Mythen beim Angeln : Das "Beißfenster" - Realität oder Interpretationsfehler ?

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blankmaster

BA Guru
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Hallo,
nicht nur in den einschlägigen Videos (ypc etc) ist immer häufiger der Begriff "Beißfenster" zu hören. Gerne , nachdem nach dem (längeren/erfolglosen) Befischen eines spots ein Fisch ("jetzt geht ein Beißfenster auf") oder gar mehrere Fische ("wir sind mitten im Beißfenster") gefangen werden.

Das Beißfenster wird in der Regel als ein Zeitraum definiert, in dem am spot seit langem herumlungernde, passive Fische anfangen zu fressen (tocs) - und dann wieder mit dem Fressen aufhören (und natürlich weiter am spot abhängen).

Wichtig : Im folgenden spreche ich nicht von üblichen, teils scharf begrenzten Fressphasen in der Dämmerung (morgens, abends), bei/nach plötzlichen Wetterumschwüngen (einsetzender Wind nach Flaute, Starkregen nach Trockenheit, Sonne verschwindet hinter Wolken oder taucht auf etc) oder z.B. Veränderungen der Strömung (Schleusen).

Beim Angler wird ein "Beißfenster" üblicherweise damit verbunden, dass am spot vermeintlich vorhandene Fische plötzlich anfangen zu fressen, um dann (am Ende des "Beißfensters") das Fressen wieder einzustellen - selbstverständlich sind sie im Auge des Anglers noch "da", sie fressen nur eben nicht.

Ich persönlich glaube an diese "Beißfenster" nicht/nur sehr bedingt und halte sie häufig für Interpretationsfehler aus der Sicht des Menschen.
Simples Beispiel ? : ein Trupp Räuber taucht am spot auf (toc - "Beißfenster geht auf"), um dann weiter zu ziehen (keine tocs mehr, "Beißfenster geht zu"). In Wahrheit fressen die Fische in diesem Fall unabhängig von einem "Beißfenster" ununterbrochen, sie sind nur nicht die ganze Zeit am spot.
Wenn ein nachtaktiver Fisch abends aktiv wird und toct, ist das dann ein "Beißfenster" ?

Ich habe es natürlich auch oft genug erlebt, dass Fische "wie wild" jagen/fressen (selten) oder eben auch gar nicht (häufiger) - üblicherweise waren dann aber offensichtliche Wetter/Strömungs/Lichtbedingungen (s.o.) dafür verantwortlich. Häufig genug werden aber "Beißfenster" formuliert, ohne dass sich äußere Bedingungen geändert haben - daran "glaube" ich nicht.

Vereinfacht gesagt halte ich es für schnickschnack, wenn man an einem mehrstündigen Angeltrip ohne relevante Änderung äußerer Faktoren 2 Fische innerhalb von 30 Minuten fängt (und sonst nix) und dann von einem "30-minütigem Beißfenster" spricht. (Mutter Zander schlägt den Gong und ruft : Essen ist fertig ! - und der Schwarm fängt an zu fressen :) ).
 

eastside

Finesse-Fux
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Gerade im Winter gibt es diese kurzen „Beißfenster“ und die muss man rausfinden. Oft genug vom aus Boot erlebt, Futterfisch und Raubfische auf dem Echo gesehen und zu einer bestimmten Zeit gab es erst die Bisse / Fische und dann war der Spuk wieder vorbei und die Anzeigen auf dem Echo noch die gleichen.
Hat sich auch bei Folgetagen reproduzieren lassen.Ein Beispiel noch aus dem Hochsommer in großen Seen, Hechte und Zander stehen tagsüber passiv in oder kurz über der Sprungschicht. Abends steigt der Futterfisch auf, um Plankton etc zu naschen, die Hechte / Zander werden dann auch aktiv und naschen Futterfisch… Klar kann man tagsüber pelagisch den Hecht / Zander in der Sprungschicht anfischen und auf einen Biss hoffen aber die Quote ist da nicht die beste.
 

