Ein besonderer Angeltag in Friesland, NL

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valle

Dr. Jerkl & Mr. Bait
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What a day!?

Am späten Freitagnachmittag geht es los. Nach ca. 4,5 h erreichen wir unser Ziel - Friesland, Niederlande. Der grobe Plan stand fest, neue Gewässer vom Ufer erkunden. Am Samstagmorgen steht Zander und Barsch im Fokus. Später soll Hechtangeln in den Poldern folgen!

Da unsere Unterkunft mit direktem Zugang zum Wasser lag, haben wir die restlichen Abendstunden bei ein paar Bierchen und mit der Spinnrute, jedoch sehr “Fisch freundlich”, am Bootssteg verbracht.

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Nach nur drei Stunden Schlaf klingelt der Wecker! Das Aufwachen und Aufstehen fällt uns beiden schwer. Die morgendliche Dusche hilft die Augen aufzumachen. Mittlerweile ist es ca. 5:45 Uhr und wir sind am ersten Spot angekommen. Die Wasseroberfläche kocht! Adrenalin steigt, die Ruten sind bereits am Vorabend vormontiert worden und die Köder fliegen Richtung Wasser. Nach ca. 1,5 Stunden ernüchterndes Resümee. Leider kein Fischkontakt. Wir beraten uns kurz und beschließen früher als geplant die Stelle zu wechseln und die Polder abzugrasen.

Gesagt, getan... Spotwechsel! Nach kurzer Zeit erreichen wir einen nahegelegenen Parkplatz. Die Köderboxen werden kurz ausgetauscht, denn es geht auf Hecht in flachen und teils vom Ufer schwer erreichbaren Stellen. Auf geht’s!

Auf dem Weg merke ich, dass das Gras und Schilf deutlich höher steht als letztes Jahr (jedoch im Oktober). Wir erreichen die erste Stelle. Vor uns ein ca. 8-10 m? breiter Wassergraben zugewachsen mit Schilf und teils vielen Seerosenfeldern am Ufer entlang, was die Köderauswahl deutlich eingrenzt. Ich entscheide mich für einen 6,8er FSI am Widegap-Haken beschwert mit 5 Gramm Chebu. @Marc85 zieht ein Chatterbaits durch‘s Wasser. Nach einigen Würfen ruft Marc „Fisch!“, jedoch eine Fehlattacke und der Räuber bleibt nicht hängen. Adrenalinpegel steigt bei uns beiden rasant an! Ein bis zwei Kubelumdrehungen und der Fisch attackiert erneut seinen Chatterbait. Diesmal hängt der und mag es überhaupt nicht als er die Falle bemerkt, jedoch ist es bereits zu spät. Nach einem spannenden Drill landet der Hecht im Kescher. Kurzes Fotoshooting und dann darf der „Anfang 70er“ Hecht, den wir nur kurz an die Kescherstange angelegt haben, um später zu messen, wieder schwimmen.

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Erleichterung bei uns beiden. Fisch ist da und auch bisswillig. Wir klappern weiter die Kanäle/Polder ab. Eine weitere Fehlattacke kam auf meinen Spinnerbait kurze Zeit später.

Mittlerweile ist es kurz nach 10 Uhr und wir beschließen uns zu stärken und eine kleine Pause (inkl. kurzes Mittagsschläfchen meinerseits) einzulegen.

Am frühen Nachmittag suchen wir einen örtlichen Angelladen auf, kaufen ein paar Sachen und quatschen mit den netten Verkäufern. Einen Top-Spot kann/will der nette Herr uns nicht verraten, empfiehlt jedoch weiterhin Polder außerhalb der Stadt zu beangeln. Fisch muss da sein, wir müssen ihn „nur finden“. Somit wird kurz wieder Google-Maps angeschaut, VISplanner App gecheckt und es geht raus aus der Kleinstadt. Auf dem Weg zur ausgesuchten Stelle fahren wir an einem Polder vorbei, der interessant ausschaut. Das Auto wird am Staßenrand geparkt damit es keinen stört. Das Tackle wird gepackt. Diesmal kommen nur noch wenige Köder mit, da wir Strecke machen wollen. Nach kurzer Zeit fliegen die Köder Richtung Wasser. Meine erste Wahl ist ein Spinnerbait und Marc setzt weiterhin auf Chatterbaits.

Das Wasser ist sehr trüb und geschätzt ist die maximale Tiefe keinen Meter hoch. Alle 20-30 Meter wechseln wir den Spot nach einigen Würfen. Wir fachsimpeln über diverse Angelthemen. Im Augenwinkel sehe ich in ca. 200-250 Meter Entfernung eine Fischattacke an der Wasseroberfläche an einer Stelle, die wir bereits abgefischt haben. Mein Adrenalinpegel steigt wieder rasant an. Wir bewegen uns schnellen Schrittes wieder zurück. Auf den letzten Metern pirschen wir uns an. Ich wechsle den Spinnerbait erneut auf 6,8er FSI und nach nur wenigen Würfen „Biss!!!“ direkt an der Seerosenkante! Geschätzt 35er bis 40er Hechtschniepel attackiert den Köder, bleibt jedoch nicht hängen. Ich entscheide mich an der Stelle zu bleiben und Marc kehrt wieder zur neuen Stelle zurück.

