logisch.

Das habe ich aber auch in meiner anfänglichen These geschrieben, dass eine solche Rute halt nach unten hin nicht mehr so effektiv einzusetzen ist, daher erhöht sich das untere WG, aber nicht das obere WG.

Sehe mich durch den Link nur bestätigt und unterstreicht das, was ich mal zum Thema gelesen habe. Möchte nicht Klugscheißer, sondern nur Tips geben bzw Leute vor evtl Fehlern bewahren...
Kein Problem ;)
Witzig, wie unterschiedlich man dieselbe Quelle interpretieren kann...
Okay, ich zeigt jetzt mal die Stelle, von der ich meine, dass sie meine Ansicht stützt. Ich habe sie der Einfachheit halber in einen Translator gegeben und nicht nachträglich bearbeitet, aber ich denke, es lässt sich auch so verstehen:
"Unser Rohling mit einer geschätzten Hubkraft von 2-12 g erreicht nach einem 5-cm-Schnitt die IP-Eigenschaften eines 7/17 g-Rohlings, nach einem 10-cm-Schnitt die IP-Eigenschaften eines 10/25 g-Rohlings und nach einem 15-cm-Schnitt die Eigenschaften eines 10/30 g-Rohlings."
 

Walstipper

Finesse-Fux
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Nach Einkürzen der Spitze verschiebt sich das obere WG der Rute nicht (!) weiter nach oben, jedoch ist die Rute nach unten limitierter als zuvor. Logisch!

Ist es?
Wenn ich von einer leichten zweiteiligen 3,6m Karpfenrute das Spitzenteils wegschmeiße und das Handteil neu beringe, dann könnte ich damit sehr schwere Jerkbaits werfen, oder nicht?
 

dennisrrrr

Finesse-Fux
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Ich möchte meine Quelle in einem Punk berichtigen und euch, @tobsen2000, @tölkie widersprechen. Auch ich lag eingangs, nach meiner aktuellen Ansicht nach, falsch.

Disclaimer: jetzt geht es um das maximale Wurfgewicht.
Basisannahme: den Köder beschleunigt nicht die Spitze, sondern auch der Teil, der sich im Wurf auflädt. Also über die Spitze hinaus bis ins Backbone. Hier gibt es einen Punkt, den wir als Maxumum empfinden. Übersteigen wir das zu werfende Gewicht, bekommt die Rute den Köder nicht mehr (durch die Stärke der Fasern und das Bestreben in ihre gerade neutrale Position) beschlelunigt. Die ideale Aufladung wurde überschritten. Sind wir uns alle einig?
So kann man dann wie ich eingangs vermuten, dass die Spitze quasi egal sei, geworfen wird ja mit dem "Mittelstück".

Hypothese:
Falsch. Warum, was übersehen wir? Hebelgesetze. Jeder cm Rute ist beeinflusst von den cm die davor liegen.
Nehme ich Spitze weg, hat das Gewicht weniger Hebel um den Mittelteil zu biegen. Somit wird die Rute quasi doch stärker, weil der Hebel des Köders abnimmt. (Oder auch der Hebel des Fischs).

Beweisführung:
Kuying 6'7 MH belastet mit 20oz / 566g um die Aufladung des Blanks zu simulieren. Gewicht im Spitzenring, dann in den 3 darauf folgenden Ringen um den gekürzten Blank zu simulieren. Rot markiert um den Blank nicht mit dem Blei zu verdecken.
67MH-20oz.png

Wir sehen, mit der gleichen Belastung biegt sich der gesamte Blank weniger tief, auch der mittlere Teil. Den Effekt sehen wir so ca ab dem 2. Ring vom Rollenhalter aus. Und das ist für mich genau der springende Punkt. Der Effekt ist bis in die Mitte zu beobachten.
Wenn wir also davon ausgehen, dass die Kurve wenn das Gewicht im Spitzenring hängt die Optimale aufladung ist, dann kann man also definitiv mehr Gewicht ran hängen, sobald der Angriffspunkt den Blank herunter wandert. Der Blank wird insgesamt steifer.