Desperados

BA Guru
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Das sehe ich deutlich anders. Und das wird dir auch jeder bestätigen der mal an kleineren überschaubaren Gewässern angelt. Insbesondere wenn verhältnismässig viele Angler dort gleichzeitig aktiv sind. Da kann man dann live beobachten wie an einem Moment das Beissen los geht und nach kurzer Zeit nichts mehr passiert. Würden die Fische weiter fressen und nur den Platz wechseln, dann müssten ja die anderen Angler an den anderen Spotz plötzlich fangen. Dem ist aber nicht so. Im Gegenteil, was meist hilft ist ein ändern der Technik, deutlich feiner, langsamer, teils kleiner. Und man kann doch noch 1-2 Fische ausserhalb des Beissfensters fangen. Geht aber nur wenn die Fische am Platz sind und es sich tatsächlich um Beissfenster handelt und eben nicht um wandernde Fische.
Dank Whats app Gruppen kann man diese Beissfenster selbst über größere Gewässer nachverfolgen. Man braucht nur genug Kumpels die mitspielen, und man wird merken dass diese Beissfenster teils kilometerlange Gewässerabschnitte betreffen.

Deshalb hast du aber nicht unbedingt unrecht. Es gibt nämlich auch durchaus diese schnellen Platzwechsel resp. Wandern der Fische @blankmaster . Der Trick ist es zu unterscheiden, wann es Beissfenster sind und wann es sich um wandernde Fische handelt.

Für wandernde Fische spricht z.b der Sommer und Herbst, viele Interessante Spots/Strukturen nahe beieinander. Viel Weissfischaufkommen verteilt aufs Gewässer. Lange durchgehende Strukturen mit viel Nahrung die von den Fischen wie Fressrouten abgeschwommen werden.

Beissfenster verbinde ich mit Winter/ Frühjahr, kaltes Wasser, starker strukturreischer Spot bei ansonsten uninteressanter Gewässerstruktur. Insektenschlupf, Schleussenvorgänge u.s.w.
 

corrttx

Finesse-Fux
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0.5ha Pfütze, Winter, konstante Bedingungen (leichter Wind, kühl, Luftfruck gleichbleibend, Neumond), trübes Wasser, strukturarm. Unmöglich an den Fischen vorbeizuangeln.
30min = 3 Hechte. Rest des Tages nichts, nichtmal ein Stupser.

„Beissfenster“ oder Fressphasen gibt es definitiv.
 
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Fuchsinger

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Das o.g. Beispiel, dass man die Fische auf dem Echolot sieht, sie aber noch nicht oder nicht mehr beißen, kenne ich auch und untermauert die Beißfenster-Theorie.

Ich frag mich aber, welchen biologischen Zweck das Beißfenster hat. Ein Fisch müsste doch fressen, sobald es leichte Beute gibt. Hat hier jemand ne Erklärung?
 

Desperados

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Das o.g. Beispiel, dass man die Fische auf dem Echolot sieht, sie aber noch nicht oder nicht mehr beißen, kenne ich auch und untermauert die Beißfenster-Theorie.

Ich frag mich aber, welchen biologischen Zweck das Beißfenster hat. Ein Fisch müsste doch fressen, sobald es leichte Beute gibt. Hat hier jemand ne Erklärung?
Hast du schonmal gesehen (wobei zumindest in nem Video hast du es garantiert schon gesehen) wie ein Raubfisch gemütlich durch einen Schwarm Beutefische schwimmt und diese den Raubfisch komplet ignorieren ? Finde ich immer wieder interessant. Woher wissen die Beutefische dass aktuell keine Gefahr von dem Raubfisch ausgeht wärend sie bei anderen Gelegenheiten sofort die Biege machen wenn ein Raubfisch aufkreuzt ?
 

Fuchsinger

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Hast du schonmal gesehen (wobei zumindest in nem Video hast du es garantiert schon gesehen) wie ein Raubfisch gemütlich durch einen Schwarm Beutefische schwimmt und diese den Raubfisch komplet ignorieren ? Finde ich immer wieder interessant. Woher wissen die Beutefische dass aktuell keine Gefahr von dem Raubfisch ausgeht wärend sie bei anderen Gelegenheiten sofort die Biege machen wenn ein Raubfisch aufkreuzt ?
Verdauungsspaziergang?
 

