Widerhaken - mit oder ohne?

  • Hi Gast, Du bist neu hier. Um das Forum übersichtlich zu halten, bitten wir Dich, erst die Forensuche (Lupe oben rechts) zu bemühen, bevor Du ein neues Thema eröffnest. Vieles wird hier schon diskutiert. Vielen Dank fürs Verständnis und viel Spaß hier!

Erich_Spitzweg

Echo-Orakel
Registriert
20. Juni 2020
Beiträge
119
Punkte Reaktionen
365
Alter
45
Ort
Im Frankenland
Hallo liebe Forengemeinde,

nachdem ich mich nach langer Zeit als stiller Mitleser endlich dazu entschlossen habe, dem Forum auch aktiv beizutreten, hier nun meine erste Themeneröffnung.

Wie steht ihr alle zu Widerhaken? Haltet ihr sie für einen unerlässlichen Garanten für sicheres Haken? Oder sind sie euch zuwider, im Fischmaul ebenso wie in den eigenen Extremitäten?
Und wie steht es mit euren Erfahrungen mit widerhakenlosen Haken? Habt ihr mehr oder weniger Aussteiger mit bzw. ohne Widerhaken?
Dazu vielleicht kurz meine eigene Handhabung: Da ich lange Zeit ausschließlich mit der Fliege den Salmoniden nachgestellt habe, war für mich die Verwendung von Widerhaken lange Zeit überhaupt kein Thema. Zum einen, weil man als Fliegenfischer in den 90ern ständig hörte, Forellen seien recht empfindliche Fische, zum anderen, weil die Verwendung von Widerhaken an den meisten (besseren) Forellengewässern sowieso untersagt war. Als ich mich nach langjähriger Pause wieder der Angelei zugewandt hatte - jetzt allerdings dem Spinnfischen auf Hecht -, war die Verwendung von Widerhaken erneut kein Thema, aber aus völlig anderen Gründen. Denn nahezu alle Hechtangler, die ich kannte, verwendeten Widerhaken, und von diesbezüglichen Verboten war weit und breit nichts zu sehen...
Also fischte ich auch vorerst mit Widerhaken, aber nach einigen unschönen Begebenheiten bin ich dann doch wieder zu meinen "Wurzeln" zurückgekehrt und angle seit geraumer Zeit wieder widerhakenlos.
Bei Hechten funktioniert das mMn auch ganz gut; solange die Schnur unter Spannung bleibt, habe ich eigentlich nicht den Eindruck, dass ich mehr Aussteiger als mit Widerhaken habe. Und der Lösevorgang ist natürlich erheblich erleichtert, von eventuellen eigenen Verletzungen ganz abgesehen.
Wie handhabt ihr das Ganze? Auch und vor allem bei anderen Fischarten, wie Barsch oder Zander? Und wie sind eure diesbezüglichen Erfahrungen?
 

Machete

BA Guru
Registriert
7. August 2013
Beiträge
5.796
Punkte Reaktionen
11.836
Ort
Hölle (Saale)
Hallo Erich,

Seit ich in diesem Jahr gezielt mit Salmokarte auf Forellenpirsch bin, habe ich nach und nach, fast komplett alles an Widerhaken angedrückt. Das ist einfach viel einfacher zu handhaben, den Fischen gegenüber viel waidgerechter (viele kleine Fische und setze auch fast alles zurück) und erstaunlicherweise hat man so kaum mehr Fischverluste, als mit Widerhaken.

Derzeit adaptiere ich das auch mehr und mehr auf die Hecht- und Barschangelei. Da habe ich zumindest in der relativ kurzen Zeit, kaum negative Erfahrungen gemacht. Funktioniert super. Auch im Hinblick auf weniger schwere Verletzungen etc. Allerdings verlangt die widerhakenlose Angelei einen recht forcierten Drill. Da lernt man ganz gut, konzentriert und möglichst zügig den Fisch zu keschern. So bleiben den Fischen auch unnötig lange Drills erspart. Auf Zander habe ich das noch nicht groß probieren können. Da kann ich nichts beitragen. Interessiert mich aber auch.

