Barsch Barsch-Alarm-Interview mit Henk Simonsz


Auf der ANSPO 2003 traf ich Henk Simonsz am SPRO-Stand. Bereitwillig und mit der typisch holländischen Gelassenheit beantwortete er mir einige Fragen zum Angeln auf Barsch und Zander mit dem Gummifisch. Für mich besonders interessant war es, etwas über das Vertikalangeln zu erfahren, das in Holland sehr viele Anhänger zu haben scheint. Denn wenn man sich die Artikel in den Fachzeitungen mal so anschaut, kommt aus Holand recht viel zu diesem Thema. Aber lest selbst, was mir der Raubfisch-Experte so alles erzählt hat.


Barsch-Alarm: Was sind für Sie klassische Barsch-Spots?
Henk Simonsz: Prinzipiell sind es Plätze mit besonderen Strukturen, die interessant für den Barschangler sind. Barschberge zum Beispiel. Oder auch Schleusen sind immer gut. Und Stellen, an denen ein Fluss in den anderen fließt. Und auch die Hafeneinfahrten sind immer gut für ein paar dicke Barsche. Im Winter geh ich dann an die tiefen Seen…

Hier angle ich vertikal in mindestens 10 m Tiefe. Im Sommer suche ich die Barsche mit einem tieflaufenden Rassel-Wobbler, den ich hinter meinem Boot herschleppe. Wenn ich einen guten Biss habe, markiere ich die Stelle mit einer H-Boje und schleppe noch ein wenig weiter. Wenn ich dann ein paar Stellen gefunden habe, angle ich diese vertikal dann mit Gummifischen ab. Also ganz wichtig: die Barsche mit viel Lärm (natürlich geht der nur vom Wobbler aus) suchen und dann die Spots gründlich mit Gummis abfischen. Ideal ist es, wenn der Wobbler ständig gegen den Boden schlägt. Das macht die Barsche wahnsinnig. Ich angele ja am liebsten auf große Barsche. Deshalb markiere ich einen Punkt nur, wenn da ein guter Barsch gebissen hat. Wenn ein kleiner dranhängt, mache ich ihn ab und suche mir gleich einen anderen Platz.

Barsch-Alarm:
Das Vertikalangeln ist in Holland ja ganz groß in Mode. Oder täuscht der Eindruck und fischen in Wahrheit nur wenige  Experten vertikal.
Henk Simonsz: Nein. Nein. Das Vertikalangeln ist ganz einfach und nahezu jeder Raubfischangler in Holland praktiziert das. Keine Ahnung, warum sich das Vertikalangeln in Deutschland noch nicht so durchgesetzt hat wie bei uns. Es ist auf jeden Fall einfacher als das Werfen mit dem Gummifisch. Viel wichtiger als die Technik ist es aber, das Wasser zu lesen.

Barsch-Alarm:
Wie läuft das beim Vertikalangeln eigentlich genau? Ist das Boot ständig in Bewegung?
Henk Simonsz: Ja. Genau. Mit dem Elektromotor kann man eine sehr langsame Fahrt machen und sich dann Zentimeter für Zentimeter an den Hotspots verschieben. Im Herbst z.B. sitzen die Barsche bei uns zwischen 3 und 6 Metern. Und wenn ich dann mit dem Boot über die verschiedenen Tiefen treibe und die Kante Stück für Stück abklopfe, finde ich irgendwann zwangsläufig auch die Barsche. Aber man muss die Räuber eben immer suchen. Und wenn man sie gefunden hat, ist alles gut. Dann geht es vertikal zur Sache.

Barsch-Alarm:
Was sind die klassischen Köder zum Vertikalangeln?
Henk Simonsz: Gummifische, die schön im Wasser stehen. Im Winter sind solche Gummifische am besten, die gar nicht viel Eigenaktion haben. Denn die Beutefische bewegen sich im kalten Wasser auch nur sehr sparsam.

