Fangberichte Doppelt hält besser


Die Raubfischsaison war erst wenige Tage alt, und die lang herbeigesehnten Zanderansitze im Frühjahr konnten beginnen. Aus den Smalltalks mit den Vereinskollegen, die man ja immer wieder im Angelladen trifft, erfuhr ich, dass in einem See, den mein Verein erst seit kurzem gepachtet hatte, einige gute Zander gefangen worden waren. Prima, dachte ich mir, da probierst du auch mal dein Glück. Als Thomas, mein Schwager und guter Angelkollege, dann noch von einem Bekannten erzählte, der an einem Abend gleich drei gute Fische über 5 Pfund gefangen hatte, wollte ich am liebsten sofort losziehen um den Stachelrittern nachzustellen.

Ein paar Tage später war es dann endlich soweit. Das Wetter schien günstig, schnell wurden am Nachmittag ein paar Köderfische gestippt und los ging es zum neuen See des Vereins. Mit routinierter Hektik wurden die Rutentaschen geschultert, die Eimer gepackt und mit schnellen Schritten den erhofften Großzandern entgegengeeilt. Super: die Stelle, die uns der Bekannte meines Schwagers verraten hatte, war frei. Mein Schwager setzte sich direkt an die „Topstelle“, und ich wählte einen Platz ca. 40 Meter weiter links. In Windeseile wurden die Ruten zusammengesteckt, beködert und ausgeworfen. Dann begann das Warten auf den ersten Biss.


Bei einem Becher Tee diskutierten wir über unsere Montagen und ob die Köder auch am „richtigen“ Platz lagen. Plötzlich meldete sich mein Bissanzeiger mit einem Dauerton, und ich hielt in meinem Geiste schon einen schönen Zander in den Händen. Doch wie sich kurz darauf herausstellte, zogen die halbstarken Satzkarpfen im letzten Licht der untergehenden Frühlingssonne im flachen Uferwasser ihre Bahnen und mussten natürlich unbedingt durch meine Schnur schwimmen. Nicht, dass ich nicht auch gerne Satzkarpfen mit der Matchrute fange, aber heute sollte es Zander geben! Mittlerweile war es schon kurz nach elf, die anfänglich hohe Erwartungshaltung sank von Minute zu Minute. Na gut, lieber noch einen Tee einschenken als zu früh aufzugeben, ist unser Motto. Ich hatte noch nicht ganz den ersten Schluck getrunken, als sich der Bissanzeiger von Thomas meldete und in stetigen Abständen signalisierte, dass es sich diesmal anscheinend nicht um einen Schnurschwimmer handeln konnte. Schnell lief ich hinüber, um meinem Schwager mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Plötzlich Stille. Hatte der Fisch den Braten gerochen, oder war er noch mit dem Köderfisch beschäftigt?


Wir entschieden uns dafür, noch ein wenig zu warten, als auf einmal mein Bissanzeiger aufheulte. Ich eilte also wieder zurück zu meinen Ruten, doch dort angekommen, war der Spuk schon wieder vorbei. Der Rollenbügel war wie immer geöffnet, also entschied ich mich dafür, Thomas zu assistieren, da sein Fisch wieder begonnen hatte zu laufen. Als ich wieder bei ihm war, hatte Thomas schon angeschlagen und drillte. Der Fisch machte allerdings erst einmal das, was er wollte. Er sauste nach links und rechts, dann wieder blieb er auf einer Stelle stehen und war nicht mehr zu bewegen. Zwischendurch dachten wir immer wieder an einen kapitalen Aal, der sich festgesetzt hatte. Nach schier endlos langen Minuten schien er langsam müde zu werden, und Thomas drillte ihn erfahren, aber nervös ins Flache. Dann sah ich ihn zum ersten Mal. Grimmig schaute ein großer Zander mich im Schein der Kopflampe an.


„Ein Monster“, rief ich Thomas zu. Noch ein, zwei Fluchten und gleich mit dem ersten Kescherversuch klappte die Landung. Mit zittrigen Händen nahm Thomas den Kescher mit dem Prachtzander entgegen. Er stieß einen Freudenschrei aus, und eine hektisch euphorische Unterhaltung begann. Schnell wurde er gemessen und gewogen: 13 Pfund und 89 cm – unser Größter bisher! Während des Abhakens passierte dann das Unglaubliche. Ich sagte zu Thomas: „Nun schau dir mal deinen Köderfisch an, die Rotfeder kannste gleich noch einmal nehmen, die ist total unversehrt.“ Etwas verdutzt antwortete er: „Wieso Rotfeder? Ich hatte doch einen Barsch als Köder!“ „Aber……..“ Stille. Das mussten wir nun erst einmal verdauen. Beim genaueren Betrachten fanden wir nun auf einmal zwei Hauptschnüre, zum einen Thomas‘ Monofile und zum anderen meine Geflochtene. Beide Einzelhaken, mit denen wir unsere Köderfische versehen hatten, saßen fest und sicher im Maul des Zanders. Der Zander hatte also innerhalb von 2-3 Minuten unsere beiden Köderfische, die immerhin 40-50 Meter auseinander lagen, inhaliert. Mensch, stimmt ja, ich hatte doch auch gerade einen Biss. Den hatten wir allerdings in der ganzen Aufregung total vergessen.



Insgeheim denke ich mir, wenn ich zuerst angeschlagen hätte oder Thomas einen Abriss gehabt hätte, dann wäre es mein Prachtzander gewesen. Aber auch so war es einfach ein tolles Erlebnis, an das wir uns wohl noch ewig erinnern werden. Und da sag noch einmal jemand, der Zander sei ein scheuer Geselle !!!


Mit freundlichen Grüßen


DozeyDragoN

M
schöner zander, nurn komischen blick hat er drauf
D
ist die echt passiert? oder war da baron münchhausen mit am wasser????
D
Hi!<br />
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Das ist wirklich so abgelaufen. Schade nur, daß ich "meinen" Biss nicht sofort klargemacht habe... Sonst wäre es sicherlich meiner gewesen.... Geflochtene wäre sicher stärker gewesen.......... Und meinen Schwager wurmt es auch immer wieder ein bißchen, daß er ihn nicht ganz allein gefangen hat *g*<br />
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P.S. Nick ist DozeyDragoN, nicht "donsey..." *ggg*
D
Der hat noch grimmiger geguck, als er frisch aus dem Wasser gekommen ist. Leider hatten wir diesen Abend keine Kamera dabei, deshalb ist das Bild rst am nächsten Morgen entstanden...<br />
Gruß, DozeyDragoN
W
starke geschichte. seid froh, das ihr nicht gleichzeitig gedrillt habt, wer weis was dann passiert wäre.
D
Haben wir uns auch ausgemalt. Vermutlich hätte keiner das Tauziehen gewonnen, da wir in 2 kleineren Buchten nebeneinander fischten. Also hätten wie in der direkten Linie zwischen uns einen Landzunge gehabt......
D