Wie viel Gewicht?
Bsp.: 1. Ring nach dem Spitzenring: es müssen 36g mehr verwendet werden, damit dieser auf die selbe Höhe kommt.
+36.png

Die Kurve ist nicht die selbe, dass der Spitzenwinkel flacher wird und die Rute insgesamt moderater stimmt ja absolut. Aber um die selbe Tiefe der Aufladung zu erreichen brauchen wir eben 36g mehr.

Aber nochmal: Das alles hat nur Bestand, wenn wir uns einig sind, dass die Tiefe der Aufladung / Biegung gleich bleiben muss um die Kraft des Blanks zu beschreiben.
 
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Walstipper

Finesse-Fux
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So ist es.
Und zwar auch, wenn die Rute im Gegensatz zu dennisrrrr Beispiel perfekt slow wäre mit Null Verjüngung.
Wir kaufen uns von mehr Rutenlänge sowie dem ungünstigen Hebel eine leichtere Aufladung des gesamten Blanks (da weniger Kraft diesen mit mehr Hebel belädt) sowie mehr Endgeschwindigkeit an der Rutenspitze für den Wurf.

Jeder kann sich ausmalen was passieren wird, wenn ich von dieser leichten 3,6m Meerforellenrute das Spitzenteil weglasse und die restlichen 2,5m zu einer Zanderrute um-beringe. Das wird ein ziemlicher Besen mit Spitzendurchmesser > 4mm werden.

02-0023112.jpg

 
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backlash63

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Ich möchte meine Quelle in einem Punk berichtigen und euch, @tobsen2000, @tölkie widersprechen. Auch ich lag eingangs, nach meiner aktuellen Ansicht nach, falsch.

Disclaimer: jetzt geht es um das maximale Wurfgewicht.
Basisannahme: den Köder beschleunigt nicht die Spitze, sondern auch der Teil, der sich im Wurf auflädt. Also über die Spitze hinaus bis ins Backbone. Hier gibt es einen Punkt, den wir als Maxumum empfinden. Übersteigen wir das zu werfende Gewicht, bekommt die Rute den Köder nicht mehr (durch die Stärke der Fasern und das Bestreben in ihre gerade neutrale Position) beschlelunigt. Die ideale Aufladung wurde überschritten. Sind wir uns alle einig?
So kann man dann wie ich eingangs vermuten, dass die Spitze quasi egal sei, geworfen wird ja mit dem "Mittelstück".

Hypothese:
Falsch. Warum, was übersehen wir? Hebelgesetze. Jeder cm Rute ist beeinflusst von den cm die davor liegen.
Nehme ich Spitze weg, hat das Gewicht weniger Hebel um den Mittelteil zu biegen. Somit wird die Rute quasi doch stärker, weil der Hebel des Köders abnimmt. (Oder auch der Hebel des Fischs).

Beweisführung:
Kuying 6'7 MH belastet mit 20oz / 566g um die Aufladung des Blanks zu simulieren. Gewicht im Spitzenring, dann in den 3 darauf folgenden Ringen um den gekürzten Blank zu simulieren. Rot markiert um den Blank nicht mit dem Blei zu verdecken.
Anhang anzeigen 203769

Wir sehen, mit der gleichen Belastung biegt sich der gesamte Blank weniger tief, auch der mittlere Teil. Den Effekt sehen wir so ca ab dem 2. Ring vom Rollenhalter aus. Und das ist für mich genau der springende Punkt. Der Effekt ist bis in die Mitte zu beobachten.
Wenn wir also davon ausgehen, dass die Kurve wenn das Gewicht im Spitzenring hängt die Optimale aufladung ist, dann kann man also definitiv mehr Gewicht ran hängen, sobald der Angriffspunkt den Blank herunter wandert. Der Blank wird insgesamt steifer.