Desperados

BA Guru
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Ich kenne den Trick nicht . Wie geht dieser Trick ?
Gewässerkenntnis. Geht am besten mit einer Community. Tausche mich z.b regelmässig mit ein paar Kollegen aus. Arbeitsbedingt kommen wir selten zusammen ans Wasser. Geh ich angeln gibts Abends ne Art Zusammenfassung. Von den Kollegen genauso. Was wurde gefangen, an welchen Spots, auf welche Köder, welche Köder wurden getestet, um wieviel Uhr, wie war der Wind, das Wetter, die Strömung und Trübung ? Welche Spots wurden noch gefischt die keinen Fisch brachten ? Harte Bisse oder zögerlich. Köderfarbe, Ködergröße, Schnell oder langsam gefischt. U.s.w. Mit der Zeit kommen so, viele interessante Informationen und "Patterns" zusammen. Wenn wir mal zusammen unterwegs sind und nichts beisst, dann kommt es auch oft vor dass wir uns kurzzeitig aufteilen und diverse Spots befischen. Wenn einer eine Art Spot findet der funktioniert, dann wird den Kollegen bescheid gesagt. Genau in diesem Fall zeigen sich z.b die Beissfenster. Jeder steht nach einer Durststrecke an einem anderen Spot und zieht plötzlich in kurzer Zeit 2-3 Fische. Oder es fängt nur einer von uns. Oder 2 Stück fangen an ähnlichen Spots und die anderen nichts. Fängt nur einer und wir sammeln uns dann an dem Spot, kann es sein dass nach kurzer Zeit nichts mehr beisst. Da wir jetzt aber viele sind, kommen alle möglichen Techniken zum Einsatz. Teils Dinge die man selbst so nie fischen würde an dem Spot. Jetzt werden entweder weiter vereinzelt Fische gefangen, was darauf schliessen lässt dass immer noch Fisch vor Ort ist, oder eben nicht. Es gibt hier keine 100% Wahrheit. Man kann nur versuchen soviele Möglichkeiten wie möglich auszuschliessen resp. abzudecken.
 

Keilerkopf

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Hi, als Uferangler ist es nahezu unmöglich für mich sicher zu entscheiden, ob die Fische plötzlich aktiv werden oder ob sie auf ihrer täglichen Route rumkommen. Reproduzierbar ist es auch bei uns, dass es insbesondere im Winter Zeiten gibt, wo die Bisse sehr gehäuft kommen.
Aufgrund von Haubentaucher- und Kormoranbeobachtung kann ich auch klar sagen, dass da viel Kleinfisch ist. Ob die Räuber da die ganze Zeit verweilen oder nur zum Futtern vorbeikommen, weiß man nicht.

Ggf. entsteht so ein "Beißfenster" auch dynamisch. Irgendein Räuber fängt an, Fluchtbewegungen / Stressbotenstoffe bei Beutefischen, die wiederum als Signal für weitere Räuber dienen.
 

fragla

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Ich frag mich aber, welchen biologischen Zweck das Beißfenster hat. Ein Fisch müsste doch fressen, sobald es leichte Beute gibt. Hat hier jemand ne Erklärung?

Auch ein Fisch muss seine Nahrung verdauen, das geht abhängig von der Temperatur schneller oder langsamer. Wenn die letzte Beute noch am Schlund raus schaut, wird es wohl schwierig mit fressen, auch wenn die nächste Beute noch so verführerisch erscheint.
Es gibt bei den Räubern sicher auch unterschiedliche " Fresser" genau wie unter den Menschen auch. Der eine stopft alles in sich rein was kommt, der andere wählt bewußt aus. Das Nahrungsangebot spielt eine weitere wichtige Rolle. bei meinen Katzen kann ich das zbsp genau beobachten. Besteht ein Überangebot an Futter werden die sehr wählerisch und fressen nur kurz das leckerste. Werden die Futtermengen weniger, schlingen Sie alles in sich rein.
Jeh mehr Futterfisch vorhanden ist, um so kürzer sollte die Zeit der Nahrungsaufnahme "Beißfenster" sein. Da sicher nicht alle Fische zur gleichen Zeit Nahrung auf nehmen, streckt sich eventl. das "Beißfenster" je nach dem wie viele Räuber am Platz sind oder durch ziehen.
Bei Barschen die Im Schwarm jagen, kann das natürlich wieder anders sein.
 
