Verständnisfrage Wurfgewicht und Ranking

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Dr. Jerkl & Mr. Bait
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Hallo zusammen,

Ich habe eine Verständnisfrage und denke ihr könnt sicherlich weiterhelfen.

Zwei Ruten von Shimano haben das identische Wurfgewicht und sind nahezu gleich lang. Eine ist mit ml gekennzeichnet, dir andere mit mh.

Konkret geht es um die Sppedmaster AX 2,1m 7-21g (ssmax21ml) und die Expride 272mh.

Erstere habe ich im Einsatz, beim Jiggen ist allerdings die Spitze recht weich, die gibt schon gut nach beim lupfen von 14g Köpfen mit 8cm Gummi. Auch beim Anschlag habe ich das Gefühl, dass da mehr Druck kommen dürfte. Beim Werfen ist die Rute für diese Köderkombination super. Auch die Rückmeldung passt.

Deshalb die Überlegung, auf eine Rute im gleichen WG-Bereich zu gehen, aber mit strafferer Aktion.

Leider kann ich die Expride im Laden meines Vertrauens nicht testen, wenn ihr aber meint, meine Vorstellungen sind erstmal grundsätzlich passend, würde ich auch einen weiteren Weg in Angriff nehmen.

Oder haben sich die Rankings im Laufe der Zeit einfach so verändert, dass zwischen einer 10 Jahre alten ml und einer aktuellen mh kein Unterschied zu spüren ist?
 

BarschDO

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Das Ranking ist keine verbindliche Klassifikation, das kann jeder Hersteller machen wie er meint.
Es sagt auch nichts über die Eigenschaften einer Rute aus.
Von daher musst Du es wohl ausprobieren....
Im direkten Vergleich sollte die Expride aber schon straffer rüber kommen als die Speed Master.
 

makomatic

Barsch Vader
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So ist es. Viele Hersteller bezeichnen mit ihrem Ranking auch nicht das Wurfgewicht sondern das Backbone der Rute.
Das ist eigentlich und ursprünglich auch die Idee dahinter. Das Powerrating eines Blanks hat tatsächlich nicht unbedingt etwas mit dem optimalen Wurfgewicht zu tun. Das ist deutlich komplexer und hängt unter Anderem stark vom Taper ab.
 

Drakestar

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Von der Herstellerseite sind die angegebenen Wurfgewichte nicht nur Empfehlungen, sondern auch Absicherungen - der Hersteller gibt damit an, fuer welche Rutenbenutzung er buergt. Wenn ich 1oz/28g auf einer Rute werfe, die nur fuer 1/2oz/14g konzipiert ist sollte ich mich spaeter halt nicht beschweren, wenn die Spitze bricht. Und ich kann mich auch selbst auf die Koeder einstellen, die ich ohne Sorgen werfen kann.

Das eigentliche Wurfgewicht ist immer eine Funktion der Rutenaktion und der Rutenstaerke (also "Action" und "Power") - eine leichtere Rute wird natuerlich generell weniger Wurfgewicht unterstuetzen, aber eine langsamere Rute kann durch die weichere Spitze mehr Gewicht schleudern.

Fallbeispiel #1: G Loomis NRX 822 DSR (3/16-1/2oz), und 822 SYR (1/8-5/8oz). Beide Ruten sind laut Hersteller XFast, aber die DSR ist in der Praxis klar schneller als die SYR (die als Shakeyheadrute konzipiert ist, waehrend DSR fuer "Dropshot Rod" steht). Die SYR kann deshalb sowhl leichtere als auch schwerere Gewichte werfen, weil sich die Spitze besser biegt und die Biegung ansich tiefer in den Blank geht (wie gesagt, fuer Shakeyheads gedacht). Sie unterstuetzt leichtere Gewichte, weil die Spitze beim Auswurf besser schleudern kann. Und sie unterstuetzt schwerere Gewichte, weil die weichere Spitze nicht so sproede ist wie die DSR, und daher bei maximaler Belastung nicht so schnell bricht. Bei meiner DSR wuerde ich gerade schwerere Gesichte nicht riskieren - die Rute ist megasensibel, aber wenn mir die steife Spitze bricht, dann ist Schluss mit lustig :)