Wie viel Gewicht?
Bsp.: 1. Ring nach dem Spitzenring: es müssen 36g mehr verwendet werden, damit dieser auf die selbe Höhe kommt.
Anhang anzeigen 203776

Die Kurve ist nicht die selbe, dass der Spitzenwinkel flacher wird und die Rute insgesamt moderater stimmt ja absolut. Aber um die selbe Tiefe der Aufladung zu erreichen brauchen wir eben 36g mehr.

Aber nochmal: Das alles hat nur Bestand, wenn wir uns einig sind, dass die Tiefe der Aufladung / Biegung gleich bleiben muss um die Kraft des Blanks zu beschreiben.
Sehr eindrucksvoll!!! Und meiner Ansicht nach völlig korrekt.
 

tölkie

Barsch Vader
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@dennisrrrr

Respekt und danke für Deine Arbeit und Überlegungen. Ich kann dies anhand deines Beispieles gut nach vollziehen.

Nehme ich einen XFast Taper mit einem hohen WG, kürze den um 20cm, wird das Teil unfischbar. Man müsste unfassbar mehr Gewicht dran hängen um hier noch Biegung rein zu kriegen. Und in der Tat, dieser Blank wird sich schlechter aufladen, weil ihm bei dieser Blankkonstruktion die Länge und Flexibilität fehlt.
Nun hast Du eine MH Rute genommen, wie schaut es aus, wenn man eine 10gr Rute nimmt mit einem moderaten Taper? Kürzt man diesen, wird auch hier mehr Gewicht benötigt um den Blank in die gleiche Biegung zu bringe, das leuchtet mir ein. Aber erhöht sich dann folglich auch das Wurfgewicht so stark wie bei der MH Rute? Nach wie vor habe ich ja im weiteren Verlauf einen recht schlanken Blank ….

Noch eine Überlegung, ich finde das Ganze spannen.

Was meinst Du, nimmst Du Deine hier gezeigte Rute, wie viel Gewicht braucht es mehr um die Rute zu krümmen?

Theoretisch, nehme ich die 90 Grad Methode um das WG zu berechnen, würde aus dem Reststück nach diesen Berechnungen vermutlich ein Hechtblank entstehen. In der Praxis wird das Reststück aber weder die großen Köder werfen können, noch die Belastung eines großen Hechtes überleben. Einfach, weil die Wandstärke nicht dafür gemacht sind.

Na ja, ich denke noch mal weiter nach ;)

PS ich kann mich erinnern, dass es gewisse Blanks gab, die eingekürzt worden sind, um das WG in der Praxis zu erhöhen. Ich war und bin skeptisch ob dieser Methode, weil ich einfach denke, ein Blank, der für das WG XY gemacht wurde, ist ja nicht gleich kräftiger und stabiler, nur weil ihm 5 oder 10cm fehlen.

Liebe Grüsse Bernd




.
 

tobsen2000

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@dennisrrrr

Respekt und danke für Deine Arbeit und Überlegungen. Ich kann dies anhand deines Beispieles gut nach vollziehen.

Nehme ich einen XFast Taper mit einem hohen WG, kürze den um 20cm, wird das Teil unfischbar. Man müsste unfassbar mehr Gewicht dran hängen um hier noch Biegung rein zu kriegen. Und in der Tat, dieser Blank wird sich schlechter aufladen, weil ihm bei dieser Blankkonstruktion die Länge und Flexibilität fehlt.
Nun hast Du eine MH Rute genommen, wie schaut es aus, wenn man eine 10gr Rute nimmt mit einem moderaten Taper? Kürzt man diesen, wird auch hier mehr Gewicht benötigt um den Blank in die gleiche Biegung zu bringe, das leuchtet mir ein. Aber erhöht sich dann folglich auch das Wurfgewicht so stark wie bei der MH Rute? Nach wie vor habe ich ja im weiteren Verlauf einen recht schlanken Blank ….