Barsch-Alarm:
Und was gibt’s vertikalangeltechnisch zur Köderführung zu sagen? Wie hauchen Sie dem Köder Leben ein?
Henk Simonsz: Das kommt auf den Zielfisch an. Zander reize ich mit sehr kurzen Bewegungen. Barsche mögen es auch schon mal etwas wilder. Da kann man die Rutenspitze schon mal 30 bis 50 cm anrucken. Bei Zandern reichen zwischen 5 und 15 cm – besonders im Winter.

Barsch-Alarm:
Die Barsche wollen’s also wilder?
Henk Simonsz: Ja. Beim Barsch ist es wichtig, den Köder in Aktion zu versetzen. Die lieben meistens einen aggressiv laufenden Köder.

Barsch-Alarm:
Wann kommen dann die meisten Bisse?
Henk Simonsz: Das ist wie beim Wurfangeln. Die Bisse kommen fast immer kurz bevor der Köder den Boden berührt. Also in der Absinkphase. Oft ist es so, dass plötzlich kein Widerstand mehr da ist. Das Gewicht des Bleikopfes ist dann nicht mehr zu spüren. Dann muss man anhauen. Denn ein Barsch hat den Köder dann von unten genommen.

Barsch-Alarm:
Angelt man in Holland lieber mit Kunstködern oder mit Köderfischen auf Raubfische?
Henk Simonsz: Auf jeden Fall mit Kunstködern! Ist ja auch klar. Da kann man ja auch viel mehr fangen. Aber mal was anderes: Ganz wichtig beim Barschangeln ist es, einen Platz nicht zu lange zu beangeln. Zwar sind immer eine Menge Barsche hinter dem Köder her. Aber wenn man zu lange an einem Punkt angelt, vergrault man die Fische oft ganz und gar. Besser ist es, nur wenige Fische aus einem Schwarm herauszufangen, den Rest dann fünf Minuten in Ruhe zu lassen und dann etwas später zurückzukommen, um es erneut zu versuchen. Das bringt auf Dauer mehr Fisch. So kann man eine Schwarm dann so richtig erfolgreich beangeln. Die Fische gewöhnen sich schnell an einen Köder. Ich habe bei mir an einem Fluss einmal beobachtet, wie schnell das geht: Ich stand auf einer Brücke und habe die Fische an einer Krautbank mit einem Spinner angeworfen. Beim ersten Wurf hing einer und fast 10 Fische gingen dem Köder hinterher. Beim zweiten Wurf haben sich dann noch fünf Fische für den Spinner interessiert. Beim dritten Wurf waren das nur noch zwei. Und beim vierten Wurf hat nichts mehr gebissen. Hätte ich kurze Pausen eingelegt, hätte ich bestimmt die ganzen Fische aus dem Schwarm gefangen. Und das ist auch der größte Fehler, den die meisten Angler beim Barschangeln machen. Sie bleiben zu lange mit dem selben Köder am selben Platz.

Barsch-Alarm:
Wie wichtig sind Farben?
Henk Simonsz: Alles ist wichtig: der Platz, die Köderführung und natürlich auch die Farbe. Ich habe irgendwann mal ganz am Anfang meiner Karriere gehört, dass Rot eine gute Farbe ist. Und das hat sich über die Jahre bestätigt. Köder mit Rotanteilen fangen oft besser als andere Köder. Aber sehr wichtig ist auch das Gerät. Ich lege z.B. Wert auf eine softe Rute. Mit der bekomme ich dann auch alle Fische raus, die beißen. Mit zu hartem Gerät gibt’s häufig Aussteiger.

Barsch-Alarm:
Angeln Sie dann auch oft mit monofilen Schnüren?
Henk Simonsz: Nein. Ich angele am liebsten mit extrem dünnen geflochtenen Schnüren, die den Köder schnell runtergehen lassen. Die fehlende Dehnung gleicht die etwas weichere Rute aus. Aber noch mal zurück zu den Farben. Es gibt Tage, an denen die Farbe wirklich wichtig ist. Aber an 80 Prozent aller Angeltage spielt die Köderfarbe eine untergeordnete Rolle. Wenn man Zander fangen will, ist Gelb immer eine gute Wahl. Bei Barschen Rot.

