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Slevin

Nachläufer
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Nabend Gemeinde,

ich hatte vor kurzem die Idee einmal in das Fliegenfischen reinzuschnuppern. Gesagt, getan: günstige Kombo gekauft, Youtube nach Wurfanleitungen durchforstet und ab ans Wasser. Ja, komplett ohne ordentlichen Kurs, bitte nicht steinigen. Als Zusammenfassung der ersten beiden Kurztrips kann man wohl festhalten, dass es langsam mit dem Werfen besser wird und ich erste Erfolge verbuchen kann (Ukelei PB :emoji_muscle: :emoji_sweat_smile:).

Die lose in der Gegend rumliegende bzw. abtreibende Schnur ging mir dabei etwas auf die Nerven. Die Lösung lag auf der Hand: ein Schnurkorb muss her. Die hierfür aufgerufenen Preise überraschten mich allerdings etwas. Vor allem wenn man das Fliegenfischen nur erstmal probieren will, ist mir das etwas zu viel Geld für ein Spritzgussteil. Daraus entstand die Idee selbst etwas zu basteln. Die Recherche im Internet ergab, dass 2 Varianten weit verbreitet sind: Ein relativ geschlossener Korb mit wenigen, aber festen Trennelementen wie von Orvis bzw. ein recht offenes System mit vielen kleineren, aber flexiblen Trennelementen (Modell Flexi Stripper). Zugegeben habe ich mich mit den Vor- und Nachteilen der Systeme nicht weiter beschäftigt und wollte es auf einen Selbstversuch ankommen lassen.

Bauanleitungen hierfür sind relativ rar bzw. veraltet. Hier im Forum habe ich nur einen Thread von 2012 gefunden, der wenig Spaß bringt, aufgrund der gelöschten Beiträge und veralteten Links (Schusskorb/Schnurkorb/stripping Basket selbst Basteln). Die beste Bauanleitung konnte ich bei Dr. Catch finden (DIY-Tipp: Schnurkorb zum Fliegenfischen selber bauen). Das darin gezeigte Modell empfand ich als sehr ansprechend und war die Grundidee für meine Version. Auch wenn das schwedische Möbelhaus nicht weit entfernt ist, wollte ich ungern zum Freitagnachmittag nur wegen eines Hockers da hinfahren. Ebenso hatte ich gerade keine Golf Tees rumliegen. Deshalb ab zum Baumarkt und nach Alternativen suchen. Hier eine kurze Vorstellung der Ergebnisse:

Modell Plastewanne:

Für die feste Variante bin ich auf eine günstige kleine Kiste (37*26*14) mit Deckel gestoßen. Als Trennelemente mussten Dübel (Fischer DuoPower 10x80) herhalten. Dabei war mit wichtig, dass die Trenner keine scharfen Kanten o.ä. aufweisen, was den Wurf behindern oder die Schnur beschädigen kann. Alternativ hatte ich über die Spritzdüsen für Silikon, Mischdüsen für 2K Klebstoffe oder Pipetten nachgedacht. Am günstigsten waren jedoch die Dübel zu haben. Das teuerste daran war der Gürtel mit 7,50 €. Man könnte auch einen Koffergurt benutzen, wenn man sowas noch rumliegen hat.

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Den Deckel habe ich so zurechtgestutzt, dass er in die Kiste passt und mit entsprechenden Löchern für die Dübel versehen. Die Dübel wurden vor dem Einsetzen noch etwas entgratet und dann alles in die Kiste geklebt. Zwischen dem Deckel und dem Kistenboden ist noch etwas Luft. Die Idee war, dass sich das Wasser darin etwas sammeln kann und bei Bedarf einfach ausgeschüttet wird.

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Für den Gürtel wurde eine Aussparung in die Kiste geschnitzt. Dabei ist mir die Kiste gebrochen (daher auch die furchtbare Schnittkante). Die beste Option ist diese Variante, wie ich feststellen musste, definitiv nicht. Ich denke gerade noch über eine geeignete Versteifung des Ganzen nach. Beim nächsten Möbelkauf darf definitiv ein Höckerchen mitkommen für eine zweite Version. Beim Nachfolger würde ich auch noch einen Rutenhalter vorsehen. Hier wollte ich kein weiteres Brechen der Kiste durch weiteres Schnitzen riskieren.

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Modell: Kabelbinder

Beim weiteren Stöbern im Baumarkt bin ich auf diese Schaumstoffmatte stoßen, die als Knieschoner gedacht ist. Das Grundmaterial und die Abmaße (ähnliche wie obere Version) fand ich direkt nett und für 4€ konnte man da wenig falsch machen. Für ein besseres Halten des "Korbs" an der Hüfte habe ich das hintere schwarze Element abgetrennt und an das vordere geklebt. Ich hoffe die größere Auflagefläche zahlt sich aus. Zwei Kabelbinder dienen der Fixierung der schwarzen Elemente, 2 weitere als Gürtelschlaufen.

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Danach konnte es an die Montage der Trenner gehen. Mit einem Schraubenzieher wurden Löcher in den Schaumstoff gestoßen und anschließend die Kabelbinder durchgesteckt. Für einen besseren Halt habe ich die Kabelbinder zugezogen. Ein zusätzliches Fixieren, bspw. durch Kleben ist nicht notwendig. Das Ergebnis ist etwas schlechter zu erkennen; es wurde langsam dunkel. Die Verteilung der Kabelbinder habe ich relativ wahllos vorgenommen und nur die kleinsten Kabelbinder benutzt, die ich im Keller gefunden habe. Alternativ könnte man vielleicht sogar mit dickem Hard Mono o.ä. die Trenner bauen, um die Reibung zu reduzieren.

