Kannibalismus

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hechtcroissant

Gast
Hi BA'er,
Jeder Angler weiß,dass Barsche Kannibalen sind,deshalb gibt es ja heutzutage auch ziech verschiedene Barschdesigns etc..

In meinem Haus-Gewässer ist der Barschbestand eher klein,was meinen
Erfolg mit eben diesen Barsch-imitationen auch erklärt,da sich die größeren Exemplare an den Kleinbarschen satt fressen!

Dennoch konnte ich im klaren Wasser des Sees schon sehr häufig beobachten,dass sich die kleinen Barsche eng zu den großen gedränkt haben,
und denen zum Teil sogar folgten :!:

Meine frage lautet:Wenn ein großer Teil der Nahrung eines Barsches
Kleinbarsche sind,warum zeigen diese dann kein Fluchtverhalten,
sondern suchen sogar die Nähe ihres "Feindes" :?:
Suchen sie hinter den Größeren Barschen Schutz vor anderen Räubern oder was :?:

danke für die Antworten
greetz fips
 

Radar

Echo-Orakel
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Dazu kann ich dir auch keine nähere Erklärung geben aber es ist oftmals so das sich Beutfische in der nähe des Räubers aufhalten. Man sieht oftmals schwärme von Rotaugen etc an Hechten stehen. Womöglich spüren die es einfach wann die Zeit für sie Reif ist. Würde mich auch mal Interessieren
 

Klausi

Barsch Vader
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Also, nicht jeder Barsch wird ja zum echten Kannibalen, die meisten fressen ganz gemütlich ihre Larven, Würms, Flohkrebse und Krebse weiter - und bleiben auch kleiner. Die, die es mitbekommen haben, machen mit dem Verzehr ihrer Artgenossen auch einen richtigen Wachstumssprung.
Da der Barsch aber auch ein Schwarmfisch ist und mitunter auch im Schwarm jagt, kann es schon sein, daß die innerhalb eines Clans sich nix tun.
Aber als wesentliches Argument erscheint mir, daß der Barsch einfach nicht so bekloppt ist, sich für einen gesunden und fast gleichschnellen Artgenossen einen abzujagen. Das widerspräche der Energieökonomie. Aber alles, was sich falsch oder krankhaft bewegt, was eben im Verhalten aus der Reihe tanzt, das kann gefressen werden - sei es ein Artgenosse am Haken, der sich befreien will, ein kranker Barsch, oder eben ein Twister, Mepps, Kopyto etc. pp. Eine leichtere Beute eben.
Reicht das erstmal?
 

Popperfreak

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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du scheinst da was missverstanden zu haben- Die Hauptnahrung von Barschen sind nicht andere Barsche, Barsche fressen einfach alles was sich bewegt und ihnen ins Maul passt. Also auch Barsche, aber zu einem Grossteil auch andere Fische und Larven.
 
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hechtcroissant

Gast
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@Klausi:so ähnlich hätte ich das auch gedacht-Danke für deine ausführliche Antwort :)
@Popperfreak:Ich weiß natürlich,dass Artgenossen normalerweise nicht
die Hauptnahrung des Barsches sind,allerdings lebt in dem Gewässer,dass ich meine viel Barschbrut :!:
Ein bekannter hat einen größeren barsch gefangen dem sogar ein Kleinbarsch
aus dem Mund hing :!: Deshalb gehe ich davon aus das der Kannibalismus dort stark ausgeprägt ist!
 