Fallbespiel #2: Powell Endurance 775 (1/4-2oz) und 765 (3/8-3oz). Beide Ruten sind fast gleich lang, beide sind 5-Power, aber die 775 ist XFast und die 765 ist nur Fast. Durch die langsamere, weniger sproede Spitze kann die 765 einen ganzen Unzen mehr an Gewicht werfen, und hat auch ganz andere Einsatzgebiete (775 ist fuer Punchen und grosse Jigs, 765 ist meine kleine Glidebaitrute). Warum die 765 nicht auch fuer 1/4-3oz bewerte wurde ist mir nicht 100% klar, letztendlich haengt es vom Hesteller ab - aber ich denke, Powell empfliehlt deshalb mindest 3/8oz, weil man auf der langsameren 765 erst bei dem Gewicht genug Sensibilitaet hat. Der Grund fier XFast Ruten ist ja, dass man a) sehr schnell anschlagen kann und b) maximale Sensibilitaet hat.

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Edit: Habe das Wurfgewich der SYR korrigiert - es sind 5/8, nicht 3/8! Jetzt macht das Beispiel auch Sinn :)
 
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alexp

Bigfish-Magnet
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Ich denke, ähnlich wie beim Geflecht (PE-Wert genauer als Durchmesser, lb oder kg) ist bei den Ruten Power Rating genauer als Gramm-Angaben.
Wie bescheuert das sein kann, ein Beispiel an den Shimano Dialuna und Lunamis S90ML: beide ML. Dialuna 6-32g. Die Lunamis ist nicht deutlich, aber spürbar straffer und folgendes finden wir bei ihr auf der Rute selbst. PLUG 6-25g und JIG max. 32g. Bei uns im Katalog oder Onlineshops ist dann meist von 6-25g zu lesen, der Kunde denkt, die Dialuna wäre straffer und liegt daneben.

@:::mo:::
Ich kenne zwar die Expride nicht, aber sie wird zum Jiggen in dem Fall deutlich besser geeignet sein, hier auch alleine schon an ML vs. MH zu sehen.
Edit: die Speedmaster sind vergleichsweise weich, was nicht unbedingt schlecht ist.
 

Drakestar

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Ich denke, ähnlich wie beim Geflecht (PE-Wert genauer als Durchmesser, lb oder kg) ist bei den Ruten Power Rating genauer als Gramm-Angaben.

Da bin ich vorsichtig, denn Power ist subjektiv und von Hersteller zu Hersteller unterschieldlich. Angaben zum Wurfgewicht in Gramm sind uebertragbar, weil sie zwangsweise von den physikalischen Werten des eigentlichen Blanks abgeleitet werden. Da ist es natuerlich immer noch subjektiv, wieviel Gewicht die Rute angeblich aushaelt (jeder Hersteller bewertet das ein bisschen anders), aber bei den Angaben zum Power ist es zwischen den Herstellern der Wilde Westen. Zum Beispiel: ich habe eine Phenix K2 ML 713 Fast - genialer Blank, geniale Rute, spielt in der Liga einer NRX, aber...

Die Phenix K2 713 ist eine Medium Light, aber Phenix benutzt eine 3 als Power Rating. Bei 99% der Herstellern waere eine ML eine 2. Gut, das kommt daher, dass Phenix bei 1 anfaengt (1: Ultralight, 2: Light, 3: Medium Light) und Loomis bei 0 (0: UL, 1: L, 2: ML), aber es geht noch viel weiter: Obwohl die K2 per Rating eine ML ist, ist sie in der Praxis sehr viel leichter als z.B. eine Loomis ML (die K2 ist eher eine 1.5 Power verglichen zu Loomis). Und obwohl die K2 als Fast kategorisiert wird, ist die Rute in der Praxis eher eine Moderate Fast (wenn verglichen z.B. mit G Loomis).

Wenn ich mich also auf die Herstellerangaben zu Power und Action verlasse, bekomme ich den Eindruck, dass die K2 713 einer NRX 852C sehr aehnlich ist (jeweils 7'1", die NRX ist eine Medium Light XFast, waehrend die Phenix eine ML Fast ist). Als 713 sollte die Phenix sogar mehr vertragen laut Power Rating. Aber der Eindruck ist komplett falsch!