Eins ist mir klar... die Hechte scheinen in den Seerosen zu stehen! Um noch effektiver die Seerosenfelder zu beangeln wechsle ich erneut den Köder. Ein Topwater-Frosch wird montiert. Zwar suboptimal an der 2,50 m Rute, aber egal. Nach einigen Würfen habe ich eine Schnurverwicklung in der Geflochtenen. Kein Wunder, denn der Wind wurde stärker. „Mist!“ denke ich mir. Das sieht nach „Schere und neu binden“ aus. Zum Glück bekomme ich die Verwicklung doch schnell gelöst. „Okay, nicht mehr gegen den Wind werfen!“ denke ich mir. Nach weiteren zwei Würfen wird der Frosch fast vor den Füßen von der Oberfläche geschlürft - erneut Adrenalinpegel steigt in Millisekunden. Ich erinnere mich an: „Nicht zu früh anhauen!“ nach ca. 2 Sekunden ist der Frosch immer noch nicht sichtbar. Beherzter Anschlag, Rute krumm und das Wasser brodelt. Der Fisch am Haken rastet komplett aus und kreist umher. „Das ist ein Guter!!!“ geht mir durch den Kopf. Der Fisch zieht in die Seerosen und ich kann nur wenig dagegen machen, trotz 80 Gramm (WG) Rute, 4000er Rolle und 15-18? kg Geflecht. Ich rufe Marc zu. Er ist jedoch ca. 300 m weit entfernt und hört meine Rufe wegen Gegenwind nicht. Ich winke wie wild, während ich den Kescher beiseite lege und den Fisch versuche aus den Seerosen rauszudirigieren. Marc sieht mich und mach sich auf den Weg. Nach wilden Fluchten konnte ich bereits erahnen “...das wird mein PB!”, falls wir es schaffen den Fisch zum kurzen Landgang zu überreden. Nach einem spannenden Drill und mit Landehilfe vom Marc wird ganz klar, der Fisch hat sicher den Meter geknackt! Erleichtert und überglücklich wird der Hecht kurz gemessen und schonend wieder in sein Element gelassen! Ich falle rücklings auf den Boden und kann es immer noch nicht fassen... Eine schlanke 112 cm Hechtdame in einem solch flachen Gewässer auf einen Topwater-Frosch vom Ufer!

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Ich bin komplett sprachlos! Allein dieser Moment rechtfertigt all die Tage, an denen wir abgeschneidert haben und die investierte Zeit und das viele Geld in dieses geile Hobby!!! Vieles geht in so einem Moment durch den Kopf und ist schwer zu beschreiben. Diesen Traumfisch unter solchen Umständen zu fangen ist genau das, wovon viele von uns träumen und dieser Traum ist nun für mich wahr geworden! Der Tag wird mir sicherlich ewig in Erinnerung bleiben und nichts hätte mir heute das Grinsen aus dem Gesicht zaubern können.

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(Screenshot aus einer kurzen Videosequenz)

Uns blieben jedoch noch 2 Stunden Angelzeit übrig, die wir weiter nutzen wollten. Marc montierte ebenfalls einen Frosch und konnte noch ein paar Hechtattacken provozieren, jedoch blieb keiner mehr hängen. Erschöpft aber glücklich machten wir uns auf den Heimweg, nachdem wir zu Abend gegessen haben. Um kurz vor 1:00 Uhr nachts, erschöpft jedoch überglücklich, kam ich dann zuhause an.

Eins ist uns beiden klar. Polder-Angelei ist einfach nur geil und wird uns hoffentlich bald wieder in ihre Bahnen ziehen.

What a day!!! o_O
 
Zuletzt bearbeitet:

Marc85

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Schön geschrieben. Danke für die tolle Zusammenfassung! War einfach ein geiler Tag. Vielleicht sei nebenbei erwähnt dass auch mein 70er, ein PB war. Als Anfänger, der noch nicht so viel Erfahrung auf Hecht hat, bin ich da recht ungeniert! :)

Polderangeln ist echt was besonders. Super spannend und auch für jeden, der normalerweise an Seen oder Flüssen auf Hecht angelt, eine Erfahrung wert. Wir werden das auf jeden Fall wiederholen und mit der bereits gesammelten Erfahrung, das nächste Mal, noch einen drauflegen (was für mich in jedem Fall einfacher wird :p).
 

Michel72

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Mercy für den tollen Bericht..
Alleine das letzte Foto bzw. Screenshot aus der Videosequenz sagt mehr als tausend Worte... genau dafür geht "man" angeln ... :)
 

MarciMarc

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Schöner Bericht, da fiebert man gleich mit. Ich freue mich nun umso mehr auf meinen Urlaub kommenden Monat in Friesland
 

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