UL-Tobi

Echo-Orakel
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SH
ich kenn auch so ein gewässer, nur karpfen und barsche.
sind larven, molche und co erschöpft gehts der brut an den kragen.

aber wie oben angesprochen ist der barsch schwarm- bzw. rudelfisch.
und in kleinen gewässern bestehen diese trups recht oft aus fischen unterschiedlicher größe weil es zum einen wenig große gibt, und zum andern für die kleinen fast immer was abfällt wenn die großen futterquellen auftuen.

da also zur zeit nahrung überall vorhanden ist ist das risiko für die kleinen sehr gering, aber wart mal ab wenn das futter knapper wird, dann wirst du solche gruppen warscheinlich seltener sehen.
bei mir zumindest verstecken sich die winzlinge die als futter in frage kommen im ufergestrüp.
ist meist zwischen juli und august wenn sich groß und klein wieder trennen.
 

zimbo1401

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Vor 20 Jahren, als ich auch noch fleißig entnommen habe, hatte jeder Großbarsch entweder gar nichts (wunderselten) oder aber große Mengen Schnecken und/ oder Flußkrebse im Magen! Wenn ich mich recht erinnere, war nicht einer dabei, der Fisch im Magen hatte - geschweige denn Artgenossen!
 

Wolf

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@zimbo: weils bei Euch keine Fische gibt, die sie fressen könnten. Darum! :mrgreen:

Allgemein habe ich interessanterweise ganz ähnliche Beobachtungen gemacht. Bis auf die Zeit der Brutfische (also ca. jetzt gerade) waren die Mägen der Barsche meist mit Krebsen gefüllt, Fische machten den weitaus geringeren Teil aus. Inzwischen glaube ich allerdings, dass das auch stark vom Ort des Fanges abhängt. Freiwasserbarsche, die ich eher selten fange, werden wohl keine Krebse im Magen habe...

Aber zur eigentlichen Frage: ich glaube, Fische sind ganz außerordentlich bescheuert. Oder dumm, klingt nicht so negativ :wink: Wenn sie Raubfische mit Gefahr verbinden würden und eine halbwegs taugliche Verarbeitung optischer Reize hätten, dann würden die Hechte längst verhungert sein. Sieh Dir mal die ganzen Aufnahmen von Tauchern an. Die Hechte greifen da in der Regel erst zu, wenn der Beutefisch praktisch direkt vor dem Maul ist. Der Fisch ist einfach zu blöde, die Situation zu erfassen. Darum beißen Fische auch auf Köder mit gigantischen Drillingen, die nicht mal annähernd nach etwas aussehen, was ihnen bisher als fressbar begegnet sein könnte. Nur wenn sie die Schnur sehen, dann hauen die sofort ab. Da wissen die sofort, dass ganz am Ende eine Angel, eine Rolle und daran ein Angler ist... :wink:

Grüße,

Wolf
 

MSH

Master-Caster
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Ganz interessantes Thema, leider ersoffen... Also, meine Erfahrung ist ebenfalls die, dass ich viele meiner größeren Barsche auf grün fange. Allerdings kann es ja nicht sein, dass (Groß-)Barsche als Fischnahrung fast nur ihre Artgenossen bevorzugen, oder? Unter welchen Bedinungen fangt ihr denn eure guten Barsche mit Weißfishc-Imitaten?

Zur Futterfisch-These denke ich einfach, dass die kleinen Hosenscheißer nicht viel andere Wahl haben. Deren Hauptnahrung sind ja oftmals Zooplankton oder Phytoplankton, wessen Vorkommen ja sehr stark von Umweltbedingungen abhängt. Und da nimmt die Evolution ein einfach in Kauf (bitte keine Euphorismen, hier!), dass ein paar Kleinfische hops gehen werden - der Schwarm wird durch ein paar beistehende Hehte/Barsche nicht dezimiert, ist ja schließlich Natur und kein dummer Mensch...
 

Tomasz

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Wolfs These vom dummen Fisch, der den Feind nicht erkennt, habe ich auch schon oft beobachten können. Ich habe versucht, dass mal im Foto festzuhalten. Da stand ein Hecht von ca. 55 bis 60 cm in einem Schwarm von Plötzen, die mit knapp 15 cm eigentlich genau in sein Beuteschema passen sollten. Zum Teil sind die Plötzen weniger als einen halben Meter am Maul des Hechtes vorbei geschwommen. Ich habe die Sache eine ganze Weile beobachtet um im entscheidenden Moment ein Foto vom raubenden Hecht machen zu können. Aber weder der Hecht, noch die Plötzen schienen sich irgendwie für einander zu interessieren.