Noch eine Überlegung, ich finde das Ganze spannen.

Was meinst Du, nimmst Du Deine hier gezeigte Rute, wie viel Gewicht braucht es mehr um die Rute zu krümmen?

Theoretisch, nehme ich die 90 Grad Methode um das WG zu berechnen, würde aus dem Reststück nach diesen Berechnungen vermutlich ein Hechtblank entstehen. In der Praxis wird das Reststück aber weder die großen Köder werfen können, noch die Belastung eines großen Hechtes überleben. Einfach, weil die Wandstärke nicht dafür gemacht sind.

Na ja, ich denke noch mal weiter nach ;)

PS ich kann mich erinnern, dass es gewisse Blanks gab, die eingekürzt worden sind, um das WG in der Praxis zu erhöhen. Ich war und bin skeptisch ob dieser Methode, weil ich einfach denke, ein Blank, der für das WG XY gemacht wurde, ist ja nicht gleich kräftiger und stabiler, nur weil ihm 5 oder 10cm fehlen.

Liebe Grüsse Bernd




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Und das sind auch meine Überlegungen, Bernd. Ganz übertrieben gesagt: ein kleiner Restrutenstummel von 50 cm könnte ggf Köder von theoretisch 0,5g bis 1000 g vertragen. Aber ist das aber Wurfgewicht? Ne, das ist nach oben nur noch absolute Material- und Bruchgrenze und hat nix mit WG zu tun. WG gibt doch die vernünftig zu nutzende Animationsgrenze an. Klar, jeder Hersteller gibt sie mal realistisch und mal unrealistischer an, aber vom Grundgedanken ist das schon so.

Durch das Kappen der Spitze fehlt Feinfühligkeit und Nachgiebigkeit. Feines Animieren und Zupfer ist nicht mehr so gut möglich. Daher die Limitierung nach unten. Eine L Rute mit Xfast Blank ohne sagen wir mal 20 cm Spitze kann man nicht mehr fürs angedachte ganz feine (vernünftige!) Angeln nutzen. Das sie dazu eingesetzt werden kann, ist klar möglich, aber sie ist nicht mehr so geeignet.

Und nach oben hin (WG) gewinnt man in meinen Augen auch nix, weil der Hersteller sich bei den WG Angaben was dabei gedacht hat, was vernünftig zum Werfen ist und nicht was absolute Kotzgrenze ist.

Und wenn man sich überlegt, so weit auseinander ist man ggf doch nicht. Optimales WG: unteres WG + oberes WG durch 2 geteilt.

An meinem Beispiel: anstatt 10-30g (20g optimal), nun 15-30g (22,5g optimales WG).

Also das optimale WG geht zwar insgesamt hoch, aber nicht durch eine Erhöhung des oberen (!) WG!
 

tölkie

Barsch Vader
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@tobsen2000

Ehrlich gesagt, mir ist es auch ein wenig egal. Ich persönlich wollte nicht mit einer Rute fischen wollen, die bis zum 2ten Ring gekürzt wurde, weil sich die Aktion schon ändert.
Es ist auch nicht meins, Blanks so einzukürzen, dass eine "Schwachstelle" minimiert wird, dann nehme ich lieber gleich einen passenden Blank. Ich denke dabei, dass sich der Hersteller immer was dabei gedacht hat als er den Blank designte. Muss aber heimlich zugeben, bei meinem Neuaufbau habe ich meinen Hers 20 auch vorne 2,5cm eingekürzt :sweatsmile:. Hinten dann auch, um die Blankteile gleich lang zu haben. Damit habe ich, so bilde ich mir ein, die Biegung vorne etwas minimiert, das hatte aber keinen Einfluss auf das zu werfende Gewicht, dafür ist das dann doch zu wenig. War sozusagen ein Feintuning.
 

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