Wenn ihr mir hingegen die eigentlichen Ratings angucke, bekomme ich einen sehr viel klareren Eindruck zu beiden Ruten:
Phenix K2: Fast, 4-12lb, 1/16-5/8oz
NRX 852C: Extra Fast, 10-14lb, 1/8-3/8oz

Das zeigt mir klar, dass die Phenix sehr viel langsamer und weicher ist als die NRX (sie unterstuetzt ein groesseres Gewichtsspektrum), und dass sie weniger Power als die NRX hat (4-12lb Schnurrangabe, 8lb Mittelwert). Die NRX hingegen identifiziert sich klar als eine echte XFast (siehe Gewichtsangaben, sehr viel kleineres Spektrum), und hat auch klar mehr Power (12lbs Mittelwert bei der Schnurr).
 
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Dominikk85

Barsch Vader
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Von der Herstellerseite sind die angegebenen Wurfgewichte nicht nur Empfehlungen, sondern auch Absicherungen - der Hersteller gibt damit an, fuer welche Rutenbenutzung er buergt. Wenn ich 1oz/28g auf einer Rute werfe, die nur fuer 1/2oz/14g konzipiert ist sollte ich mich spaeter halt nicht beschweren, wenn die Spitze bricht. Und ich kann mich auch selbst auf die Koeder einstellen, die ich ohne Sorgen werfen kann.

Das eigentliche Wurfgewicht ist immer eine Funktion der Rutenaktion und der Rutenstaerke (also "Action" und "Power") - eine leichtere Rute wird natuerlich generell weniger Wurfgewicht unterstuetzen, aber eine langsamere Rute kann durch die weichere Spitze mehr Gewicht schleudern.

Fallbeispiel #1: G Loomis NRX 822 DSR (3/16-1/2oz), und 822 SYR (1/8-5/8oz). Beide Ruten sind laut Hersteller XFast, aber die DSR ist in der Praxis klar schneller als die SYR (die als Shakeyheadrute konzipiert ist, waehrend DSR fuer "Dropshot Rod" steht). Die SYR kann deshalb sowhl leichtere als auch schwerere Gewichte werfen, weil sich die Spitze besser biegt und die Biegung ansich tiefer in den Blank geht (wie gesagt, fuer Shakeyheads gedacht). Sie unterstuetzt leichtere Gewichte, weil die Spitze beim Auswurf besser schleudern kann. Und sie unterstuetzt schwerere Gewichte, weil die weichere Spitze nicht so sproede ist wie die DSR, und daher bei maximaler Belastung nicht so schnell bricht. Bei meiner DSR wuerde ich gerade schwerere Gesichte nicht riskieren - die Rute ist megasensibel, aber wenn mir die steife Spitze bricht, dann ist Schluss mit lustig :)

Fallbespiel #2: Powell Endurance 775 (1/4-2oz) und 765 (3/8-3oz). Beide Ruten sind fast gleich lang, beide sind 5-Power, aber die 775 ist XFast und die 765 ist nur Fast. Durch die langsamere, weniger sproede Spitze kann die 765 einen ganzen Unzen mehr an Gewicht werfen, und hat auch ganz andere Einsatzgebiete (775 ist fuer Punchen und grosse Jigs, 765 ist meine kleine Glidebaitrute). Warum die 765 nicht auch fuer 1/4-3oz bewerte wurde ist mir nicht 100% klar, letztendlich haengt es vom Hesteller ab - aber ich denke, Powell empfliehlt deshalb mindest 3/8oz, weil man auf der langsameren 765 erst bei dem Gewicht genug Sensibilitaet hat. Der Grund fier XFast Ruten ist ja, dass man a) sehr schnell anschlagen kann und b) maximale Sensibilitaet hat.

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Edit: Habe das Wurfgewich der SYR korrigiert - es sind 5/8, nicht 3/8! Jetzt macht das Beispiel auch Sinn :)

Könnte vielleicht auch der Grund seine warum viele leichte Ruten eher unterrated sind. Ist wahrscheinlich nicht leicht eine Rute zu bauen die sich bei 3g auflädt und trotzdem stabil ist, also schreibt man auf ne 5-10g Rute 3-7g drauf, dann freut sich der Kunde leicht fischen zu können und der Hersteller hat keine wegen Überladung gebrochene Ruten.
 

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