Vielleicht entschließen sich ja nach und nach noch mehr auf Widerhaken zu verzichten. Gerade im Hinblick auf C&R. Hätte anfangs auch nicht gedacht, dass das so gut funktioniert.
 

corrttx

Finesse-Fux
Registriert
15. Juni 2020
Beiträge
1.468
Punkte Reaktionen
4.937
Ort
dem sonnigen Süden
Interessantes Thema. Bei Kunstködern habe ich bis jetzt immer Wiederhaken verwendet.
Beim Köderfischangen im Winter setze ich aber auf ein großen Einzelhaken und ein kleinen Semibarbless Drilling. Der eigentlich nur dazu dient, den Köderfisch zu halten. Und hab damit durchweg positive Erfahrungen gemacht und es war auch noch kein Aussteiger dabei. Das entfernen des Einzelhakens ist natürlich ein Traum.

Hab allerdings auch schon kritische Stimmen gegenüber Haken ohne Widerhaken gehört. Insbesondere gegenüber dem Fisch, weniger der Aussteiger wegen. Komme allerdings nicht mehr darauf, was hier der Grundtenor war.
 

Erich_Spitzweg

Echo-Orakel
Themenstarter
Registriert
20. Juni 2020
Beiträge
119
Punkte Reaktionen
365
Alter
45
Ort
Im Frankenland
Hallo Machete,

danke für deine Antwort. Ich hatte anfangs auch nicht erwartet, dass sich so wenig Unterschiede ergeben. Wie gesagt, von der Forellenangelei mit der Fliege war ich nichts anderes gewohnt als widerhakenloses Angeln, und bei der Hechtangelei habe ich anfangs die Verwendung von Widerhaken einfach nicht hinterfragt.
Ich hätte mir allerdings auch nicht vorstellen können, dass es nahezu keinen Unterschied bezüglich der Bissverwertung/Hakquote macht. Gerade beim Hecht, der ja auch gerne mal springt und dabei den Kopf schüttelt (zumindest bis zu einer gewissen Größe). Aber nach mehreren Jahren widerhakenlosen Angelns kann ich für mich als Fazit ziehen, dass es bei mir kaum bis überhaupt keinen Unterschied macht, ob man mit oder ohne Widerhaken fischt. Und gerade im Hinblick auf Waidgerechtigkeit (speziell im Zusammenhang mit C&R) finde ich das Angeln ohne Widerhaken (ebenso wie du) einfach schonender - im wahrsten Wortsinn.
Ich will das jedoch auf gar keinen Fall verallgemeinern! Es mag ja sein, dass Zander-, Wels- oder Was-auch-immer-Angler ganz andere Erfahrungen gemacht haben.
 

ChristianO

Finesse-Fux
Registriert
3. Oktober 2008
Beiträge
1.009
Punkte Reaktionen
628
Ort
Ingolstadt
Hallo zusammen, ich fische zum 99,99 Prozent mit großen Ködern auf Hecht und jetzt die 2. Saison konsequent mit angedrückten Wiederhaken.
Ich finde die Aussteigerquote ist nicht erheblich höher. Ich finde die Vorteile überwiegen, einfach die Spannung aus der Schnur nehmen und schon ist der Fisch, ohne anfassen abgehakt und "rechtskonform" releast. Die lästigen Operationen entfallen und sollte man sich mal versehentlich selber haken, dann lernt man die Vorzüge von barbles sehr schnell zu schätzen..... Ich verwende fast ausschließlich Gamakatsu 13B oder Owner ST 36.
 

Erich_Spitzweg

Echo-Orakel
Themenstarter
Registriert
20. Juni 2020
Beiträge
119
Punkte Reaktionen
365
Alter
45
Ort
Im Frankenland
Hab allerdings auch schon kritische Stimmen gegenüber Haken ohne Widerhaken gehört. Insbesondere gegenüber dem Fisch, weniger der Aussteiger wegen. Komme allerdings nicht mehr darauf, was hier der Grundtenor war.

Also zumindest von Karpfenanglern habe ich schon des öfteren gehört, dass widerhakenloses Angeln zu größeren Schlitzverletzungen führen kann/soll. Wie das rein physikalisch möglich sein soll ( da der Hakenschenkel ja den gleichen Durchmesser hat, ob mit oder ohne Widerhaken), konnte mir bisher aber auch niemand erklären.
 

