Barsch, Luft geschluckt??

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Gerino

Gummipapst
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Hallo zusammen,

ich wollte mal eine Erfahrung mit euch teilen und mal eure Meinung dazu hören.

Seid 3 Jahren geh ich von Herbst bis Frühjahr hauptsächlich auf dicke Barsche angeln, was auch zumindest teilweise sehr gut klappt.
Wenn ich dann mal einen habe packe ich ihn gerne kurtz ( normal max. 3-4 min) in den schwimmenden Watkescher um die Scale und Kamera vorzubereiten. Ich bilde mir immer ein das ich dem Fisch einen Gefallen tue, wenn das alles nicht in Hektik passiert und er sich etwas erholen kann.
99,9% der Barsche ziehen auch ohne irgendein Problem sofort ab.
Aber es ist jetzt schon drei bis viermal das selbe Spiel gewesen:

Großen Barsch in Flachem ( teils nichtmal n Meter tiefen) Wasser gefangen, Haken saß perfekt im Maulwinkel und trotz minimalem Aufentahlt an der Luft und schonendem Umgang, gab es Probleme beim Realesen.
Der Fisch sah augenscheinlich top aus und ist auch sofort losgeschossen, aber nach kurzem Spurt hat er sich dann auf die Seite gelegt und kam auch so zur Oberfläche. Es sah auch nicht aus als wäre er "durch" sondern eher als könne er sich nichtmehr vernünftig aufrecht halten.
Beim Ersten mal konnte ich mir einfach nicht erklären was passiert sein sollte, da der Fisch wie gesagt in sehr flachem Wasser gefangen wurde.
Beim zweiten mal hat das ganze ein Holländischer Herr mitbekommen, der mit seinem dicken Boot unterwegs war. Er meinte dann ganz selbstsicher das ihm das Prblem bekannt sei, das der Barsch beim Landen oder im Kescher wohl Luft geschluckt hat. Sofort hat er mir hilfe angeboten und mich samt Barsch aufgeladen.
Wir sind dann kurtz runter von dem flachen Plateau und er hat wie selbstverständlich nen kleinen teleskopierbaren Kescher ausgepackt, den Barsch rein gesteckt und ihn auf Tauchstation geschickt. Als der Barsch auf ca 1.30-1.40 Meter Tiefe war, konnte man auf sehen wie durch den Druck im Wasser zwei Blässchen aus dem Maul gekommen sind und er astrein abgezogen ist. Obwohl ich vorher locker 15min versucht habe ihn zu realesen.

Das ganze hat bis jetzt noch 2 mal unter anderem Gestern funktioniert.
Habt ihr schonmal was ähnliches gehört oder selber erlebt? Oder glaubt ihr das waren eher Zufälle?

Ich hab den Text grade von unterwegs mit'm Handy geschrieben und ich hoffe er ist halbwegs erträglich. :D

Gruß Nico
 

Walstipper

Finesse-Fux
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Ich denke um dies zu verstehen ist es nicht verkehrt, sich kurz der Tauchphysik zu vergegenwärtigen. Auch warum der Fisch nach dem Landen schnellstmöglich wieder auf die Tiefe zurück sollte, von welcher er kam.

Denn @Gerino ich kann mir vorstellen, dass das Problem eher auftritt, weil der Fisch eine gewisse Weile im Kescher ausgleicht. Bei der geringen Tiefe dennoch seltsam, man kennt das ja eher vom Bootsangeln mit größeren Tiefen.


Man muss sich kurz vorstellen, was Auftrieb bedeutet. Das dichtere Wasser sinkt aufgrund der Schwerkraft unter das weniger dichte Medium, in der Summe treibt ein Mensch z.b. stärker auf, wenn er seine Lungen mit Luft (geringe Dichte) füllt. Es gibt nun allerdings den Effekt, dass bei größerer Wassertiefe das Volumen in der Lunge zusammengedrückt wird und der Auftrieb tatsächlich mit größerer Tiefe immer weiter abnimmt. Als Mensch würde man bei schnellem Abtauchen tatsächlich fühlen, wie sich die Lunge verkleinert, obwohl sie mal voll mit Luft war. Umgekehrt könnte sich die Lunge beim Auftauchen ausdehnen und platzen, wenn man nicht ausatmet und gleichzeitig aufsteigt. Ein Taucher, dessen Tarierung nicht richtig funktioniert, läuft Gefahr immer schneller abzusinken und dabei ohnmächtig die Kontrolle zu verlieren.

450px-BoyleMariotte_Luftballon.png

Volumen einer abgeschlossenen Gasmenge bei unterschiedlichen Umgebungsdrücken.

Ein Fisch, bzw. dessen Schwimmblase und alle internalen Auftriebsvolumen, werden sich beim Hochdrillen vergrößern und der Fisch hat es je nach Tiefe immer schwerer, wieder auf die Tiefe zu kommen, auf welcher er auskalibriert war. Umso länger der oben bleibt, desto stärker werden sich internale Volumen ausdehnen und desto schwerer kommt der wieder runter. Die ebenfalls druckabhängig gelösten Gase erhöhen im Blutkreislauf den Druck und treten aus, bekannt als Taucherkrankheit. Denn auch der Fisch muss zurück in die "Dekompressionskammer", sprich auf die ursprüngliche Tiefe. (Genau genommen anders rum, er muss zurück in die Kompressionskammer.)
 