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25Barsch!

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Ich glaube auch, dass es über den Tag verteilt, mehrere Beißfenster gibt. Am einen Tag läuft es in der Dämmerung gut, am Folgetag überhaupt nicht. Dann beißen sie bei Sonnenaufgang, die Folgetage dafür wieder nicht. Es läuft dann am Mittag oder Nachmittag besser. So ein Beißfenster muss man finden, will man nicht Schneider bleiben. Habe ich alles schon erlebt :confused:
 

Zweeen

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Finde diesen Punkt tatsächlich einen der Spannendsten bei unserem Hobby. Es gibt für mich definitiv Beißfenster. Am interessantesten finde ich den Fakt, dass es den Großteil der am Spot befindlichen Fische betrifft und wie Desperados schon schrieb an einem Gewässer an vielen Stellen gleichzeitig stattfindet.
Beispiele gibt es viele, eine Gruppe Großhechte, die über Tage im gleichen kleinen Freiwasserbereich stehen und nicht beißen. Nach Tagen kommen diese Fische innerhalb einer Stunde und auf einen Köder, der vorher auch jeden Tag im Snap hing. Das Wetter hat sich nicht geändert.
Noch markanter ist es bei den Barschen. Es gibt Bereiche, in denen sich die Fische bei uns sammeln. Beginnt eine Beißphase, fängt man einen Fisch nach dem anderen. Mit einem Mal ist Schluss. Die Fische sind noch da, werden aber wenn überhaupt nur unter dem Kopf gehakt. Köder bzw. Technik egal. Nach 30min geht es wieder los, bis es plötzlich wieder vorbei ist. Äußerlich hat sich augenscheinlich nichts verändert. Was mir nicht in den Kopf will, ist dass alle Fische zeitgleich das Fressen einstellen.
Ein letztes Beispiel ist ein Gewässer, bei dem man die Uhr Stellen kann, wann die Fische nicht mehr beißen. Jeden Morgen das gleiche Spiel ... 8:30Uhr und kein Fisch mehr weit und breit außer quergehakt.
 

yellowred

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Auch ein Fisch muss seine Nahrung verdauen, das geht abhängig von der Temperatur schneller oder langsamer. Wenn die letzte Beute noch am Schlund raus schaut, wird es wohl schwierig mit fressen, auch wenn die nächste Beute noch so verführerisch erscheint.
Es gibt bei den Räubern sicher auch unterschiedliche " Fresser" genau wie unter den Menschen auch. Der eine stopft alles in sich rein was kommt, der andere wählt bewußt aus. Das Nahrungsangebot spielt eine weitere wichtige Rolle. bei meinen Katzen kann ich das zbsp genau beobachten. Besteht ein Überangebot an Futter werden die sehr wählerisch und fressen nur kurz das leckerste. Werden die Futtermengen weniger, schlingen Sie alles in sich rein.
Jeh mehr Futterfisch vorhanden ist, um so kürzer sollte die Zeit der Nahrungsaufnahme "Beißfenster" sein. Da sicher nicht alle Fische zur gleichen Zeit Nahrung auf nehmen, streckt sich eventl. das "Beißfenster" je nach dem wie viele Räuber am Platz sind oder durch ziehen.
Bei Barschen die Im Schwarm jagen, kann das natürlich wieder anders sein.
Das hatte ich mit meinem Kampffisch im Aquarium auch. Trockenflocken hat er nicht mehr der Flosse angeguckt. Es mussten immer Larven und son Kram sein. Als er wirklich Hunger hatte, ging’s plötzlich doch mit Flocken :D.
 

Xebulon

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Gedanken zu dem Thema macht sich wahrscheinlich jeder Angler. Die Existenz von Beissfenstern ist für mich nicht zu bestreiten.
Ich habe hier nur eine "Lösung" ich schaue gar nicht mehr auf die gängigen äusseren Einflüsse.
Für mich ist ein Schneidertag auch ein guter Angeltag. Ich versuche wenn irgend möglich am Wasser zu sein.
Manchmal ist es ein 1-2 Stunden Spaziergang mit dem Hund und der Spinnrute und machmal ist es ein ganzer Tag.
Ich lasse mich davon abhalten, dass im Sommer zwischen 12 und 14 Uhr die Fangchancen schlechter sein könnten.
Wenn ich Zeit habe bin ich am Wasser zu finden.
 