ChristianO

Finesse-Fux
Registriert
3. Oktober 2008
Beiträge
1.009
Punkte Reaktionen
628
Ort
Ingolstadt
Das kleinste was ich fische sind sehr selten mal ein Hybrida K3 (12cm) oder Busterjerk 15cm. Standard ist der Svartzonker MC Tail in den verschiedenen Tuningvarianten = 26 bis 40cm. Westin Perry the Perch mit 20cm. Den Wolfcreek Skinny Wolf in 18cm fische ich auch viel. Von den sehr erfolgreichen Hybrida B3 Twitchbait B3 Twitchbaits bin ich aufgrund der anhaltenden losen Tauchschaufeln weg. Bei mir sind es fast nur noch Jerk- & Tailbaits.
 

Erich_Spitzweg

Echo-Orakel
Themenstarter
Registriert
20. Juni 2020
Beiträge
119
Punkte Reaktionen
365
Alter
45
Ort
Im Frankenland
Interessant! Tailbaits fische ich auch nach wie vor gerne, ebenso natürlich manche Jerks. Von Großködern (also Ködern mit ü30cm Länge und/oder mehr als 180g) bin ich aber mittlerweilen wieder weggekommen. Grund: In meiner zwar schönen, aber doch gewässerarmen Heimat fange ich mit diesen statistisch gesehen (die ich tatsächlich führe) auch nicht mehr Großhechte, dafür aber sehr viel weniger mittelgroße Exemplare (70-90cm in meinen Maßstäben). Und bei der geringen Angelzeit, die mir neben Job, Frau und Kindern sowie ehrenamtlicher Tätigkeit und Vergnügungen mit Freunden noch bleibt, rechnet sich das unterm Strich für mich nicht... Aber unter deinen Minimalangaben (Hybrida K3, Buster Jerk) bleibe ich auch nur selten (und wenn, dann fast ausschließlich mit dem B1 von Hybrida bzw. dem X-Rap Jointed Shad von Rapala). Alles andere ist mir dann auch zu klein für Meister Esox ;)
Aber ich komme vom Thema ab, sorry!

P.S.: Danke für deine Antwort!
 

Uferangler

Master-Caster
Registriert
5. November 2017
Beiträge
682
Punkte Reaktionen
1.051
Ort
Aus de schänschde Stadt in de Kurpalz
Fische hauptsächlich auf Barsch und Rapfen bei uns. Zander kommen hier auch in guten Größen und Mengen vor-ist aber eher Beifang, Hecht wird ab und an mal gemacht. Fische seit Mitte letzter Saison mit angedrückten Wiederhaken-auch an Offsethaken. Muss somit net jeden Fisch ausm Wasser nehmen, was mir an belebten Plätzen so lieber ist. Und selbst wenn der Köder hinten drin hängt, bekommt man den Haken mit ner Drehung sauber gelöst:emoji_thumbsup: Beim Rapfeln hauen sie sich den Köder auch gerne mal komplett weg und hatte damit auch nie Probleme den Fisch schnell wieder abzuhaken.
Verluste oder Drillaussteiger gibts auch so gut wie keine. Zander konnte ich auch alle landen.
Zum einen hab ich fast ausschließlich Nylon und Fc auf den Rollen und zum anderen benutze ich lieber nachgiebigere Ruten. Da kann man die Fische selbst mit geschlossener Bremse einfach rankurbeln. Hab ich mir auch vom Bassen so angewöhnt. Und da gibts selbst mit Wiederhaken genügend Aussteiger, wenn man net gescheit drillt. War auch mit ein Grund fürs Hakenandrücken. Aus den Klamotten bekommt man den Köder auch leichter gelöst, genauso wie am eigenen Körper.
 

balu1988

Barsch Vader
Registriert
13. Januar 2015
Beiträge
2.003
Punkte Reaktionen
5.791
Also zumindest von Karpfenanglern habe ich schon des öfteren gehört, dass widerhakenloses Angeln zu größeren Schlitzverletzungen führen kann/soll. Wie das rein physikalisch möglich sein soll ( da der Hakenschenkel ja den gleichen Durchmesser hat, ob mit oder ohne Widerhaken), konnte mir bisher aber auch niemand erklären.
Kommt daher da die Haken ohne Widerhaken nicht den selben festen Sitz im Karpfenmaul haben und dadurch bei längeren Drills mehr „Spielraum“ haben, dadurch entstehen dann die größeren Eintrittswunden.
 

