Koexistenz mit anderen Räubern

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RollieFree

Echo-Orakel
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Ahoi,
wie sind da Eure Erfahrungen? Konnte leider nichts aussagekräftiges finden..

Ich hatte des öfteren kleine Schusshechte und Barsche bis 30cm an "meinem Forellenbach".. Steht so eine Bafo auch mal direkt neben dem Hecht oder Barsch? In größeren Gewässersystemen kann ich mir das durchaus vorstellen, aber wie verhält sich das in Kleingewässern? Der hiesige Bach ist im Schnitt 40cm tief und zumeist nicht breiter als 6m. Spots bestehen hier zumeist aus kleineren Kolken, Pflanzen/Wurzeln und umgestürtzen Bäumen.

Dank vorab :emoji_v:
 

der Kai

Bigfish-Magnet
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Wir versuchen bei uns, möglichst alle Hechte im Forellenbach loszuwerden, weil die Salmoniden ein leckerer Snack für die Krokos sind. Und auch in größerer Zahl gefressen werden, wenn man Besatz- und Fangstatistik vergleicht.

Entsprechend würde ich annehmen, dass Forellen die Hechte eher meiden (oder gefressen werden, wenn sie es nicht tun).
 

RollieFree

Echo-Orakel
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Das bedeutet dann wohl soviel wie, nächstes mal einen Klappsparten einzustecken, der Nachhaltigkeit zu liebe :innocent:
 

dietmar

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Hi,

es gibt Pächter von Forellengewässern, die hegen ihre Hechte. Sie halten die Weissfische in Schach (Nahrungskonurrenz) und spielen Gesundheitspolizei. In natürlichen Gewässern gibt es ruhige Bereiche und strömungsreichere Bereiche. Die Weißfische und Hechte findet man in den ruhigen Passagen, die Forellen in den strömenden Abschnitten. Es gibt oft genug Platz, das man sich aus dem Weg gehen kann. Döbel sind für den Äschen- und Forellennachwuchs wahrscheinlich schädlicher als ein paar Hechte.

In der Regel werden Hechte in Salmonidengewässern ausgerottet. Ich denke, das ist keine gute Lösung. Die Diskrepanz zwischen Besatz und Wiederfang hat viele Gründe. Besatzfische sind selten standorttreu und verschwinden beim nächsten Hochwasser flußab, viele Angler können nicht "zählen", wenn's mal gut beisst, es werden mehr Schwarzangler unterwegs sein als du dir vorstellen magst.....
 
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der Kai

Bigfish-Magnet
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Schon klar, wenn man jährlich etwa 700kg Forellen besetzt und noch nicht Mal die Hälfte an Gewicht gefangen wird, dann liegt das an Abwanderungen. Vor allem, wenn man ohnehin schon gut 15 zusammenhängende Streckenkilometer ohne Zu- und Abflüsse bewirtschaftet.

Es gibt mit Sicherheit Abwanderungen, keine Frage. Aber die Größenordnung deutet schon sehr stark darauf hin, dass sich hier andere Räuber bedienen.

Aber davon Mal ganz abgesehen ging es dem OP darum, ob die Fische am selben Versteck zu finden sind.
 

Cybister

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Nicht ohne Grund sind viele Bigbaits im Forellendesign…
Aber nur aus Interesse: welche Wiederfangrate p.a. wäre denn OK?
 
S

Snotling4149

Gast
Hängt die Abwanderung nicht eher vom Nahrungsangebot ab als von der Streckenlänge? So ne Forelle hat ja kein Problem 15km zu schwimmen.
 

Cybister

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Barsche und Forellen dürfte passen, aber wenn ich mir überlege, an was für Ködern sich 30er Hechtlein vergreifen und das auch grosse Hechte versuchen, fast gleich große KollegInnen zu erbeuten, halte ich das für eher unwahrscheinlich. Ich gebe da Dietmar recht, das wird sich ein stückweit über die Kleinlebensräume Strömung/ Stillwasserbereiche auseinander dividieren, aber manchmal ist Esox auch in der Strömung unterwegs bzw. wird einen Sprint aus dem Stillbereich in die Strömung machen, wenn eine Forelle günstig steht.
Große Hechte wird man in solchen Gewässern glaube ich aber nicht finden, die dürften ab einer bestimmten Größe bachabwärts wandern.
 

Cybister

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Wenn die Fänge dann gleich bleiben würden, liegt es am Lebensraum im Abschnitt, der nur x Tiere „trägt“. Bzw. Das wäre dann ein Gleichgewichtsbestand, der sich trotz Räuberdruck halten kann. Wenn die „überschüssigen“ Forellen mangels idealer Einstände dann die aussuchen, die schon vom E-gesocks belegt sind, gibts Forelle zu Essen bei Hechtens….
 

AssAssasin

Barsch Vader
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Bei uns kommen Hecht, Barsch und Wels zusammen mit Bachforellen klar.
Entnommene Hechte haben eigentlich nie Forellen im Magen, immer Weißfisch oder Krebse.