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Die Körbe gewinnen definitiv keine Schönheitspreise. Es ging mir eher um eine Quick&Dirty-Variante, die möglichst preisgünstig sein sollte. Wie gesagt soll damit eher ein Systemvergleich vorgenommen werden. Insgesamt wurden ca. 20€ und eine Stunde Zeit investiert. Vor allem Modell Kabelbinder ist extrem schnell und einfach zu bauen.

Ich werde die beiden Hilfsmittel die Tage einmal testen und kann dann wieder berichten. Über Verbesserungsvorschläge würde ich mich freuen.
 

Wolf

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Aus eigenen Erfahrungen folgende, nicht sehr motivierende Anmerkungen, auch wenn ich damit den blöden Spielverderber mache:

- der Korb wird sehr schnell kaputt gehen. Das Material ist an sich schon zu spröde. Und da es auch noch dünn ist, ist es einfach ungeeignet. Solltest Du jemals an einem See oder gar in der Ostsee damit waten, reicht eine Welle und der Korb reißt an den Löchern für den Gurt.

- die Kabelbinder sind zu scharfkantig. Das Selbe gilt für die Dübel oder die nicht zur Anwendung gekommenen Kartuschenspitzen. Die machen die Oberfläche der Schnur in kürzester Zeit kaputt. Eine gute Schnur kostet mehr als ein vernünftiger Korb. Ist eine Frage der Wirtschaftlichkeit.

- Auch die Kante des Korbs selbst ist zu scharfkantig und auch zu empfindlich.

Ein vernünftiger Korb ohne scharfe Kanten mit hinreichender Materialstärke aus geeignetem Kunststoff (mit Rutenablage) kostet zwischen 30 und 50 €. Die Investition lohnt sich auf jeden Fall. Ich habe meinen jetzt 15 Jahre. Die Eigenbauten haben bestenfalls ein Jahr gehalten, dabei aber auch noch Schaden angerichtet.
 

Tactical_Fishing

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Hast du einfach nur mit Trockenfliege und Nymphe an einer Schwimmschnur gefischt?
Dafür braucht man keinen Schnurkorb.
Linemanagement ist alles beim Fliegenfischen. Da muss man sich ein wenig reinfuchsen.
Wenn die Schnur z.B. abtreibt in stärkerer Strömung, dann musst du die Schnur in Klängen sammeln in deiner Schnurhand. D.h. du stripst die Schnur ein und z.B. alle 3 Strips legst du ne Schlaufe in deiner Schnurhand usw. Damit wird von der Strömung nicht soviel Schnur erfasst und das Werfen ist viel einfacher.
 

Dominikk85

Barsch Vader
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Stimme den beiden Vorpostern zu. Ich bin auch immer für eigenbauten, aber ich glaube in dem fall ist es wirklich sinnvoller und auch wirtschaftlich ein Produkt zu kaufen.

Auch dem zweiten Punkt stimme ich zu, einen schusskorb braucht man dann wenn regelmäßig mehr als 10m Schnur eingestrippt und schießen gelassen wird, zb beim streamer Fischen im still wasser oder beim mefo Fischen. Besonders sinnvoll ist es beim Fischen mit sinkschnüren weil die auch beim waten sonst zum Grund sinkt.

Aber wenn du mit den Körben klar kommst ist das natürlich super für dich und ich will dich nicht davon abhalten.
 

Slevin

Nachläufer
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Moin,

Danke für euren Input. Am Linemanagement muss ich definitv arbeiten. Momentan bin ich ziemlich mit dem Werfen und der allgemeinen Handhabung beim Fischen und Drillen beschäftigt. Von daher ist der Schnurkorb für mich erstmal eine gute Hilfe; an der Eleganz kann ich dann noch arbeiten. :emoji_sweat_smile:

Zu den Bastelarbeiten selbst: ich konnte die Plastewanne gestern mal testen. Vollkommen richtig ist, dass die Kiste noch nicht optimal ist. Ich werde mal die Augen nach besser geeigneten Varianten offen halten. Darüber hinaus erfüllt der Korb sein Aufgabe recht zuverlässig.
Das zweite Modell habe ich noch nicht getestet, da mir im Nachhinein die Kabelbinder auch etwas scharfkantig vorkamen. Vielleicht kann man hier noch was mit Schrumpfschlauch richten. Die Scharfkantigkeit der Dübel kann ich nicht bestätigen, zumindest was den oberen Teil betrifft, der mit der Schnur in Kontakt kommt. Bei diesen Dübeln gibt es nicht die typischen Grate in der Trennebene und an der Spitze. Es gibt lediglich einen kleinen Anguss in der Mitte des Dübels, den ich entfernt habe. Wenn Golf Tees funktionieren, bin ich auch bei der Variante optimistisch. Den Zustand der Schnur behalte ich aber definitiv im Auge.
 

iGude

Echo-Orakel
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Schnurkorb verwende ich nur bei der schweren Fliegenfischerei auf Hecht. Da auch an den Poldern.

Alles andere hat @Tactical_Fishing super beschrieben. Selbst das Fischen mit der Keulenschnur vom Ufer aus geht mit einem guten Leinenmanagement super. Macht man eben etwas langsamer, freut man sich umso mehr auf den Fisch. :)
 

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