Barsch-Alarm:
Komisch eigentlich. Denn man sagt ja, dass Rot die Farbe ist, die in der Tiefe zu grau wird. Zumindest für das menschliche Auge.
Henk Simonsz: Ja eben – für den Mensch! Aber doch nicht für einen Fisch. Die haben doch ganz andere Augen. Aber es geht oft vielleicht nicht einmal um die Farbe, sondern mehr um den Kontrast. Vielleicht bietet Rot auf drei Metern einen besseren Kontrast als Blau.

Barsch-Alarm:
Gibt es jetzt noch bestimmte Regeln wie z.B. bei trübem Wasser ist ein greller Köder besser?
Henk Simonsz: Das kann man so nicht sagen. Das ist von Gewässer zu Gewässer unterschiedlich. Es gibt Seen, die ganz ähnlich aussehen. Aber an beiden Seen reagieren die Fische auf ganz andere Farben. Es gibt also so etwas wie regionale Vorlieben. Ich habe bestimmte Lieblingsfarben und probiere eine nach der anderen aus, bis ich die Farbe gefunden habe, die an dem Gewässer zu dem Zeitpunkt geht. Das sind dann einfach Erfahrungswerte, die man für jedes Gewässer neu sammeln muss. Da gibt es keine Theorie von wegen bei dem und dem Luftdruck und dem Winkel der Sonneneinstrahlung ist es die eine Farbe, die überall Fische bringt. So ein Schwarz-Weiß-Denken kann nicht funktionieren.

Barsch-Alarm:
Also muss man sich auf jedes Gewässer einstellen?
Henk Simonsz: Ja genau. Es spielt z.B. auch immer eine Rolle, was die Barsche in einem Gewässer jagen. Sind sie hinter größeren Weißfischen oder ganz kleinen Kaulbarschen her. All das muss man bei der Köderwahl berücksichtigen.

Barsch-Alarm:
Sind Sie eigentlich Angelprofi? Kann man das so sagen?
Henk Simonsz: Ja. Ja, ja. Ich bin einer der Glücklichen, die es geschafft haben, Ihr Hobby zum Beruf zu machen.

Barsch-Alarm:
Wie sieht das in Holland aus? Gibt es da viele Menschen, die als Profi nur vom Angeln leben können?
Henk Simonsz: Nein. Absolut nicht. Das sind gerade mal der Bertus (Rozemeijer), der Jan Eggers, der Dietmar (Isaiasch) und ich. Das war’s. Aber das ist auch genug. Vier sind genug. (Anmerkung: Da musste der Herr Simonsz dann auch lachen.)

Barsch-Alarm:
Thema Wettangeln. Gibt es richtige Barschangel-Contests bei Euch in Holland?
Henk Simonsz: Ja. Da gibt es Wettkämpfe. Ich nehme an solchen Veranstaltungen nicht teil. Ich hab mal vor sieben Jahren mitgemacht. Das gibt es in einer kleinen Region, in der das Barschangeln eine eigene Kultur geworden ist. Aber meist werden hier nicht wirklich viele und große Barsche gefangen. Aber bei den holländischen Zandermeisterschaften werden die besten Barsche auch prämiert.

Barsch-Alarm:
Vielen Dank, Herr Simonsz. Die Barsch-Alarm-Besucher werden sich sicher über dieses Interview mit Ihnen freuen.

T
tolles interview.<br />
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ich hätte gern mal nen ausführlichen beitrag über das vertikalangeln. also wies funktioniert etc.<br />
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wie wärs mal mit sowas hannes ?
G
mensch tinsen!<br />
selbst ist der mann. lass uns einfach mal vertikal losziehen!
T
mensch chirs ;)<br />
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ich weeß doch net wies geht !!!<br />
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stelle mir das irgendwie so wir driftangeln in norwegen vor. nur das die drift durch den motor kommt. ist doch dann aber wieder schleppangeln....<br />
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G
neee!<br />
is eigentlich ganz easy!<br />
wir suchen uns einen gutem spot aus, schauen aufm echolot wo die fische stehen und lassen uns drübertreiben - köder runter, ein bischen rumgezupft - fertig!
D
kommt in der fisch und fang vom nächsten april. kann leider nicht so viel vorweg nehmen. aber ich werd den einen oder anderen artikel mit details bringen.
D