Meistens liegt die Problematik daran dass jeder halbwegs taugliche Bach plötzlich als Salmonidengewässer dargestellt wird.
Wo sich die Bachforelle ohne Besatz nicht behaupten kann findet sie ganz einfach keinen passenden Lebensraum und es ist halt doch "nur" Barbenregion.
 

corrttx

Finesse-Fux
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dem sonnigen Süden
Das mit dem Forellen fressen kommt mMn ja auch daher, das jeder Hinz&Kunz Verein Ihre Pfützen mit Regenbogenforellen aus Zuchtanlagen fluten (da hat man ja auch was von seinem Jahresbeitrag *reusper*).
Die sind, so empfinde ich das zumindest, wahrlich nicht die hellsten Fische im Wasser. Schwimmen dauerhaft im Kreis, suchen sich keine Unterstände, etc. Das die Hechte hier beherzt zugreifen, dürfte klar sein. Ist bei uns leider nicht anders.
 

dietmar

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Schon klar, wenn man jährlich etwa 700kg Forellen besetzt und noch nicht Mal die Hälfte an Gewicht gefangen wird, dann liegt das an Abwanderungen. Vor allem, wenn man ohnehin schon gut 15 zusammenhängende Streckenkilometer ohne Zu- und Abflüsse bewirtschaftet.

Es gibt mit Sicherheit Abwanderungen, keine Frage. Aber die Größenordnung deutet schon sehr stark darauf hin, dass sich hier andere Räuber bedienen.

Hauptgründe für geringe "Rückfangmenge":

- Das Gewässer ist überbesetzt. Das gilt für fast alle von Vereinen bewirtschaftete Gewässerstrecken. Es gibt deutlich weniger gute Standplätze als Fische im Gewässer.

- Viele Gewässer sind sauberer geworden und damit nahrungsärmer.

- Besatzfische besitzen so gut wie keine Standorttreue. Ist wissenschaftlich belegt. Für ihre Standorttreue spielt ein guter Standplatz und Nahrung die Rolle. Nicht wo man sie in's Wasser geschmissen hat.

- Ein starker Befischungsdruck sorgt für Ausweichreaktionen.

- Der Entnahmedruck durch Schwarzangler kann ein Mehrfaches betragen von dem der Vereinsmitglieder.,...und keiner bekommt es mit.

- Viele Besitzer bekommen die Besuche der großen schwarzen Vögel kaum mit.

- Viele Vereinsmitglieder tragen Fänge nur selten ein, damit unentdeckt bleibt, was sie wirklich alles mitnehmen.

Hechte müssen oft als Ausrede für alle vorgenannten Faktoren herhalten.
 
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Sushler

Nachläufer
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Snotling4149

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Ich kopier mal das Abstract der Studie hier rein, weil das wohl nicht jeder durchlesen wird:

Statistical models, accounting for spatial non‐independence among lakes, suggested that lakes with greater area, maximum depth and stream connectivity show a higher probability of coexistence. Introductions of E. lucius are likely to have negative effect on S. trutta stocks in small isolated lakes, but coexistence may be possible in larger systems.

Noch kürzer:
Geht nur mit reichlich Platz zum Ausweichen gut.
 
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Wolf

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M.E. lässt sich aus der Studie wenig für einen Bach ableiten. Zudem fällt auch extrem viel unter den Begriff Bach, dass auch diese Info keine Abschätzung ermöglicht.

Eines kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen - der Hecht frisst, was er kriegen kann. In einem Bach mit vorwiegend Forellen sind das eben Forellen. Aber ist das Habitat überhaupt dauerhaft hechtgeeignet, sprich ist insgesamt genug Fisch vorhanden, was ist mit der Vermehrung, Ruhebereichen etc.?

In der Traun als Top-Forellengewässer gibt es z.B. sehr große Hechte. Aber es sind nicht sehr viele, weil eben vieles da für den Hecht nicht passt. In einem trägen verkrauteten Tieflandbach können viele Hechte drin sein und trotzdem gute Forellen, weil auch genug andere Fische drin sind, die auch als Futter herhalten können. In einem kleinen flachen Wiesenbach hingegen frisst ein Hecht vielleicht auch mal kurzfristig einen kleinen Abschnitt leer. Dann ist zwar der Schaden groß, der Hecht dann aber anschließend auch weg (abgewandert, verhungert, gefressen oder gefangen).

Bei den irischen Seen ist es ja auch sehr unterschiedlich. Viele gerade der moorigen Seen sind wegen ihres pH-Wertes vergleichsweise nahrungs- und insektenarm. Die Reproduktion in den einmündenden Gewässern funktioniert aber top. Also große Reproduktion, geringe Abwachsraten, entsprechend massenhaft kleine Fische. Dann gibt es aber auch kalkhaltige Seen mit viel Insekten, guten Abwachsraten aber nur wenigen und oft trocknen Zuflüssen, in denen die Reproduktion nicht gut klappt. Also wenige aber sehr große Fische. Da sind die Effekte von Hechten im Gewässer entsprechend auch vollkommen unterschiedlich. Im einen See ist der Effekt für den Angler eher positiv, weil die Abwachsraten der Forellen durch Ausdünnung steigen, im anderen See ist es negativ, weil die wenigen Forellen mittelfristig fast alle gefressen werden - was der Reproduktion zusätzlich abträglich ist.

Botschaft: man muss das Gewässer individuell betrachten. Aber ganz grob kann man auch sagen: kommen Hecht und Barsch im Bach von alleine vor, ist es ohnehin eher kein Forellengewässer. Das ist der Punkt, auf den auch @AssAssasin schon hinwies - ein Gewässer wird nicht dadurch zum Salmonidengewasser, indem man Forellen rein schmeißt.
 
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