Hecht Uwe Pinnau: Hauptsache laut!


Wer hat es nicht schon einmal erlebt: Man angelt den ganzen Tag ohne jeglichen Lichtblick und kurz vor Toresschluss, stellt sich nach dem letzten und entscheidenden Köderwechsel doch noch der Erfolg ein und der glückliche Angler konnte den drohenden Schneidertag noch einmal abwenden. Oftmals wird sich bei genauerer Betrachtung des „Jokers“ herausstellen, dass er merkwürdige Geräusche von sich gibt, sobald man ihn durch schütteln zum Leben erweckt.

Die meisten Spinnfischer unter den Raubfischanglern werden schon Erfahrungen mit Rassel(Rattle)Wobblern gemacht haben. Meistens wohl eher zufällig, ungewollt, oder gar zwangsläufig, denn mittlerweile ist ein Großteil der handelsüblichen Modelle mit Kugeln ausgestattet, die durch den Lauf des Köders aktiviert, den verführerischen Rasselsound erzeugen. Neu ist die Idee nicht, denn schon der gute Big S klapperte, sobald er unter Zug war. Heutzutage sind Geräuschwobbler für nahezu alle Angelbereiche verfügbar, sei es das schwere Tiefschleppen in Talsperren, oder leichtes Wurfangeln in flachen Buchten, im Fluss, oder an Krautbänken.

Unter den Kunstköderfetischisten im DHC haben sich verschiedene Meinungen und Vorlieben herausgebildet warum und in welchen Fällen Geräuschköder besonders fängig- oder zumindest herkömmlichen Modellen ein Stück voraus sind. Immer dann, wenn „normale“ Wobbler ihre Reize nicht an den Mann, will meinen den Fisch, bringen können, schlägt die Stunde der rappelnden und klappernden Modelle. Die besagten Reize bestehen aus der visuellen Wahrnehmung des Köders durch den Raubfisch und den durch die Laufaktion entstehenden Schwingungen, welche durch die Seitenlinie wahrgenommen werden. Die sich unter Wasser sehr schnell ausbreitenden Schallwellen von Rasselwobblern stellen ein weiteres Argument für den Fisch dar zuzubeißen, erst recht wenn er den Köder nicht sehen kann.


Besonders beim Fischen bei Nacht, in großen Tiefen, in trübem Wasser, oder auch bei starkem Wind können Geräuschköder ihren zusätzlichen Trumpf ausspielen. Das soll aber nicht heißen, dass die Geräusche bei Idealbedingungen stören würden, die Fische werden durch den neuen Reizcocktail eben nur noch stärker angesprochen oder gereizt. Es fällt auf, dass die eher flach tauchenden Modelle hohe Töne erzeugen, während die Tiefläufer auch meist Tieftöner sind. Die Reichweite von tiefen Tönen ist im Wasser bedeutend größer, da sie nicht so schnell absorbiert werden. Die Tiefläufer sprechen ein viel größeres Wasservolumen an und sind auch bedeutend schwerer visuell zu orten, deshalb müssen sie auch ihre Signale weiter senden. Die hochtönenden Flachläufer haben ein kleineres Wirkungsspektrum können sich oftmals mehr durch Farbgebung und Lauf in Szene setzen und haben auch nicht so viel lautabsorbierende Wassermassen um sich.

Allgemein lässt sich sagen, dass Wobbler und andere Kunstköder nicht zwingend Geräusche von sich geben müssen, um Fische zu fangen, aber es stellt einen nicht zu unterschätzenden Nebeneffekt dar, auf den der erfolgsorientierte Spinnfischer nicht verzichten sollte! Viele der meistbenutzten und meistverbreiteten Wobbler sind finnische Holzwobbler und somit von traditioneller Bauweise, ohne Kugeln und Geräuscheffekte. Auch sie fangen ihre Fische und das schon seit Jahrzehnten, doch wer weiß, wie gut sie erst wären, würden sie auch klappern und rasseln?

Unsere Mitglieder sind an den verschiedensten deutschen und auch ausländischen Gewässern aktiv, um dort vornehmlich Hechte zu fangen. Viele tun dies mit Kunstködern, insbesondere mit Geräuschwobblern, welche sich vielfach bewährten und in unseren Reihen einen ausgezeichneten Ruf genießen. Selbst der beste Köder der Welt ist aber ein Muster ohne Wert, wenn die Zielfischart kaum- oder gar nicht vorhanden ist. Dies trifft für den Hecht in vielen Gewässern zu, wo sich der stark befischte Bestand nur noch durch teure Besatzmaßnahmen halten lässt, statt sich von selbst zu regenerieren. Dazu müsste aber erstmal die Einsicht reifen, dass es Sinn macht, auch mal einen starken Räuber zurückzusetzen, um der Art und sich selbst eine anglerische Zukunft zu garantieren.
 
Petri Heil