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Gerino

Gummipapst
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Ich denke um dies zu verstehen ist es nicht verkehrt, sich kurz der Tauchphysik zu vergegenwärtigen. Auch warum der Fisch nach dem Landen schnellstmöglich wieder auf die Tiefe zurück sollte, von welcher er kam.

Denn @Gerino ich kann mir vorstellen, dass das Problem eher auftritt, weil der Fisch eine gewisse Weile im Kescher ausgleicht. Bei der geringen Tiefe dennoch seltsam, man kennt das ja eher vom Bootsangeln mit größeren Tiefen.


Man muss sich kurz vorstellen, was Auftrieb bedeutet. Das dichtere Wasser sinkt aufgrund der Schwerkraft unter das weniger dichte Medium, in der Summe treibt ein Mensch z.b. stärker auf, wenn er seine Lungen mit Luft (geringe Dichte) füllt. Es gibt nun allerdings den Effekt, dass bei größerer Wassertiefe das Volumen in der Lunge zusammengedrückt wird und der Auftrieb tatsächlich mit größerer Tiefe immer weiter abnimmt. Als Mensch würde man bei schnellem Abtauchen tatsächlich fühlen, wie sich die Lunge verkleinert, obwohl sie mal voll mit Luft war. Umgekehrt könnte sich beim Auftauchen die Lunge ausdehnen und platzen, wenn man nicht ausatmet und gleichzeitig aufsteigt. Ein Taucher, dessen Tarierung nicht richtig funktioniert, läuft Gefahr immer schneller abzusinken und dabei ohnmächtig die Kontrolle zu verlieren.

450px-BoyleMariotte_Luftballon.png

Volumen einer abgeschlossenen Gasmenge bei unterschiedlichen Umgebungsdrücken.

Ein Fisch, bzw. dessen Schwimmblase und alle internalen Auftriebsvolumen, werden sich beim Hochdrillen vergrößern und der Fisch hat es je nach Tiefe immer schwerer, wieder auf die Tiefe zu kommen, auf welcher er auskalibriert war. Umso länger der oben bleibt, desto stärker werden sich internale Volumen ausdehnen und desto schwerer kommt der wieder runter. Die ebenfalls druckabhängig gelösten Gase erhöhen im Blutkreislauf den Druck und treten aus, bekannt als Taucherkrankheit. Denn auch der Fisch muss zurück in die "Dekompressionskammer", sprich auf die ursprüngliche Tiefe. (Genau genommen anders rum, er muss zurück in die Kompressionskammer.)
Wow, danke für die Mühevolle und ausführliche Antwort.
Von Fischen die aus 8 Meter+ hochgeholt werden kenne ich so etwas. Nur war ich verunsichert, da keiner der "Patienten" tiefer als 4 Meter gefangen wurde, ganz im Gegenteil. Bis auf einen Fisch, der in ca 3.50Meter Tiefe gebissen hat, haben alle in knietiefen Wasser gbeissen.

Was aufällig war, das einige wenige Barsche beim drillen etwas( ne kleine Grundel oder mal nen Krenbs) hochgewürgt haben und der Magensack etwas hervorstand. Wie man es halt bei Fischen aus großer Tiefe kennt.

Als Beispiel der hier: Hat dieses Jahr im Januar in 70cm Wassertiefe vor meinen Watstiefeln gebissen.
Screenshot_20231012-170540_Gallery.jpg
Der Kamerad hat im Drill was rausgewürgt,dann sah es so aus. Nach zwei Minuten im Watkescher sah es wider halbwegs normal aus. Er hat sich auch ohne Probleme realesen lassen
Hab mich auch schon gefragt ob die Barsche vieleicht im Drill reflexartig "würgen" und es dabei an der Wasseroberfläche passiert.
 
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hebeda

Master-Caster
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klassisches Barotrauma, Fisch besser sofort töten und verwerten, Catch & Release ist da Tierqualerei, die Fische sind alle Tod .... ich hab das auch schon bei 2-3 Meter Wassertiefe gesehen.

Schnell wieder zurücksetzen ist 100% sinnlos, Schwimmblase anstechen auch , weil die Gasblasen im Blut zu einer Embolie führen, trotzdem Tod , liegen dann eben Tod am Grund rum.

Für einen richtigen Druckausgleich brauch so ein barschartiger mehrere MONATE ,es gibt da diverse Experimente mit Fischen aus großen Tiefen die für Schauaquarien gefangen wurden, Fische aus 50m Tiefe wurden gefangen und in Behältern jede Woche ein paar Meter dichter zu Wasseroberfläche gebracht, die Prozedur hat mehrere Monate gedauert, zu schnell an die Öberfläche gebrachte Fische sind immer gestorben.

Barsche die wir gestern aus +10 Meter Tiefe gefangen hatten , sahen alle aus wie Fische beim Norwegen angeln ... Eingeweide raus und Glubschaugen ....und ja, natürlich verwertet.

