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Hecht911

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Ich habe in meinem Archiv einen etwas älteren Bericht gefunden, der ggf. in der bevorstehenden "sauere-Gurken-Zeit" etwas Inspiration liefert.


Im November 2015 hatte es mich für eine Woche halb beruflich, halb privat nach Chicago verschlagen.

Bereits im Vorfeld schaut man sich als leidenschaftlicher Angler dann natürlich nach Möglichkeiten um, auch ohne Ortskenntnisse an den einen oder anderen Fisch zu gelangen. Dank der sehr offenherzigen Hilfsbereitschaft einiger amerikanischer Angler in einem auf den Michigan See und Chicago River spezialisierten Angelforum, erhielt ich zahlreiche Hinweise zu den für die Jahreszeit üblichen Angelmethoden und –plätzen. Große Hoffnungen machte man mir allerdings nicht, denn es sei off season und ich könne vom Ufer maximal mit einigen kleinen „Crappie“ rechnen.

Am Ende der Recherchen stand dann fest, dass zwei Reisespinnruten ins Gepäck müssen – eine leichte, 2,10 m lang mit einem Wurfgewicht zwischen 2 – 12 g für die erforderliche feine Angelei im Chicago River und eine mit 2,70 m längere mittelschwere Rute mit einem Wurfgewicht zwischen 10 - 40 g, um diverse Kunstköder im Lake Michigan auf Distanz zu bringen.

Gleich am ersten Tag meines Aufenthaltes führte mich mein Weg einmal von Nord nach Süd quer durch Chicago. Für die Strecke von der Ohio Street (auf Höhe Navy Pier) bis zu Henry’s Bait Shop in der S Canal Street benötigte ich etwa 2,5 Stunden per pedes.
Chicago 1.jpg
Sightseeing auf dem Weg zum Tackleshop


Der Weg war alle Mühe wert, denn am Ende konnte ich dort nicht nur die erforderliche Angellizens für einen vergleichsweise geringen Preis von nur 15,50 USD erwerben, sondern erhielt auch noch einige hilfreiche Empfehlungen zu den angesagten Angelspots.

Auf persönliche Empfehlung des Inhabers machte ich mich vom Shop aus direkt auf den Weg an das östliche Ende der 31. Straße um vom dortigen Pier aus meine ersten Versuche zu unternehmen, im Michigan See einen Fisch zu haken.

Es ist kaum zu glauben, aber nach nur 10 Würfen schlug es wie ein Blitz in die leichte Reisespinnrute ein! Ich hatte für die ersten Würfe einen bekannten Allroundköder gewählt – einen silbernen Mepps Spinner der Größe 3. Den fand offenbar ein größerer Fisch so attraktiv, dass er beherzt zuschnappte und die Bremse meiner guten alten Shimano Twin Power 2500 FA wie rasend zum Singen brachte.

Ein aufregender Kampf endete damit, dass ich nach etwa 15 Minuten Hals über Kopf, ohne Kescher, über dem Pier hing und den Fisch beim ersten Versuch hinter den Kiemendeckel greifen konnte.

Erst als das Tier nass glänzend in der Sonne vor mir lag und der Puls sich einigermaßen beruhigte, realisierte ich so richtig, was ich da für einen Fang gemacht hatte!


Chicago 2.jpg

Personal best Rainbow Trout aus dem Lake Michigan


Als Erinnerung gibt es leider nur ein Selfie, dennoch wird deutlich, was für ein kräftiger Fisch mich da glücklich gemacht hat!

Alle weiteren Versuche, auf dem ca. 15 km langen Fußmarsch entlang des Sees zurück zu meinem Hotel blieben ohne weiteren Biss. Am Ende des Tages zeigte mir das noch deutlicher, wie groß meine Glückssträhne gewesen sein muss! Zahlreiche Angler, mit denen man unterwegs immer mal wieder ins Gespräch kam, blieben „Schneider“ und auf den von mir gelandeten Fisch angesprochen erwiderten sie alle, dass es unvorstellbar für sie wäre, dass ein Tourist nach nur wenigen Würfen so ein Monster landen könne.

Chicago 3.jpg
Auf dem Weg zurück in die Stadt

An den darauffolgenden Tagen unternahm ich noch einige halbherzige Versuche, auch dem Chicago River noch einen Fisch zu entreißen, blieb aber ohne jeden Erfolg.

Wahrscheinlich war ich auch viel zu sehr abgelenkt von der sich bietenden Kulisse!


Chicago 4.jpg
Mehr „street fishing“ geht nicht!



Zwei Tage vor der Rückreise zog es mich dann noch einmal zurück in die Nähe meines Erfolgs vom ersten Tag.

Tja und wie das mit Glückskindern so ist im Leben, ich konnte tatsächlich noch eine weitere, wenn auch deutlich kleinere Forelle in einem Hafen in der Nähe des Soldier Fields landen! Dieser Fisch griff sich ebenso beherzt wie seine große Schwester einen 12 g Spin Jig im Barschdesign.


Chicago 9.jpg
Und die Moral von der Geschicht? Egal wohin es Euch verschlägt auf dieser Welt – vergesst die Reiseruten nicht!

Beste Grüße


Henrik
 

FFM

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Spannende Geschichte!
Danke dafür & Petri!

Ich war dieses Jahr zwei mal im Frühjahr in Chicago und bin ob der Temperaturen ( bis - 47° C!) angeltechnisch leider an den physikalischen Grundbedingungen gescheitert. Um so schöner zu lesen, dass es bei Dir geklappt hat.

Laut dem Besitzer vom Orvis Shop kann man an direkt unter dem Trump Tower und auf den letzten Metern vom Chicago River bis zum See klasse mit der Fliege und Streamer auf Barsch angeln. Das wäre mal was!

Ahoi,
Dirk
 

Hecht911

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Hallo Dirk,

ja, die Angelwelt ist klein geworden in der heutigen Zeit ... ;-)

Ich war im Mai diesen Jahres erneut dort, hatte leider nur zwei Tage und bin ohne Fisch geblieben. Die Bedingungen dort sind für Ortsunkundige alles andere als einfach.

Auch den Einheimischen springen die Fische nicht ins Boot.
Chicago 10.jpg

Diese Jungs waren mit kleinen Gummifischen unterwegs und haben, soweit ich sie beobachten konnte, auch nichts gefangen.


Sei es wie es sei vor so einer Kulisse -

Chicago 11.jpg

zu angeln ist schon reizvoll, da werden Fische schnell zur Nebensache.
 

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