Stefan_M

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Moin!

So geschehen am Schweriner See: Wir hatten uns mal wieder für eine Woche ein Hausboot genommen und da wir den See überhaupt nicht kannten, gab es am ersten Tag noch einen Guide dazu. Der eröffnete uns gleich das "Beißfenster" morgens und dann erst wieder kurz vor der Dunkelheit. Wir: "Naja, wenn die Fische da sind, werden wir sie schon fangen." Pustekuchen! Was haben wir nicht alles probiert. Er sollte Recht behalten. Sobald die Sonne hoch genug stand, meist gegen 10 Uhr morgens, war es auf einen Schlag vorbei. Es ging nichts mehr, gar nichts ... nada, niente, nothing!!! Am späten Nachmittag fingen wir wieder Hechte an den uns bekannten Stellen. Es war zum Haare raufen! Erst als das Wetter wechselte ... mehr Wind, mehr Welle und Wolken ... lief es auch mal bis Mittag. Unglaublich ... da hat man im Oktober 10 Stunden Tageslicht zur besten Hechtjahreszeit und effektiv bleiben nur 3 Stunden, weil die Biester irgendwann "zu machen". :smilingimp:

Mittlerweile konnten wir das auch an der Müritz und an anderen Gewässern nachvollziehen. Das ist aber auch nicht jedes Jahr gleich und muss immer wieder neu erkundet werden. Und es gilt nicht nur für Hechte, bei Zandern konnte ich es an der heimischen Elbe auch schon nachvollziehen. Ja, Beißfenster sind leider keine Märchen!

Das Wissen darum kann man nutzen, dafür muss man jedoch am Puls des Gewässers sein, sprich: viel Zeit am Wasser verbringen! Denn leider verschieben sich diese Beißzeiten/Fresszeiten auch gerne. Da ich das nicht immer kann - oder viel zu selten, spiele ich halt meistens ein bisschen Lotto und halte es wie @Xebulon:
Wenn ich Zeit habe bin ich am Wasser zu finden.

Grüße, Stefan
 

Zander1991

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Sehr interessantes Thema!
Für mich gibt es ganz klar derartige Beißfenster!
Oft fangen in kleineren Gewässern unabhängig von der Stelle alle ihre Fische innerhalb einer halben Stunde und der Rest ist Totentanz.
Gerade Zander haben ihre ausgeprägten Fressphasen, die aber häufig durch die äußeren Lichteinflüsse, kurzzeitige Wassertrübungen usw. hervorgerufen werden.

Ein weitere Beleg für mich ist wenn sich plötzlich die "Qualität" der Bisse auf ein und den selben Köder ändert. Diese Situtationen hatte ich beim Zanderangeln schon gefühlt 1000 Mal. Über Stunden verteilte vorsichtige Stupser, Anfasser, Schwanzbeißer usw. und wie wenn man den Schalter umlegt gibts auf einmal knallharte Tocks.
Auch beim Deadbaiten auf Hecht sieht man es häufig am Hakensitz. Ich schlage immer nach der Bisserkennung sobald ich die Schnur straff bekomme an und Fehlbisse sind ebenso extrem selten wie extrem tief sitzende Haken. Man fängt Hechte die äußerst knapp sitzen in Serie, die Bisse sind vorsichtig und oft kaum zu erkennen und auf einen Schlag werden die Bisse aggressiver und die Haken sitzen denn oft etwas tiefer (Nein, nicht verangelt oder mit Blut, aber ein Unterschied ist definitv erkennbar)