Die Barsche ziehen jetzt von Woche zu Woche in tiefere Gewässerschichten , je nach dem , was das Gewässer an Maximaltiefe hergibt kann das bis 25~30 Meter tiefe werden ...
 

Spin+Fly

Bigfish-Magnet
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@hebeda Du hast aber schone gelesen in welcher Tiefe der TE die Fische gefangen hat? Knietiefes Wasser und so. Das kann man nicht mit deiner Angelei in 10 m vergleichen.

Wobei ich allerdings solche Symptome für so flaches Wasser auch für sehr merkwürdig erachte. Vielleicht zu lange den Drill hinausgezögert? Oder doch etwas länger fürs Foto an der Luft gewesen?
.
 

J4ck

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Angels du vielleicht ein Rig mit eher langem Seitenarm in Kombination mit sehr kleinem Köder?
Kann z. B. auch sein, dass die Barsche instant zu tief schlucken und sich zunächst im "Inneren" haken..
 

Bassomander

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Die B.A.S.S. ha mal eine Studie zur Verringerung der Mortalitätsrate von Smallmouth in Auftrag gegeben.
Darin wurde das Barotrauma und der Einfluss von Fizzing auf die Überlebensrate der Fische untersucht.

Die Studie hat gezeigt das Barotrauma auch bei Fangtiefen unter 10ft vorkommt und auch eine Stressreaktion sei. Vielleicht lässt sich das ja auch auf deine Barsche übertragen?
 

Fidde

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Ist denn tiefes Wasser in unmittelbarer Nähe? Evtl ist der Fisch ja nur kurz hoch, um sich den Köder zu schnappen.
 

Gerino

Gummipapst
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Vielleicht zu lange den Drill hinausgezögert? Oder doch etwas länger fürs Foto an der Luft gewesen?
.
Das kann ich guten Gewissens verneinen. Da der Barsch vom Bild dierekt unter der Rutenspitze gebissen hat war er nach ein paar Sekunden im Kescher.

Länger an der Luft war er auch nicht. Außer das eine Bild was zu sehen ist, welches ich beim Haken lösen gemacht habe, weil es mich halt wunderte, wurde garkein weiteres Bild mit dem Fisch gemacht, weil ich ihn mit diesen Symptomen nicht noch weiter Stressen wollte.

Der Haken saß auch wie gesagt perfekt im Maulwinkel.

Ich hab natürlich keine Ahnung wie es dem Fisch später ergangen ist. Jedoch ist er ohne Probleme und sofort abgezogen.

@Fidde
Tiefe Stellen in unmittelbarer Nähe gibt es auch nicht. Die Tiefste Stelle im Geässer hat 6 Meter und das Loch ist ganz wo anders.

Gruß Nico
 

DesireEarth98

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Vielleicht passt das nicht exakt zum Thema, aber ich hatte vor wenigen Jahren mal eine ähnliche Situation beim Topwatern.
Mir schoss vor meinen Füßen ein fetter Rapfen drauf, somit dauerte der Drill auch echt nicht lang + der Haken hing im Mundwinkel. Dennoch spuckte er direkt Blut (+ innere Organe aus) und wie man es sich denken kann, war ab da nichts mehr zu machen. Habe ihn natürlich direkt erlöst.

Das Thema Schmerzempfinden bei Fischen wird ja immer heiß diskutiert, aber aus meiner Sicht unterschätzen wir gerne mal den Stressfaktor und was das für Folgen haben kann.
 
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observer

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Vielleicht passt das nicht exakt zum Thema, aber ich hatte vor wenigen Jahren mal eine ähnliche Situation beim Topwatern.
Mir schoss vor meinen Füßen ein fetter Rapfen drauf, somit dauerte der Drill auch echt nicht lang + der Haken hing im Mundwinkel. Dennoch spuckte er direkt Blut (+ Lunge? aus) und wie man es sich denken kann, war ab da nichts mehr zu machen. Habe ihn natürlich direkt erlöst.

Das Thema Schmerzempfinden bei Fischen wird ja immer heiß diskutiert, aber aus meiner Sicht unterschätzen wir gerne mal den Stressfaktor und was das für Folgen haben kann.
Lunge :oops:???

hatte ich auch schon, da hing der fisch aber zunächst blöd an den kiemen, da hat sich der haken aber gelöst und dann vorne erneut gefasst.

da habe ich mich auch erst total gewundert, wo da das blut her kommt.

hatte ich jetzt schon bestimmt 5 mal und es war immer das gleiche.


zu den barschen fällt mir echt nix ein, komisch.
ich hatte aber auch noch nie nen barsch mit ähnlichen symptomen... egal aus welcher tiefe (max 8m).
 

DesireEarth98

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Ups, keine Ahnung wo ich da vorhin kopftechnisch war..
Es wurden auf alle Fälle innere Organe ausgespuckt! Auch der Drill war schon sehr ungewöhnlich, also ungewöhnlich wehrlos. Hatte ich so zuvor auch noch nicht. Konnte ich mir bisher nur durch Stress erklären.. weil ich habe ihn davor gesund Rauben sehen.
 

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