Erich_Spitzweg

Echo-Orakel
Themenstarter
Registriert
20. Juni 2020
Beiträge
119
Punkte Reaktionen
365
Alter
45
Ort
Im Frankenland
Kommt daher da die Haken ohne Widerhaken nicht den selben festen Sitz im Karpfenmaul haben und dadurch bei längeren Drills mehr „Spielraum“ haben, dadurch entstehen dann die größeren Eintrittswunden.
Naja, zumindest die EINTRITTSwunde müsste mit Widerhaken aber größer sein, da der Widerhaken den Durchmesser vergrößert. Anders gesagt: Größerer Durchmesser, größeres Loch im Maul. Das mit dem festeren Sitz kommt mir - in Relation zur Größe der Wunde - auch etwas komisch vor. In aller Regel dürfte der Haken doch erst bis komplett über den Widerhaken durch das Maul dringen (und somit schon eine größere Wunde verursachen), und erst danach der "Bonusfaktor" des Widerhakens ins Spiel kommen, der - angeblich - ein "Arbeiten" des Hakens und die damit verbundene Vergrößerung der Verletzung verhindert.

P.S.: Das mit dem größeren Spielraum will ich bei Karpfen aber gar nicht grundsätzlich abstreiten; habe das letzte Mal vor ca. 25 Jahren gezielt auf Karpfen geangelt.
 
Zuletzt bearbeitet:

balu1988

Barsch Vader
Registriert
13. Januar 2015
Beiträge
2.003
Punkte Reaktionen
5.791
Ob durch den kleinen Widerhaken jetzt das Eintrittsloch soviel größer ist würd ich mal nicht behaupten. Aber hab das ebenfalls nur von einem Karpfenangler erfahren der ganz gut Plan hat. Seiner Meinung ist halt das vermehrte „Spiel“ des Hakens den er eben hat da der feste „Sitz“ fehlt.
 

Erich_Spitzweg

Echo-Orakel
Themenstarter
Registriert
20. Juni 2020
Beiträge
119
Punkte Reaktionen
365
Alter
45
Ort
Im Frankenland
Schon klar, bin ja selbst kein Karpfenangler und hab das, was dein Bekannter sagt, eben auch schon öfter gehört. Aber so richtig Sinn macht's für mich nicht, v.a., da ich eben bei anderen Fischarten (Salmoniden, Hechte) ganz andere Beobachtungen machen durfte. Das mag aber natürlich auch der Fischart geschuldet sein.

P.S.: Und sooo klein ist der Widerhaken bei manchen Haken ja nun nicht - da dürfte die Eintrittswunde teilweise leicht um 50% größer sein (abhängig vom Haken bzw. Hersteller).
 

Northern Mike

Master-Caster
Registriert
15. Juni 2020
Beiträge
560
Punkte Reaktionen
2.669
Ort
vor Ort
Klingt für mich auch nicht logisch, spätestens beim Hakenlösen reiß ich doch das Loch auf, wenn die Widerhaken nicht angedrückt sind. Zumal selbst bei angedrücktem Widerhaken ja noch eine Wulst bleibt, die das rüber rutschen ein wenig verhindert.

Jedoch beziehen sich meine eigenen Erfahrungen sich zum Großteil aufs Hechtangeln und in keiner Weise auf die Karpfenangelei. Beim Hecht kann ich sagen: Die Zahl der Aussteiger ist mit angedrückten Widerhaken nicht messbar höher. Da spielen dann andere Faktoren eine Rolle. Fehlbisse gibt es sowohl mit als auch ohne Widerhaken. Angedrückte Widerhaken haben aus meiner Sicht viele Vorteile und kaum Nachteile.
 

Oben