Zum Schluss noch ein Vergleich zum Meer:
Hier hängen die Beißphasen oft mit der Tide zusammen.
Welcher Nordnorwegenangler kennt es nicht das man auf dem Echolot den Schwarm Kleinköhler sieht, darunter eindeutige Sicheln von großen Dorschen. Mit Multicolor-Schnur ist ein gezieltes Beangeln der Sicheln unter dem Schwarm ja kein Problem, aber die Mäuler sind wie zugenagelt. Und auf einen Schlag sind dann irgendwann wie wenn man mit der "Dinner-Bell" (sorry für den Ausdruck aus der Karpfenszene) läutet alle Ruten auf dem Boot krumm. Wohl gemerkt ohne den Platz, den Schwarm, die Tiefe bwz. die Angelmethode zu wechseln. So zusagen stehen die großen Dorsche unter dem Kühlschrank und die Mäuler sind wie vernagelt und plötzlich geht das wilde Treiben los. Ohne Probleme könnten ja einzelne Fische immer mal wieder einen Köhler oder unserern Köder schnappen der aus dem Schwarm nach unten trudelt, aber meist ist auch hier das Lichtschalterprinzip zu erkennnen. Oft hängt es mit Ebbe und Flut zusammen, manchmal wird der Schalter aber auch direkt bei Niedrigwasser umgelegt, wo eigentlich die schlteste Zeit ist.
Ähnlich beim Heilbuttangeln: Die Fische sind interessiert, man bekommt Nachläufer bis ans Boot, beißen vorsichtig wie Schleien und im kompletten Gegensatz dazu heißt es von jetzt auf gleich "der Heilbutt macht die Rute krumm"
 

KnechtRutenbrecht

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Besonders mit einem echolot lassen sich beißfenster nachvollziehen. Wurde ja hier schon beschrieben.
Ich kenns halt auch. Zwar bekommt man gelegentlich doch noch nen biss, außerhalb dieser beißfenster, aber ich denke es sind dann eher diese aggressionsbisse, die man erzeugt, wenn der köder dreimal vor nase landet.

Außerhalb der beissfenster hilft dann oft auch köderwechseln, führungsstil ändern etc genauso wenig, wie beim köder, der vorher gefangen hat bleiben.
Ganz sicher weißt du es, wenn du nen tauwurm oder auch zwei an der pose oder am dropshot anbietest und nichts passiert. Welcher barsch kann da widerstehen?
 

hebeda

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Es gibt die Beissfenster, allerdings sind die je nach Gewässer, Gewässertrübung , Wassertiefe und Standort oft ziemlich verschieden, weil auch der Sonnenstand gerade beim Barschangeln eine wichtige Rolle spielt.

Zander sind da berechenbarer und konstanter , aber nicht jeder Platz ist gleich, ich hab hier Brücken entdeckt, wo die aktiven Beisszeiten teilweise um 30min bis 1h differiert haben und alles sich aber zwischen 10 bis 14 Uhr abspielt , Brücke 1 11~12 uhr , Brücke 2 erst ab 12:30 uhr usw ....
ich hab das damals wirklich bis zum erbrechen alleine und mit freunden getestet in mehreren Wintern , teilweise haben wir da 6-7 Stunden durchgehend nur eine Brücke beangelt um die Beissphasen herauszufinden, damals waren +100 Zander pro Mann von November bis Januar normal. Allerdings sehr viele doppel und dreifach Fänge , waren effektiv nur 50 Fische ...

Beim Barschangeln hab ich in grossen Seen im Sommer Stellen ausfindig gemacht die teilweise völlig verschiedene Beissfenster haben, obwohl der gleiche Fisch durchgehend am Platz ist und einzelne Stellen nur 500-1000 Meter auseinander liegen .

Barschberg 1 vor der Kormoran kolonie nur 12~14 uhr wenn die Sonnen im Zenith steht , Barschberg 2 nur ab 4 uhr früh für 30min wenn die Sonne rauskommt und spät abend die letzten 30 min bevor die sonne hinter dem Horizont verschwindet , Vertiefung Nr1 vorm Barschberg 2 bei 10~12 meter nur 14~16 uhr dafür fast jeder Barsch +40cm usw ....

kurz gesagt jedes Gewässer hat seine Eigenheiten und Überraschungen parat, die wenigsten Stellen findet man, ausser man bringt viel Zeit und Ausdauer mit - die allgemein bekannten "guten Stellen" sind meistens so überlaufen , das da oft wirklich kaum fische sind , die auf Köder reagieren, weil sie alles kennen.
 

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