HechtImSchwarm.jpg


HechtImSchwarm2.jpg


Den Kannabalismus von Barschen habe ich auch schon sehr oft beobachten können. Grün gehört auch bei mir zur besten Köderfarbe auf Barsch. Entnommene Barsche hatten bei mir als gefressene Fische stets nur Barsche im Magen. Einen angedauten Weißfisch hatte ich noch nicht dabei. Allerdings auch hin und wieder einen ausgewachsenen Krebs.
Dabei stehen die Barschschwärme oft auch dicht beieinander von zahlreichen Brutfischen bis zum 35 cm Barsch ist alles auf engstem Raum vertreten. Hier einen Fisch auf Kunstköder zu fangen ist allerdings fast völlig aussichtslos. Alles was ich bisher durchs Wasser gezogen habe, wurde völlig ignoriert. Lediglich auf Wurm oder ein "zum Leben wiedererweckter" toter Minibarsch an einer Art selbst gebautem Texas-Rig brachte Bisse. Wenn ich auf Kunstköder meine Barsche fange, dann in größeren Tiefen, wo sich die Brutfische nicht mehr aufhalten.
Als junger Bengel hatte ich mit totem Köderfisch (kleiner Barsch) an der Grundrute für Aale ausgelegt, auch schon Barsche gefangen, die nicht mal 15 cm groß waren und am Köderfisch erstickt sind, bevor ich den Biss bemerken konnte.

Gruß

Tomasz
 

MSH

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Ich kann mir nicht vorstellen, dass die keine Ahnung haben, was da los ist - soo gut getarnt ist der Jäger auch nicht immer (so auch in Deinem Photo). Ich zieh da mal den Vergleich zur Serengeti, wo Löwen und Antilopen teilweise auch rcht nah beeinander stehen. Die Gejagten spüren aber, wann die Jäger in Chillout-Laune sind und wann es schlauer is auf der Hut zu sein. Wer einen großen Kleinfischschwarm schonmal über mehrere Stunden hinweg beobachtet hat, wird feststellen, dass die Aktivität (gemessen an Anzahl und Intensität der Ringe an der Wasseroberfläche) auch uterstiedlich stark ist. Ok, das muss jetzt nicht zwangsläufig auf die Präsenz oder gesteigerte Erregung nahestehender Räuber zurückzuführen sein, aber ich wollte mal wieder ein paar diskussionswürdige Gedanken einstreuen :p
 

Yanngo

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Kannabalismus ist vor allem bei Barschen sehr ausgeprägt (Quelle: eigene Erfahrung)...Ich hab mal am DS-Rig ne kleine Plötze rangemacht und direkt immer an den Hot-Spot geworfen, wo ich die großen Barsche vermutete, als nichts kam und ich dann bei einem Wurf (zum Glück/aus Zufall) die Plötze verloren hatte, kam ein Barsch-Köfi ran und sofort kamen einige Barsche ans Vorschein, obwohl ich schon die Stelle wechseln wollte es mag also sein, dass sich vor allem Barsche auf ihre Artgenossen eingeschossen haben...
An vielen Gewässern ob Berlin oder Brandenburg habe ich auch mit Kukös in barsch-design mehr fangen können als Weißfischdekor.

Auf Hechte habe ich selten geangelt, es sollte aber bekannt sein, dass man Hechte oft auf Hecht-Imitate fängt...

Naja und ob der Schwamr jetzt merkt, dass eine Bedrohung unter ihnen ist, weiß ich nicht...ich habe aber auch bemerkt, dass schnell bewegende Fische, die an den Schwarm rankommen, mehr wahrgenommen werden, große Barsche unter der Brut konnte ich auch oft beobachten ob die das jetzt instinktiv merken oder durch die langsamen Bewegungen der Fisch nicht wahrgemommen wird kann ich nicht beurteilen.
 
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hechtcroissant

Gast
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Hey super das es hier noch weiter geht...
Ich könnte mir auch gut vorstellen das Fische,wie Wolf schon gesagt hat,
die Gefahr einfach nicht einordnen können.
Ich dachte immer das sich im Sommer die Barsche ausschließlich auf die Weißfischbrut konzentrieren,aber als ich nach stundenlangem erfolglosen angeln mit verschiedenen weißfisch Dekors,auf einen realistix in Barsch Dekor umstellte, brachte mir dieser einen biss nach dem abderen.

Auch am Gardasee habe ich nur mit Barschimitaten gefangen,auf den
diving chubby gab es einen biss nach dem anderen,und es waren nicht nur Barsche sondern auch Döbel,Alande und Sonnenbarsche dabei,die den kleinen Barschdekor einem Weißfischimitat vorzogen,vielleicht liegt es daran,dass ein Barsch viel nahhafter und fetter ist als Weißfische,und deshalb lieber gefressen wird als die eckligen Plötzen.

greetz fips
 

Yanngo

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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hechtcroissant schrieb:
vielleicht liegt es daran,dass ein Barsch viel nahhafter und fetter ist als Weißfische,und deshalb lieber gefressen wird als die eckligen Plötzen.

Oder sie sehen viell. auch die kleinen Barsche als spätrige Konkurenten :?: :idea:
 

rheinfischer

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Kanibalismus ist für Raubfische insbesonders Hechte arterhaltend. Ohne Kanibalismus wird in letzter Konsequenz der Friedfischbestand ausgerottet mit den entsprechenden Folgen für die Raubfische....
 

Happel_90

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Zu der Theorie der "dummen" Fische fehlt hier natürlich auch noch das Gegenteil:D
Kleine Barsche in einem Schwarm denken möglicherweise, dass sie sich unter Artgenossen niemals etwas antun würden.
Jetzt kommt Mama- oder Papabarsch ins Spiel, der genau diese Denkweise systematisch auswertet und zu seinem Nahrungsvorteil macht :mrgreen:
 

MadMaekkez

Gummipapst
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ich denke auch dass das vom lebensraum abhängt.
barsch und barsch haben den gleichen lebensraum.
da werden dann natürlich auch viele kleine von den größeren gefressen und so mit der zeit vill. bevorzugt.
bei uns kommt es nur sehr selten vor dass barsche andere barsche fressen.
ich denke dass die natur den kannibalismus deswegen eingeführt hat um die art in schacht zu halten.
jedoch kann ich zu dem verhalten dass kleinfische nicht vor räubern flüchten nichts sagen.
 

MSH

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Oha, das heißt also, dass ihr "bei euch" (was heißt'n das? ist das auf ALLE Gewässertypen und/oder Seen Deiner Umgebung bezogen oder nur auf Dein Hausgewässer?) vor allem mit Weißfischimitaten fangt, wenn es dann Fisch sein soll?
 

Tomasz

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Yanngo schrieb:
...Auf Hechte habe ich selten geangelt, es sollte aber bekannt sein, dass man Hechte oft auf Hecht-Imitate fängt...

Bestes Beispiel das ich kenne, war mal ein ca. 55 cm Hecht der kurz vor der Landung von einem mehr als Metrigen zur Hälfte inhaliert wurde. Kurz bevor der Kescher ins Wasser sollte um den kleinen zu landen, schoß aus der Tiefe seine Mama hoch und packte zu. Nach kurzem Drill ließ er wieder los.
Ich kann mich auch gut an kleinere Hechte bis 50 cm erinnern, die immer wieder eigenartige Verletzungen im hinteren und mittleren Körperteil hatten, die wie Bisswunden aussahen. Und an diesem Gewässer gibt es weder Komorane noch irgendwelche technischen Bauwerke die dafür verantwortlich sein könnten. Ob sich die großen Hechte nun speziell auf ihre kleinen Geschwister eingeschossen hatten oder einfach nur den Konkurrenten beseitigen wollten sei dahin gestellt.
Kannibalismus ist also mit Sicherheit nicht nur ein Problem von kleinen Barschen.

Gruß

Tomasz
 

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